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Mein Garten will die Beete stets zurück haben (Gelesen 12747 mal)

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chris_wb

Mein Garten will die Beete stets zurück haben

chris_wb »

Hallo,nachdem ich mich in den letzten Tagen wieder mühsam durch die Beete gerackert habe, muss ich doch mal fragen, ob ich mit meinem Problem alleine dastehe..Unser Garten ist größtenteils Wiese gewesen, bevor ich angefangen habe, ihn zu gestalten. Nach und nach habe ich die Gehölze gepflanzt und dann begonnen, Beete anzulegen. Mir gelingt es aber einfach nicht, sie unkraut- und grasfrei zuhalten. Dass man ums Unkrautjäten nicht herum kommt, ist mir schon klar. Aber heute habe ich erst wieder ein Beet vor mir gehabt, in dem ich zuletzt im Herbst alle Unkräuter und Gras rausgerupft habe. Heute hätte ich - ohne Flax - mit dem Rasenmäher drüber gekonnt! :( Es wachsen sofort wieder Gräser und vor allem Löwenzahn, Spitzwegerich, Brennnesseln, Vogelmiere und all das andere Gerümpel. Es ist eine Plage, das alles zwischen den frisch treibenden Stauden rauszufummeln. Die Rasenkante wächst immer ratzfatz wieder ins Beet hinein, wenn ich nicht aller paar Wochen nachsteche.Was mache ich falsch?Ich habe in der Regel bei einer Neuanlage die Beetkante gestochen, dann die komplette Grasnarbe entfernt, umgegraben und dann bepflanzt. Selbst wenn ich Stauden dichter setze, kommt immer wieder alles dazwischen in Unmengen hoch. Ist mein Gartenboden mit Samen "verseucht", oder was kann ich anders machen? Oder muss ich damit leben?
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Treasure-Jo
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Treasure-Jo » Antwort #1 am:

Wurzelunkräuter oder Wildkräuter muss man sehr sorgfältig entfernen, weil jedes noch so kleine Wurzelstückchen (z.B. Löwenzahn) wieder austreibt. Außerdem ist ein ehemals Wildkraut-bewachsener Boden eine Samenbank. Jede Erdbewegung (Pflanzen, Hacken, etc.) fördert Samen nach oben und initiert die Keimung. Da hilft Erdaustausch oder stetiges Jäten über mind. 2-3 Jahre. Wenn eine blühende Wiese in der Nähe ist, wird womöglich neuer Samen stetig nachgeliefert, der für neuen Ärger sorgt. Da hilft nur, das lühen und vor allem das Ansetzen von Samenständen auf der Wiese zu verhindern.
Liebe Grüße

Jo
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Danilo
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Danilo » Antwort #2 am:

Ich kenne das Problem zur Genüge, ich gärtnere ebenfalls auf solchem "Samenreservoir". Ein Jahrzehnt durfte hier alles was im Beikraut-Reich Rang und Namen hat tun und lassen was es will, namentlich Brennnesseln, Löwenzahn, Kermesbeere, Goldruten, Giersch, Acker-Schachtelhalm, Conyza canadensis, Acker-Winde, Quecke, Acker-Kratzdistel und diverses Kleinzeugs. Das ganze auf stickstoffreichem nahrhaften Gartenboden.Nach bestmöglichem Entfernen der ausdauernden Kräuter hat sich für mich nur eine einzige Vorgehensweise als erfolgreich erwiesen: Akzeptanz - und zwar in zweierlei Sinn: Zunächst akzeptiere ich meinen Boden im Wesentlichen so wie er ist und nutze seine Stärken, vor allem seine Nährstoffüberversorgung zur Gänze aus: Ich pflanze ausschließlich robuste, starkwüchsige und starkzehrende Stauden und verzichte fast ganz auf Mimosen und/oder Stauden unter 50cm Wuchshöhe.Ich bin davon abgerückt, den Boden derart umzukrempeln, daß er für bestimmte Pflanzen geeignet ist, sondern passe die Pflanzenauswahl dem Boden an. Das spart Geld und Frust, denn Abmagern allein vertreibt nicht jedes Beikraut.Die Größe meines Gartens verlangt ohnehin die Verwendung großer Stauden, das passt daher.Und dann heißt es Mulchen, Mulchen, Mulchen! Und die neu entstandene Bodenschicht möglichst wenig stören. Das unterdrückt schlagartig den Großteil aller Lichtkeimer. Mulchen hat sich für mich als das A&O in dieser Situation erwiesen. Der Schlüssel zum Erfolg auch im Hinblick auf gesundes Pflanzenwachstum. Seit ich organisch mulche, hab ich das Gefühl, daß es dem Garten "gut geht".Mich graust noch die Erinnerung an die nackte, vom Regen verkrustete und dann vom Wind ausgetrocknete, vom sichtbaren Bodenleben verlassene Erde zwischen mickernden Stauden und prächtig gedeihenden Wildkräutern.Die dunkle, immer feucht und warm wirkende Mulchschicht ist dagegen eine Wohltat fürs Gärtnerauge. :) Bei jeder Pflanzaktion offenbart sich ein Regenwurmparadies. :DDer zweite Teil dieser Akzeptanzstrategie betrifft das Beikraut als solches. In gewissem Maße akzeptiere ich es.Was sollen Vogelmiere und Lamium purpureum einer mannshohen Staude groß anhaben? Was stört mich Cardamine hirsuta in den Beeten? Die meisten meiner Stauden lachen herzlich über Poa annua. Durch das Mulchen und das stetige Zusammenwachsen der Beete scheinen sie ohnehin nach und nach zu verschwinden. Bis auf die eingangs genannten und vergleichbar konkurrenzstarke Arten mache ich mir nicht mehr die Mühe, das Kleinzeugs zu eliminieren und beschränke mich mehr und mehr auf das kreative Gärtnern. Wo unerwünschtes wächst, muss es erwünschtem weichen. Was stört, landet auf der nächstgelegenen Mulchschicht. Aber ich habe in diesem Jahr noch kein einziges Unkraut gezogen. :) Ergebnis: Es sind nur zwei Arten verblieben, gegen die ich aktiv vorgehen muss: Acker-Winde und Brennnessel. Erstere kann man ohne weiteres nicht eliminieren, bei letzterer war ich bisher zu nachlässig. Aber es wird weniger. :)
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Treasure-Jo
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Treasure-Jo » Antwort #3 am:

@Danilo,druckreife Gartenberatung! Kann ich zu 100% bestätigen!LGJo
Liebe Grüße

Jo
chris_wb

Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

chris_wb » Antwort #4 am:

Danilo, das hört sich nach meinem Garten an. ;D Genau mit diesen Unkräutern kämpfe ich auch! Ich gärtnere ja ebenfalls in der Märkischen Streusandbüchse, auf insgesamt 5500 m². Wahrscheinlich ist der Samenvorrat im Boden bei mir dann das Hauptproblem. Und mit jedem Jäten hole ich vermutlich mehr davon hervor. ::) Bei größeren Stauden, okay. Da kann man wohl einiges akzeptieren und tolerieren. Aber ich habe auch niedrigwachsende Stauden in den Beeten, da wirds schon schwieriger. Wenn Vogelmiere oder Lamium bei mir lospreschen, bekommen sie schonmal 40 cm Durchmesser und fangen an, kleinere Stauden zu überwachsen.Was verwendest du zum Mulchen? Rindenmulch? Davon bräuchte ich wohl Unmengen..
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Paulownia
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Paulownia » Antwort #5 am:

Bei meinem Hang habe ich das gleiche Problem. Was heißt Problem. Ich habe damit gerechnet. Nach 50 Jahren Wildwuchs hat sich so einiges angesammelt und auch einiges etabliert.Ich nehme mir immer jedes Jahr ein bestimmtes Wildkraut, was nicht erwünscht ist vor.Im ersten Jahr waren es noch Brombeeren-und Schwarzdornwurzeltriebe.Dann folgte Brennessel und Co.Dieses Jahr wird es an einigen Stellen das wilde Geranium und die Knoblauchrauke sein.Ansonsten habe ich immer peinlich genau per Hand gejätet. Vor allen die Wurzelunkräuter.Auflockern, sowie mulchen ist bei meinem Gefälle nicht möglich und so selektiere ich unter den Wildkräutern und nutze Einig als "Mulchschicht" wie Potentilla, Veilchen, irgendeine wilde Veronica etc. Einige wüchsige Stauden kommen noch dazu die mir den Boden beschatten und so langsam aber stetig schließt sich die Pflanzendecke.Jetzt in den ersten Jahren noch pingelig dabeibleiben und gerade bei den Bodendeckerstauden immer und immer wieder Luft machen wird den Erfolg bringen.Man darf ja nicht vergessen, dass ich durch das entfernen des Gestrüpps und der Bäume den ganzen Hang aus dem Gleichgewicht gebracht habe und so finde ich es natürlich das auch vieles Unerwünschtes erstmal wuchert.Interessant dabei zu beobachten ist, wie sich einige Wildkräuter trotz veränderter Verhältnisse (von Buschland zu vollsonniger Freifläche) mitunter langsam verschwinden, weil die Bedingungen nicht mehr stimmen. Andere sich aber auch merkwürdigerweise wacker halten.Ringsum ist bei mir Freiland/Wildwuchs und im Rasen darf alles von Veilchen über Löwenzahn etc. wachsen.Habe ich es über die Jahre geschafft die Freiflächen zu bedecken, dann regelt sich das schon von ganz alleine. Doch gerade am Anfang aber auch jetzt opfere ich dem Wildwuchs viel Zeit, die sich jedoch bezahlt macht.Chris, ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, als ich den Löwenzahn im Sandboden gerodet habe. Im Verhältnis zu meinem lehmigen Boden war das ein Genuss.Also denke beim Jäten einfach daran, dass es noch Schlimmeres gibt. ;)
LG Margrit
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Danilo
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Danilo » Antwort #6 am:

Einstmals brachte Lamium purpureum hier auch stattliche Horste hervor. Der letzte große Bestand musste irgendwann 3x Inula helenium weichen. Die Vogelmiere überwucherte anfangs sogar Geranium sanguineum, aber das pendelt sich alles irgendwie ein, wie Paulownia schon sagt.Ich halte Bodenbeschattung noch einmal für hervorhebenswert. Den umgekehrten Effekt beschreibt Paulownia. Das hängt natürlich von der Ausgangsvegetation ab. In meinem, dann wohl auch in Deinem Fall ist das unerwünschte tendentiell lichthungrig. Also hilft Schatten, nicht nur direkt durch Mulch. Auch die zunehmende Beschattung durch Gehölze und Stauden tut ihr übriges. Will sagen: es kann nur besser werden. :)Dieses Prinzip nutzt man auch zur Eindämmung von Fallopia japonica an Gewässern. Man setzt bewusst Weiden und Erlen, die dem Knöterich das Licht nehmen.Ich bevorzuge aus diesem Grund großlaubige Stauden. Im Beetvordergrund kommt mir der Geranium-Tick zugute. Die wenigen Stauden, die tatsächlich niedriger als 50cm bleiben, sind solche bodendeckenden. Ich will sogar soweit gehen und sagen: Ich schaffe bewusst neue Gehölzsituationen, weil ich sie sowieso mag und weil ich weiß, daß die hier vornehmlich wachsenden Unkräuter sie nicht mögen. Denn an Wälder angepasste Beikräuter gibts hier nicht und können auch so schnell nicht einwandern. ;D Rindenmulch nutze ich nur selten. Vielleicht 1-2 Sack im Jahr, für Hydrangea, Rhododendron und ähnliches im Schatten.Ich organisiere mir so viel organisches Material wie möglich. Der gesamte Strauch- und Staudenschnitt aller Nachbarn, das Falllaub der halben Straße im Herbst. Zusätzlich baue ich auf einigen Flächen Gründünger an, wenn gestalterisch gerade nichts anderes möglich ist. Ich habe weitere dreißig 200-Liter-Säcke Laub über den Winter in der Scheune gelagert. Das kommt jetzt alles in die Gehölzrandbereiche.Klingt nach viel Arbeit, beschränkt sich aber eigentlich auf wenige Tage, und das in Zeiten, in denen kreative Gartenarbeit sowieso nicht möglich ist.Die Beete werden natürlich im Frühjahr nicht abgeharkt oder sonstwie gestört. Nur beim Pflanzen, Umpflanzen, Teilen. Das fertige Quartier wird sofort wieder gemulcht.Ich kompostiere fast nicht mehr und schneide auch im Herbst nichts ab. Verholztes Material gelangt über den Umweg Häcksler direkt wieder auf die Beete zur Flächenkompostierung. Weiches Blattwerk wie etwa von Alchemilla, Geranium, Hosta rottet direkt im Beet und bildet sofort wieder eine neue dünne, fast samenfreie Erdschicht. Natürlich laufen hier und da mal Staudensämlinge auf, da ich die meisten Samenstände nicht entferne. Aber es ist nie so viel, daß es lästig wäre. Und überhaupt sind es Samen von Stauden, die ich ja auch adult im Garten dulde oder deren Sämlinge womöglich neue Farbgebungen und andere Eigenschaften hervorbringen, was die Sache auch interessant macht. Hier muss also höchstens mal selektiert werden. Im Zweifelsfall bleibt ein Staudensämling eher an einem gestalterisch suboptimalen Platz, als daß ich ihn entferne und damit dem Beikraut Platz mache ;)
Querkopf
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Querkopf » Antwort #7 am:

Hallo, Chris,es hilft dir nix, und es wird dich nicht trösten, aber: Dein Problem ist auch meins - wie du habe ich Wiese zu Beeten gemacht und kämpfe nun mit dem Wildkraut. Damit hatte ich gerechnet, denn:
... ein ehemals Wildkraut-bewachsener Boden (ist) eine Samenbank. Jede Erdbewegung (Pflanzen, Hacken, etc.) befördert Samen nach oben und iniitiert die Keimung. ...
Beete anzulegen, bedeutet ja, dass man den Boden "stört". Und schwupp, beginnt Sukzession. Wie lange die anhält, hatte ich freilich nicht auf dem Zettel:
Treasure-Jo hat geschrieben:...Da hilft Erdaustausch oder stetiges Jäten über mind. 2-3 Jahre. ...
Erdaustausch war/ ist nicht. Also konsequentes Jäten. 2-3 Jahre reichen allerdings hinten und vorne nicht, um den Wildwuchs einzudämmen; inzwischen kalkuliere ich die drei- bis vierfache Zeit (ich gärtnere auf fettem Lehmboden, da gibt’s anscheinend Extra-Samenreserven). Mulchen, wie von Danilo beschrieben, hilft sehr. Bodenbedeckendes Pflanzen auch. Danilos Methode, dem Unkraut durch erwünschte Pflanzen einfach das Licht zu klauen, wäre bei mir aber vergebliche Liebesmüh': Mein Garten liegt am Waldrand, es kommen auch schattenverträgliche Wildpflanzen auf. Ich achte drauf, ausdauernde Unerwünschte sozusagen "anatomisch" zu jäten, sprich: den Wurzeln nachzuspüren und die komplett rauszuholen. Elend mühsam (vor allem auf schwerem Boden!), doch es lohnt sich: Plagen wie Hahnenfüße, Nelkenwurz, Quecke, Aufrechter und Hornfrüchtiger Sauerklee sind mittlerweile gut beherrschbar, sogar Ackerwinde nimmt stark ab. Bei den Rasenkanten komme ich mit zwei Abstech-Runden jährlich aus, seit ich deren Beetseite stets dick gemulcht halte. Aussamende Unerwünschte muss man möglichst früh ziehen, auf jeden Fall eine gute Weile vor der Samenreife. Das kriege ich aus Zeitgründen leider nicht immer hin ::)… Der wilde Wuchs scheint aber tatsächlich irgendwann aufzuhören: In meinen ältesten Beeten brauche ich nicht mehr viel zu tun :). Toitoitoi & schöne GrüßeQuerkopf
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137

"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
Querkopf
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Querkopf » Antwort #8 am:

Hallo, Danilo,
... Die Größe meines Gartens verlangt ohnehin die Verwendung großer Stauden, das passt daher. ... Was sollen Vogelmiere und Lamium purpureum einer mannshohen Staude groß anhaben? Was stört mich Cardamine hirsuta in den Beeten? Die meisten meiner Stauden lachen herzlich über Poa annua. ...
deine Groß(blatt)stauden-Strategie eignet sich sicherlich nicht für jeden Garten. Meiner zum Beispiel ist zu klein dafür. Er würde dadurch auch zur veritablen Schneckenzuchtanstalt ::) (Schleimer habe ich wg. Waldrandnähe eh schon reichlich). Für mich sind klein bleibende Pflanzen unverzichtbar. Und die kommen ohne Hilfe nicht gegen die starkwüchsige Beikrautkonkurrenz an.
Danilo hat geschrieben:...Mich graust noch die Erinnerung an die nackte, vom Regen verkrustete und dann vom Wind ausgetrocknete, vom sichtbaren Bodenleben verlassene Erde zwischen mickernden Stauden und prächtig gedeihenden Wildkräutern. Die dunkle, immer feucht und warm wirkende Mulchschicht ist dagegen eine Wohltat fürs Gärtnerauge. :) Bei jeder Pflanzaktion offenbart sich ein Regenwurmparadies. :D...
Unbedingt :D. Bei schwerem Lehmboden mildert Mulch zudem Verschlämmungen und sommerliches Verhärten (mein Gartenboden bekommt bei längerer Trockenheit eine betonähnliche Konsistenz, man kriegt dann keinen Spaten, keine Gabel rein ::)...). Aber ich kann's mir - siehe oben - nicht leisten, die Mulchschicht völlig ungestört zu lassen. Mein Kompromiss: Im Frühjahr räume ich den Mulch zeitweilig beiseite, damit ich Überblick kriege übers nachwachsende Unerwünschte. Wenn das dann draußen ist, kommt der Mulch retour und kann seine segensreichen Effekte weiter entfalten ;). Schöne GrüßeQuerkopf
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tomma
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

tomma » Antwort #9 am:

Ich kann Danilo zu 100 % beipflichten. Vor einigen Jahren habe ich einen Garten bearbeitet, der mindestens 10 Jahre sich selbst überlassen war (sehr nährstoffreicher Lehmboden). Bis auf einige Bäume und verwucherte und vergreiste Gehölze gab es überwiegend nur Brombeeren, Brennesseln und Giersch. Die Brombeeren habe ich ausgegraben. Es mußte viel ausgelichtet werden, und auch eine hohe Lärche wurde gefällt. Das Ganze geschah im Spätherbst. Das Stammholz wurde abgeholt, alles andere auf ca. 1 m Länge geschnitten und flach auf die Beete gelegt, Ebenso alles Laub, was noch so anfiel. Anschließend habe ich rundum die Nachbarn gebeten, mir das Herbstlaub ihrer Gärten zu überlassen. Ich bekam auf diese Weise ca. 80 - 100 große Müllsäcke voller Laub zusammen. Dies Laub habe ich flächig auf dem flach liegenden Gehölzschnitt verteilt, bis es gut kniehoch lag. So blieb es über den Winter liegen und sackte bis zum Frühjahr auf die Hälfte zusammen. In diese dicke Mulchschichte machte ich dann kleine Krater, füllte ein klein wenig Erde und ordentlich Hornspäne hinein und pflanzte wüchsige Großstauden: Geranium, Peltiphyllum, Rodgersien, Aruncus und Astilben und Symphytum azureum. Weder Giersch noch Brennesseln haben diese Aktion überlebt, und es klappte alles ohne jegliches Herbizid. Alles war der dicken Mulchschicht zu verdanken.
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pearl
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

pearl » Antwort #10 am:

Danilos Ausführungen finde ich auch ganz toll! Danke!Da ich zwei Gärten habe, die jeweils ganz unterschiedliche Standorte und Lebensbereiche und damit Schwierigkeiten bergen, muss ich sämtliche Strategien anwenden, um der unausweichlichen Sukzession entgegen zu arbeiten. In Bereichen mit Wald- oder Waldsaumstauden verwende ich gerbsaures Eichenlaub, zusammen gekratzten Waldboden mit mehr oder weniger Altholz, in Quartieren mit Bart-Iris und mediterranen Sachen verwende ich Kies um den Boden zu bedecken und in Pflanzungen der Hochstaudenflur kippe ich sämtlichen Rasenschnitt so lange auf die freien Stellen, bis das ganze überwachsen und dicht ist. Dieses Jahr musste ich schon mehrmals Mähen. Total krass!An manchen Stellen hilft alles nichts, das Gras wächst täglich 10 cm und dann muss eine weitere Strategie her. Um den Austrieb der Herbstastern freizulegen, damit etwas Licht in die Sache kommt, kürze ich das Gras mit einer Bosch Grasschere. Um austreibende Stauden und dort, wo schon was blüht oder blühen will wird sofort gejätet. Je nach Farbthema wird selektiv und kreativ gejätet. Im purpurfarbenen Quartier darf Lamium purpureum ein wenig wachsen, im grün-blauen muss es unbedingt raus. Gelegentlich wird zum Jäten die Grabegabel eingesetzt. Dem Meerkohl rücke ich mit einem Spaten zu Leibe. Gejätet werden auch außer Rand und Band geratene Stauden. Den Fehler zu düngen werde ich in Zukunft nicht mehr machen. Durch die Lektüre von Essay on Gardening bin ich an meine ursprüngliche Haltung in Gartendingen erinnert worden. Nicht düngen, nicht wässern, Standorte gut und klug wählen und Pflanzengesellschaften tolerieren. Je mehr man düngt, desto mehr muss man wässern und desto wüster wächst das Unkraut. Eine Fettwiese mag ich weniger.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky
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Chica
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Chica » Antwort #11 am:

Ich bin davon abgerückt, den Boden derart umzukrempeln, daß er für bestimmte Pflanzen geeignet ist, sondern passe die Pflanzenauswahl dem Boden an. Das spart Geld und Frust, denn Abmagern allein vertreibt nicht jedes Beikraut.
Mit Deinem Statement gehst du ja glatt als perfekter Biogärtner nach Marie- Luise Kreuter durch. Für meinen sandigen, eher mageren Boden heißt das, man spart sich das Blaukorn :P . Ich hatte letztens extra nochmal im "Biogärtner" nachgelesen: rein mineralischer Dünger hält die Pflanzen und den Boden im Schlaraffenland, Faserwurzeln werden nicht mehr gebildet, Knöllchenbakterien sterben ab, die Regenwürmer ziehen sich zurück, Humus wird übermäßig verbraucht aber kein neuer nachgebildet. Am Ende ist der Boden tot.Also keine Chemieexperimente nur damit die rosa Taglilie mit den Rüschen blüht :P .
Danilo hat geschrieben:Und dann heißt es Mulchen, Mulchen, Mulchen! Und die neu entstandene Bodenschicht möglichst wenig stören. Das unterdrückt schlagartig den Großteil aller Lichtkeimer. Mulchen hat sich für mich als das A&O in dieser Situation erwiesen. Der Schlüssel zum Erfolg auch im Hinblick auf gesundes Pflanzenwachstum. Seit ich organisch mulche, hab ich das Gefühl, daß es dem Garten "gut geht".Mich graust noch die Erinnerung an die nackte, vom Regen verkrustete und dann vom Wind ausgetrocknete, vom sichtbaren Bodenleben verlassene Erde zwischen mickernden Stauden und prächtig gedeihenden Wildkräutern.Die dunkle, immer feucht und warm wirkende Mulchschicht ist dagegen eine Wohltat fürs Gärtnerauge. :) Bei jeder Pflanzaktion offenbart sich ein Regenwurmparadies. :D
Das passt bei magerem Sandboden um so mehr, es gibt keinen nackten Boden in der Natur. Ich hole im Sommer schubkarrenweise den Rasenschnitt meiner Nachbarn zum Mulchen meiner Gehölzstreifen und Staudenbeete, sie wissen nicht wohin als Müll entsorgen ;D :P . Der blanke Stickstoffdünger und Gießen wird dann auch nicht zum Marathon, der Boden bleibt länger feucht, von Wildkraut keine Spur.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Chica
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Chica » Antwort #12 am:

Und dann heißt es Mulchen, Mulchen, Mulchen! Und die neu entstandene Bodenschicht möglichst wenig stören.
Deshalb gibt es im Biogarten keinen Spaten (es sei denn für Neuanlagen), umgraben ist Geschichte, mit dem Sauzahn wird alles belüftet, das wars.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Gänselieschen
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

Gänselieschen » Antwort #13 am:

Schön zu lesen - dann machen wir doch einen Club auf. Mir geht es genauso - anders kenne ich es nur von Gärntner, die auf einem Baugrundstück mit separat angefahrenem Mutterboden bei Null angefangen haben. Abgesehen davon, dass die Arbeit des Jätens teilweise - z.B. ab Juli - kaum noch zu schaffen ist - empfinde ich die Gärten, wo nur noch wächst, was angepflanzt wurde, teilweise als sehr arm.In diesem Jahr habe ich sogar wieder Giersch auf dem Stück, auf dem ich seit Jahren Kartoffeln habe. Es steht eben noch eine Rose in der Nähe und dort bekommt man den Giersch nicht raus - aber so ein Berg weißer Gierschwurzeln ist ein sehr befriedigender Anblick.Fazit - Du machst nichts falsch - ich will dies jahr auch wieder mehr mulchen. In meinem Sandboden fehlt wieder organische Substanz.L.G.
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Re:Mein Garten will die Beete stets zurück haben

lonicera 66 » Antwort #14 am:

Gott sei Dank bin ich nicht allein betroffen-ein wirklich schöner Thread,den Chris da gestartet hat.Ich halte es, wie Danilo, mit dem Mulchen und arrangieren. Aber ich habe auch noch andere "Problempflanzen",bei mir sind/waren es200qm Brennesselplantage-20qm scharfer Hahnenfuß, Vogelmiere,Artemisia vulgaris/Beifuß, und indisches Springkraut und ganz schlimm: Hundsgras(meterlange Wurzelausläufer) , QueckeGiersch,Spitzwegerich(der fast 50% des Rasens ausmacht)Da ist der Heideboden der märkischen Sandbüchse recht ähnlich, nur ist der Boden hier saurer. Ich lebe auf einem Waldgrundstück, das vor mehr als 40 Jahren urbar gemacht wurde.Das Springkraut, überwiegend unter meinen 12großen Douglasien, hatte ich innerhalb von 2 Sommern fast restlos ausgemerzt.Das kam der wilden Akelei, Königsfarn und Hosta sehr zugute. Dort mulchen die Tannennadeln und im Frühjahr gebe ich noch Komposterde dazu.Zwischen den Stauden bedeckt langsam ein Efeu den Boden und eine schöne grüne Decke entsteht. Die Brennesseln habe ich im ersten Jahr mit der Grabegabel in dichten Matten aus dem Boden geholt, im Folgejahr jeden Neuaustrieb konsequent herausgerissen(nicht gegraben). Das mögen die Brennesseln nicht gern und im Folgejahr waren es nur noch kleine Horste, hier und da.Giersch finde ich nicht soo problematisch, an unerwünschten Stellen halte ich es da wie mit der Brennessel.Einen schönen Rasen werde ich nie bekommen, da habe ich mit mit abgefunden. Und die Spitzwegerich-Rosetten sind im Sommer grüner als das verbliebene Gras.(wir haben vor 2 Jahren die Rasenfläche fräsen lassen und neu eingesät. Da haben wir eine menge "Schläfer" geweckt.Aber, wenigstens sind die riesigen Queckennester seitdem verschwundenAnsonsten werden die neuen Queckennester bodentief abgeschnitten und mit einem Glas Essigessenz begossen.das Hundsgras allerdings ist auch jetzt nach 5 Jahren konsequenten Herausreißens immer noch extrem lästig in den Beeten, es kämpft sich durch die Mulchschicht.Artemisia keimt immer wieder auch ca. 5 qm im Rasen auf, da hilft nur Mähen,Mähen und alles ausreißen, was man erwischen kann.Das schwächt die Pflanze ungemein.Aber, wie alle hier schreiben, es wird mit der Zeit besser.
liebe Grüße
Loni

Ich bin der Schatten, der die Nacht durchflattert und nicht "Everybodys-Darling"

Auch wenn ich bald 60 werde... Du kannst trotzdem auf meine Schuhe aufpassen, wenn ich auf der Hüpfburg bin.
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