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Glyzinen/Blauregen (Gelesen 139480 mal)
Re: Glyzinen/Blauregen
Es ist durchaus möglich Blauregen auf Stamm zu ziehen. Immerhin stehen in Odessa etliche dieser Bäume (nicht weit von der Oper). Inwieweit die korrekt geschnitten werden, ist ein anderes Blatt...Die haben keinerlei Stütze und sind frei stehend. Muss mal in meinen Bildern kramen.Habe selber im Garten einen kleinen frei stehenden Wisteriabaum. Leider, leider hat ihm dieser Winter fast das Leben gekostet. Fast alle Äste sind abgestorben.
Aber immerhin ist der Stamm o.k.Wenn ein echter Stamm erzogen werden soll, dard nur EIN Leittrieb gefördert werden. Den läßt man soweit es machbar ist, ungehindert vor sich hin wuchern. Je mehr Blattmasse umso grösseres Dickenwachstum. Wenn stark genug, kann gekappt und mit dem Astaufbau begonnen werden. Das alles beansprucht etliche Jahre (z.T. Jahrzehnte). Allein schon deswegen, finden sich sehr selten mal Wisterienbäume. Macht sich selten einer die Arbeit und bezahlen könnt das heutzutage keiner.

plantaholic
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Re: Glyzinen/Blauregen
Hoffentlich verwechselst du die nicht mit Sophora japonica 'Pendula', die braucht keine Stütze und wird häufig in Odessa angepflanzt... und eine gewisse Ähnlichkeit besteht auch.



Ein schattiger Garten ist mehr als ein Garten ohne Sonne.
Re: Glyzinen/Blauregen
Da kann erziehen, so lange man will - an der Holzstruktur ändert das nichts. Möglich ist/wäre eine etwas höhere Holzdichte aufgrund künstlich verringerter Wuchsgeschwindigkeit aber davon wird der Haupttrieb nur unwesentlich biegesteifer. Ob langfristig (ca. nach mindestens einem halben Gärtnerleben) auf eine Stütze verzichtet werden kann, ist ausschließlich vom Verhältnis zwischen "Stamm"durchmesser, Höhe und "Kronen"größe abhängig. 2 m Stamm von 20 cm Dicke mit einen kleinen "Puschel" oben drauf mag man halbwegs zuverlässig zum Stehen bewegen können - allles andere sollte man doch besser in geeigneter Weise stützen.Wenn stark genug, kann gekappt und mit dem Astaufbau begonnen werden. Das alles beansprucht etliche Jahre (z.T. Jahrzehnte). Allein schon deswegen, finden sich sehr selten mal Wisterienbäume. Macht sich selten einer die Arbeit und bezahlen könnt das heutzutage keiner.
"Berater" sein ist nicht sehr schwer und obendrein lohnt es sich mehr....
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Re: Glyzinen/Blauregen
Ich habe eine meiner Glyzinen, die "Mädchenlippen"-Wisteria, als Hochstamm gezogen - nac hca. 12 Jahren ist der gerade mal 7 cm dick und biegsamer als jeder Bambushalm. in diesem meinem Leben kann ich ihn nicht ohne Stütze lassen.
Re: Glyzinen/Blauregen
Mich irritiert der "kleine Puschel" obendrauf... Ich hbe noch keinen Wisteria-Stamm mit zierlicher Krone gesehen, zumindest nach zehn, fünfzehn , zwanzig Jahren......Im japanischen Garten in Bad Langensalza gibt es einen sehr schönen und getrimmten- die Krone hat sicher einen Durchmesser von gut 2 m! Und schneidet man im Frühjahr zu stark, geht es auf Kosten der Blüten. Außerdem muss den ganzen Sommer über (mindestens viermal ) frisiert werden, ständig bilden sich lange Triebe, die in alles hineinschlingen, was erreichbar ist. Ich will nicht von der Erziehung des Hochstamms abraten, ich bin sehr glücklich über meinen (auch wenn er in diesem Winter stark gelitten hat, was man aber jetzt absolut nicht mehr sieht)
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Re: Glyzinen/Blauregen
Selbst dieser Busch auf "Niedrigstamm" wird ohne Stütze nur mit großem Aufwand und sehr viel Glück stehen bleiben, denn mit dem sekundaären Dickenwuchs des höheren Holzes ändern sich die Lastverhältnisse. Damit die Pflanze nicht immer "kopflastiger" wird muss das Holz oberhalb des "Stammes" (der eher eine weiche Schraubenfeder darstellt) regelmäßig verjüngst werden.Auch wenn das gewährlesitet ist/wäre, wird sich früher oder später der "Stamm" verziehen, denn umschlungene Triebe werden "erdrosselt". Spätestens damit verändern sich dann die derzeit anscheinend noch ausgewogenen Druck- und Zugspannungen deutlich.Ich will nicht von der Erziehung des Hochstamms abraten, ich bin sehr glücklich über meinen (auch wenn er in diesem Winter stark gelitten hat, was man aber jetzt absolut nicht mehr sieht)
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Re: Glyzinen/Blauregen
Jetzt habe ich mein Vorgehen vergessen
:1.Im Frühjahr eine Containerpflanze mit mindestens einem langen Haupttrieb kaufen; W. sinensis ist zu empfehlen, weil sie ziemlich sicher nachblüht, wenn Frost oder Stare die Knospen zerstört haben! 2.So pflanzen, dass ca 2m um die Pflanze herum Platz ist, man muss auch um die erwachsene Krone herum gehen können! Ordentlich großes Loch buddeln, eine gute Handvoll Hornspäne hinein3. Den längsten Haupttrieb an einen stabilen Stab, Pfosten heften; die anderen wegschneiden4. Die unteren Seitentriebe künftig entfernen, neue Bodentriebe ebenfalls. Im oberen Bereich paar kleine Seitentriebe belassen, jedoch auf moderate Länge einkürzen.5. Länge des Stammes von der eigenen Körpergröße abhängig machen! Wie lang das dauert ist unterschiedlich - ein bis 2 Jahre vermutlich. 6. Spätestens jetzt muss die Stütze noch einmal korrigiert werden, weil sie bis zur künftigen Krone reichen muss.Haupttrieb kappen; die besten Seitentriebe auf etwa dreißig cm kürzen; die neu treibenden jeweils wieder bei etwa 20 cm kürzen. Das sind jetzt "Kann-Werte", man muss selbst sehen, wie man die Krone haben möchte.7. Die nächsten Jahre bestehen darin, regelmäßig zu düngen, auf stabile Stütze zu achten und die Krone in Fasson zu bringen. Wichtig ist, dass die langen Peitschen, die im Laufe des Sommers wachsen, rechtzeitig eingekürzt werden. Je häufiger man das macht, desto früher beginnt das Stämmchen zu blühen und desto regelmäßiger folgt eine Sommerblüte. Die Krone wird sehr ausladend, selbst wenn man ständig schnippelt, dafür gibt es im Frühjahr ein duftendes Blütenmehr und fast den ganzen Sommer über eine anständige Nachblüte.

Re: Glyzinen/Blauregen
@ Biotekt: Der grüne Wisterienstamm steht in Langensalza und ist genau so gezogen, wie ich es nicht empfehlen würde und wie Du sagst, siehe unten! Der japanische Garten ist zwar von einem japanischen Meister angelegt worden, ob er auch den Hochstamm gezogen hat, ich weiß es nicht. Ich habe noch ein Bild vom winternackten Stamm, an dem kannst Du sehen, was ich meine. Meine eigenen Bilder müsste ich suchen, sind ziemlich ungeordnet
Re: Glyzinen/Blauregen
Du hast völlig recht, dass nur ein gerader Haupttrieb einen irgendwie tragenden "Stamm" bilden kann. Ich weise nochmals darauf hin, dass auch auf dieser Basis eine voll tragende parallele Stütze unverzichtbar ist. Ansonsten halte ich mich unter Verweis auf meine "Wisterienerfahrungen" aus der "Hochstammdebatte" einfach raus. Es gibt zum Glück so viele attraktive frühblühende Gehölze, dass ich keine Zeit für die eher aussichtlose Umerziehung von Kletterpflanzen zu denen ähnelnden Kunstgebilden opfern muss.Nachtrag:Klasse@ Biotekt: Der grüne Wisterienstamm steht in Langensalza und ist genau so gezogen, wie ich es nicht empfehlen würde und wie Du sagst, siehe unten! Der japanische Garten ist zwar von einem japanischen Meister angelegt worden, ob er auch den Hochstamm gezogen hat, ich weiß es nicht. Ich habe noch ein Bild vom winternackten Stamm, an dem kannst Du sehen, was ich meine.

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Re: Glyzinen/Blauregen
Ich stimme dem zu, daß es einfach nicht sinnvoll ist, die Wuchsformvon Pflanzen "umzuerziehen".Wenn denn Blauregen wirklich mit Stamm stehen soll, dann sehe ich nurnoch folgende Alternative:- einen starken Edelstahlstab in ein Betonfundament gießen- dann Blauregen daneben pflanzen und ihn mit drei oder vier Triebendaran flechten, oben verknoten- dann einige Jahre wachsen lassen, damit die Pflanze sich kräftigt- dann die Krone erziehen.Offen bleibt die Frage, ob es möglicherweise einen Stammbildnergeben könnte - ich glaube nicht - aber vielleicht ergibt sich das jamal aus einem Experiment ( es gibt ja auch kalktolerante Rhododendren )
Re: Glyzinen/Blauregen
Warum soll dem so sein?Wir erbten eine Wisteria mit einem Stamm, der eindeutig aus einer "Selbstumschlingerei" entstanden ist. Und die stand drei Jahre lang von selber, auch ohne Stützpfahl, da. Problemlos. (Und dann bauten wir eine Pergola daneben und liessen sie diese erobern.Du hast völlig recht, dass nur ein gerader Haupttrieb einen irgendwie tragenden "Stamm" bilden kann.

Re: Glyzinen/Blauregen
Die Frage ist und bleibt, was man als "von selber stehen" und/oder als "tragend" ansieht... Immerhin darf/muss man von Trieblängen > 12 m (im Extremfall 150 m) und einem Pflanzengewicht von > 2.000 kp (im Extremfall 150.000 kp - in D wahrscheinlich bis ca. 8.000 kp) ausgehen.M.E. haben die "selbsttragenden" Wisterien eine praktische Relevanz ähnlich Schimpansen, die Motorrad fahren können. Es sind verhältnismäßig wenige und den wirklichen Straßenverkehr (hier: Den nützlichen Zweck der [angeblichen] Fähigkeit) beherrschen sie i.d.R. nicht in verantwortbarer Weise. Daher ist die Bereitschaft von Straßenbauern und Verkehrsexperten, sich intensiv mit dem Thema "bikende Schimpansen" auseinander zu setzen, relativ gering. Beide haben mit anderen "Affen" schon genug zu tun....In diesem Sinne: Von mir aus kann jeder Wisterien erziehen, die (angeblich) sonst was können - er sollte dabei aber darauf achten, dass sein Beispiel nicht an falscher Stelle "Schule macht" und dadurch der Qualitätsstandard nützlicher Anwendungen gemindert wird.Wir erbten eine Wisteria mit einem Stamm, der eindeutig aus einer "Selbstumschlingerei" entstanden ist. Und die stand drei Jahre lang von selber, auch ohne Stützpfahl, da. Problemlos. (Und dann bauten wir eine Pergola daneben und liessen sie diese erobern.)
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Re: Glyzinen/Blauregen
Aber andererseits können unter günstigen Umständen genau dieseverqueren Anwenderexperimente zu nützlichen neuen Erkenntnissenführen.
Re: Glyzinen/Blauregen
Danke, Biotekt, für deinen so informativen wie ergötzlichen Post und die bikenden Schimpansen. Herrlich, wenn der Tag schon so schmunzelnd beginnen kann.
Meine Frage war aber ernst gemeint und sollte in keiner Weise nur als rhetorische Deko dort stehen. Darum nochmals:Warum dient bloss ein aus einem Haupttrieb gebildeter Stamm als anständige Stütze und nicht ein selbstumschlungener?Selbstumschlungen kommt mir vor wie "verstärkt" und darum eher geeignet, Lasten tragen zu können. Wo ist mein Denkfehler?

Re: Glyzinen/Blauregen
Wenn der Stamm umschlungen wird, könnte es Leitungsbahnen zusammendrücken!
Und sowieso, wo bleibt denn da die Ästhetik?
Und überaupt, das sieht doch nach Vergewaltigung eines armen Stammes, nicht wie etwas nicht Natürliches aus, kann man doch nicht machen, oder!Ich selber ziehe solche Blauregner auch so. Oder hatte gezogen.Die Teile sind auch noch als toter Stamm sehr dekorativ.


