News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Garten des 21.Jahrhunderts (Gelesen 23042 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

Benutzeravatar
Wolfgang
Beiträge: 941
Registriert: 27. Dez 2003, 21:39

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Wolfgang » Antwort #45 am:

Ach was. Die Vegatation verändert sich, wie in jeder Warmzeit. Die Pflanzen der sibirischen Steppe wandern ein und zeigen, was in ihnen steckt, wenn sie einen längeren Sommer haben.Ich habe schon vorsorglich Apfelbeeren (Aronia melanocarpa) angepflanzt. Gab es früher mal in Sachsen, erinnere ich mich, und weiter östlich davon. Wächst schneckenlagsam und hat kleine, süßsaure Beeren, also nichts für ertragsgeile Vermarkter, aber robust bis zum Anschlag.Übrigens enteckte ich selbst in einem Baumarkt immer mehr Samentüten mit der Aufschrift: "Wärmeverträglich". Die Gartenindustrie wird sich zu wehren wissen.
Hortulanus

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Hortulanus » Antwort #46 am:

FJS wollte Ananas in Alaska züchten. Etliche Forumsteilnehmer haben Bananenstauden im Garten und sind überglücklich wenn sich auch andere (sub)tropische Gewächse als erstaunlich winterhart erweisen.Vielleicht sind das die Gärten des 21. Jhd: Tropische Vielfalt, Verdrängung der einheimischen Flora weil zu wenig üppig. Aufgrund der exorbitant gestiegenen Wasserpreise gibt es Blütengärten (nur den Wohlhabenden vorbehalten; die Grünen denken deshalb über eine Luxusgartensteuer nach) und Sukkulentengärten.
Benutzeravatar
Wolfgang
Beiträge: 941
Registriert: 27. Dez 2003, 21:39

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Wolfgang » Antwort #47 am:

Schachtelhalmbäume und Baumfarne etc. waren hier schonmal heimisch. Die Reste werden heute versteinert und verkohlt (ehrlich) im Ruhrgebiet in 1000 Meter Tiefe gefunden.
Hortulanus

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Hortulanus » Antwort #48 am:

Aber was würden wir Gärtner nur anfangen, wenn alle diese Exoten uns erhalten geblieben wären oder künftig wieder aufgrund der Klimaerwärmung wachsen werden? In den Tropen gibt es wenig Gärten. Wozu auch. Dort ist eh alles bunt und üppig. Stirbt dann also unsere Gartenkultur? Oder errichten wir Kühlhäuser, in denen wir kälteliebende Pflanzen halten? Wie z.B. Eisblumen.Gärten entstehen nur dort, wo ein Mangel herrscht.
Benutzeravatar
Ismene
Beiträge: 2459
Registriert: 31. Dez 2003, 16:26
Kontaktdaten:

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Ismene » Antwort #49 am:

In den Tropen gibt es wenig Gärten. Wozu auch. Dort ist eh alles bunt und üppig.
Ich glaube, dass du dich da täuscht. Oft fallen die Gärten als solche nämlich gar nicht auf. Sie sind nicht so abgezirkelt und eingezäunt wie bei uns und auf den ersten Blick für Europäer aufgrund ihrer dschungelartigen Struktur schwer zu durchschauen. Natürlich sind es hauptsächlich keine Ziergärten, es müssen genau wie bei uns hier früher (in Agrargesellschaften üblich) viele Nutzpflanzen angebaut werden. Die Erforschung dieser "home gardens" steckt auch noch in den Kinderschuhen.Vor einigen Jahren noch rümpften die Forscher auf dem Gebiet Landbau/Nutzgärten in den Tropen noch ihre Nase und murmelten was von "Gemüsegärten auf Abfallhaufen". :-X Sicher ist aber mittlerweile, dass sie eine große Rolle spielen im Erhalt alter Kultursorten und damit haben ja hier so einige im Forum ihre Erfahrungen. ;)
"Man muss nicht das Licht des anderen ausblasen, um das eigene leuchten zu lassen." Griechisches Sprichwort
Hortulanus

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Hortulanus » Antwort #50 am:

Wir sprechen hier, wenn ich mich recht erinnere, primär über Ziergärten. Und darana sind die Tropen absolut arm. Ausnahme: Reiche Plantagenbesitzer u.ä.Nutzgärten gibt es in unterschiedlicher Form in fast allen Klimazonen.
Benutzeravatar
Ismene
Beiträge: 2459
Registriert: 31. Dez 2003, 16:26
Kontaktdaten:

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Ismene » Antwort #51 am:

Gestehe, dass ich nicht den ganzen Thread durchgelesen habe. Trotzdem glaube ich, dass deine Schlussfolgerung falsch ist, kein Ziergarten, dort wo alles bunt und üppig ist.Denn würde eine Bergbäuerin in den Alpen inmitten der Blumenwiesen doch auch keine Schnittblumen pflanzen, oder?Außerdem ist der tropische Regenwald mitunter eher monoton grün als bunt.Vielleicht hast du aber Recht, dass die Üppigkeit vor allem im Bereich der Heilpflanzen liegt, welche die Menschen dort oft der Natur entnehmen und nicht anpflanzen.Waren bei uns die ersten Gärten nicht Kräutergärtlein, weil eben nicht alles in der Natur zu finden war?
"Man muss nicht das Licht des anderen ausblasen, um das eigene leuchten zu lassen." Griechisches Sprichwort
Hortulanus

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Hortulanus » Antwort #52 am:

Die Ursachen liegen woanders.a) sind sie eine Kulturfrage. Auch wir Europäer haben die Gartenkultur geerbtb) eine Frage des Wohlstands.Die Tropen sind, von Ausnahmen abgesehen, relativ arme Regionen, beziehungsweise der Wohlstand war sehr unterschiedlich verteilt. Auch bei uns hatten Bauern, Tagelöhner und selbst die wohlhabenderen Handwerker im frühen Mittelalter kaum Ziergärten. Der Ziergarten ist auch bei uns stets ein Zeichen des bürgerlichen Wohlstands gewesen und deshalb erst deutlich später entstanden.Viele tropische Regionen sind recht "Blütenarm". Die Fauna ist eher Macchia-ähnlich. Das was wir heute als Farbenpracht kennen, sind Einführungen reicher Großgrundbesitzer, die die herrlichsten Pflanzen zusammentrugen (ausgesprochen viele aus der Südsee).Wo Armut herrscht, steht der Sinn nicht nach Ziergarten. Das eine oder andere Blümchen mag zwar sein. Es darf aber keine kostbare Fläche für Nutzpflanzen kosten.
Benutzeravatar
Silvia
Beiträge: 5127
Registriert: 21. Nov 2003, 14:50
Kontaktdaten:

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Silvia » Antwort #53 am:

Wer einen Garten hat, hat Land. Daran wird es bei vielen Menschen in armen Ländern scheitern, denke ich. Neulich habe ich mit einer Dame gesprochen, deren Tochter in Äthiopien arbeitet. Sie hat von der Armut der Leute gesprochen und dass sie schöne Gärten mit blühenden Blumen bei ihren Besuchen nicht gesehen hat, obwohl prinzipiell auch solche Pflanzen dort oben wachsen. Einzig bei den Hotelanlagen gab es angelegte Bereiche. Aber bei den Normalbürgern ist dafür kein Geld vorhanden, geschweige denn Land.Bei uns wird es dagegen nach der demografischen Entwicklung an Land keinen Mangel geben, auch wenn es jetzt nicht immer da ist, wo die Menschen wohnen möchten. ;)LG Silvia
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
Benutzeravatar
thomas
Garten-pur Team
Beiträge: 10742
Registriert: 21. Nov 2003, 21:03
Wohnort: Köln-Bonner Bucht, WHZ 8a

Für die Freiheit des Spottes.

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

thomas » Antwort #54 am:

Wir sprechen hier, wenn ich mich recht erinnere, primär über Ziergärten. Und darana sind die Tropen absolut arm. Ausnahme: Reiche Plantagenbesitzer u.ä.
Das ist so nicht ganz richtig. Für Blühendes als Zierde findet man z.B. in ganz Südostasien zumindest auf dem Lande immer ein wenig Platz. Und wenn es nur zwei oder drei Blechdosen mit Pflanzen sind. Denn in den meisten Kulturen ist Blumenschmuck auch im Zusammenhang mit der Götterverehrung wichtig - als Schmuck, nicht als Opfer. So habe ich es in sehr vielen asiatischen tropischen Ländern gesehen.Also ist der gemeinsame Nenner zu den hier thematisierten Gärten das 'Zieren'.Größere Zier-Gärten gibt es allerdings wirklich nur bei wohlhabenderen Leuten. Und diese Gärten sind dann oft der Hammer ...Liebe GrüßeThomas
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
thomas

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

thomas » Antwort #55 am:

Womit die unnötige Unterscheidung Zier-/Nutzgarten angesprochen ist. Das Phänomen, Pflanzen ausschliesslich zur Zierde anzubauen, ist schon ein Zeichen von Reichtum: Das kann sich nur leisten, wer genug zu essen hat und sein Stück Land nicht zur nahrungsproduktion braucht. In den alten Bauerngärten gabs neben den Nutzpflanzen auch viele Zierpflanzen. Die liessen sich aber auch nutzen: Viele Blüten z.B. sind essbar, und der Blumenstrauss aus dem eigenen Garten ist auch eine Nutzung. Umgekehrt gibt es Gemüse, das sehr dekortiv ist. Vielleicht wäre das eine Perspektive für den garten des 21. Jh: Die biesherige Eintielung aufgeben. Jede nützliche Pflanze ist schön (etwa die Haferwurzelblüte), und jede Zierpflanze auch nützlich (man denke an die Hagebutten!). Und ich behaupte mal, dass es auch in diesem Forum keinen noch so begeisterten Ziergärtner gibt, der nicht schon mal ein Teil einer seiner Pflanzen in den Mund gesteckt hat. Und umgekehrt freut sich auch der fanatischste Gemüsegärtner an den Blüten seiner Pflanzen.
Hortulanus

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Hortulanus » Antwort #56 am:

Für Blühendes als Zierde findet man z.B. in ganz Südostasien zumindest auf dem Lande immer ein wenig Platz. Und wenn es nur zwei oder drei Blechdosen mit Pflanzen sind.
Das ist wohl richtig. Aber ein kleines Beet mit bunten Blumen für religiöse Zwecke oder die Ansammlung von bepflanzten Blechdosen, wie man sie ja auch aus Europas Süden kennt, sind kein Garten. Das Zentralthema, so ist wohl auch das Eingangsposting zu interpretieren, dreht sich um den Ziergarten. Nutzgärten hatt es zu allen Zeiten und in allen Kulturen gegeben. Wobei noch zu klären wäre, wo in diesen Fällen die stark mäandernde Grenze verläuft zwischen dem Garten (im kulturhistorischen Verständnis) und einem nahegelegenem Feld/Acker. Die in der afrikanischen Felderwirtschaft häufig durch Dornengestrüppe eingezäunten Äcker, sind allein wegen der Einfriedung noch keine Gärten. Aber man sieht an diesem Beispiel, dass der Begriff "Garten" hier unscharf zu werden beginnt.Zurück deshalb zum Ziergarten. Dass die Bauersfrau auf der Alm ein paar Zinnien und Nelken in ihrem Nutzgarten hält, verändert den Grundcharakter des Gartens nicht. Meist erfüllen und erfüllten in den Bauerngärten die Zierpflanzen einen ganz konkreten Zweck: Grabschmuck, Altarschmuck (hier haben wir eine Parallele zu ähnlichen Verhaltensweisen in Asien), Eigendekoration an hohen kirchlichen oder traditionellen Feiertagen. Schluss. Ein Ziergarten sui generis und allein um sich daran zu delektieren oder anderen etwas zu präsentieren blieb die Ausnahme. Und hier kommt m.E. der englische Cottagegarten und der französische Parterregarten ins Spiel. Der Nachahmungstrieb des Bürgertums, sich diese Grillen des Adels zu Eigen zu machen und in einem zweifellos geringerem Maße ebenfalls zu prunken.Ein kulturhistorischer Hintergrund, der in dem tropischen Gürtel der Erde fehlt.
Tolmiea
Beiträge: 1640
Registriert: 13. Dez 2003, 11:52
Kontaktdaten:

Liebe ich dieses Forum???

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Tolmiea » Antwort #57 am:

....Ein kulturhistorischer Hintergrund, der in dem tropischen Gürtel der Erde fehlt.
Nicht ganz, wenn ich mir die Azteken betrachte, sie züchteten bereits auf Duft und Ästhetik und legten wunderbare Ziergärten aus den genannte Gründen an.
Benutzeravatar
thomas
Garten-pur Team
Beiträge: 10742
Registriert: 21. Nov 2003, 21:03
Wohnort: Köln-Bonner Bucht, WHZ 8a

Für die Freiheit des Spottes.

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

thomas » Antwort #58 am:

hier kommt m.E. der englische Cottagegarten und der französische Parterregarten ins Spiel
S. auch oben mein Post #16. - Solches bezieht sich aber doch in erster Linie auf 'gestaltete' oder 'kontrollierte' Natur im Gegensatz zur sich selbst überlassenen Natur, incl. metaphorischer Bezüge zu Herrschaftssystemen. Eine ästhetisch-rationale Perspektive anstelle einer pragmatisch-rationalen Sichtweise, die eher zum Nutzgarten passt. - Dazu gibt es auch Parallelen in Asien, die bekanntesten wohl die japanischen oder chinesischen (Landschafts-)Gärten.Da du ja den Namen des Gärtners trägst ;) : Inwiefern umfasst das lateinische 'Hortus' bereits Bedeutungen, von denen wir hier reden? Oder der 'Garten Eden'?Lieben GrußThomas
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
Hortulanus

Re:Garten des 21.Jahrhunderts

Hortulanus » Antwort #59 am:

Garten ist nach unserem Kulturverständnis immer gestaltete/kontrollierte Natur, da ein Garten – egal welcher Ausrichtung – das „Angelegte“ eine „Anlage“ (Hortus) ist. Etymologisch soll „Garten“ ein Gehege, ein eingefriedetes Grundstück bedeuten, ein Ort der Zuflucht und Geborgenheit. Letzteres könnte die Sinngebung für Eden gewesen sein. Vielleicht ist dieses attestierte Geborgenheitsgefühl auch der Schlüssel für die Unterscheidung zwischen einem eingefriedeten Acker und einem garten in unserem Verständnis.Es ist durchaus möglich, dass der Begriff Garten in anderen Kulturen anders interpretiert wird. Vielleicht geht ein Eskimo bereits in seinen Garten wenn er nur üblicherweise immer die gleichen Krähenbeerensträucher „dort hinten“ aberntet, was von den anderen Eskimos respektiert wird.Aber eine sich selbst überlassene Natur kann niemals Garten sein. Auch nicht, wenn sie eingezäunt wird. Für diese „Landschaftsgestaltung“ haben wir üblicherweise den Begriff „Naturpark“. Der Garten Eden verdiente wohl deshalb diese Bezeichnung, weil er eingezäunt war (durch die 4 Flüsse Pischon, Gihon, Tigris und Euphrat, in anderen Übersetzungen: Gichon, Hidächäl und Farat) und sich so von der Wildnis? abgrenzte.Tolmieas Hinweis ist völlig ok und findet ihre Entsprechung durchaus auch in anderen Herrschaftskulturen (sic!): Indien und viele südasiatische Staaten. Also überall dort, wo reiche Herrscher sich auch mit dem Luxus eines Ziergartens umgaben. Wo diese Herrschaftssysteme fehlen bzw. fehlten, fehlen eigenartigerweise auch die Gärten. Oder sehe ich das falsch? Aber die Bedeutung des Gartens als kulturelle Errungenschaft kann sich unmöglich auf Herrschaftsgärten beschränken. Man stelle sich mal vor: Hier in Europa gäbe es Ziergärten nur auf den Sitzen von Adelsfamilien und einigen Nabobs.
Antworten