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Genetische Variabilität/Tomaten (Gelesen 3394 mal)

Die verschiedenen Vermehrungsmethoden bei Stauden und Gehölzen, Abbau von Keimungshemmern, Sporenaussaat, Herstellen und Zusammensetzung keimarmer Aussaatböden etc.

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Feder
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Genetische Variabilität/Tomaten

Feder »

Nun habe ich also dieses tolle Buch von A. Heistinger, Handbuch Samengärtnerei, welches übrigens sehr zu empfehlen ist, und werde bei der Lektüre recht nachdenklich.Es wird nämlich mehrfach darauf hingewiesen, dass man zur sinnvollen Samengewinnung bezüglich Arterhaltung einige Pflanzen benötigt. Bei der Tomate etwa wird von mindestens 6-12 Pflanzen einer Sorte gesprochen. Es geht da darum, dass auch bei samenfesten Sorten die Eigenschaften sich langsam verändern und nur durch immer wieder neue Auswahl der besten Pflanzen mit den typischsten Eigenschaften die Sorte erhalten werden kann. Wir machen es aber doch alle so, dass wir gerade eine Pflanze haben, und deren Samen entnehmen. Wie ist denn das jetzt?
Das Natürliche bleibt immer gleich. Das Normale ändert sich alle 100 km oder alle paar Jahre.
Pat Parelli
Eva

Re:Genetische Variabilität/Tomaten

Eva » Antwort #1 am:

Ich denke, diejenigen, die "offiziell" Erhaltungszucht machen, machen das schon mit mehreren Pflanzen. Sonst kann es wirklich Probleme geben, mein Vater vermehrt für uns privat die Kremser Perle und wir hatten mal ein Jahr mit total gestauchten Tomatenpflanzen, die weder bei ihm noch bei mir oder meinen Schwestern mehr als 3/4 m hoch wurden, aus selbstgesammeltem Samen und mussten dann wieder von außerhalb auffrischen. Seither wird immer Samen aus mehreren Früchten von verschiedenen Pflanzen gesammelt.
brennnessel

Re:Genetische Variabilität/Tomaten

brennnessel » Antwort #2 am:

Von G.Bohl erfuhr ich, dass er seine Erhalter in verschiedenen Gegenden hat, selbst viel aussät (heuer alleine 2000 Tomatenpflanzen) und immer regen Austausch mit anderen Samenarchiven pflegt. Er mischt das Saatgut von den verschiedenen Anbauern zusammen. LG Lisl
Feder
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Re:Genetische Variabilität/Tomaten

Feder » Antwort #3 am:

Erschwerend ist ja auch die Sortenvielfalt, und dass man meist gar nicht genau weiss, was nun sortentypisch ist.
Das Natürliche bleibt immer gleich. Das Normale ändert sich alle 100 km oder alle paar Jahre.
Pat Parelli
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Zuccalmaglio
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Re:Genetische Variabilität/Tomaten

Zuccalmaglio » Antwort #4 am:

Morjen,ich finde das mit der sortenreinen Erhaltungszucht bei Tomaten ist so eine Sache. Wenn man es wirklich ernst meint, müsste man dochdie Tomaten unbedingt vor Fremdbefruchtung (duch Wind, Hummeln usw.) schützen. Wie macht so ein Gerhard Bohl das in einem so großen Sortiment denn?Für den Hobby-Erhaltungszüchter dürften durch Fremdbefruchtungaufgetretene kleinere äußere und innere Veränderungen kaum überprüfbar sein. Für den Privatgarten sicher weniger ein Problem.Die Echtheit der Sorte geht aber peu a peu verloren.
Tschöh mit ö
brennnessel

Re:Genetische Variabilität/Tomaten

brennnessel » Antwort #5 am:

da musst du so einen gerhard bohl schon selber fragen.und wer weiß oder bestimmt genau , welche sorte wie auszusehen hat, damit man sie als sortenrein bezeichnen kann? ihm geht es in erster linie wohl mal darum, die sortenvielfalt zu sammeln und vor dem endgültigen verlust zu bewahren. das ist der grundgedanke bei seinem samenarchiv. solche idealisten sind heute fast nicht mehr zu finden. es geht ihm nicht ums große geschäft. da würde er sicher ganz was anderes machen! lg lisl
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Zuccalmaglio
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Re:Genetische Variabilität/Tomaten

Zuccalmaglio » Antwort #6 am:

Hallo Brennessel,hätte Herr Bohl eine e-mail Adresse, würde ich ihn ja selber fragen.Ich dachte einfach nur, dass jemand vielleicht Bescheid wüsste, da ja offensichtlich Kontakte bestehen.Für mich ist in diesem Sinne sortenrein, wenn die Ausgangssorte (ob nun "Landsorte" oder mit offiziellem Anmeldeverfahren) nicht mit einer anderen Sorte gewollt oder ungewollt gekreuzt wird. Denn durch die Kreuzung ändern sich auch die Eigenschaften der Ausgangssorte(n). Das ist es aber doch gerade nicht, was man mitSortenerhaltung erreichen will.Unter diesem Gesichtspunkt ist auch das Sammeln/Archivieren von besonderen oder seltenen Sorten durch private Personen oder Institutionen sinnvoll und ehrenwert. Das gilt aber ebenso für geschäftlich motivierte Profisammlungen-/züchtungen.
Tschöh mit ö
Feder
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Re:Genetische Variabilität/Tomaten

Feder » Antwort #7 am:

Hallo ZuccamaglioMir ging es eigentlich gar nicht um die Möglichkeit des Verkreuzens, sondern darum, dass auch samenfeste Soten sich allmählich genetisch verändern, wenn man nicht laufend auf die typischen Eigenschaften hin selektiert und von mehreren Pflanzen Samen nimmt. Man kann anscheinend nicht ewig die gleiche Pflanze über eigene Samen weitervermehren, da degeneriert sie.
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Pat Parelli
lonesome

Re:Genetische Variabilität/Tomaten

lonesome » Antwort #8 am:

ich glaube, keiner von uns kann entscheiden, wann eine sorte verkreuzt oder degeneriert oder anderswie verändert ist. man sieht das resultat ja nicht in den diesjährigen früchten, sonder immer erst später im nächsten jahr.ich hatte in diesem jahr eine meiner meinung nach sortenreine anna hermann ausgesät; doch plötzlich hatte diese fast in allen früchten eine rosa spitze. das sah zwar niedlich aus. aber ich tippe immer noch auf eine verkreuzung mit irgendeiner roten sorte nebenan. die qualität der früchte war einheitlicher, solider. also als resultat eher gut. doch ich werde sie im nächsten jahr nicht wieder aussäen und das saatgut einfach liquieren...die idee, mehrere tomaten gleichzeitig auszusäen und eine selektive auswahl zu treffen (@feder: du sprichst von 6-12 pflanzen pro sorte)ist interessant... aber das ist in unserem rahmen wohl für kaum einen ausführbar.ich hatte einen ähnlichen disput mit trix ruemmele, als ich ihr schrieb, dass ich nach den ersten mal aussäen von drei samen wieder nachsäen musste: sie sagte mir, sie sät immer mehr aus und selektiert dann. und meinte, man könnte schon im frühstadium erkennen, welche pflanze sich gut entwickelt. nun bezweifele ich das ein wenig. und man kann es nicht verallgemeinern. wenn man die frucht nicht sieht, die die tomate gezeugt hat, kann man sich keinen eindruck bilden... aber es ist auch ein wenig wahrheit darin.und ein freund von mir meinte: "solange man keinen erschwinglichen gentest für tomaten erfindet..." ist es uns überlassen, das wir das richtige tun, um die sortenvielfalt zu erhalten.
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Zuccalmaglio
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Re:Genetische Variabilität/Tomaten

Zuccalmaglio » Antwort #9 am:

@ Feder,Sicher. Das mit dem Kreuzen war nur ein zusätzlicher Aspekt.Ich denke auch, das man immer mehrere Pflanzen einer Sorte zur Erhaltung und Selektion pflegen sollte.
Tschöh mit ö
Feder
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Re:Genetische Variabilität/Tomaten

Feder » Antwort #10 am:

@Zuccalmaglio:G.Bohl hat vermutlich keine Zeit für die Beantwortung immergleicher Fragen im www, weil er seine Zeit lieber der sortenreinen Erhaltung von Tomaten widmet. 8)In seinem Sortenbuch findet sich aber eine sehr detaillierte Beschreibung über die sortenreine Vermehrung. Die genaueste Beschreibung, die ich dazu je gelesen habe.Das Sortenbuch liefert überhaupt erstaunlich viel Info neben dem Angebot von Samen.
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Pat Parelli
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Re:Genetische Variabilität/Tomaten

Zuccalmaglio » Antwort #11 am:

Danke Feder. Werde es mir im langen Winter mal zu Gemüte führen.
Tschöh mit ö
lonesome

Re:Genetische Variabilität/Tomaten

lonesome » Antwort #12 am:

nimm das zuckerl, zuccalmaglio. dann wirst du erkennen, welche grosse quelle dieses handbuch ist.es gibt zwar mitunter (unter 3 prozent) einige fehler. aber das ist unerheblich in der wirklichen fülle der informationen. ist einfach grossartig...@feder: danke. lass die federn wachsen, damit sie schwingen werden
pocoloco
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Re:Genetische Variabilität/Tomaten

pocoloco » Antwort #13 am:

Grundsätzlich muß man bei jeder Form der geschlechtlichen Vermehrung mit einem Auftreten von Varietäten rechnen, da es bei der Bildung der Keimzellen zu einer Reorganisation des Chromosomensatzes kommt. Will sagen, die Gene werden wie ein Kartenspiel vermischt und anschließend neu ausgeteilt. ;D ;D ;D Zudem treten immer und überall Mutationen auf. Daher ist es immer wichtig zu beobachten, ob sich eine Pflanze sortentypisch entwickelt, und ggf. die untypischen zu selektieren. Und hierzu benötigt man halt zwei oder mehr Pflanzen unterschiedlicher Herkunft. D.h. sinnvollerweise vergleicht man eine Pflanze mit einer anderen aus vorvorjährigem oder fremdbezogenem Saatgut gezogenen. Sonst setzt sich jede degenerative Erscheinung oder auch eine Verkreuzung in die Folgegenerationen fort, möglicherweise ohne daß man sie erkennt. Zudem ist es hilfreich, über die Entwicklung der Pflanzen Protokoll zu führen, wie es beispielsweise bei den Erhaltern des VEN vorgeschrieben ist. Außerdem sollte man auch bei neu bezogenem Saatgut die Pflanzen mit geeigneten Sortenbeschreibungen abgleichen, da auch hier schon Abweichungen eingebaut sein können, Fehler passieren halt überall. Oder man ißt halt alle Tomaten restlos auf, dann hat man diese Probleme gar nicht erst. ;)
Wer Rechtschreibefehler findet, darf sie gerne behalten.
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