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Sauerkirsche auf eigener Wurzel (Gelesen 36211 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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max.
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

max. » Antwort #45 am:

...und glaub mir alle waren glücklich einen zu bekommen- also nix mit Negativauslese...
das ist doch gerade die negativauslese! verbreitung einer unangenehmen eigenschaft (wurzelschosse) durch verschickung. undviel schneller, als die pflanze das kann.
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Chica
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

Chica » Antwort #46 am:

Alle sind glücklich, dass der Gubener Spilling so leicht über Wurzelsprosse zu vermehren ist, wäre das nicht so, wäre er im Laufe der vielen Jahre der Mißachtung nämlich schon längst verschwunden, so wie es vielen alten, veredelten Apfelsorten geht. Nur gut, alte Obstsorten haben inzwischen eine Renaissance.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Chica
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

Chica » Antwort #47 am:

OK- Du hast einen Witz gemacht ??? :D ;DBin ein bißchen versessen, wenn es um die Erhaltung alter Obstsorten geht. :-[
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cydorian
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

cydorian » Antwort #48 am:

Mit "Negativauslese" meinte ich keine negative Fruchtqualität, sondern Verstärkung der Baumeigenschaft "treibt viele Wurzelschosser" durch Vermehrung gerade der Bäume, die das tun. Die nerven nämlich ganz schön, wenn man keinen Rasenmäher-Rasen um die Bäume hat. Ich hab z.B. auch Bäume am Grundstücksrand. Die Wildobstgebüsche (chaenomeles, elaeagnus multiflora etc.) des Rands verwandeln sich schnell in einen Steinobstwald, wenn man die Dinger nicht mühevoll rausreisst.
max.
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

max. » Antwort #49 am:

...Du hast einen Witz gemacht...
nein, das war gemeint wie cydorian in #48.mein erweckungserlebnis, was wurzelschößlinge betrifft, war ein von der baumschule verurschuldeter fehlkauf eines pfirsichbaums.gewünscht war sämlingsunterlage, erhalten habe ich eine teuflische , durch nichts zu bändigende wurzelschossende prunus-unterlage, die einen ganzen bestand von schwertlilien verseuchte.deshalb würde ich auch so eine sorte auf irgendwas braves veredeln - es sei denn, sie steht da, wo sie niemanden stört.
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cydorian
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

cydorian » Antwort #50 am:

Alle sind glücklich, dass der Gubener Spilling so leicht über Wurzelsprosse zu vermehren ist, wäre das nicht so, wäre er im Laufe der vielen Jahre der Mißachtung nämlich schon längst verschwunden, so wie es vielen alten, veredelten Apfelsorten geht.
Das hilft bei Steinobst nichts. Auch viele der alten kleinen Rundpflaumen sind verschwunden, obwohl sie Wurzelschosser bilden. Eine Obstart verschwindet nicht, weil sie keine Wurzelschosser bildet, sondern weil sie keinen Markt mehr hat und nicht einmal mehr Liebhaber findet.Die Vermehrung über Wurzelschosser ist "quick and dirty", das mag ganz nett sein weil man schnell neue Pflanzen hat, bleibt aber auch unter phytosanitären Gesichtspunkten nachteilig. Gerade Steinobstreiser -oder abgestochene Wurzelschosser würde ich mir unbehandelt niemals aus anderen Gegenden holen, schon wegen dem Risiko, mir Scharka in den bisher scharkafreien Steinobstbestand zu holen.Ich liebe alte Sorten auch. Der Vor- und Nachteile von Vermehrungsmethoden sollte man sich auch dann bewusst sein, wenn man seine alte Sorte wieder verbreiten will. Das hat nichts mit Liebe oder Ablehnung einer Sorte zu tun.
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Chica
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

Chica » Antwort #51 am:

Spillinge gibt es nicht veredelt, das ist eine Wild/Urpflaumenart, und deshalb extrem gesund, die immer auf eigener Wurzel steht. Mit der Klassifikation und dem Erhalt der Wildpflaumen beschäftigen sich namhafte Pomologen dieses Landes und das ist auch gut so, denn die ältesten Nachweise von Steinkernen z. B. für den Spilling stammen aus dem 3. Jh. nach Chr..
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

Werner987 » Antwort #52 am:

Ob die Gubener Kirsche eine Süß- oder Sauerkirsche ist weiß ich nicht, könnte ich aber rausbekommen, wo ich doch jetzt "korrespondierendes Mitglied" der Pomologischen Gesellschaft zu Guben bin ;) ;) .
die sauerkirschsorte "Gubener Ehre" neigt zu wurzelschossen, wenn die oberflächennahen wurzeln beschädigt werden.im hühnerauslauf eines bekannten konnte man erahnen, daß bereits scharrende hühner für diese art der vermehrung sorgen können. ::)weitere alte kirschsorten der region sind die "Gubener Schwarze Knorpel" (Schneiders Späte Knorpelkirsche) und "Dönissens Gelbe Knorpelkirsche" - die vermutlich mit "Gubener Bernsteinkirsche" identisch ist.
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

cydorian » Antwort #53 am:

Spillinge gibt es nicht veredelt, das ist eine Wild/Urpflaumenart, und deshalb extrem gesund, die immer auf eigener Wurzel steht.
Selbstverständlich kann man Spillinge genau wie jede andere Steinobstart veredeln und das hat man auch mal mehr oder weniger oft getan, als er vor hundert Jahren noch Marktobst war. Zum Beispiel auf eine Unterlage, die nicht mit Wurzelschossern nervt. Oder um schnell viel Pflanzware zu bekommen. Oder um kleiner bleibende Bäume zu bekommen. Oder...oder...
Chica hat geschrieben:Mit der Klassifikation und dem Erhalt der Wildpflaumen beschäftigen sich namhafte Pomologen dieses Landes
Stimmt, zu Formenhaufen Prunus insititia/pomariorum/prisca/intermedia wasauchimmer hat jeder was zu sagen, da wird seit 200 Jahren fleissig im Kreis herum klassifiziert und jeder, der was auf sich hält, legt noch eine eigenen Monographie dazu. Sicher nett, was Pflaumenpapst Hartmann & Co darüber bringen. Hier im Forum haben wir ja auch relativ viele Threads dazu, weil es sich immer wieder darum dreht. Pflaumen der Verwirrung, man findet immer was darin worüber man sich streiten kann :-)
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Zuccalmaglio
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

Zuccalmaglio » Antwort #54 am:

bliebe zu Chicas #51 nur noch zu ergänzen, daß es sich auch beim Spilling nicht um Ur-und/oder Wildpflaumen handelt. Warum werden solche Begriffe nur immer so inflationär falsch gebraucht. Antiquitätenromantik?Im übrigen macht die Erhaltung alter Obstsorten zumindest als Genreservoir durchaus Sinn.Was mich nur immer wieder nervt ist der zwischenzeilige Tenor, alt fast zwangsläufig mit gut bwz. positiv gleichzusetzen.Natürlich gibt es gutes und schlechtes Altes wie auch Neues.
Tschöh mit ö
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Chica
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

Chica » Antwort #55 am:

Oder um schnell viel Pflanzware zu bekommen.
An dieser Stelle wäre zu bemerken, dass damit die Vermehrung über Veredlung ja wohl noch "quicker" und mindestens genauso "dirty" wie die über Wurzelsprosse ist.Im thread Gesunde Sorten bei Apfelallergie beklagst Du, dass in fast allen Neuzüchtungen Golden Delicious- Erbgut enthalten ist, das dann Allergien auslöst. Vielleicht wäre es dann sinnvoll alte Sorten zu erhalten um den Genpool nicht endgültig auf die 10 im Supermarkt erhältlichen aber "vermarktungsfähigen" Äpfel zu beschränken. Wenn die dann gegen eine Krankheit alle dasselbe Gen haben und dieses versagt, haben wir alle ein Problem.Das Veredeln des Spillings entspricht einfach nicht seinem Urcharakter, den es schon seit Hunderten von Jahren gibt, aber das ist Ansichtssache, manche lieben Naturgärten, und manche den Stadtgarten mit englischen Rasen. Der Spilling ist eher für ersteren geeignet, ich glaub, das wissen auch alle Fans, deshalb lieben sie ihn ja so.Die Kerne sahen wie schon bemerkt bereits im 3. Jh. n. Chr. exakt so aus wie heute, schriftliche Nachweise stammen aus dem Jahr 1588. Wie würdest Du eine so uralte Pflaume bezeichnen, Zuccalmaglio?
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

cydorian » Antwort #56 am:

An dieser Stelle wäre zu bemerken, dass damit die Vermehrung über Veredlung ja wohl noch "quicker" und mindestens genauso "dirty" wie die über Wurzelsprosse ist.
Wie ist das mit Wurzelschossern zu schaffen? Einem Baum kannst du jeden Spätwinter hundert oder mehr Edelreiser abnehmen und auf Unterlagen setzen. Wärmebehandelt, dann sind sie virusfrei.
Vielleicht wäre es dann sinnvoll alte Sorten zu erhalten um den Genpool nicht endgültig auf die 10 im Supermarkt erhältlichen aber "vermarktungsfähigen" Äpfel zu beschränken. Wenn die dann gegen eine Krankheit alle dasselbe Gen haben und dieses versagt, haben wir alle ein Problem.
Plädoyers für alte Sorten halte ich selbst schon so viele dass es manche nervt, aber Danke für Deines :-) Wenn dir aber genetische Diversität innerhalb einer Sorte wichtig ist, darfst du keine Wurzelschosser nehmen, sondern Sämlinge. Wurzelschosser sind dem Originalbaum genauso nahe wie Edelreiser.Was englischer Rasen mit Spillingen zu tun oder nicht damit zu tun hat, erschliesst sich mir nicht. Wir reden doch hier über Obstsorten und nicht über irgendwelche Gartenstile?
Chica hat geschrieben:Die Kerne sahen wie schon bemerkt bereits im 3. Jh. n. Chr. exakt so aus wie heute, schriftliche Nachweise stammen aus dem Jahr 1588.
Ja, auch die Story von den Kernen ist beleibt und wird für alle möglichen Prunus in Variationen erzählt. Besagter Hartmann hat da einiges in Petto: Hauszwetschgenkerne in römischem Brunnen bei Aalen aus 2.-3. Jahrhundert; Zibarten- und Kriechenkerne aus der Jungsteinzeit, Dattelzwetschgen aus spätkeltischer Zeit....Seit langer Zeit hat man sowohl über Veredelung (natürlich auch über Ausläufer, wenn es geht) vermehrt, soviel ist bekannt. Äthiopier, Inder und Chinesen, Griechen und Römer haben veredelt. Das ist eine banale und definierbare Technik mit Vor- und Nachteilen, keine Glaubenssache. Zu definiere wäre auch dein Begriff "Urcharakter", wenn du daraus so viel ableitest. Worin genau besteht der Urcharakter einer Pflanze?
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Chica
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

Chica » Antwort #57 am:

... wie auch immer- wir lieben unsere Spillinge :D ;) ...
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Zuccalmaglio
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

Zuccalmaglio » Antwort #58 am:

chica,ur - oder wild bedeutet für mich "Wildart unverändert".Von unseren Hauspflaumen incl. Spillinge gibt es aber keine Wildart.Insofern sind auch die Spillingstypen nicht mehr und nicht weniger als domestizierte Typen . Egal wie alt er nun tatsächlich sein mag.
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Konterkater
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Re:Sauerkirsche auf eigener Wurzel

Konterkater » Antwort #59 am:

Da hätte ich eine Frage, auch um den Fokus wieder auf die Sauerkirschen auf eigener Wurzel zu richten:Ist die Ungarische Traubige eine unveränderte Wildart, oder ist diese Wildart vom Menschen irgendwie modifiziert worden?
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