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Hart aber herzlich - der kritische Fotothread (Gelesen 131860 mal)
Moderator: thomas
- thomas
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Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Für mich war auch die Diskussion zu fars' Foto noch nicht zu Ende. Denn interessant war daran, dass fars es ganz anders sah als die meisten von uns. Meiner Meinung nach ist das eben der Unterschied zwischen einem Motiv, das jemand sieht und fotografiert, und einem bewussten Foto von einem Motiv, bei dem auch Betrachter, die nicht dabei waren, eine Chance haben es zu verstehen. Ist vielleicht schwer verständlich ausgedrückt, aber m.E. ist das eines der grundlegenden Themen, wenn wir hier über ambitionierte Fotografie und gute Fotos reden.Jedenfalls ist es ziemlich sicher verd*mmt schwer, dieses facettenreiche Motiv in einem Foto zu erfassen. Ich hätte wahrscheinlich zwei oder drei Fotos gemacht, die verschiedene Blickwinkel wiedergegeben und sich so ergänzt hätten. Alles in einem Foto geht halt meistens nicht.frida, auch bei dir ist das Motiv sehr reizvoll, das Foto ist auch nicht schlecht, hat aber ein paar Schwächen. Erstens kompositorisch: rechter Ahorn zu dominierend, und generell zu viel drauf auf dem Foto. Zweitens fotografisch: Sonnenlichtfleck rechts wirkt leider störend, wenn auch anders gedacht.Aber weder kann ich die Farben zu satt noch den Sonnenstrahl zu wenig golden finden, beides finde ich so in Ordnung wie es ist.Und auch die Steine im Vordergrund gefallen mir. Nur ist es wahrscheinlich wirklich zu unentschieden, vielleicht hätten sie noch dominanter in den Vordergrund gehört.Ich hätte von dem Motiv bestimmt etliche Varianten geschossen, wenn Zeit dazu war ... hast du wahrscheinlich auch?Liebe GrüßeThomas
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Hallo fridaIch sehe zwei Motive in dem Bild, die sich Konkurrenz machen: Der rote Baum (mit Sonne) und der felsgesäumte Weg, der in die Tiefe führt.(der aber auch nicht im Schwerpunkt des Bildes liegtfalls man das Rot als Rahmen sieht).Ein roter Baum ist zwar beeindruckend wirkt im Detail aber auch leicht langweilig.Das Hauptmotiv wäre für mich der Weg. Aber selbst bei einer Konzentration auf dieses Motiv (Hochformat, Bäume seitlich stark beschnitten), schlägt das Rot das Motiv meines Erachtens noch tot.Selbst ein abmildern der Farbe kann da meines Erachtens nicht helfen.Eine Möglichkeit, beide Eycatcher zu einer Einheit zusammenzufassen,wäre vielleicht ein breitgelagerter Ausschnitt (ohne Himmel). Dann macht der Baum sich nicht so mausig, und man bekommt den Eindruck, aus dem Wald (hier ein besonderer (rot)) herauszutreten.Gruß Henning
Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Thomas, du hast dich nicht schwer verständlich ausgedrückt, sondern es genau auf den Punkt gebracht. Genauso sehe ich das auch. Die besondere Kunst in der Fotografie besteht u.a. darin, das Bild, das man vom Aufnahmestandort im Kopf hat möglichst zu verbannen und sein eigenes Foto mit einem Fremdblick zu betrachten. Erst dann vermag man zu urteilen, ob beim Betrachter etwas rüberkommt.LG EviDenn interessant war daran, dass fars es ganz anders sah als die meisten von uns. Meiner Meinung nach ist das eben der Unterschied zwischen einem Motiv, das jemand sieht und fotografiert, und einem bewussten Foto von einem Motiv, bei dem auch Betrachter, die nicht dabei waren, eine Chance haben es zu verstehen. Ist vielleicht schwer verständlich ausgedrückt, aber m.E. ist das eines der grundlegenden Themen, wenn wir hier über ambitionierte Fotografie und gute Fotos reden.
Nutze die Talente, die du hast.
Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen (Henry Jackson van Dyke, 1852 - 1933)
Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen (Henry Jackson van Dyke, 1852 - 1933)
Re:Sind Fotografen verhinderte Maler?
Welcher Fremdblick, Evi?Jeder Betrachter interpretiert ein Bild auf seine Weise und das Urteil kann von Verurteilung bis Begeisterung reichen, oftmals allein aus dem Gefühl heraus und nicht konkret begründet. Oder soll der Fotograf bei der Produktion des Bildes den "Mainstream" im Kopf haben? Ist es nicht ehrlicher, wenn er allein seinem Gefühl folgt, sich aber dann, so er das Bild veröffentlicht, dem Urteil des Publikums stellt?Etwas anderes ist mir bei den Kritiken nicht nur zu meinem Bild aufgefallen. Wie authentisch will/soll/darf der Fotograf sein? Soll er die "Realität" abbilden, so wie er sie empfindet und in der Hoffnung, der Fremdbetrachter möge ihm folgen (klar, möglichst technisch perfekt), oder verändert er das, was die Kamera aufgenommen hat, durch Manipulationen mittels eines Bildbearbeitungsprogramms? Dann würde der Fotograf sich wie ein Maler verhalten, der durch Hinzufügen oder Weglassen die Objekte so abbilden kann, wie er sie sehen möchte, aber dem die handwerkliche Fähigkeit fehlt, zu malen.Die Wirklichkeit ist eben nicht vollkommen, so dass sie dem kritischen Auge der hier Versammelten standhält. Ich finde fridas Gartenbild wunderschön und aus Laiensicht vollkommen. Soll der rechte Baum sich entschuldigen, dass er nicht bildgerecht gewachsen ist? Oder sollte frida womöglich ein anderes Gewächs hineinkopieren, damit den Betrachtern gefällt?Anders formuliert: Will man hier das unperfekte Leben oder das perfekte Kunstprodukt (spitz ausgedrückt: das künstliche Produkt)?Die besondere Kunst in der Fotografie besteht u.a. darin, das Bild, das man vom Aufnahmestandort im Kopf hat möglichst zu verbannen und sein eigenes Foto mit einem Fremdblick zu betrachten. Erst dann vermag man zu urteilen, ob beim Betrachter etwas rüberkommt.
Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Ich denke es geht darum, dass der Photograf noch das ganze Drumherum im Kopf hat - wie war das Licht, die Umgebung, die eigene Stimmung. Und daran erinnert man sich beim anschauen des eigenen Bildes.Aber der unbedarfte Betrachter weiß davon nichts. Und wenn man richtig gute Fotos machen möchte, dann bedeutet das, dass sie eben viele Menschen in den Bann ziehen.Und dann muss ich mein Photo aus deren Blickwinkel betrachten können und alle Hintergrundinfos beiseite schieben.Kann schon sein, dass es in einem solchen Bild dann Details erst auf den zweiten Blick zu erfassen gibt. Nur muss das der Betrachter alleine schaffen - ohne Hinweis des Photografen.
Wenn Du einen Schneck behauchst, schrumpft er ins Gehäuse,
Wenn Du ihn in Kognak tauchst, sieht er weiße Mäuse. (Ringelnatz)
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Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Das eben sind für mich zweifelhafte Argumente. Oder ist Beuys demnach gescheitert?Und wenn man richtig gute Fotos machen möchte, dann bedeutet das, dass sie eben viele Menschen in den Bann ziehen.Und dann muss ich mein Photo aus deren Blickwinkel betrachten können
Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Das war mein Ansatz, als es um die Diskussion eines neuen threads ging oder eben nicht.Vordergründig erscheint mir zunächst einmal die Freude am eigenen Bild ganz subjektiv gesehen. Ob dieses Bild von jemand anderem verstanden wird oder nicht, sei mal dahin gestellt.Allerdings: wenn man ein Bild zeigt, möchte man einerseits etwas erzählen damit ( Zeit, Ort, Stimmung ect. - "schau mal, so schön war es", also Kommunikation mit Antworten ), andererseits - so wie in diesem thread - stellt man es zur Diskussion und möchte etwas erfahren, was man wie derart machen kann, daß das, was man selbst empfand, bei den Betrachtern ganz eindeutig ankommt. Das hat mit mainstream eher weniger zu tun sondern damit, ob jemand die "Bildmitteilung" verstehen kann... oder z.B. eben nicht, weil Komposition/Ausschnitt/Blickwinkel ect. nicht dazu angetan sind. Oftmals lassen sich Dinge nicht verändern ( ich kann keine Bäume verrücken, aber Bildausschnitte beeinflussen ) - vielleicht aber bei einer ähnlichen anderen Situation berücksichtigen - wenn man es möchte. Oft ist ein Schritt nach links oder rechts ausreichend... Kleinigkeiten sehr oft.Ein Bild ist immer ein "Kunstprodukt", völlig subjektiv ob perfektes oder unperfektes Leben. Mann kann einen warmen Ort fotografieren - und ein Betrachter friert beim Anblick des Bildes. Ist das Bild deshalb nicht richtig? Nein... die Erfahrungen des Betrachters spielen eben so eine Rolle wie die des Machers und die Gedanken, Empfindungen, die der Macher einem anderen mitteilen will.OT: Hilfe - ist der thread umbenanntAnders formuliert: Will man hier das unperfekte Leben oder das perfekte Kunstprodukt (spitz ausgedrückt: das künstliche Produkt)?



Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Wenn die Überwiegende Mehrheit nicht in den Bann (egal ob negativ oder positiv) von Beuys Kunst gezogen wird, wird sie wohl auch nicht aufgestellt. Wenn ein Bild beim Betrachter nichts auslöst, wird es nicht ausgestellt.Wenn Dir Dein Photo gefällt und Du Dich daran erfreuen kannst, ist das schön. Wenn Du es aber zeigst und Du der Mehrheit dann keine Stimmung/Empfindung/Bildaussage vermitteln kannst, dann ist es eben auch nicht gut gemacht. Nicht, dass ich es besser könnte - Gott bewahre.Das eben sind für mich zweifelhafte Argumente. Oder ist Beuys demnach gescheitert?Und wenn man richtig gute Fotos machen möchte, dann bedeutet das, dass sie eben viele Menschen in den Bann ziehen.Und dann muss ich mein Photo aus deren Blickwinkel betrachten können
Wenn Du einen Schneck behauchst, schrumpft er ins Gehäuse,
Wenn Du ihn in Kognak tauchst, sieht er weiße Mäuse. (Ringelnatz)
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Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
OT: an mod: warum steht bei meiner Antwort ein anderer Titel 

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Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
OT zur Arbeitserleichterung des Mod, von Nicht-Mod:
Weil fars in # 48 den Threadtitel geändert hat, du selbigen zitiertest und damit mitgenommen hast. / OTOT: an mod: warum steht bei meiner Antwort ein anderer Titel
Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
OT:Danke, habe es geändert. Ich wollte nur den Satz zitieren, nicht die Überschrift.OT zur Arbeitserleichterung des Mod, von Nicht-Mod:Weil fars in # 48 den Threadtitel geändert hat, du selbigen zitiertest und damit mitgenommen hast. / OTOT: an mod: warum steht bei meiner Antwort ein anderer Titel
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Re:Sind Fotografen verhinderte Maler?
Was "man" hier will, hängt sicher davon ab, wie "man" seine eigenen Bemühungen interpretiert. Will einer also dokumentarisch eine Situation abbilden oder will jemand eine Situation so überhöhen, dass das, was der Fotograf in einer bestimmten Situation beim Anblick empfunden hat, auch von anderen empfunden werden kann. Es hängt allein vom Fotografen ab, was er will mit seinen Bildern. (Er kann natürlich auch garnichts wollen...)Auch das unperfekte Leben kann mit großer Kunst so interpretiert werden dass es eben genauso aussieht wie das unperfekte Leben- aber zur Herstellung eines solchen Bildes doch einiges an Können Vorraussetzung ist. (Fällt mir gerade Nan Goldin ein).Wirkliche Kunst ist niemals künstlich, sie ist selbstverständlich und wird unter Umständen erst mal garnicht so als Kunst wahrgenommen...(Der unbedarfte Betrachter pflegt dann zu sagen: ach, das können wir doch selber auch...)Soll ein Fotograf ein Maler sein? Wenn er das will? Warum nicht?Warum sollte Beuys gescheitert sein? Nur weil wie hier noch nicht alle Kriterien gefunden/festgelegt haben unter denen wir die Fotos der anderen betrachten wollen?Vielleicht wäre es gut, wenn jeder, der sein Foto hier zeigt sagt wofür es sein soll: also z.B. - das ist für eine Publikation in einem Gartenkunsband gedacht oder dies ist ein Urlaubsfoto von einem mystischen Moment. Da es um kritische Betrachtung geht wäre es hilfreich zu wissen, ob der Fotograf mit seinem Foto einverstanden ist und es gut findet (dann brauchen wir eigentlich nicht zu diskutieren) oder ob er das Gefühl hat, das da etwas verändert werden sollte. Frida hat das formuliert für ihr Foto.Der fremde Blick auf das eigene Werk ergibt sich aus der Übung (und Wissen). Mit diesem fremden Blick erst lässt sich eine eigen Hervorbringung weiter so verändern das sie aus dem Kontext der eigenen Gefühle herauswachsen kann in eine allgemeingültige Formel. (Um dies zu lernen wurden u.a. Kunsthochschulen erfunden).Unser Kritikfaden hier kann also helfen, den eigenen Blick zu schärfen durch die Blicke der anderen - so man das will, selbstverständlich.Anders formuliert: Will man hier das unperfekte Leben oder das perfekte Kunstprodukt (spitz ausgedrückt: das künstliche Produkt)?Die besondere Kunst in der Fotografie besteht u.a. darin, das Bild, das man vom Aufnahmestandort im Kopf hat möglichst zu verbannen und sein eigenes Foto mit einem Fremdblick zu betrachten. Erst dann vermag man zu urteilen, ob beim Betrachter etwas rüberkommt.
Viele Grüße von
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- thomas
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Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Ich möchte anmerken, dass es in diesem Thread darum geht, Fotos zur Kritik zu stellen. Das bedeutet, dass man sie durch andere ansehen und kommentieren lässt.Insofern sind die vorgebrachten Argumente auf dem Punkt.Und mit der Frage, ob Fotografie nun Kunst ist, hat das jedenfalls nichts zu tun. Denn wenn ein Foto nicht das transportiert, was der Fotograf darin sieht, woran liegt das dann? An den Betrachtern?Eigentlich müsste diesen Fotografen interessieren zu hören, was die anderen sagen. Und dabei geht es weniger um technische Einzelheiten, sondern wesentlich um Bildkomposition.Über Beuys (der immerhin Einiges erreichte und kommunizierte, auch wenn viele Menschen sich heute noch über ihn ärgern) können wir vielleicht eine interessante Diskussion führen, aber das ist hier nicht der richtige Ort dafür.Liebe GrüßeThomasDas eben sind für mich zweifelhafte Argumente. Oder ist Beuys demnach gescheitert?Und wenn man richtig gute Fotos machen möchte, dann bedeutet das, dass sie eben viele Menschen in den Bann ziehen.Und dann muss ich mein Photo aus deren Blickwinkel betrachten können
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Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Können wir diese Diskussion nicht in einem anderen Thread führen? Ich finde sie immerhin elementar. Hier ist sie aber OT.Gruß Birgit
"Erst wenn es zu spät ist, lernen wir, dass das Wertvollste der flüchtige Augenblick ist" (Francois Mitterand)
Traue keinem Bild welches Du nicht selbst bearbeitet hast.
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- thomas
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Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread
Birgit, ich finde diese Diskussion zu großen Teilen eigentlich gar nicht so fehl hier ... Aber du hast natürlich insofern recht, weil sie, wenn sie nun mehr ins Theoretische drehen sollte, den Fortgang des Threads stört. Falls also Interesse an einer eher theoretischen Diskussion über Fotografie besteht, würde ich auch für einen neuen Thread plädieren (BTW, das gab's auch schon mehrfach).Was meint ihr?Liebe GrüßeThomas
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