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Früher oder später Wald - na und? (Gelesen 4812 mal)

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Poison Ivy

Re:Früher oder später Wald - na und?

Poison Ivy » Antwort #15 am:

Ein total verwildertes, kleines Grundstück inmitten dichter Bebauung ist außerordentlich erstrebenswert für Ortsbild und Nachbarn.
Diese Meinung teile ich, aber viele andere nicht.Ein mittlerweile verstorbener Onkel von mir sagte mal, es müsse verboten werden, Grundstücke zwischen Häusern brach liegen zu lassen! :o Ich traute damals meinen Ohren nicht.Meine Hinweise auf diese erstrebenswerten kleinen Ökosysteme die da entstehen, quittierte er nur mit der Bemerkung, dass man dem Dreck durch herunterfallendes Laub und umherfliegenden Unkrautsamen nicht mehr Herr werden würde. Und hässlich wären solche ungemähten Wiesen auch. :-\
Diese Ansicht ist hier auch weit verbreitet. Argumentiert wird neuerdings damit, dass es darum gehe, "Baulücken" zu schließen, da wären Brachen unzeitgemäß.Wo haben diese Menschen eigentlich als Kinder draußen gespielt? Unser Nachbar hat auf seinem Grundstück quasi "Tabula rasa" veranstaltet. Das Grundstück war früher ein gärtnerisches Kleinod, dann ist es verwildert - mit allem Charme, den das mit sich bringt. Jetzt sind fast alle Baume und Büsche fort und durch Betonplatten, bunte Tulpen und viel nackte Erde ersetzt. Die meisten, die das Grundstück im vorherigen Zustand kennen, fragen sich, was da passiert ist. Es gibt aber auch ein paar, vorwiegend (aber nicht nur) ältere, die finden, dass dort jetzt endlich mal richtig sauber gemacht wurde.Das hiesige Grundstück war hauptsächlich mit Ahorn aller Altersstadien zugewachsen. Das ist in Ordnung, wenn man im Garten nichts machen möchte außer Rasen und Ahornsämlinge mähen. Jedenfalls solange, bis die ersten Bäume wegen Hallimasch absterben. Dann muss man etwas tun, sonst fällt einem der Himmel auf den Kopf bzw. der Baum aufs Dach. Ist hier passiert.
Oswald

Re:Früher oder später Wald - na und?

Oswald » Antwort #16 am:

Ja, ich musste auch einen Stamm einer älteren Hängebirke vorsichtshalber fällen, und der zweite wird in einigen Jahren folgen. Man kann das aber wieder so oder anders tun: ich habe zwei Meter über Boden gefällt, so dass eine pilzbehangene Säule übrigblieb, die nun selbst verrottet, aber noch Jahre allen möglichen Tieren dient. Ebenso halbverrotete Stücke des gefällten Stamms, die am Boden liegen. Einige Spaziergänger sind not amused, was mir selbstredend egal ist.
Martina777
Beiträge: 5082
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Re:Früher oder später Wald - na und?

Martina777 » Antwort #17 am:

Wo haben diese Menschen eigentlich als Kinder draußen gespielt?
Die waren nie Kinder ::) ...Man muss mMn eh machen, was man selbst möchte. Dem einen gefällt nicht, wenn man Bäume fällt, der nächste fällt einem um den Hals, weil er endlich Sonne im Garten hat. (Gesetzt, Bäume fällen ist überhaupt erlaubt und man wird nicht standrechtlich erschossen dafür.)Die, die beim Hausbau ihren eigenen Krempel im Garten vergraben haben, machen sich nun Gedanken, ob bei Neubauten eh alles richtig entsorgt wurde ... jeder ist ein Spezialist für alles, scheints.Überzogene Dinge würde ich allerdings bekämpfen, würde mein Totholzhaufen z.B. beanstandet, ginge ich dagegen vor, notfalls holte ich mir GrünInnen ins Boot - die erleben hier neue Höheflüge, Wiesen, wo jahrzehntelang zu keiner Tages- oder Nachtzeit eine Kröte gesehen ward, wird nun kilometerlang mit hohem Sach- und Personalaufwand der Gemeinde kröteneingezäunt.
Wald-Traut
Beiträge: 173
Registriert: 24. Aug 2010, 13:13

Re:Früher oder später Wald - na und?

Wald-Traut » Antwort #18 am:

Diese Meinung teile ich, aber viele andere nicht.Ein mittlerweile verstorbener Onkel von mir sagte mal, es müsse verboten werden, Grundstücke zwischen Häusern brach liegen zu lassen! :o Ich traute damals meinen Ohren nicht.Meine Hinweise auf diese erstrebenswerten kleinen Ökosysteme die da entstehen, quittierte er nur mit der Bemerkung, dass man dem Dreck durch herunterfallendes Laub und umherfliegenden Unkrautsamen nicht mehr Herr werden würde. Und hässlich wären solche ungemähten Wiesen auch. :-\
Diese Ansicht ist hier auch weit verbreitet. Argumentiert wird neuerdings damit, dass es darum gehe, "Baulücken" zu schließen, da wären Brachen unzeitgemäß.Wo haben diese Menschen eigentlich als Kinder draußen gespielt? Unser Nachbar hat auf seinem Grundstück quasi "Tabula rasa" veranstaltet. Das Grundstück war früher ein gärtnerisches Kleinod, dann ist es verwildert - mit allem Charme, den das mit sich bringt. Jetzt sind fast alle Baume und Büsche fort und durch Betonplatten, bunte Tulpen und viel nackte Erde ersetzt. Die meisten, die das Grundstück im vorherigen Zustand kennen, fragen sich, was da passiert ist. Es gibt aber auch ein paar, vorwiegend (aber nicht nur) ältere, die finden, dass dort jetzt endlich mal richtig sauber gemacht wurde.Das hiesige Grundstück war hauptsächlich mit Ahorn aller Altersstadien zugewachsen. Das ist in Ordnung, wenn man im Garten nichts machen möchte außer Rasen und Ahornsämlinge mähen. Jedenfalls solange, bis die ersten Bäume wegen Hallimasch absterben. Dann muss man etwas tun, sonst fällt einem der Himmel auf den Kopf bzw. der Baum aufs Dach. Ist hier passiert.
Ich habe mich schon öfter gefragt, ob es eine Alterssache ist (hoffentlich nicht) oder eine Jahrgangssache. Mein Vater und viele seiner Bekannten (Jahrgang alle so um 1940) gehören auch dazu. Immer alles schön ordentlich und möglichst viel nackte Erde, dann kann man besser hacken. :P Für solche Leute ist so ein kleines Stückchen sich selbst überlassener Fläche ein Dorn im Auge. Mein Vater schämt sich sogar, weil ein Bauer eine von ihm gepachtete sogenannte Ausgleichsfläche nicht mäht bzw. nur einmal im Jahr. Aber so ganz ohne Pflege wird so ein Garten wohl tatsächlich nicht funktionieren. Wenn der Mensch es auch "nutzen" also betreten möchte, ist etwas Schnippelei angebracht. Ich habe noch so eine Brachfläche. Da mein Grundstück bei Brombeeren und Himbeeren sehr beliebt ist, kann ich den Teil jetzt nur noch von außen betrachten. Ist zwar schön für die Viecher, aber man möchte schon etwas mehr als Zuschauer von weitem sein.
Poison Ivy

Re:Früher oder später Wald - na und?

Poison Ivy » Antwort #19 am:

Ich glaube, dass diese "Ordnungsliebe" nicht altersabhängig ist.Bei vielen jüngeren Hauseigentümern mit Freifläche ums Haus manifestiert sie sich nicht wie in der älteren Generation im permanenten Kampf gegen das Unkraut, wobei der Sieg sich in möglichst großen Flächen nackter Erde zeigt, sondern in Rollrasen und Schotterflächen ums Haus. Mit anderen Worten: In der älteren Generation verursachte ein gepflegter Garten Arbeit und Mühen, über die man klagte (der viele Dreck von den Bäumen, das ewige Unkraut, das sich überall breitmacht), sich aber machte, weil es "sich so gehörte" und "man so erzogen worden war".In Rollrasen (oft mit viel Herbizid "gepflegt") und Schotterflächen hingegen manifestiert sich das Verlangen, ein Garten habe möglichst wenig Arbeit zu machen, da diese Arbeit von der kostbaren Freizeit abgeht.
Oswald

Re:Früher oder später Wald - na und?

Oswald » Antwort #20 am:

Aber so ganz ohne Pflege wird so ein Garten wohl tatsächlich nicht funktionieren. Wenn der Mensch es auch "nutzen" also betreten möchte, ist etwas Schnippelei angebracht. Ich habe noch so eine Brachfläche. Da mein Grundstück bei Brombeeren und Himbeeren sehr beliebt ist, kann ich den Teil jetzt nur noch von außen betrachten. Ist zwar schön für die Viecher, aber man möchte schon etwas mehr als Zuschauer von weitem sein.
Genau. Ich habe nun auch erkannt, dass ich ohne gepflegte und auch seitlich vor Überwucherung durch Dornengestrüpp geschützte Wege durch eben diese - begrenzte - Wildnis ausgesperrt werde. Insofern geht es schon nicht einfach ohne Pflege und Arbeit, grad auch mit Blick auf die Nachbarsgrenzen. Nur heisst das natürlich nicht, dass ich deswegen die Wildnis an sich nicht zulasse. Gesamthaft gibt die dann auch deutlich weniger zu tun als ein konventioneller Garten.
Oswald

Re:Früher oder später Wald - na und?

Oswald » Antwort #21 am:

das Verlangen, ein Garten habe möglichst wenig Arbeit zu machen, da diese Arbeit von der kostbaren Freizeit abgeht.
Für solche Leute ist Gartenarbeit wie Autowaschen: sie pflegen - einigermassen freudlos - Statussymbole. Echte Freude an Flora und Fauna, wie sie Gärtner empfinden, geht ihnen ab. Ist ihr gutes Recht, nur sollen sie deswegen nicht gegen meine mir teure Wildnis wettern.
Martina777
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Re:Früher oder später Wald - na und?

Martina777 » Antwort #22 am:

das Verlangen, ein Garten habe möglichst wenig Arbeit zu machen, da diese Arbeit von der kostbaren Freizeit abgeht.
Für solche Leute ist Gartenarbeit wie Autowaschen: sie pflegen - einigermassen freudlos - Statussymbole. Echte Freude an Flora und Fauna, wie sie Gärtner empfinden, geht ihnen ab. Ist ihr gutes Recht, nur sollen sie deswegen nicht gegen meine mir teure Wildnis wettern.
:D Sehe ich auch so. Wer seinen Garten zubetonieren und grün anmalen mag, okay. Gartenzwerge, bepflanzte Autoreifen oder steinerne Bedenklichkeiten ... ist mir auch recht. Im Gegenteil, ich mag sogar die Vielfalt und die unzähligen Variationen des Themas "Garten". Ich bin hier völlig neutral, aber immer wieder neugierig.
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Treasure-Jo
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Re:Früher oder später Wald - na und?

Treasure-Jo » Antwort #23 am:

Ich glaube, dass diese "Ordnungsliebe" nicht altersabhängig ist.Bei vielen jüngeren Hauseigentümern mit Freifläche ums Haus manifestiert sie sich nicht wie in der älteren Generation im permanenten Kampf gegen das Unkraut, wobei der Sieg sich in möglichst großen Flächen nackter Erde zeigt, sondern in Rollrasen und Schotterflächen ums Haus. Mit anderen Worten: In der älteren Generation verursachte ein gepflegter Garten Arbeit und Mühen, über die man klagte (der viele Dreck von den Bäumen, das ewige Unkraut, das sich überall breitmacht), sich aber machte, weil es "sich so gehörte" und "man so erzogen worden war".In Rollrasen (oft mit viel Herbizid "gepflegt") und Schotterflächen hingegen manifestiert sich das Verlangen, ein Garten habe möglichst wenig Arbeit zu machen, da diese Arbeit von der kostbaren Freizeit abgeht.
Ich glaube, dass diese "Ordnungsliebe" nicht altersabhängig ist.Ja!!! Kann ich bestätigen, wenn ich mich bei uns in der weiteren Nachbarschaft so umschaue, auch wenn die tieferen Motive dafür sehr unterschiedlich sein können. Darüber könnte man eine psychologische, oder sozialwissenschaftliche Doktorarbeit (ab-)schreiben. ;)
Liebe Grüße

Jo
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Re:Früher oder später Wald - na und?

Amur » Antwort #24 am:

Welche Gärten sind denn heute noch groß genug, um eine wirkliche Verwilderung zu zulassen ohne das die Nachbarn nachher im Schatten sitzen? Wilde Ahörner, Birken und Erlen schiessen ja recht schnell in die Höhe und Grenzabstände werden bei solchen "Konzepten" ja gerne übersehen. Im Nachbarort hat es eine solche Baulücke, inzwischen bewachsen überwiegend mit Erlen wohl bis 15m Höhe. Glücklicherweise grenzt die Nordseite (wäre ja die Südseite des Nachbarn) an einen Feldweg und ist dann Ortsrand. Leider werden solche Grundstücke dann auch schnell zur Müllabladehalde.Das sind für mich eigentlich die einzigen Gründe, die gegen solche total sich selbst überlassene Grundstücke innerhalb von Ortschaften sprechen.
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Re:Früher oder später Wald - na und?

Gartenplaner » Antwort #25 am:

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Oswald

Re:Früher oder später Wald - na und?

Oswald » Antwort #26 am:

Faszinierend, Gartenplaner!Mein Grundstück misst bloss 800 m2, inkl. Haus drauf. Da sind schon von der Dimension her nur Ansätze von Wildnis möglich, aber eben, schon die haben es in sich. Auch buschiger Niederwald auf ein paar m2 ist schon eine ganz andere Optik als diese Rasenmonokulturen nebenan. Abgegrenzt Richtung Nachbar hab ich mit einer adretten Thujahecke.
BigBee

Re:Früher oder später Wald - na und?

BigBee » Antwort #27 am:

Meiner Meinung nach muss man nicht unbedingt "gar nix mehr" tun, um eine richtige Wildnis zu bekommen - und man muss sich selber und eine klare Gestaltung auch nicht aus dem Wildgarten ausschliessen! Es ist nur eine völlig andere Form der Gestaltung und natürlich der Pflege, als der 0815-Hausgarten.
:D Ja. Schön hast Du das gesagt.
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