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Massiver Vogelfrass und -Pickerei (Gelesen 92520 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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cydorian
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

cydorian » Antwort #105 am:

Stand der Dinge 15.8.2012:Birne Frühe von Trevoux 100% Schaden (erst kurz vor der Reife)Birne Williams 100% SchadenBirne Conference 80% Schaden (Reife erst in 6-8 Wochen, Früchte werden in kurzer Zeit total verpickt)Birne Gräfin von Paris 20% Schaden (Reife in 2 Monaten)Birne Alexander Lukas (noch) kein SchadenBirne Stuttgarter Geisshirtle (noch) kein SchadenNashibirne 100% Schaden (in vier Jahren noch keine einzige Frucht reif geworden)Birne Boscs Flaschenbirne 50% Schaden (Reife in einigen Wochen, angepickte Früchte werden nicht weiter gefressen)Klarapfel 80% Schaden (Riesenernte, durch die schiere Masse sind einige Äpfel unbeschädigt übrig geblieben)Jakob Fischer 90% Schaden (Rest unreif geerntet, in vier Jahren vielleicht 10 reife Früchte übriggeblieben)James Grieve 50% Schaden (Reife in einigen Wochen)Meine Jakob Fischer:BildMit den Jahren schälen sich einige Beobachtungen heraus:
  • Hauptschädling im Sommer für Steinobst waren Bilche - Frühzwetschgen und Kirschen bäumeweise total abgeerntet, auch an frühe Apfelsorten gehen sie. Mittlerweile habe ich 28 Tiere exiliert. Hauptschädling ab Sommer sind Meisen, vorrangig Blaumeisen. Mit einer Schadwirkung, dass man ohne zu übertreiben von einer massenhaften Dauer-Rattenplage aus der Luft sprechen muss. Die Birnen erleben mal sehr schlimme Jahre, mal schlimme Jahre, aber jedes Jahr massive Schäden.
  • Fruchtfärbung ist zweitrangig. In rote Apfelbacken wird etwas häufiger gepickt, aber rote Sorten sind nicht häufiger befallen.
  • Wassermangel ist irrelevant.
  • Süsse der Früchte ist irrelevant. Total unreifes Obst wird ebenso vernichtet.
  • Madenbefall ist irrelevant. Die Vogelratten suchen nicht nach Obstmaden. Verpickt werden am liebsten die schönsten Früchte.
  • Hochrelevant ist die Konsistenz der Fruchtfleischs. Weiche Früchte werden durchweg zerstört, egal in welchem Reifestadium. Steinfrüchtige Birnen werden z.B. auch an ansonsten verpickten Bäumen gemieden. Einmal reingehackt und dann nicht mehr.
  • Spiegelelemente, CDs, Lärmmacher bewirken nichts. Katzenatrappen muss ich noch abwarten.
Vorgestern stand ich unter einer Conference-Birne und habe noch ein paar Spiegelkugeln reingehängt - oben flogen unbekümmert Blaumeisen in die Krone und fingen an zu picken. Keine zwei Meter von mir entfernt, direkt vor mir.Im Prinzip kann ich aufgeben. Wozu schneiden, mähen, hegen wenn Vogelhiebe alles vernichten? Hochstämme kann man nicht per Netz schützen. Ein paar Spielereien probiere ich noch, um Erfahrungen zu sammeln. Im Winter kommt z.B. ein Raubvogelnistkorb auf einen grossen Baum.
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Zuccalmaglio
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

Zuccalmaglio » Antwort #106 am:

Ist dieses Verhalten von Meisen denn allgemein bekannt oder auch irgendwo mal beschrieben worden?Mir ist das jedenfalls neu und habe es noch nicht beobachtet, obwohl ich regelmäßig Meisen sehe.Wenn es denn nicht zum üblichen Verhaltensrepertoire der Meisen gehört so stellt sich die Frage, warum das auf Cydorians Grundstück so ausgeprägt auftritt. Eine plausible Antwort fällt mir nicht ein.Könnte es Teilpopulationen geben, die sich diesen "Tick" angewöhnt haben?
Tschöh mit ö
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cydorian
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

cydorian » Antwort #107 am:

Die ersten Berichte tauchen ab etwa 2004 auf, in denen berichtet wird dass "in letzter Zeit Schänden durch Meisen" beobachtet wurden. Dass sie auch Obst fressen, ist immer schon bekannt. BeispielEtwa ab 2010 häufen sich die Berichte von angepickten Birnen und auch anderem Obst. Das Verhalten breitet sich aus.Meine Baumwiese ist wie gesagt ein gut strukturierter 50m breiter Streifen mit Bäumen, Gebüsch, der sich entlang eines episodisch Wasser führenden Bachs durch eine Agrarwüste zieht. Agrarwüste heisst Wüste: Apfelplantagen mit starkem Pflanzenschutzmitteleinsatz ohne Unterwuchs (Glyphosat-Dauereinsatz), Mais, Zuckerrüben, keine Hecke, radikale Flurbereinigung, Betonwege.
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oile
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

oile » Antwort #108 am:

Vielleicht ist dies eine Erklärung? So richtig nett scheint es nur bei Dir zu sein und die Meisen, die sich sonst verteilen, sammeln sich bei Dir?.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

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zwerggarten

Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

zwerggarten » Antwort #109 am:

ein moderator sollte ja schon wissen, wie das geht: url schön verlinken... 8)[size=0]ellenlange links, einfach so in einen post kopiert, zerschießen das layout und erschweren das lesen, jedenfalls auf mobilen geräten wie meinem eifon. ::) ;) [/size]bei mir zerpicken nicht meisen, sondern spatzen in großen schwärmen die noch unreifen, aber bereits gefärbten blauen trauben. es sieht genau so aus, wie übelster wespenbefall, wenn die trauben genug zucker haben - nur dass die jetzt noch sauer sind. der schwarm fliegt immer zwischen sonnenblumen und reben hin und her, allerdings dürften sie nicht mehr lange flugfähig sein, die fettgefressenen biester. :P >:(in einer kleingärtnigazette las ich, dass das aufstellen von vogeltränken das verpicken deutlich mindern soll, weil die vögel nur versuchen würden, mangels anderer angebote mit dem saft der verpickten früchte flüssigkeit aufzunehmen - das würde auch bei mir passen: erst fressen die spatzen fettreiche samen und dann, quasi zum runterspülen, frischen traubensaft. in meinem garten gibt es zwar vogeltränken, die sind aber wohl zu sehr zugewuchert und daher unattraktiv (potentiell gefährlich)... :-\
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cydorian
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

cydorian » Antwort #110 am:

Lies mal die Postings vorher. 5m neben den Birnbäumen fliesst fast immer ein Bächlein.
zwerggarten

Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

zwerggarten » Antwort #111 am:

das heißt ja nicht zwangsläufig, dass es für die meisen komfortabel oder attraktiv ist, daraus zu trinken: gibt es anlandestellen? flache ruhigwasserbereiche? offene sicht für trinkende/badende vögel? im reißenden bächlein, womöglich kanalisiert, dürfte es eine meise schwer haben. [size=0]danke! :) [/size]
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cydorian
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

cydorian » Antwort #112 am:

Wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es das alles. Flaches Wasser, Sand, Kiesel, mal tief eingegraben, mal flach oben, mal stehend, mal plätschernd, offene Zonen, verbuschte Zonen. Libellen, Insekten. Die Annahme, die Meisen würden aus Wassermangel das Obst vernichten, ist ein Märchen. Es kann nicht sein, dass massenhaft unreife Birnen oder Äpfel (James Grieve z.B. 2 Monate vor der Reife) zerstört werden, während direkt daneben allerbeste Trinkgelegenheiten herrschen. Unreifes Obst ist nicht mal saftreich.
zwerggarten

Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

zwerggarten » Antwort #113 am:

dann muss ich passen: bei meinen spatzen dagegen könnte es der grund/ein faktor sein. du erlebst offenbar eine artspezifische (hoffentlich lokale) fruktoraptorengenese... :-\
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Lizzy
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

Lizzy » Antwort #114 am:

Hallo.Dieses Jahr hatte ich erstmals ein massives Problem mit einem Schwarm Wacholderdrosseln die sich im Juni hier niederliessen. Die habe ich zum ersten Mal hier gesehen.Zuerst wurden über Nacht die Felsenbirnen komplett abgeernet. Ich hatte mir dabei aber noch nichts gedacht und hoffte auf die Ernte von Stachelbeeren, schwarze Johannisbeere und Aroniabeeren. Leider wurden dann auch die Stachelbeeren und die Johannisbeeren, Himbeeren und Brombeeren praktisch von einem Tag auf den anderen komplett leergemacht. Sauerkirschen auch komplett leergemacht.Als ich das mitbekommen hatte, artete dies in einer Wetternterei mit den Vögeln aus.Ich ernete möglichst an einem Tag alles ab, damit überhaupt noch was von den Früchten verwertet werden konnte. Klar, mir blieben die bersonders unzugänglichen und stacheligen Bereiche übrig, die für die Vögel unbequem waren.Ich hoffte nun auf die Aroniabeeren, da diese etwas saurer und bitterer sind als anderes Frischobst.Nichts da. Innerhalb von 2 Tagen war die Ernte komplett vernichtet.Danach wurde von unseren Kindern 2 tote aufgeplatzte Drosseln auf dem Gehweg angrenzend an die Aroniasträucher und eine am Gartenzaun gesichtet.Ich habe mir die Vögel angesehen, ich vermute dass sie Katzen zum Opfer gefallen waren. Die Katzen hatten wohl die Brust aufgenagt und nur die Innereien gefressen.Könnte es sein, dass die Vögel so vollgefressen waren, dass sie leichte Beute für Katzen geworden waren ?Hier sind auch sehr viele Spatzen und Meisen. Auch mal einzelne Amseln. Ich habe mit diesen seltsamerweise keine Probleme, meine Beobachtungen waren, dass diese sich hier hauptsächlich von Insekten ernähren oder nur wenig, tolerierbare Mengen abernten.An den Äpfeln machen die Vögel bei mir keine Probleme. Verm. ausschlaggebend war hier wohl der Reifezeitpunkt der meisten roten Beeren im Juni /Juli was mit dem zufälligen Stop der Drosseln einherging.Noch zu den Äpfeln: hier in der Umgebung gibt es sehr viel Streuobst und Wildkirschen, die keiner erntet. Teilweise alte Äpfelbäume mit hervorragendem Obst. Da sich keiner die Mühe macht diese abzuernten, bleibt alles hängen. Viele Klaräpfel und tolles Mostobst. An vielen Wanderwegen stehen verwilderte Mirabellen und Zwetschen. Mitten im Ort steht an der Kirche eine gelbe Rundpflaume mit leckeren honigsüssen Früchten, die keiner beerntet. Hiesige Vögel und auch Wespen fressen sich daran satt.Ich denke dass ausserhalb des Ortes in der Umgebung mehr Obst zu finden ist und dass über einen längeren Reifezeitraum, angefangen von den Wildkirschen und Kirschpflaumen und zum Ende hin mit den späten Äpfeln, als die Vögel u.a. Tiere überhaupt bewältigen können. Deswegen hier vergleichsweise geringe Schäden.Gruss
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RosaRot
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

RosaRot » Antwort #115 am:

Wir haben dieses Jahr sehr wenige Pflaumen und kaum Mirabellen. Das hatte zur Folge, dass die Vögel, vorwiegend Amseln, die noch unreifen Pflaumen geerntet haben, sämtliche wenige Mirabellen, bei den großen blauen Pflaumen haben wir um die Wette geerntet. An Äpfel gehen sie weniger. Kirschen waren so wenige und ganz oben, die habe ich ihnen völlig überlassen. Ebenso Johannisbeeren, waren auch nur wenige. Der Winter war deutlich zu merken.Wir haben keine Agrarwüste, aber dieses Jahr sehr viele Amseln.Die Meisen würden vielleicht an Meisenknödel gehen anstatt an Äpfel, wenn man welche aufhängen würde?Vögel haben wir in diesem Jahr im Gegensatz zu anderen Tieren sehr sehr viele. Die Meisen tummeln sich in der Kastanie und fressen Miniermottenraupen usw.Vielleicht sollte man auf der Obstwiese eine Kastanie pflanzen?
Viele Grüße von
RosaRot
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

cydorian » Antwort #116 am:

Die Meisen würden vielleicht an Meisenknödel gehen anstatt an Äpfel, wenn man welche aufhängen würde?
Mit Zusatzfütterung würden sie sich allerdings auch noch stärker vermehren. Futtermangel ist wie Wassermangel als Zerstörungsgrund nicht ganz logisch: Der Nährwert von Früchten Monate vor der Reife liegt nahe Null. Dazu noch die umliegenden Mais- und Getreidefelder, auch der reife Raps mit seinem fetten, ölhaltigen Samen stand noch bis vor wenigen Wochen, als sie zum Beispiel die Klaräpfel vernichtet haben und mit den Birnen begonnen?
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RosaRot
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

RosaRot » Antwort #117 am:

Vielleicht geht es den Meisen um die Form? Ich würde dies aus reiner Neugier vermutlich testen.
Viele Grüße von
RosaRot
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kaktusheini
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

kaktusheini » Antwort #118 am:

Hallo,ich glaube, dass sich bei den verschiedenen Vogelpopulationen verschiedene Traditionen gebildet haben, oder wie ist es sonst zu erklären, dass die Vögel in meinem Garten die Johannisbeeren (schwarz und rot) verschonen und in anderen Gärten vollständig abernten. Felsenbirnen und und eine große dunkle Knorpelkirsche nehmen die Vögel sehr gerne, während die direkt daneben stehende Süßweichsel verschont wird. Von den Äpfeln picken die Vögel bei mir am liebsten die abgefallenen (evt. schon angefaulten) an und verschonen die am Baum. Gartenheidelbeeren sind bei uns nur hinter Netz und Gitter zu halten, sonst gehören sie komplett den Amseln.Grüße aus dem Bayerwald Heini
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Lizzy
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Re:Massiver Vogelfrass und -Pickerei

Lizzy » Antwort #119 am:

Ich habe mal ein wenig gegoogelt aber auf deutschen Seiten findet man kaum etwas zu dem Thema.Habe mal eingegeben "bird damage on fruit crops" da gibt es auf englischsprachigen Seiten schon einiges mehr. In Australien wurde staatlich ein Handbuch entwickelt zum downloden. Da werden einheimische und eingeschleppte Vögel deren Verhalten und die Schadbilder beschrieben, das Pro und Contra von verschiedenen Methoden, wie Böller, Repellents, Abschreckmassnahmen usw.Auf einer englischen Seite wird eine Methode angewendet, sich von Jägern tote Krähen zu besorgen und diese in die Bäume zu hängen oder aufgespannte Netze usw., oder das Aufhängen von aufgeblasenen Bällen mit übergrossen Augen, die an Eulengesichter erinnern. Hier mal der Link ( ich kann nicht gut verlinken, man möge mir es nachsehen ):http://extension.unh.edu/agric/Docs/birdpub2010reduced.pdf
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