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Zuchtpotential "exotischer" Obstarten (Gelesen 7093 mal)

Die Lehre von den Pflanzen - Übersetzungen aus dem Fachchinesischen, Diskussionen um Definitionen, Alltagsphänomene wissenschaftlich erklärt
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paulche
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Zuchtpotential "exotischer" Obstarten

paulche »

Da ich mich für einige hier in Mitteleuropa nicht ganz so oft angebaute Obstarten interessiere, wundere ich mich, das deren Zuchtpotential nicht proffessionel ausgeschöpt wird.Diese hier seltenen Obstarten mit viel Züchtungspotential wären z.B. Kakis, Indianerbananen, Kiwis, Feigen, Citrus, Jujube, Punika, Canna, Bananenyucca, Japanische Wollmispel, Erdbeerbaum, Russische Olive...Diese Obstpflanzen hätten nach einem nur geringen züchterischen Aufwand das Potential hier einen stärkeren Beitrag für unsere Ernährung zu sorgen und in viel mehr Gärten unproblematischer Freude zu machen. Bei den meisten fehlt es etwas an der Frosthärte, um auch z.B. in Klimazone 7 und 6 unproblematisch zu wachsen.Bei der Indianerbanane und der amerikanischen Kaki bzw. der Hybrid-Kaki handelt es sich schon um Obstpflanzen, die für gemäßigte Zonen jetzt schon geeignet sind.Es gibt jetzt schon geeignete Hybridkiwi, mit etwas größeren Früchten. Sie sind frosthart. Die Früchte könnten noch größer werden.Es gibt jetzt schon frostharte Canna. Sie müssten noch etwas unempfindlicher gegen kalte Nässe werden.Bei der Feige haben wir das z.B. Problem, das die unproblematische Züchtung im Verbreitungsgebiet der Feigenwespe erfolgen muß, während die Selektion z.B. auf Frosthärte sogar weiter im Norden erfolgen muß, also da wo man dieses Obst stärker verbreiten könnte.In der Citruszüchtung müßte man verschiedene Poncirushybriden miteinander und mit Ichangensishybriden kreuzen und dann im Norden selektieren. Wir haben immer wir das Problem, das Sämlinge erst nach einigen Jahren Früchte tragen. Den Erfolg bei der Frosthärtezüchtung kann man aber schon bei Jungpflanzen erleben. Das Großziehen solcher Jungpflanzen würde sicherlich auch Laien Freude bereiten.Ich selbst versuche mit einem mittelgroßen Garten meinen Beitrag für das Ausschöpfen des Zuchtpotentials zu leisten.Manchmal ist es aber schwer die richtigen Mutterpflanzen für die Züchtung zu bekommen, weil es wenige Händler dafür gibt. Ich habe z.B. noch keine Feigenhändler gefunden, welche männliche parthenocarpe Feigen, mit essbaren Früchten normal in ihrem Programm anbieten. Auch der Citrushybrid Changsha x Poncirus wird nur von wenigen Händlern angeboten, wenn man die Möglichkeit hat sie persönlich abzuholen.Winterharte japanische Wollmispeln sollen in der Ukraine wachsen.
viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) 7b
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Re:Zuchtpotential "exotischer" Obstarten

Gartenplaner » Antwort #1 am:

Hallo Paul,ich denke mal, es ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit bei den Baumschulen - da die Nachfrage nicht so enorm groß ist, werden speziellere Obstarten nicht so häufig geführt, geschweige denn hier züchterisch bearbeitet.Ein gutes Beispiel ist vielleicht die Pekan-Nuß.In den USA wird sie in vielen Staaten angebaut und ebenso werden Selektionen und Züchtungen schon lange gemacht - aber hier in Europa ist es fast unmöglich die Sorten zu bekommen, die aus den nördlichsten Anbaugebieten kommen und für Mitteleuropa am vielversprechendsten wären.Gleiches bei der Pawpaw - auch da gibt es einige Selektionen in den USA, die aber nicht so häufig hier in Europa angeboten werden, wobei es bei diesem Obst schon besser ausschaut.Es ist vielleicht eher sogar so, dass im natürlichen Vorkommensgebiet von z.B. Kaki, Pawpaw, Kiwi, Pekan, Citrus schon Züchtungen an den nördlichsten/südlichsten Rändern gemacht werden - aber noch nicht in Europa angeboten werden, weil die Nachfrage zu schwach ist.L.G.,Gartenplaner
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Re:Zuchtpotential "exotischer" Obstarten

andreasNB » Antwort #2 am:

Canna, Bananenyuccasind kein Obst, sondern wenn schon dann als Gemüse zu bezeichnen.Von ersterer gibt es KEINE frostharte Sorten. Bekommen die Rhizome Frost, sind Cannas tot. "Bananenyuccas" sind frosthart. Sie haben nur ein Problem mit der Feuchtigkeit im Winter. Außerdem ist der Wuchs zu langsam als das es wirtschaftlich wäre sie zu kultivieren. Bei Nutzung von Wildpflanzen sieht das anders aus. Allerdings stellt sich die Frage: Wie täte ich sie ernten und zubereiten ?
Diese Obstpflanzen hätten nach einem nur geringen züchterischen Aufwand das Potential hier einen stärkeren Beitrag für unsere Ernährung zu sorgen ...
Seit wann ist Europa unterversorgt ?Wie haben hier eine derart große Vielfalt.Mal davon abgesehen, das viele Gärten kaum bzw. nur wenig Obst(gehölze) enthalten. Selbst hier im Osten wo man vor 2 Jahrzehnten noch Selbstversorger war, wird die volle Bandbreite der "heimischen" Arten doch kaum mehr genutzt.
Ich habe z.B. noch keine Feigenhändler gefunden, welche männliche parthenocarpe Feigen, mit essbaren Früchten normal in ihrem Programm anbieten.
Warum sollten sie ?Händler wollen - besser gesagt sie müssen - Gewinn machen, sonst macht das Geschäft keinen Sinn.
Winterharte japanische Wollmispeln sollen in der Ukraine wachsen.
Ja, auf der Krim in der Region um Jalta am Meer ;)
paulche
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Re:Zuchtpotential "exotischer" Obstarten

paulche » Antwort #3 am:

Canna, Bananenyuccasind kein Obst, sondern wenn schon dann als Gemüse zu bezeichnen.Von ersterer gibt es KEINE frostharte Sorten. Bekommen die Rhizome Frost, sind Cannas tot. "Bananenyuccas" sind frosthart. Sie haben nur ein Problem mit der Feuchtigkeit im Winter. Außerdem ist der Wuchs zu langsam als das es wirtschaftlich wäre sie zu kultivieren. Bei Nutzung von Wildpflanzen sieht das anders aus. Allerdings stellt sich die Frage: Wie täte ich sie ernten und zubereiten ?
Diese Obstpflanzen hätten nach einem nur geringen züchterischen Aufwand das Potential hier einen stärkeren Beitrag für unsere Ernährung zu sorgen ...
Seit wann ist Europa unterversorgt ?Wie haben hier eine derart große Vielfalt.Mal davon abgesehen, das viele Gärten kaum bzw. nur wenig Obst(gehölze) enthalten. Selbst hier im Osten wo man vor 2 Jahrzehnten noch Selbstversorger war, wird die volle Bandbreite der "heimischen" Arten doch kaum mehr genutzt.
Ich habe z.B. noch keine Feigenhändler gefunden, welche männliche parthenocarpe Feigen, mit essbaren Früchten normal in ihrem Programm anbieten.
Warum sollten sie ?Händler wollen - besser gesagt sie müssen - Gewinn machen, sonst macht das Geschäft keinen Sinn.
Winterharte japanische Wollmispeln sollen in der Ukraine wachsen.
Ja, auf der Krim in der Region um Jalta am Meer ;)
Hallo Andreas,ich habe im Frühjahr Canna Musafolia und Canna Lumbautum bekommen. Die haben sich auch gut vermehrt. Die Überschüsse habe ich eingetauscht. Ein paar Knollen habe ich draußen gelassen, um mir über ihre Winterhärte eine eigne Meinung zu bilden. Ich kenne jemanden, der in seinem Garten am Rhein unbekannte Canna gefunden hat, die den letzten harten Winter draußen überlebt hat.Mir macht es Freude einige zusätzliche Nutzpflanzen anzupflanzen. Schliesslich schmecken Früchte aus dem eignen Garten besonders gut. Citrangen habe ich z.B. schon probiert. Sie haben mir sehr gut geschmeckt. Ich habe sie aber noch nicht im Geschäft gefunden. Ein Poncirushybrid, der in Klimazone 7 überleben würde, wäre ein Verkaufsschlager. Eine solche Pflanze müßte relativ leicht zu züchten sein. Wenn ich noch eine erwachsene Changsha x Poncirus bekomme, werde ich sie mit meiner Citromelo kreuzen. Da könnten solche frostharten Fruchtcitrus herauskommen.Feigen verkaufen sich eigentlich jetzt schon gut. Eine Sorte, die 2-5 Grad frosthärter wäre als z.B. Brown Turkey, würde sich noch besser verkaufen lassen - vielleicht gibt es sie auch schon.Indianerbananenfrüchte erhält man auch noch nicht im Geschäft. Pflanzen und Samen sind allerdings gut zu bekommen. Ich sähe dieses Jahr nochmal 100 Samen aus, so können sie den Winter über natürlich stratifizieren. Dieses Obst hat bestimmt sehr großes Potential sich durchzusetzen. Minikiwis werden inzwischen schon als Obst im Handel angeboten.
viele Grüße

Paul

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paulche
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Re:Zuchtpotential "exotischer" Obstarten

paulche » Antwort #4 am:

Hallo Paul,ich denke mal, es ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit bei den Baumschulen - da die Nachfrage nicht so enorm groß ist, werden speziellere Obstarten nicht so häufig geführt, geschweige denn hier züchterisch bearbeitet.Ein gutes Beispiel ist vielleicht die Pekan-Nuß.In den USA wird sie in vielen Staaten angebaut und ebenso werden Selektionen und Züchtungen schon lange gemacht - aber hier in Europa ist es fast unmöglich die Sorten zu bekommen, die aus den nördlichsten Anbaugebieten kommen und für Mitteleuropa am vielversprechendsten wären.Gleiches bei der Pawpaw - auch da gibt es einige Selektionen in den USA, die aber nicht so häufig hier in Europa angeboten werden, wobei es bei diesem Obst schon besser ausschaut.Es ist vielleicht eher sogar so, dass im natürlichen Vorkommensgebiet von z.B. Kaki, Pawpaw, Kiwi, Pekan, Citrus schon Züchtungen an den nördlichsten/südlichsten Rändern gemacht werden - aber noch nicht in Europa angeboten werden, weil die Nachfrage zu schwach ist.L.G.,Gartenplaner
Die ganzen Baumärkte und Baumschulen beziehen ihre Pflanzen oft aus Italien und Spanien. Leider haben die sich dort nicht auf den Mitteleuropäischen Markt eingestellt. Deswegen werden oft orientalische Kakis angeboten, statt amerikanische und Hybridkakis, welche hier in Mitteleuropa überleben können. Letztlich wird sich das Angebot ändern, denn die Nachfrage ist da. Arguta und Hybrid Kiwis werden auch schon oft angeboten. Es dauert nur leider etwas lang bis sich das Angebot an die Nachfrage anpasst.Poncirus wird gerne gekauft. Ein frosthärterer Poncirushybrid wäre ein Verkaufsschlager. Die Baumschulen sind bei solchen Marktlücken etwas träge.
viele Grüße

Paul

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Blaugurke
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Re:Zuchtpotential "exotischer" Obstarten

Blaugurke » Antwort #5 am:

Die ganzen Baumärkte und Baumschulen beziehen ihre Pflanzen oft aus Italien und Spanien. Leider haben die sich dort nicht auf den Mitteleuropäischen Markt eingestellt. Deswegen werden oft orientalische Kakis angeboten, statt amerikanische und Hybridkakis, welche hier in Mitteleuropa überleben können. Letztlich wird sich das Angebot ändern, denn die Nachfrage ist da. Arguta und Hybrid Kiwis werden auch schon oft angeboten. Es dauert nur leider etwas lang bis sich das Angebot an die Nachfrage anpasst.Poncirus wird gerne gekauft. Ein frosthärterer Poncirushybrid wäre ein Verkaufsschlager. Die Baumschulen sind bei solchen Marktlücken etwas träge.
Ich glaube, es ist wirklich eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Sicher wären frostharte Poncirushybriden eine tolle Sache - insgesamt glaube ich aber, dass sich die Nachfrage danach in erster Linie in den Reihen von Gartenbegeisterten und Raritätensammlern abspielen würde. Viele Gärten sind danach ausgerichtet, pflegeleicht und attraktiv zu sein. Der private Anbau von Obstgehölzen nimmt immer mehr ab, ich glaube nicht, dass neue Obstsorten diesen Trend groß ändern werden. Vielmehr befürchte ich, dass viele jetzt bestehende Obstbaumschulen in Zukunft vor größeren Problemen stehen werden.
paulche
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Re:Zuchtpotential "exotischer" Obstarten

paulche » Antwort #6 am:

Ich glaube, es ist wirklich eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Sicher wären frostharte Poncirushybriden eine tolle Sache - insgesamt glaube ich aber, dass sich die Nachfrage danach in erster Linie in den Reihen von Gartenbegeisterten und Raritätensammlern abspielen würde. Viele Gärten sind danach ausgerichtet, pflegeleicht und attraktiv zu sein. Der private Anbau von Obstgehölzen nimmt immer mehr ab, ich glaube nicht, dass neue Obstsorten diesen Trend groß ändern werden. Vielmehr befürchte ich, dass viele jetzt bestehende Obstbaumschulen in Zukunft vor größeren Problemen stehen werden.
Was gibt es attraktiveres, als blühende Indianerbananen, Feigen o. einen "Orangenbaum" im Garten, der von der Staße eingesehen werden kann? Canna wird leicht für Banane gehalten, ist aber eigentlich gut bekannt und verbreitet. Es ist natürlich schön, wenn man die nicht mehr im Haus überwintern muß.Ich hoffe ja darauf, das meine afghanischen Feigenbäume nicht zurückfrieren und sich dann zum Blickfang entwickeln werden.Leider hat mein Blaugurkenbaum noch keine Früchte getragen, das wäre natürlich sensationell. Im Herbst ist mein Feigendickicht vorm Haus schon mal beeindruckend. Mein ausgepflanzter Poncirus o. Poncirushybrid müßte auch bald Früchte tragen. Das wird dann wie ein Orangenbaum aussehen.
viele Grüße

Paul

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Mediterraneus
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Re:Zuchtpotential "exotischer" Obstarten

Mediterraneus » Antwort #7 am:

Die Leute kennen sich doch schon im gängigen Sortiment nicht aus, können keine Margerite von einer Aster unterscheiden und wollen vor allem Pflanzen, die ständig blühen, an denen man rumschneiden kann und die keinen Dreck machen.Als Obstbaum hat man einen Apfelbaum aus dem Discounter der Sorte "Rot"Sowas wird gewünscht und mit sowas kann die Pflanzenindustrie Geld verdienen.Wegen uns fünf "Exotenhansel" kommt kein Unternehmen auf die Idee, exotische Pflanzen zu züchten.Also musst du ran, paulche ;D
LG aus dem südlichen Main-Viereck
Mediterraneus

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hargrand
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Re:Zuchtpotential "exotischer" Obstarten

hargrand » Antwort #8 am:

:'(
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