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Gärten und Gärtner in der Literatur (Gelesen 15583 mal)

Bücher rund um den Garten - Bestimmungsbücher, Fachbücher, Neuerscheinungen, Klassiker ...

Moderatoren: kolbe, Nina

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Zittergras
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Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Zittergras » Antwort #15 am:

Würdet ihr auch die Bücher von K.H.Waggerl gelten lassen?Gott liebt den Gärtner. Den Bauern ja auch und den Handwerker und was ihm sonst noch um die Füße stolpert, aber den Gärtner besonders. Er war ja selber einer am Anfang, als er noch sagen konnte, es sei gut. Und darum schaut er mit freundlichen Augen an, wenn irgendwo ein Mensch einen Zaun aufschlägt und die Erde umgräbt und zu pflanzen anfängt, Blumen und allerhand Kraut und vielleicht sogar einen Apfelbaum in der Mitte...............mein letztes, mein Lieblingsbuch also, wäre nichts weiter als ein Pflanzkatalog. Es wäre ein Buch der Lobpreisungen, des wehmütigen Dankes an alle Freunde aus dem stillen Reich der Pflanzen, ....
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Hortulanus

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Hortulanus » Antwort #16 am:

Wir haben keinerlei Berührungsängste ;D
Zittergras
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Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Zittergras » Antwort #17 am:

Na, ja, K.H. Waggerl hatte ja wohl auch braune Flecken an seiner Weste. Trotzdem mag ich seine Bücher sehr.L.G. Eva
Alles Wahre ist einfach
Hortulanus

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Hortulanus » Antwort #18 am:

Ich erinnere mich noch dumpf an ihn aus meiner anfänglichen Pennälerzeit. Gehörte , glaube ich, zur Pflichtlektüre.Und braune Flecken hatten etliche. Noch einmal Bücher verbrennen? Einmal war schon zuviel.
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riesenweib
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Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

riesenweib » Antwort #19 am:

gelten auch bücher von Gärtnernden wie Derek Jarman's Garden, 1995?Jarman schildert seinen garten, schreibt gedichte, geschichten, kürzestbiografien, eine schriftliche collageParadise haunts gardens, and some gardens are paradises. Mine is one of them. Others are like bad children - spoilt by their parents, over-watered and covered with noxoius chemicals. ... ... other paradises: Christopher Lloyd's Great Dixter up the road. Gardens that deny paradise: Hidcote Manor, known to us as Hideouscote, which is so manicured that not one plant seems to touch its neighbour. .... You won't find this in Great Dixter; it's shaggy. If a garden isn't shaggy, forget it.lg, brigitte
will bitte jemand meine tippfehler? Verschenke sie in mengen. danke ;-)
Hortulanus

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Hortulanus » Antwort #20 am:

Garten und Literatur....da darf ein Gedicht nicht fehlen. Schöner hat es wohl nie einer in Worte gefasst. Wie traurig muss es sein, in diesem Moment keinen Garten zu besitzen.Geh aus mein Herz und suche FreudGeh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und sieh, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide, als Salomonis Seide.Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fliegt aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder, Berg, Hügel, Tal und Felder.Die Glucke führt ihr Völklein aus, der Storch baut und bewohnt sein Haus, das Schwälblein speist die Jungen, der schnelle Hirsch, das leichte Reh ist froh und kommt aus seiner Höh ins tiefe Gras gesprungen, ins tiefe Gras gesprungen.Ich selber kann und darf nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen, aus meinem Herzen rinnen.Welch hohe Lust, welch heller Schein wird wohl in Christi Garten sein! Wie muss es da wohl klingen, da so viel tausend Seraphim mit unverdrossnem Mund und Stimm ihr Halleluja singen, ihr Halleluja singen.Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir wird ein guter Baum, und lass mich Wurzel treiben. Verleihe, dass zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben, und Pflanze möge bleiben.Erwähle mich zum Paradeis und lass mich bis zur letzten Reis an Leib und Seele grünen, so will ich dir und deiner Ehr allein und sonstens keinem mehr hier und dort ewig dienen, hier und dort ewig dienen.
Pimpinella
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Mizzitanta spinosissima var. splendens

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Pimpinella » Antwort #21 am:

Du hast die Strophe mit der unverdrossnen Bienenschar weggelassen. Ja, dieses Gedicht macht mich regelmäßig traurig, dass meines schönen Gartens Zier nicht von der Straße zu sehen ist, von Leuten, die ausgehen, um Freude zu suchen. Ansonsten hat das natürlich manchen Vorteil.Was ich mich nur immer gefragt habe, ist, wie Sommerzeit und Narzissen zusammenpassen. Tulpen gehen ja gerade noch, aber Narzissen? Das ist wie in dem Frühlingsgedicht von Mörike, wo er meint "der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen" (Sonnenblume im Frühling?). Aber wer weiß, wann die Dinger im 17. Jhdt geblüht haben.
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riesenweib
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Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

riesenweib » Antwort #22 am:

hier alles :)
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Silvia
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Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Silvia » Antwort #23 am:

Also, wenn es hier schon um Lieder geht, dann darf man aber auch die dunkle Seite nicht vergessen, beispielsweise die schreckliche Erkenntnis von Reinhard Mey:Der Mörder ist immer der Gärtner ;)LG Silvia
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
Hortulanus

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Hortulanus » Antwort #24 am:

Was ich mich nur immer gefragt habe, ist, wie Sommerzeit und Narzissen zusammenpassen. Tulpen gehen ja gerade noch, aber Narzissen?
Paul gerhard hat die Jahreszeiten wohl nicht so botanisch eng gesehen.
callis

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

callis » Antwort #25 am:

Der Mörder ist immer der Gärtner
oder Mord im GartenIn Shakespeare's 'Hamlet' wird der Dänenkönig im Burggarten schlafend von seinem Bruder durch Einträufeln von Gift ins Ohr ermordet. Der an sich schon verruchte Brudermord wird dadurch noch schlimmer, dass er im Garten, an einem Ort des Friedens, geschieht. Bei Shakespeare ist es noch der Hortus conclusus der mittelalterlichen Burgen, nicht nur ein Ort des Friedens, sondern auch des Familienglücks (das dann z.B. durch die Schergen Richard II. jäh zerstört wird). Eine durch und durch positive und entzückende Gartenszene gibt es am Ende der alten Verfilmung von Heinrich V. mit Sir Laurence Olivier, als Heinrich V. um Katharina, die Tochter des französischen Königs wirbt. Zwar steht bei Shakespeare nur 'a royal palace' als Ortsangabe. Der Regisseur des Films verlegt die Szene aber eben in den von Mauern eingeschlossenen Garten des Palasts, nach all dem Schlachtengetümmel um Agincourt ein wunderbarer Kontrast.
Hortulanus

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Hortulanus » Antwort #26 am:

Ich habe einen weiteren, m.E. sehr wichtigen Fund gemacht. Mit diesen Versen werden unsere gelengentlichen Übergriffe von höchster Instanz (J.W. von Goethe) gebilligt.GefundenIch ging im Walde So für mich hin, Und nichts zu suchen, Das war mein Sinn.Im Schatten sah ich Ein Blümchen stehn, Wie Sterne leuchtend, Wie Äuglein schön. Ich wollt es brechen, Da sagt es fein: Soll ich zum Welken Gebrochen sein? Ich grub's mit allen Den Würzlein aus. Zum Garten trug ich's Am hübschen Haus. Und pflanzt es wieder Am stillen Ort; Nun zweigt es immer Und blüht so fort.
callis

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

callis » Antwort #27 am:

Die Beschreibung eines formalen Gartens aus dem 18. Jahrhundert mit freieren Landschaftspartien, der zum Schloss des Grafen von Schinzberg gehört, liefert Mörike in seiner Novelle 'Mozart auf der Reise nach Prag'. "Er [Mozart] ging und hatte bald den kurzen Weg bis zu dem offenen Gattertor zurückgelegt, dann langsam einen hohen Lindengang durchmessen, an dessen Ende linker Hand er in geringer Entfernung das Schloss von seiner Fronte auf einmal vor sich hatte. Es war von italienischer Bauart, hell getüncht, mit weit vorliegender Doppeltreppe; das Schieferdach verzierten einige Statuen in üblicher Manier, Götter und Göttinnen, samt einer Balustrade. Von der Mitte zweier großen, noch reichlich blühenden Blumenparterre ging unser Meister nach den buschigen Teilen der Anlagen zu, berührte ein paar schöne dunkle Piniengruppen und lenkte seine Schritte auf vielfach gewundenen Pfaden, indem er sich allmählich den lichteren Partien wieder näherte, dem lebhaften Rauschen eines Spingbrunnens nach, den er sofort erreichte. Das ansehnliche weite, ovale Bassin war rings von einer sorgfältig gehaltenen Orangerie in Kübeln, abwechselnd mit Lorbeeren und Oleandern, umstellt; ein weicher Sandweg, gegen den sich eine schmale Gitterlaube öffnete, lief rund umher. Die Laube bot das angenehmste Ruheplätzchen dar: ein kleiner Tisch stand vor der Bank, und Mozart ließ sich vorn am Eingang nieder."An diesem locus amoenus befingert er in musikalischen Reminiszenzen verloren die Frucht eines Pomeranzenbäumchens, die sehr zum Ärger des hinzueilenden Gärtners in seiner Hand zurückbleibt, ihm aber dann zu einem sehr angenehmen Aufenthalt im Schloss verhilft.
Hortulanus

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

Hortulanus » Antwort #28 am:

Ich muss zumindest für meine Person bekennen: Literatur, in denen der Garten oder der Gärtner eine Rolle spielen, zumindest eine wesentliche, das literarische Werk bestimmende, habe ich - außer vielleicht in der Lyrik (ich sage nur Rilke!) - weder in meinem Kopf noch in meinen Bücherregalen finden können. Bleibt es damit etwa bei der Schöpfungsgeschichte? Das Sujet Garten in jeder Ausformung findet selbstredend immer wieder und an unzähligen Stellen seine Erwähnung. Der Gärtner hingegen höchst selten. Offenbar gibt er literarisch wenig her, was uns zu denken geben sollte. Die besondere Ausnahme ist sogar eine Frau: Semiramis. Wenn niemand mehr über eine Vita Sackville-West oder eine Gertrude Jekyll sprechen wird, die Hängenden Gärten der Semiramis sind unsterblich.Es muss deshalb bei der Erwähnung von Textpassagen bleiben oder kurzen Momentaufnahmen, in denen Gärten oder ihre Erschaffer nur recht kurze Erwähnung finden und zwar meist als Stilmittel. Interessant die Frage, warum so oft für die Liebe. Die Geheimnis dunkler Gartennischen? Die einer Liebe allein adäquate Schönheit von Blumen? Der alte GartenKaiserkron und Päonien rot,Die müssen verzaubert sein,Denn Vater und Mutter sind lange tot,Was blühn sie hier so allein? Der Springbrunn plaudert noch immerfortVon der alten schönen Zeit,Eine Frau sitzt eingeschlafen dort,Ihre Locken bedecken ihr Kleid. Sie hat eine Laute in der Hand,Als ob sie im Schlafe spricht,Mir ist, als hält ich sie sonst gekannt –Still, geh vorbei und weck sie nicht! Und wenn es dunkelt das Tal entlang,Streift sie die Saiten sacht,Da gibts einen wunderbaren KlangDurch den Garten die ganze Nacht.(Joseph von Eichendorff)
callis

Re:Gärten und Gärtner in der Literatur

callis » Antwort #29 am:

Ludwig Richter, Maler und Zeichner der bürgerlichen Idylle und von Landschaftsbildern, geboren 1803 in Dresden, beschreibt in seinen 'Lebenserinnerungen eines deutschen Malers' (Frankfurt, 8.Aufl. 1895) den großelterlichen Garten, in dem er sich als Kind viel aufhielt. "Dies waren nun die Eindrücke der Menschenwelt; der Garten bot Anderes. Noch bis heute berührt mich der Anblick der Blumen, aber nur der bekannten, welche ich in der Jugend sah, ganz eigenthümlich und tief. In der Farbe und Gestalt, im Geruch und Geschmack mancher Blumen und Früchte liegt für mich eine Art Poesie, und ich habe die Früchte mindestens ebenso gerne nur gesehen, als gegessen. Der Garten hatte Rosenbüsche in Unzahl. Wie oft guckte ich lange, lange in das kühle, von der Sonne durchleuchtete Roth eines solchen Rosenkelches, und der herausströmende Duft mitsammt der himmlischen Rosengluth zauberte mich in ein fernes, fernes Paradies, wo Alles so rein, so schön und selig war! Ich wußte freilich nichts von Dante; jetzt aber meine ich, er habe wohl auch in solche Rosengluth geschaut und kein besser irdisch Bild für seine Paradiesvision sich erdenken können, und in den Kelch setzt er die Reinste der Reinen. Es stand am Ende des Gartens ein uralter Birnbaum, zwischen dessen mächtigen Aesten ich mir einen Sitz zurecht gemacht hatte. Manche Stunde verbrachte ich träumerisch in dem grünen Gezweig, um mich die zwitschernden Finken und Spatzen, mit welch' letzteren ich zur Zeit der Reife die Birnen theilte, die der alte Baum in Unzahl trug. Von diesem verborgenen Aufenthalt überblickte man den ganzen Garten mit seinen Johannis- und Stachelbeersträuchern, den Reihen wild durcheinander wachsender Rosen, Feuerlilien, brennender Liebe, Lack und Levkoien, Hortensien und Eisenhut, Nelken und Fuchsschwanz - wer nennt alle ihre Namen! Dann zur Seite die Gemüsebeete, und über die Gartenmauer hinüber die gelben Kornfelder und die fernen Höhen von Roßthal und Plauen! Das war nun mein Bereich, wo ich mich einsam oder in Gesellschaft von Spielgenossen oder thätig beim Begießen der Gurken, des Kopfsalats, der Zwiebeln und Bohnen beschäftigte. Ob sich bei solchem Treiben auf einem für das Kindesalter geeigneten reichen Schauplatze Phantasie und Gemüth nicht noch besser ausbilden sollten, als in den jetzt beliebten Kleinkindergärten, wo systematisch gespielt wird, stets mit bildender Belehrung und von liebevoller Aufsicht umgeben?"(Rechtschreibung von 1895 ;))Schöner Thread. Es macht richtig Vergnügen, mal wieder in den Bücherregalen zu stöbern.
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