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Eine Frage - Herbizid (Gelesen 4536 mal)

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Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

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Rübe
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Eine Frage - Herbizid

Rübe »

Ich weiß hier im Forum wurde z.T. schon heftig über das Thema diskutiert und ich will auch keine Unruhe stiften. Als Laie habe ich aber eine Frage dazu, die mir hier vielleicht jemand beantworten könnte.Wer weiß ab wann man eine Grünfläche welche mit Permaclean behandelt wurde ohne Bedenken und event. gesundheitlicher Schäden wieder nutzen/betreten kann? Gerade in Bezug auf kleine Kinder, die vielleicht doch mal mit den Händen in der Erde buddeln und anschließend die Finger in den Mund stecken? Hört sich wahrscheinlich blöd (hysterisch) an, aber wir haben dieses Herbizid nicht selbst ausgebracht und wurden sozusag. vor vollendete Tatsachen gestellt.Im Sicherheitsdatenblatt von dem Produkt konnte ich hierzu keine Angaben/Anhaltspunkte finden. Außer Glyphosat sind da auch noch zwei weitere Wirkstoffe enthalten, die scheinbar sechs Monate in der Erde wirken - das ist mir nicht geheuer ::)Wer kennt sich aus und kann dazu etwas sagen oder besser, wer besitzt Fachwissen und verrät mir ab welchem Zeitpunkt er/sie die eigenen Kinder/Enkel auf so einer Fläche wieder spielen lassen würde?LG Rübe
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Staudo
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Re:Eine Frage - Herbizid

Staudo » Antwort #1 am:

DANIEL!!!Unser Fachmann für das Gift scheint Urlaub zu machen. Da hilft nur zu warten.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Eva

Re:Eine Frage - Herbizid

Eva » Antwort #2 am:

Wenn hier keiner antwortet, würde ich empfehlen, sich an die Hersteller zu wenden per e-mail. Wer hat denn da unaufgefordert gegiftelt?
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Rübe
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Re:Eine Frage - Herbizid

Rübe » Antwort #3 am:

Das ist aber jetzt schade (für mich), das Daniel gerade urlaubt - hoffentlich kommt er bald wieder.Eva, das war der Grundstücksbesitzer welcher nur sporadisch hier zu besuch kommt und mit dem wuchernden Unkraut überfordert ist. Es sind mit dem Präperat Freiflächen begossen worden, die zum Teil mit Kies bedeckt sind und seit 10 Jahren ::) darauf warten gepflaster zu werden. Das dumme, wir haben hier uneingeschränktes Wohn- und Nutzungsrecht und so sind es unsere Kinder von klein auf gewohnt auch dort zu spielen, oder über den jetzt abgegossenen Weg mit Nachbarskindern Kontakt aufzunehmen zu können ohne an der stark befahrenen Straße rüber laufen zu müssen. Unsere großen sind schon vernünftig genug dort jetzt einen großen Bogen drum zu machen, aber unser 5 jähriges Erdbremserchen da lege ich nicht die Hand dafür ins Feuer.Am Besten ich hole im Baumarkt nen billigen Zaun und sperre den Zugang erst mal ab.Nur im Kellerdurchgang hat der nette Mensch noch mit dem Permaclean ne volle Gießkanne abgestellt, wir müssen da immer vorbei, dabei hat er Kellerräume die er abschließen kann.Aber genug gejammert und ist ja schon ot.Ich werde mich mit Bayer in Verbindung setzen, mal hören was dort geraten wird.LG Rübe
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Zwiebeltom
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Re:Eine Frage - Herbizid

Zwiebeltom » Antwort #4 am:

Ich habe natürlich keine Ahnung, sondern nur mal das verlinkte Sicherheitsdatenblatt durchgelesen.Wenn das Zeug vorschriftsmäßig verdünnt wurde und nun in die Erde eingedrungen ist, würde ich mir keine großen Gedanken machen. Nach den toxikologischen Angaben unter Punkt 11. des Datenblattes sind schon sehr hohe Mengen notwendig und wer isst größere Mengen Erde? Sofern es seit Anwendung des Produkts nicht schon ausgiebig geregnet hat, würde ich die betroffene Fläche vorsichtshalber mal sehr gut wässern.
Das Leben ist kein Ponyschlecken.
Eva

Re:Eine Frage - Herbizid

Eva » Antwort #5 am:

Ich werde mich mit Bayer in Verbindung setzen, mal hören was dort geraten wird.
Ich würde das eher per e-mail als per Telefon erledigen. Schriftlich zu versichern, dass alles eh ganz harmlos ist, fällt im Zweifelsfall etwas schwerer als telefonisch.
Poison Ivy

Re:Eine Frage - Herbizid

Poison Ivy » Antwort #6 am:

Aktive Inhaltsstoffe in dem Produkt sind außer Glyphosat noch Metosulam und Flufenacet.Wenn Kinder auf einer Fläche spielen, wird bei Risikoabschätzungen betrachtet, wieviel Wirkstoff ein Kind im schlechtesten durchschnittlichen Fall aufnimmt, wenn es dort täglich über einen längeren Zeitraum spielt und dabei mit kontaminierter Erde in Kontakt kommt. Möglich ist eine Aufnahme über die Haut und, gerade bei kindern, natürlich auch dadurch, dass sie Boden (unfreiwillig) essen.Extra betrachtet wird manchmal auch noch sogenanntes "pica-Verhalten", damit bezeichnet man die Eigenheit, dass manche Kinder über einen kürzeren Zeitraum ihrer Entwicklung größere Mengen Erde aufnehmen (so im Bereich von 10 g auf einmal). Üblicherweise "essen" Kinder im Mittel pro Tag erheblich weniger, 1 g Erde - wie gesagt als Mittelwert - ist da eher schon viel.Die direkte Aufnahme durch die Haut spielt nur ausnahmsweise eine Rolle bei der Aufnahme von Substanzen in den Körper. Die Haut ist da schon eine gute Schutzbarriere.Ohne jetzt eine "gerichtsfeste" Bewertung vorzunehmen, kann man eine orientierende Einschätzung geben:Glyphosat ist auch für Kinder kaum toxisch.Für Metosulam gibt es einen so genannten ADI. Das ist eine Dosis, die Menschen - auch Kinder - über einen längeren Zeitraum (Jahrzehnte bis lebenslang) zu sich nehmen können, ohne dass dabei mit einer schädlichen Wirkung zu rechnen ist.Dieser "acceptable daily intake (ADI)" für metosulam liegt bei 0.05 mg/kg Körpergewicht und Tag. (Quelle)Bei einem Kind von 15 kg Gewicht als bei 0,75 mg/Tag. Wenn man annimmt, dass ein Kind 1 Gramm Erde pro Tag isst, müsste die Erde also 0,75 mg Metosulam/g oder anders ausgedrückt 0,75 g/kg Boden enthalten.Metosulam ist in dem von dir genannten Präparat in einer Konzentration von 0,3 % enthalten, also 3 g/kg oder 3 mg/g oder 30 mg/10 g.Anwendung siehe hier: 10g Beutel in 1 Liter Wasser reichen für 10 m².Bei sachgerechtem Anwenden würde man also eine Menge von 30 mg Metosulam auf 10 m² Bodenoberfläche verteilen. Das wären dann 3 mg/m². Eine Menge von 0,75 mg/Tag, ab der die Aufnahme über den Boden bei einem 15 kg schweren Kind den ADI-Wert erreichen würde, wäre demnach in 1/4 m² Bodenfläche enthalten. Berücksichtigt man, dass der Wirkstoff beim Ausbringen ja nicht obenauf liegen bleibt, sondern in den Boden eindringt, so scheint mir die Gefahr einer Gesundheitsgefährdung durch Metosulam eher sehr gering zu sein. Zumal, wie gesagt, diese ADI-Werte für die Aufnahme über einen sehr langen Zeitraum gelten.Und jetzt noch dieselbe Betrachtung für den dritten Wirkstoff Flufenacet. Für diesen Stoff gibt's in der EU einen ADI von 0,005 mg/kg und Tag. (Quelle: S. 6).Wieder für ein Kind von 15 kg Gewicht gerechnet wären das 0,075 mg/Tag.Flufenacet ist im Präparat mit 60 g/kg Präparat enthalten, also 60 mg/g oder 600 mg/10 g Präparat. Die würden sich bei sachgerechtem Ausbringen auf 10 m² verteilen, also 600 mg/10m² oder 60 mg/m². Gehen wir davon aus, dass das Wasser mit dem Wirkstoff auf den behandelten 10 m² etwa 30 Zentimeter tief in den Boden eindringt, so würden 3 m³ Erde durchtränkt. Bei gleichmäßiger Verteilung und einer Dichte des Erdbodens von geschätzt um die 3 g/cm³ wären dann 60 mg Flufenacet in 1000 kg Erde, also 60 mg/1000 kg oder 0,06 mg/kg Erde oder 0,000006 mg/g Erde.Da müsste ein Kind schon ziemlich viel Erde futtern.Ihr dürfte gerne selbst nachrechnen, ich hoffe, ich habe mich nirgends vertan. Natürlich ist das im Übrigen wie erwähnt eine orientierende Einschätzung und keine "gerichtsfeste" Bewertung. Sie zeigt nur auf, wie man bei solchen Fragen grundsätzlich vorgeht und in welchen möglichen Dimensionen man sich in diesem Fall bewegen dürfte.Fazit: Eine solche überschlägige Rechnung zeigt erstmal, dass man sich wegen der Gesundheit seiner Kinder keine ernsthaften Sorgen machen sollte, wenn sie auf einer solchermaßen behandelten Fläche spielen.Das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass man dort, wo Kinder spielen, bedenkenlos so mir nichts dir nichts Herbizide ausbringen sollte!Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass bei Metosulam eine bestimmte Frage zu einer bestiommten Wirkung eines Abbauprodukts noch unklar ist und von der Europäischen Lebensmittelbehörde zusätzliche Daten gefordert wurden. Die können die Einschätzung natürlich ändern, aber an der grundsätzlichen Einschätzung im konkreten Fall wird sich dadurch nichts Wesentliches ändern.
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Daniel - reloaded
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Re:Eine Frage - Herbizid

Daniel - reloaded » Antwort #7 am:

Nein, ich habe keinen Urlaub....Also theoretisch kannst du nach tiefer und gut mischender Bodenbearbeitung etwa 10-12 Wochen nach der Spritzung pflanzen. Voraussetzung: Gleichmäßige Anwendung, sehr gleichmäßige Durchmischung, entsprechend verträgliche Kulturen. Du siehst also : sicher ist anders!Grundsätzlich kannst du dich etwa nach dem Zeitpunkt richten an dem die Fläche wieder von Unkraut bewachsen wird (Hühnerhirse, einjährige Rispe und Springkraut allein sind kein Indikator, hier lässt die Wirkung verhältnismäßig schnell nach). Spätestens wenn Vogelmiere, Ehrenpreis und Weidenröschen wieder ungehemmt wachsen kannst du, sicherheitshalber nach mischender Bodenbearbeitung, auch wieder pflanzen.Soll die Fläche Rasen werden oder sonstwie eingesät werden würde ich das sicherheitshalber nicht vor dem Frühjahr 2013 tun, Sämlinge sind ein Vielfaches empfindlicher gegenüber Herbiziden als etablierte Pflanzen, zumal Rasen ja auch nur aufgestreut würde und das Saatgut somit direkt mit Wirkstoffrückständen in Kontakt kämen.Einer der Wirkstoffe von denen die dauerwirkung ausgeht (also Flufenacet oder Metosulam) steht im verdacht Krebs auslösen zu können, da mag es allerdings sehr stark auf die Dosis ankommen. Auf dem Permaclean steht da meines Wissens nichts diesbezüglich auf der Packung, beim Terano (das Profimittel dazu) steht eindeutig: "Verdacht auf krebserzeugende Wirkung."Liebe Grüße,DanielEdith sagt: "Fisch nicht im Trüben wenn Bristlecone das erstens besser und zweitens super verständlich kann. ;)
Was man über mich sagt(e):
Ich habe den Jargon eines Bauarbeiters, die Abgeklärtheit und Resolutheit einer Puffmutter und den Charme einer Drahtbürste...

(In Erinnerung an die Zeit im Wohnheim der Meisterschule)
Poison Ivy

Re:Eine Frage - Herbizid

Poison Ivy » Antwort #8 am:

Ne, das ist schon o.k., das ergänzt sich doch sehr gut!Und was den Verdacht auf krebserzeugende Wirkung angeht, habe ich eben nochmal nachgeschaut: Im Tierversuch traten bei männlichen Ratten, die dem Wirkstoff ausgesetzt waren, mehr Tumoren in der Niere auf als bei unbehandelten Kontrolltieren. Diese spezielle Art von Tumoren als Reaktion auf manche Stoffe tritt in der Form eben nur bei männlichen Ratten, nicht aber bei weiblichen oder bei anderen Tierarten auf. Man hat zu diesem speziellen Thema viele Untersuchungen gemacht, und es herrscht Einigkeit, dass diese Wirkung für die Bewertung des Risikos beim Menschen keine Rolle spielt.
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Rübe
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Re:Eine Frage - Herbizid

Rübe » Antwort #9 am:

Vielen, vielen Dank an euch beide. Ihr seid einfach klasse! Das hört sich bei weitem nicht so schlimm an, wie ich es befürchtet hatte. Vielleicht schaffe ich es noch heute Abend an Bayer eine Email mit meiner Anfrage zu senden, dann habe ich das ganze auch noch schwarz auf weiss von offizieller Stelle.LG Rübe
Poison Ivy

Re:Eine Frage - Herbizid

Poison Ivy » Antwort #10 am:

Ich bin gespannt, was du bei Bayer erreichen wirst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Firma ohne Kenntnis der Umstände bei der Anwendung einen "Persilschein" ausstellt, und das auch noch schriftlich.
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