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Gemüse- und Obstdünger (Gelesen 9763 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
b-hoernchen
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Re:Gemüse- und Obstdünger

b-hoernchen » Antwort #15 am:

zuerst mal zum Blaukorn:Wie du weißt "dosis facit venenum" - die Dosis macht das Gift (bei Pflanzen, Tieren, Menschen), und dass relativ wenig Menschen an Blaukornvergiftung sterben, liegt wohl daran, dass es nur selten gegessen wird.Ich kenne die tödliche oder schädliche Dosis von Blaukorn nicht und würde niemandem raten, es auszuprobieren.Aber zurück zur Frage organische Düngung vs. Mineraldünger:Ein Großteil der Mineraldünger besteht aus Nährstoffen in Form von Salzen. Viele dieser Salze sind gut löslich (z.B. praktisch alle verwendeten Ammoniumsalze, Nitrate). Natürlich ist die Sache in Wrklichkeit etwas komplexer - Harnstoff z. B. ist auch gut löslich, ist kein Salz, wird aber schnell zu Ammoniumsalzen abgebaut.Nebenbei haben wir mit Harnstoff bereits die Schwelle zur organischen Chemie, ja sogar Biochemie überschritten.Wenn Bioabfälle (Laub, Mulch, Pressrückstände aus der Ölmühle etc.) von Kleinstlebewesen zersetzt werden, entstehen auch lösliche Nährstoffe in Form von Salzen. Die müssen diese ausscheiden, wie wir den Harn (der ja auch düngende Bestandteile enthält - siehe oben, Harnstoff ).In deinem Garten stehen diese Nährstoffe den Pflanzen zur Verfügung (sofern sie nicht schneller ausgeschwemmt werden) und gelangen damit in den Biokreislauf. Im Labor hört eine Bakterien- oder Pilzkultur in der Petrischale zu wachsen auf, wenn sich im umgebenden Nährboden zu viele Ausscheidungsstoffe angesammelt haben. In der Petrischale gibt's halt keinen Biokreislauf.Natürlich hat Staudo Recht mit dem was er über Stickstoffdüngung und Biomassezunahme sagt.Aber wenn du gleich Mineralsalze düngst, gibst du das in den Boden, was die Mikroorganismen ausscheiden - und wenn die Konzentration an Salzen zu hoch wird, fühlen sich die Humusbildner nicht mehr wohl.Also, ich sehe die Sache nicht so dogmatisch. Ich dünge auch mal anorganisch (Kalimagnesia, dem "Urgesteinsmehl" traue ich kaum Düngewirkung zu) - ganz einfach weil Kalium Bestandteil der anorganischen Chemie ist und ich nicht überall erst einen Komposthaufen anlegen kann, wenn ich meine, hier sollten ein paar hundert Gramm Kalium in den Boden. Dazu kommt, dass mein Garten durch eine große Baumfällaktion etliche Tonnen an Biomasse (samt darin enthaltenen Nährstoffen) verloren hat. Aber ich bevorzuge, wenn möglich, die organische Düngung, Gründüngung - Brennnnesselkraut und Mulch um Baumscheiben. Dauert halt länger, zieht Schnecken an (darum Fertigdünger um meine Kiweis) aber dient der Bodengesundheit. Schau enfach mal nach, wie schön feucht es unter einer Mulchschicht ist und was da alles wuselt.So entsteht lebendiger Humus.
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nihil-est
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Re:Gemüse- und Obstdünger

nihil-est » Antwort #16 am:

Also, nen Tipp wie " Frag den Biobauern ", bringt rein gar nix. Der darf beispielsweise bestimmte Dünger gar nicht verwenden. Unabhängig ob die nun taugen - oder auch nicht.Dann sollte man sich fragen ob eine Art der Grunddüngung notwendig ist - oder eine spezifische. Spezifisch = Mangel(erkrankung).Bei akuten Mangelerscheinungen helfen erst Mal nur Blattdünger, also wo die Nährstoffe über die Blätter aufgenommen werden. Die Düngerlösung wird also aufgesprüht.Was überhaupt " Bio " ist - das ist mehr ne " Glaubensfrage " welche Menschen....nicht aber Pflanzen interessiert!!!!Viele " Chemiedünger " sind bergbautechn. Abgebaut, haben sich also ganz biologisch in der Zeitgeschichte von selbst ergeben.Hingegen gibt es " Biodünger " welche auf Basis der Pharmaerzeugung als Nebenprodukt in Reaktoren anfallen.Hier sieht man schnell: Da verschwinden schnell die Grenzen, zumindest aus menschl. Betrachtung.Bliebe ein weiterer Aspekt...die Teuros. Also das liebe Geld. Wer 35€ für nen " Bioökoüberdünger " zahlt um 1 Kg Tomaten zu ernten muss wohl sehr ambitioniert sein oder ( Pardon! ) schlichtweg recht einfach gesponnen. Der sollte andenken sich die Tomaten im Ökoshop zu kaufen für 6€ - spart also bares Geld. Wem Öko eher gleichgültig ist, zeitgleich m Discounter gibbet das Kilo für nen Euro.Noch schnell ein Wort zu den " Blaukornspezis ". Klar geht damit recht viel. Unbestritten, stimmt. Ja, ist so. Spurennährstoffe ( Liebigsches Fass ) hingegen tangiert das nie&nimmer.So, grob gesagt, ist mein Standpunkt.Gruss in die Runde
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b-hoernchen
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Re:Gemüse- und Obstdünger

b-hoernchen » Antwort #17 am:

Das mit den Nebenprodukten aus den Reaktoren der Pharmaindustrie kann ich bestätigen.Es ist schon erstaunlich was alles so biotechnologisch hergestellt wird.Zum Beispiel die meisten Antibiotika (zumindest die "Grundsubstanzen", welche dann noch chemisch verändert werden können).Und als ich dann einmal am Schlegeisspeicher in den Tiroler Bergen gewandert bin, hat's auf einmal in 1800m Höhe bestialisch gestunken. Da hat man so eine "Reaktorgülle", fragt mich nicht aus welchem Prozess, auf die Steine und das karge Gras gespritzt, mit der wohlmeinenden Ausrede, die Humusbildung zu fördern (laut Hüttenwirt).Dezentrale Entsorgung nennen das weniger Wohlmeinende.Ich weiß jetzt nicht, ob diese Fermentierrückstände im Bionetrieb zulässig wären.Düngegemittel bieten sich einfach an für die dezentrale Entsorgung von Rückständen aus Industrieprozessen [egal ob Ölmühle, Metallurgie (-> Spurenelemente) oder Pharmaindustrie].Muss jetzt aber auch nicht in jedem Fall verteufelt werden... .
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Amur
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Amur » Antwort #18 am:

Ich nehme mal an dass im Gemüsebau Fruchtfolge das Stichwort ist. Evtl auch mal ein Brachejahr mit Klee oder sonstigen Leguminosen.Zumindest im Biolandbau ist das wohl einer der Hauptpunkte. Ein Freund treibt einen Biohof mit Milchvieh um. Da wird halt immer wieder auf die Äcker Kleegras eingesät. Während der Phase wird viel Unkraut beseitigt, der Boden sammmelt Stickstoff etc. Dazu noch Saubohnen zwischen dem Anbau von Getreide usw usf.Allerdings kann der natürlich das Kleegras nutzen was der Gärtner nicht kann.
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Zuccalmaglio
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Zuccalmaglio » Antwort #19 am:

Klar, Fruchtfolge ist sehr wichtig. Auch im privaten Nutzgarten. Neben der phytosanitären Wirkungen beantwortet sie die Frage der Düngung aber nur zum geringen teil.Ein- bis mehrjährige Kleegraseinsaaten könnte man auch im Privatgarten nutzen. Das Schnittmaterial der Einsaat könnte man als Mulch für die anderen Flächen nutzen. Ich habe das bisher aber nicht praktiziert, weil mir der Umbruch nach der Nutzungsphase zu aufwändig ist. Ohne Umgraben geht da nichts. Und das mag ich wie die Pest. So sind kurzlebige, leicht zu entfernende oder nicht winterharte Einsaaten wie Phacelia, Senf, Alexandrinerklee etc. die Wahl.
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b-hoernchen
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Re:Gemüse- und Obstdünger

b-hoernchen » Antwort #20 am:

Ich hab' noch einen Tip vom Bauern - garantiert nicht EU-konform und nicht so in der "Biozertifizierungsordnung" vorgesehen:"Wenn du willst, dass ein Obstbaum richtig gut gedeiht (z. B. wenn an gleicher Stelle zuvor ein Baum eingegangen ist oder gekümmert hat) , dann grab ein "douds Kaiwi" (bayrisch für ""totes Kalb - Totgeburten gibt's im Stall immer wieder mal) an der Stelle ein, wo du den Baum pflanzt."Wissenschaftlich: Bei der Fäulnis von Fleisch (Proteinen) entstehen Stoffe, welche die Eigenschaften von Wachstumshormonen haben (z.B. Indol-3-essigsäure aus der Aminosäure Tryptophan). Man düngt mit dem Kadaver nicht nur Nährstoffe (N mit Depotwirkung aus Haaren, Horn; Ca und P aus Knochen; P, N, K, Fe aus Blut...) sondern auch mit komplexeren Stoffen, die eine spezifischere Wirkung entfalten als z. B. Ammoniumsalze oder Nitrat, also quasi schon "pharmazeutisch" auf die Pflanze wirken.Noch was zum "Urgesteinsmehl" als Kaliumdünger: Hängt sicher stark vom Klima ab, wie schnell oder langsam daraus pflanzenverfügbares Kalium mobilisiert wird aus den darin enthalten Silikatgesteinen (Glimmer und Kalifeldspat-wenn denn wirklich Kalifeldspat im gemahlenen Gestein in nennenswetem Umfang enthalten ist). Und dann natürlich von der Korngröße. Ich kenne hierzu keine Untersuchungen. Rein aus dem Bauch heraus würde ich mit Jahrzenten bis Jahrhunderten für diesen Prozess rechnen. Aber dann ist ja doch auch (das lösliche) Kalimagnesia für Biobetriebe zugelassen, wenn ich richtig gesehen habe -? Eigene Erfahrung: Brennnesselmulch (gemähte und ausgerissene - dann welken gelassene) Brennnesseln um die Baumscheiben sind super. Düngewirkung nach ca. 3 Monaten sichtbar. Kräftiger, gedrungener Neutrieb, satt gefärbte gut ausgebildete Blätter, nix vergeilt wie von Kunstdünger. Aber die Brennnesseln stehen wahrscheinlich auch wieder in keiner EU-Verordnung/Zulassung.
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Gallowayer » Antwort #21 am:

Bin leider kein Experte, aber warum wird grundsätzlich Tomatendünger bei Paprika genommen? Weiß das jemand?
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Staudo
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Staudo » Antwort #22 am:

Mir stellt sich sogar die Frage, wozu überhaupt Tomatendünger genommen wird. Schließlich interessiert Tomatenpflanzen die Verpackung überhaupt nicht. Ein stickstoffreicher Volldünger (Blaukorn 8) ) tut es genauso.
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Mediterraneus » Antwort #23 am:

Blaukorn? Noch nie gehört 8)
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Re:Gemüse- und Obstdünger

hargrand » Antwort #24 am:

:-X ;DTomaten lieben Mist. :D
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Gallowayer » Antwort #25 am:

nun bin ich ganz raus.....tuh....tuh...bahnhof
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Tyrion » Antwort #26 am:

Bin leider kein Experte, aber warum wird grundsätzlich Tomatendünger bei Paprika genommen? Weiß das jemand?
Hallo,Tomaten und Paprika haben sehr ähnliche Anforderungen an das N-P-K Verhältnis (Stickstoff-Phosphor-Kalium) eines Düngers, deshalb ist Tomatendünger genausogut für Paprika geeignet (steht meist auch im Kleingedruckten, dass der Dünger auch für Paprika, Gurke, Kürbis etc. geeignet ist). Die meisten Vielschreiber hier im Forum scheinen eine Allergie gegen Kunstdünger bzw. gekaufte Dünger ( den gibts ja auch als Bioversion) zu haben, deshalb gibts da keine klare Antworten :P . Übrigens ist Blaukorn kein stickstoffreicher Dünger, dafür gibts ja Grünkorn ;) Richtig ist allerdings, dass Blaukorn durchaus für die Aufzucht von Paprika, Tomate etc. taugt, weil diese nicht sonderlich viel Stickstoff brauchen.GrussMatthias
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Mediterraneus » Antwort #27 am:

Bin leider kein Experte, aber warum wird grundsätzlich Tomatendünger bei Paprika genommen? Weiß das jemand?
Das liegt wohl daran, dass noch keine Schlaumeier-Firma auf die Idee gekommen ist, auf ihren Dünger ein Etikett mit der Aufschrift "Paprikadünger" zu babben. ;)Spezialdünger sind meist ganz normaler Dünger, nur überteuert für eine spezielle Käuferschaft.
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Gallowayer
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Gallowayer » Antwort #28 am:

Danke für die Antworten! Ich als Laie greife immer auf Dünger aus dem Baumärkten zurück. Soviel weiß ich ja noch nicht über Garten/Pflanzen/Gemüse...Bin aber derzeit nur im Internet am rumlesen..
Amur
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Re:Gemüse- und Obstdünger

Amur » Antwort #29 am:

Im Endeffekt kannst du für 99% der Kulturen den gleichen Dünger (das bewusste Blaukorn) verwenden. Bei den einen etwas mehr, bei den anderen etwas weniger, auch abhängig von der Vorkultur, der Bodenqualität und der anderen Düngung (Kompost, Mulch).Du kannst noch drauf achten, das die Dünger Spurennährstoffe enthalten besonders wenn du sie für Kübelkulturen einsetzen willst. Die bewussten Einnährstoffdünger bedingen ein gutes Wissen was und wieviel benötigt wird von dem einen und das vom Anderen auch genügend vorhanden ist. Wenn man sonstige spezielle Dinge will, kann man auch auf mehr Stickstoff, oder mehr Kalium oder mehr Phospat betonte Dünger gehen. Aber im Garten normal überflüssig. Selbst Kakteen wachsen mit normalem Blaukorn problemlos, man muß nur rechtzeitig aufhören damit.Der Rest ist Marketing.
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