Obstspalier als Gartenlaube (Gelesen 3221 mal)

[Moinert]

Hallo Obstfreunde/innen,in meinen Kindertagen gab es in der Nachbarschaft einen Garten mit einer Gartenlaube aus Hainbuche. Um einen quadratischen Innenraum von 2-3m Seitenlänge waren in dichtem Abstand Hainbuchen gepflanzt und zu einer schlanken etwa 2,5m hohen Hecke geschnitten, die einen noch meiner Erinnerung wunderbar kühlen und ruhigen Aufenthaltsort schufen.So etwas möchte ich mit gerne aus Obstspalieren machen. In jede Ecke eine Pflanze und dann noch zwei pro Seite dazwischen also alle 80-100cm, die dann diagonal ineinander verflochten werden sollen. Anfangs wird es nicht ohne Eckpfosten und Stützdrähte gehen. Langfristig sollen die aber entfallen und die Konstruktion soll sich selbst tragen. Sorte, Geschmack und Ertrag sind unwichtig, ein paar schöne Früchte fürs Auge wären ganz nett; das Ganze muss aber in einer relativ rauhen Mittelgebirgslage auf 400m wachsen können.In einem anderen Thread hatten wir das Thema Spaliere kürzlich schon einmal. Dort ging es um Apfelspaliere und M9 war die Unterlage der Wahl, unglücklicherweise habe ich aber einen starken Wühlmausdruck aus den benachbarten Wiesen, so dass deren Leib und Magenspeise M9 wohl keine gute Wahl wäre.Habt ihr Ideen wie ich trotzdem zu meiner Obstlaube kommen könnte?

[max.]

warum muß es denn m9 sein?bei der gewünschten höhe würde ich sowieso eine stärkere unterlage wählen.ich würde sie selbst veredeln, ansonsten einjährige veredlungen kaufen und sie als "bouché- thomas" (jägerzaun) ziehen. nach einigen jahren kannst du die stämmchen aneinander anplatten und die unterstützungskonstruktion rausnehmen - falls du das noch schaffst.nachtrag:wenn es richtig schattig sein soll, könntest du auch das dach beranken, also quasi ein geschlossenes haus basteln.

[Apfelfreund]

Gegen Wühlmause soll es helfen, wenn man den Wurzelballen mit einem engmaschigen Maschendrahtgeflecht umgibt. Aber unbedingt darauf achten, daß die Mäuse nicht von oben in den Drahtkorb springen können. Als Unterlage kann man auch MM106 wählen, wenn der Boden nicht zu feucht ist. Die Idee einer Obsthecke ist sehr schön, absolut blickdicht wird sie aber wohl nicht werden; sollte aber auch nicht stören. Die schöne Blüte im Frühjahr, die heranreifenden Früchte im Sommer, die tolle Farbe der Äpfel und das Herbstlaub bieten soviel schöne Abwechselung. Mal ganz abgesehen von dem Naschobst. Selbst veredeln ist eine nette Möglichkeit, dann mußt Du aber 5-6 Jahre warten bis Du die Bäume hast. Dann investiere lieber 100 oder 200 Euro in fertige Bäume und habe sofort den Erfolg. Wähle Sorten, die im August, im Herbst und auch im Spätherbst reifen, dann hast Du ein langes Erntefenster. Eine tolle Auswahl erhältst Du bei vielen Versandbaumschulen, empfehlen kann ich Dir Johannes Boysen aus Niebüll, der ist hier auch oft im Forum und gibt gerne gute Tipps!!!! Er hat eine Internetseite.

[max.]

...Dann investiere lieber 100 oder 200 Euro in fertige Bäume und habe sofort den Erfolg...

sofort nicht, sondern nur ein jahr früher.wenn ich diesen juli okuliere, habe ich im herbst/winter 2012/2013 einjährige veredlungen. ältere als einjährige würde ich für diesen zweck aber nicht kaufen, weil sie sich nicht mehr so gut formen lassen.

[Apfelfreund]

Fertige Bäumchen haben in der Regel etliche Verzweigungen, die man gut biegen und fixieren kann. Okulieren kann nur der, der auch schon Unterlagen hat. Die treiben dann 2012 aus und sind im Mai 2013 80cm hoch und unverzweigt. Die muß man dann anschneiden und es folgen die ersten Verästelungen. Dann ist schon Mai 2014. Es macht Spaß, aber ich persönlich finde den Zeitaufwand schon bemerkenswert. Auch ist ein Platzproblem und Pflege zu beachten. Der Vorteil ist, daß man viele Sorten bekommt, wenn man an Reiser kommt. Der preisliche Vorteil wird durch den zeitlichen Aufwand wieder kaputt gemacht. Der Spaßfaktor ist natürlich größer. Aber auch nicht jeder kann veredeln und möchte sich damit auseinandersetzen.

[Moinert]

... Okulieren kann nur der, der auch schon Unterlagen hat. Die treiben dann 2012 aus und sind im Mai 2013 80cm hoch und unverzweigt. Die muß man dann anschneiden und es folgen die ersten Verästelungen. Dann ist schon Mai 2014...Der Spaßfaktor ist natürlich größer...

Der Spassfaktor ist sehr wichtig dabei. Zeit spielt weniger eine Rolle. Was ich aber vermeiden möchte ist, irgendwann um 2016 oder noch später festzustellen, dass ich mangels Erfahrung einen elementaren Fehler gemacht habe, alles roden und bei Null anfangen muss. Dann wird der Spassfaktor schnell zum Frustfaktor. Mit geeigneten Unterlagen und Edelsorten, wäre ich da schon ein gutes Stück weiter.

[max.]

...Die treiben dann 2012 aus und sind im Mai 2013 80cm hoch und unverzweigt...

etwas ot, aber das muß sein:am passenden standort, gut gepflegt, also gejätet und bei bedarf gegossen, sind apfelveredlungen auf m26, die im frühjahr xyz austreiben, im herbst des gleichen jahres pflanzfertig. (eigene erfahrung)für die bouche-thomas-erziehung sollte man nur einjährige veredlungen benutzen.was die reiserbeschaffung betrifft, hast du recht.

[A-String]

Hallo, auch mal mein Senf: Ich habe vor zwei Jahren auch etwa 40 Äpfel und Zwetschgen auf M9 und Wavit veredelt. Davon sind 20 Bäumchen als Spalier bzw Hecke gepflanzt worden, es soll dabei eine "Bouche-" Hecke oder wie das heißt werden, also je Baum zwei Triebe etwa im 45°-Winkel schräg nach oben, ein Meter Pflanzabstand. Ich persönlich würde es nochmals so machen und zwar, wie tw. auch schon gesagt wurde, aus folgenden Gründen: - Kauft man fertige Bäume, so sollten diese nicht zu alt sein, um noch vernünftig geformt werden zu können ---> man verliert durch Selbstveredeln 1-max. 2 Jahre. - Es bietet eine gewisse Form des ganzheitlichen Erlebnisses, die Bäumchen von ganz klein auf, aus einer Knospe "begleiten" zu können. - Je nachdem wieviel Bäume man pflanzt, macht das doch einen erheblichen Preisunterschied aus. - ggf. mehr Sorten zur Auswahl.

[max.]

...Je nachdem wieviel Bäume man pflanzt, macht das doch einen erheblichen Preisunterschied aus...

ich hab - noch zu dm-zeiten- für 100 unterlagen etwa 50 dm bezahlt. die reiser waren kostenlos.100 einjährige veredlungen - und dann noch von seltenen sorten - werden wohl kaum weniger als 1500 € kosten.da kann man schon von ersparnis reden.und dann kommt noch der heidenspaß dazu, den das macht, und der sowieso nicht zu bezahlen ist.

[Moinert]

... Ich habe vor zwei Jahren auch etwa 40 Äpfel und Zwetschgen auf M9 und Wavit veredelt. Davon sind 20 Bäumchen als Spalier bzw Hecke gepflanzt worden, es soll dabei eine "Bouche-" Hecke oder wie das heißt werden, also je Baum zwei Triebe etwa im 45°-Winkel schräg nach oben, ein Meter Pflanzabstand. ...

So etwas ähnliches habe ich mir auch vorgestellt. Wie ich mittlerweile ergoogelt habe, ist M26 weniger empfindlich gegen Wühlmausbefall und anscheinend auch noch schwachwüchsig genug. Was mich bezüglich der Wühlmäuse etwas irritiert, ist die Angabe, dass M26 eine Kreuzung aus M9 und M16 sei. M9 war doch die Leibspeise der Wühlmäuse, aber vielleicht war der Geschmack von M16 dominant.Jetzt fehlen mir aber noch die Edelsorten. Wo kann ich erfahren, welche Sorten auf M26 verträglich sind und welche nicht. Wenn man die Werke von Poenicke aus den 40er und 50er Jahren liest, verträgt sich ja nahezu gar nichts untereinander.Die Veredlungen sollten vermutlich schwach bis mittelstark wachsende Sorten sein, obwohl ich z.B. bei Johannes Boysen sogar Boskoop und andere starkwüchsige als als Minibusch finde. So schlimm kann das also nicht sein.Außer meiner heißgeliebten Zuccalmaglio Renette für den Verzehr fehlen mir dann noch ein paar Edelsorten, die sich gerne eher durch ein spektakuläres Äußeres auszeichnen können als durch geschmackliche Qualitäten.

[max.]

roter hauptmann wäre so eine.zu der wüchsigkeit:ich hatte damals meine thomas-bouché hecke auf ca. 2,20 meter begrenzt. sehr guter boden. das war trotzdem kein problem.es gab natürlich unterschiedliche wuchsgeschwindigkeiten der verschiedenen sorten. aber auch die schwachwüchsigsten haben diese höhe erreicht. nur die stämmchen der versch. sorten blieben unterschiedlich dick.

[Zuccalmaglio]

moinert,ich kenne die Quellen von Poenicke nicht.Aber das kommt mir schon sehr seltsam vor und ist vielleicht der damaligen noch mangelnden und ausreichenden Erfahrung mit den englischen Unterlagen geschuldet, daß von Unverträglichkeiten berichtet wird.Mir ist in den letzten 20 Jahren noch keine Aussage untergekommen, daß es mit M26 und bestimmten Edelsorten Unverträglichkeiten gibt. Wühlmäuse machen auch vor anderen Unterlagen als M9 nicht halt. Von M26 bis Sämling schmeckt Ihnen alles. Die Unterschiede zu M9 dürften allenfalls graduell sein. Und: Neuere Frühsorte "Reglindis". Sehr gesunder Baum und Frucht, mittelprächtiger Geschmack, bis mittelstark wachsend.Zuccalmaglio hast du ja schon, sonst hätte ich dir den empfohlen.......

[kdb]

oh ja, eine gartenlaube aus spalierbäumchen, das wärs ja für mich. leider habe ich dafür keinen platz mehr. aber als anleitung hab ich was für die freunde dieser art, obst anzubauen. einige schrieben ja schon etwas zur belgischen hecke, wo man bäume im winkel von jeweils 45 grad schräg in 2 richtungen ziehen kann. so etwas habe ich auf meiner homepage zum anschauen. wer in einer suchmaschine kdb´s spalierobst eingibt, wird da sicherlich fündig.kdb