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Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation? (Gelesen 17379 mal)
Moderator: thomas
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
frieda, ich finde, das zweite Bild sieht realer aus (wenn ich selbst dort wäre und schauen würde, sähe ich auch nur einen Ausschnitt und nicht alles), aber für Doku-Zwecke ist wohl das erstere besser geeignet.Wie Gartenlady schon geschrieben hat, finde ich viele Motivprogramme sehr praktisch, vor allem, wenn es schnell gehen soll oder ich nicht Zeit und Muße habe, mich mit Details auseinanderzusetzen. Das Sportprogramm ist bei Tieraufnahmen sehr praktisch, ebenso die Nachtautomatik (wenn ich Nachtbilder plane, stelle ich sie manuell ein, aber wenn es rasch gehen soll oder ich nur mal schnell für ein paar Fotos rausgehe, würde ich die halbe Nacht brauchen, ehe sich die Bilder den Ergebnissen der Programmautomatik annähern).Bei Blitz- und Gewitterfotografie hingegen geht es nur manuell, und zwar zur Gänze. Alle diese Dinge sind natürlich auch Manipulation, aber ich finde, wir entfernen uns vom Thema, denn Bildbearbeitung fängt - finde ich - nicht schon in der Kamera an, sondern erst am PC. Und da sehe ich eben Probleme, wie schon erläutert.Ansel Adams' Bilder finde ich persönlich (oh je, was werdet ihr von mir denken...) zu, wie soll ich sagen, der Wirklichkeit entfernt. Sie wirken auf mich tot, still und so, als ob ihnen das Leben, die Realität, fehlen würde. Ich habe aber natürlich nur einen Teil seiner Bilder gesehen bis jetzt und mich nicht wirklich mit ihm beschäftigt. Ich würde aber depressiv werden, wenn ich eins seiner Bilder an der Wand hängen hätte (und nicht, weil sie schwarz-weiß sind).
"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Kleine Hilfestellung, das obere ist durch die Wahl eines Weitwinkelobjektivs perspektivisch verzerrt. Ein anderes Objektiv konnte nicht verwendet werden, weil der Raum zu eng war. Beim unteren Bild sind die Verzerrungen korrigiert. Man merkt das vor allem an den Senkrechten an den äußeren Bildrändern. Weitere kleine Bearbeitungen betreffen Helligkeit etc.
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind (Karl Valentin)
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Das ist spannend
- ich bevorzuge Weitwinkelaufnahmen für Berg- und Landschaftsfotografie, weil die Weite soviel besser dargestellt wird. Im Garten kann man das WW dann wieder gar nicht brauchen.Auf Entzerrung hätte ich auch nie getippt, sondern auf zwei verschiedene Objektive. Dass die Manipulation bereits hier beginnt, ist durchaus klar, aber Bildbearbeitung ist es wohl noch nicht, eher Gestaltung. Und Bildgestaltung ist ja jetzt nichts, was man in legitim oder 'zu viel' klassifizieren könnte.

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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Ich finde, dass sich die Diskussion seit einiger Zeit im Kreis dreht und zudem relativ fruchtlos sit. Die "Realität" können wir weder mit unseren Augen noch mitttels (Foto)Apparaten erkennen, weil beide ja von der menschlichen Wahrnehmung, d. h. von unserem Hirn gefiltert bzw. dafür konstruiert sind; ein Vogel oder ein Insekt sieht sicher ganz anderes und ganz anders, nicht nur, was Auflösung, Perspektive oder Farbe betrifft.Objektivität ist unmöglich, und die Linsen sollten eher "Subjektiv" heißen (nicht nur beim Fisheye).Wie schon mehrfach bemerkt, kommt es doch auf den Aufnahmezweck und auf das beabsichtigte Publikum (inklusive der eigenen Person) an, wie weit man (mehr oder weniger bewusst) in den Produktionsprozess eingreift. Den Begriff "Manipulation" sollte man wirklich sehr vorsichtig gebrauchen und nur auf absichtlich-"böswillige" Täuschungen anwenden, wie z. B. für das Verwenden von Zooaufnahmen für Wildnis-Fotowettbewerbe - ich will gar nicht wissen, wie hoch auch da der Prozentsatz solch "echter" Manipulation ist... Der Gegenbegriff wäre "dokumentarisch", aber ich halte ihn für genauso schwierig zu fixieren, und er meint eher einen Verwendungszweck als wahrheitsgetreue Wiedergabe - was immer das sein soll.Fotos sind eben auch Bilder, die im Unterschied zur Malerei mit komplizierteren Techniken als mit Pinsel und Farbe erstellt werden, und damit Deutung von Wirklichkeit, nie bloße Reproduktion.
Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Mich interessiert durchaus diese Diskussion. Allein schon, um die hier eingestellten Aufnahmen vielleicht etwas besser einschätzen zu können. Wobei sich dabei tatsächlich die Frage aufdrängt, wer für die Qualität des Bildes entscheidender ist: der Fotograf oder der Bildbearbeiter. Wenn die Qualität des Bildes erst am Bildschirm hergestellt wird fehlt mir ein wenig die Kreativität des Fotografen.Da in der Überschrift die Manipulation als das Negative zu verstehen ist, kommt Wollemias Aussage in #69, wonach die früheren Veränderungen (Abwedeln etc.) bereits Manipulation waren, m.E. die Bedeutung zu, dass es die heutigen Bildbearbeitungsprogramme erst recht manipulativ sind.Ach ... wieso interessiert dich das denn dann überhaupt? Du kannst ja alles ganz anders machen.Warum solche Posts?Liebe GrüßeThonmasMich erstaunt, welche verbalen und fotografischen Klimmzüge gemacht werden um darzustellen, was angeblich "legitim" sein soll und was (verwerfliche) Manipulation.
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Normalerweise ist doch der Fotograf auch der Bildbearbeiter. Der Fotograf macht Aufnahmen, sortiert aus, nimmt die guten "Negative" und bearbeitet sie weiter bis das Bild fertig ist in seinem Sinne. Mit der Kreativität, die zur Aufnahme führte und während der Aufnahme wirkte,wird am Bildschirm das Bild beendet (bzw. evtl. mit dem Druck) - das war doch in der Dunkelkammerarbeit nicht anders (es sei denn man gab alles ins Labor.)Wenn die Qualität eines Fotos (ausschließlich) erst am Bildschirm erreicht wird, spricht das zwar für die Möglichkeiten der Technik, aber nicht für den Fotografen...Die heutigen Bildprogramme können manipulativ sein, ohne Frage, aber normalerweise sind sie einfach eine "Laborausstattung"...Handwerkszeug.
Viele Grüße von
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Von 'Klimmzügen' zu reden ist zumindest hässlich (denn eine Wortwahl geschieht ja bewusst, oder?), und den Fotografen vom Bearbeiter zu trennen ist müßig. Bearbeitung mit den jeweils vorhandenen Mitteln hat immer schon dazu gehört.Dass Fotografie Realität abbildet, muss man nicht glauben. Aber man muss auch nicht über 'Manipulationen' klagen. Und wir müssen uns nicht dem erkenntnistheoretischen Nirvana stellen, dass wir nicht erkennen könnten, was 'ist'.Es geht ja nur um Fotos ... und um die Intentionalität des Fotografen. S. mein Beitrag in #25.BTW: Wie man Ansel Adams' Bilder tot finden kann, werde ich allerdings nie verstehen.So - und am Engagement der Posts - zeigt sich offenbar, wie verschieden wir die Dinge sehen.Liebe GrüßeThomas
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Ich habe noch einmal gründlich darüber nachgedacht, aber ich kann es nicht näher erklären. Es sind die einzigen Naturfotos, die ich kenne, auf denen mir die Natur bedrohlich vorkommt - vielleicht liegt es an den starken Kontrasten, den ausgesucht einsamen Motiven, an der auf mich unheimlich wirkenden Perfektheit oder an allem zusammen. Ich muss immer an einen ausgestorbenen Planeten denken, wenn ich seine Fotos seheBTW: Wie man Ansel Adams' Bilder tot finden kann, werde ich allerdings nie verstehen.

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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Adams stellt Natur meist gewaltig dar. Ohne Menschen. Einsam und großartig, wenn nicht abweisend. BeispielInsofern kann ich verstehen, dass man das etwas unheimlich finden kann, auch wenn ich das nicht so sehe.Ich hatte mich am Wort 'tot' gestoßen.Liebe GrüßeThomas
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Ich glaube, ich habe ein bisschen den ansatz zu einer Erklärung: Ansel Adams bringt die Natur, die Wirklichkeit, genau auf den Punkt - aber sie ist nie ein fixer Punkt, sondern immer im Fluss, ständig sich wandelnd, und man kann vor seiner Sicht wirklich erschrocken sein, da er diese stets lebendige Welt für einen Moment einfriert.
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Die Antwort von Thomas bringt eine weitere Erklärung, aber viele, wenn nicht die meisten Natur- und Landschaftsfotografen lassen den Mensch in ihren Bildern weg, aber Adams zeigt hauptsächlich Natur, die den Menschen gar nicht braucht (so ist es ja auch) und die nicht von ihm geformt ist.
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Anscheinend betrachten wir seine Bilder doch nicht so verschieden
. Ich kenne nur diese Natur, die Ansel Adams zeigt, nicht in dieser Form, sie wirkt auf mich nie derartig abweisend, wie auf seinen Bildern. Thomas' Beispiel ist für mich eines der 'positiveren'. Dabei finde ich Bilder von Naturgewalten oder kurz vor Unwettern wunderschön und kriege auch Gänsehaut bei manchen, aber dieses berühmte Bild von Ansel Adams ist für mich zu düster, solche Fotos strebe ich nicht an.

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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
... gerade dieses Foto, Katrin, finde ich großartig. Auch wenn - bzw. gerade weil es den Betrachter / den Menschen klein macht vor dem, was da ist.Liebe GrüßeThomas
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Das Bild ist zwar "manipuliert" in den Kontrasten, aber es zeigt die Natur "realistisch"; wer je auf einer längeren (merhtägigen) Bergwanderung unterwegs war und Witterung wie sonstigen Naturgewalten ausgesetzt war, wird es verstehen.
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Re:Was ist legitime Bildbearbeitung, was Manipulation?
Jedenfalls ist 'The Tetons and the Snake River' ein sehr stark in der Dunkelkammer nachbearbeitetets Bild, vor allem wurde mit partiellem Abwedeln bzw. dem Gegenteil: Nachbelichten, gearbeitet. Ein Zitat aus Wikipedia verdeutlicht, wie Adams arbeitete:
... damit wir über Adams wieder zum Thema zurück finden.Liebe GrüßeThomasIm Unterschied zur schnelllebigen Reportagefotografie wie zur aufkommenden Schnappschussfotografie ... konzentrierte sich Adams bereits vor Ort auf eine bestimmte „vorausgeahnte“ Idealkomposition, die er visualisierte und dem Abzug schließlich im aufwändigen Dunkelkammerprozess mittels Tonwertkorrekturen die gewünschte Präsentationsform verlieh, die er selbst als ausdrucksstarkes „feines Bild“ bezeichnete.
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