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Gründünger - was hat es damit auf sich? (Gelesen 22204 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
thomas

Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

thomas » Antwort #15 am:

Das ist mit nun zu stark vereinfacht. Der Verzicht aufs Umgraben hat ja wie erwähnt den Sinn, das Bodenleben nur wenig zu stören und die nakte Erde vor verschlämmenden Starkregen zu schützen. Diese Elemente sind wichtig für Gärten, die ohne chemische Hilfsstoffe bewirtschaftet werden. Solche Gärten haben in der Regel ohnehin einen niedrigeren Ertrag als gedüngte, jedenfalls kurzfristig. Der pflügende Bauer wird i.d.R. konventionell Düngen, da ist das Bodenleben eh hin. Wenn Schädlinge auftreten wird gespritzt, weil ja alle natürlichen Feinde tot sind.
max.
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

max. » Antwort #16 am:

@fisalis,
Der pflügende Bauer wird i.d.R. konventionell Düngen, da ist das Bodenleben eh hin.
ganz hin und restlos verschwunden? wie denn das? gibt es belege dafür? vielleicht sind ja nur noch zwei milliarden mikroben pro kg erde übrig statt drei bei organischer düngung.gruß
thomas

Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

thomas » Antwort #17 am:

Ja, nicht ganz wörtlich gemeint ;) Der Approach ist jedenfalls ein anderer als beim schonenden Bioanbau.
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fars
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

fars » Antwort #18 am:

Der "Approach"?Watt denn nu? Iss er hin oder issers nicht?Wenn nur weniger, dann wäre die Frage, ob dadurch negative Ernteeinflüsse entstehen.Bleiben wir beim Nutzgarten: Meine Nachbarn düngen nicht. Jedenfalls nicht mir Kunstdünger. Und dennoch, was den Ertrag angeht, alle Achtung!
thomas

Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

thomas » Antwort #19 am:

Die Annäherung an die Bodenbewirtschaftung. Der Verzicht aufs Umgraben passt in ein Konzept, das natürliche Kreisläufe fördert und für die Nahrungsmittelproduktion nutzbar macht. Umgraben, pflügen, düngen und spritzen durchbrechen diese Kreisläufe und gehören zu einer Methode, die kurzfristige Effekte sucht. Was besser ist, kommt dann auf die Interessen an.
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Re-Mark
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

Re-Mark » Antwort #20 am:

das gleiche gilt für den einsatz des pfluges in der landwirtschaft. auch damit werden die bodenschichten durcheinandergebracht, was den ertrag ja offenbar auch nicht schwächt.
Das gilt nur unter den in der konventionellen Landwirtschaft praktizierten Maßnahmen: Herbizideinsatz und Kunstdüngung. Ich fand folgende Bücher recht aufschlußreich:Günter Kahnt, "Gründüngung", DLG-Verlag 1983Ulrich Hampl, "Gründüngung", Leopold Stocker Verlag 1996Köller/Linke, "Erfolgreicher Ackerbau ohne Pflug", DLG-Verlag 2001Das sind wohlgemerkt keine Öko-Bücher, sondern Fachbücher für Landwirte, in denen auch ganz selbstverständlich verschiedenes schweres Gerät und auch Herbizideinsatz diskutiert werden. Und 'Ohne Pflug' heißt nicht 'Ohne Traktor'. Ich habe (als Stadtkind) aus diesen Büchern gelernt, daß nicht alles, was ein Traktor hinter sich herzieht ein Pflug ist, sondern daß viele verschiedene Lockerungswerkzeuge gibt. Vor allem auch welche, die eben nicht das unterste zuoberst kehren.Zitat aus dem letztgenannten Buch:
Während der Streichblechpflug in Europa noch das dominierende GErät zur Bodenbearbeitung ist, spielt er auf allen anderen Kontinenten nur noch eine untergeordnete Rolle, in Nordamerika z.B. liegt der entsprechend bearbeitete Flächenanteil deutlich unter 10%. Etwa 50 % der Flächen werden mehr oder weniger intensiv mit Grubbern und Scheibeneggen bearbeitet. Nach nordamerikanischer Definition zählt dieser Flächenanteil zur konventionellen Bodenbearbeitung, wenn weniger als 30 % der Ernterückständeauf der Bodenoberfläche verbleiben, während nach der in Europa üblichen Definition diese Flächen bereits zur konservierenden Bodenbearbeitung gerechnet werden. Da in Europa konventionelle Bodenbearbeitung mit Pflugeinsatz gleichgesetzt wird, wird oftmahl irrtümlich die gepflügte Fläche für Nordamerika mit mehr als 40 % angegeben. Verfahren der konservierenden Bodenbearbeitung in den USA dadurch gekennzeichnet, dass mehr als 30 % der Ernterückstände auf der Bodenoberfläche verbleiben. Neben der Mulchsaat wird hierzu auch Direktsaat gezählt. Der Flächenanteil der Mulchsaat beträgt etwa 40 %. Direktsaat hat sich in den letzten 20 Jahren als Standardverfahren in Nordamerika etabliert. Ihr Flächenanteil liegt zur Zeit bei knapp 20 %. Allerdings variiert der Anteil von Region zu Region stark und liegt in einigen Regionen über 60 %.
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

Re-Mark » Antwort #21 am:

@fisalis,
Der pflügende Bauer wird i.d.R. konventionell Düngen, da ist das Bodenleben eh hin.
ganz hin und restlos verschwunden? wie denn das? gibt es belege dafür? vielleicht sind ja nur noch zwei milliarden mikroben pro kg erde übrig statt drei bei organischer düngung.
Natürlich nicht restlos verschwunden, aber in seiner Masse, Vielfalt und Funktion stark gestört. Ja, dafür gibt es Belege. Auf die Schnelle fand ich ein paar Grafiken in dem Buch 'Erfolgreicher Ackerbau ohne Pflug'. Z.B. sollen sich in einem per Direktsaat bewirtschafteten Acker ca. 2,5 Millionen Regenwürmer pro Hektar finden, in einem gepflügten nur ca. 0,2 Millionen. Aber es gibt garantiert bessere und ausführlichere Quellen, vielleicht suche ich später mal welche raus.Bis vor kurzem habe ich mir unter 'Bodenleben' auch immer einen Mikrobencocktail vorgestellt, der im wesentlichen abgestorbene Pflanzenteile zersetzt. Das Bodenleben ist aber wesentlich komplexer. Es gehören z.B. Algen dazu, von denen einige auch in begrenztem Umfang Stickstoff aus der Luft sammeln. (Wer weiss schon, daß im Boden ständig Algen leben? Ich nicht. Dachte, die leben nur in Gewässern.) Manche Bakterien bilden Schleimstoffe, die für eine gute Krümelstruktur sorgen. Pflanzen geben über ihre Wurzeln ständig Stoffe ab, von denen sich Bakterien und Pilze ernähren, von denen ihrerseits wieder einige für die Pflanzen nützliche Stoffe produzieren. Die Vorgänge im Boden sind sehr viel komplexer, als 'nur' der Abbau toter organischer Substanz. Übrigens ist mir eher etwas von über 5 Milliarden Organismen pro Handvoll Erde in Erinnerung. Und Kunstdünger, Pflug und evtl. Herbizide dürften diese Anzahl um eine oder mehrere Größenordnungen herabsetzen, wobei die Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung vermutlich noch gravierender sind.
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fars
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

fars » Antwort #22 am:

Der Verzicht aufs Umgraben hat ja wie erwähnt den Sinn, das Bodenleben nur wenig zu stören und die nakte Erde vor verschlämmenden Starkregen zu schützen.
Warum aber sind dann in der "Dritten Welt" die Ernteerträge so niedrig, wenn der Boden lediglich mit einem Krummholz oder dergleich aufgerissen und nicht gewendet wird? Dort sind die Ernteerträge doch erst dann nennenswert gesteigert worden, als die Bauern Pflüge in die Hand bekamen.
thomas

Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

thomas » Antwort #23 am:

Pflügen, düngen und spritzen bringt kurzfristig schon höhere Erträge. Aber grad in der sog. dritten Welt sind weite Landstriche von durch Intensivlandwirtschaft ausgelaugten Böden gekennzeichnet und werden über Jahre nicht mehr bewirtschaftet werden können. Was im Erwerbsanbau besser ist, weiss ich aber auch nicht. Ich denke bloss, dass wir es uns im Garten leisten können, den schonenden, langfristigen Ansatz, der ohne Umgraben auskommt, zu wählen. Ernteausfälle können ja dann im Supermarkt ausgeglichen werden ;D
max.
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

max. » Antwort #24 am:

Pflügen, düngen und spritzen bringt kurzfristig schon höhere Erträge
für europa bedeutet "kurzfristig" 100 jahre und länger.gruß
oidium
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

oidium » Antwort #25 am:

ICH setze mit der gabel 1x um und geb stroh als abdeckung drauf!(tomatenplantage) da ist nix mit nackter erde und delogiertem gewürm!!der lehm braucht ein wenig "luft" an der oberfläche. das sagt mir mein gefühl! ;)da könnt ihr (pseudo)wissenschaftlich herumschwafeln wie ihr wollt!! :-X 8)
"Katzen erreichen mühelos, was uns Menschen versagt bleibt; durchs Leben zu gehen, ohne Lärm zu machen."
(Ernest Hemingway)
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

Re-Mark » Antwort #26 am:

Der Verzicht aufs Umgraben hat ja wie erwähnt den Sinn, das Bodenleben nur wenig zu stören und die nakte Erde vor verschlämmenden Starkregen zu schützen.
Warum aber sind dann in der "Dritten Welt" die Ernteerträge so niedrig, wenn der Boden lediglich mit einem Krummholz oder dergleich aufgerissen und nicht gewendet wird? Dort sind die Ernteerträge doch erst dann nennenswert gesteigert worden, als die Bauern Pflüge in die Hand bekamen.
Ist das denn so? Ist eine echte Frage, nicht rein rhethorisch. Ja, ja, mir hat man in der Schule auch noch etwas in der Richtung beigebracht, aber andererseits hat mir dort auch beigebracht, daß sich Zecken von Bäumen fallen lassen...Scheint der Pflug dort vielleicht nur auf den ersten Blick so toll, weil diejenigen, die sich einen Traktor mit Pflug leisten können, auch das beste Land besitzen? Oder weil diejenigen auch Mineraldünger einsetzen? Oder weil mit dem Pflug Quadratkilometerweise frisch gerodetes Waldland umgepflügt wird, welches erstmal noch fruchtbar ist (aber nur kurze Zeit)?Vielleicht pflügt ein Pflug in manchen Gebieten ja auch eine Salzkruste unter, die aufgrund künstlicher Bewässerung in aridem Klima entstanden ist? Oder es wird gar nicht gepflügt, sondern geeggt, und dabei die Kapillaren zerstört, die die Bodenaustrocknung fördern, da dort im Gegensatz zu uns sowieso nach der Ernte keine nennenswerten, den Boden bedeckenden Ernterückstände verbleiben, da jeder Strohhalm von irgendwelchen Rindern und Ziegen gefressen wird?Wo finde ich Untersuchungen oder auch nur Berichte, wie der Ertrag von einem Stück Land, welches jahrelang mit dem Krummholz bearbeitet nur geringe Erträge brachte, durch den Pflug verbessert wurde?
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

Re-Mark » Antwort #27 am:

ICH setze mit der gabel 1x um und geb stroh als abdeckung drauf!(tomatenplantage) da ist nix mit nackter erde und delogiertem gewürm!!
Das kannst du natürlich tun. Vielleicht machst du dir aber auch einfach nur komplett unnötige Arbeit...
der lehm braucht ein wenig "luft" an der oberfläche. das sagt mir mein gefühl! ;)
Die Frage ist nur, was dein 'Gefühl' wert ist. Dazu gibt es Wissenschaft, um solche 'Gefühle' zu überprüfen. Und Wissenschaftler haben mal einen Eimer gefärbtes Wasser auf den Acker gekippt und dann einen 'Schnitt' durch den Boden gemacht. Das gleiche haben sie auf einem pfluglos bewirtschafteten Acker getan. Die Farbe machte die Kapillarstruktur im Boden sichtbar, und oh Wunder: in dem pfluglos bearbeiteten Boden hatte sich das Wasser besser verteilt und ging auch tiefer, hauptsächlich aufgrund von Regenwurmgängen. Soviel nur zum 'Gefühl', daß Umgraben den Boden lockern würde. Tut es eben nicht unbedingt (kann im Einzelfall natürlich auch mal anders aussehen).
oidium
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

oidium » Antwort #28 am:

aber zwischen x-scharen-pflug und meiner harmlosen kleinen grabegabel ist doch wohl ein "kleiner" unterschied, oder ??? ::)
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Re:Gründünger - was hat es damit auf sich?

Re-Mark » Antwort #29 am:

aber zwischen x-scharen-pflug und meiner harmlosen kleinen grabegabel ist doch wohl ein "kleiner" unterschied, oder ??? ::)
In manchen Dingen schon, in anderen nicht. Ich vermute, ein 'normaler' Pflug geht tiefer als deine Grabegabel. Und je nach Traktortyp wird der Boden vielleicht auch mehr verdichtet (vielleicht, denn moderne Traktoren verteilen ihr Gewicht auf eine so große Reifenfläche, dass ein Gärtner mit seinen Stiefeln evtl. mehr Druck ausübt.) Und Winderosion wird wohl im Privatgarten keine Rolle spielen. Du zerstörst trotzdem das Bodengefüge im Oberboden und machst es für Verschlämmung anfälliger, schaffst beste Keimbedingungen für Unkrautsamen und verminderst den Humusgehalt des Bodens. Wie gesagt: vielleicht ist Umgraben in deinem Fall und dieses Mal ja trotzdem das richtige. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass Umgraben, obwohl vom Gefühl her mit 'Lockern' gleichgesetzt, mittel- und langfristig die gegenteilige Wirkung haben kann.Nochmal ein Zitat aus "Erfolgreicher Ackerbau ohne Pflug":
Die Kernfrage in der Bodenbearbeitung lautet heute: Wie viel Bodenbearbeitung ist nötig, um den wirtschaftlich optimalen Ertrag zu bekommen?Ein Bodenbearbeitungssystem, das diese Anforderung erfüllt, wird im Folgenden als optimale Bodenbearbeitung bezeichnet. Diese kann selbstverständlich auch den Pflug enthalten. [...]So gibt es Standorte, bei denen ohne oder mit nur sehr geringer Bodenbearbeitung regelmäßig die höchsten Erträge erzielt werden, während in anderen Regionen der Pflug das Mittel der Wahl ist. Aber nicht nur von Standort zu Standort, sondern auch von Jahr zu Jahr ist die optimale Bodenbearbeitung unterschiedlich. [...]Es bleibt also festzuhalten, dass es keine generelle optimale Bodenbearbeitungsintensität gibt, sondern nur eine optimale Bodenbearbeitungsintensität für ein bestimmtes Feld in einem bestimmten Jahr mit einer bestimmten Anbaufrucht.
Ok, das ist jetzt ziemlich auf Landwirte gemünzt. Im heimischen Garten hat man dafür noch mehr Möglichkeiten, die ein Bauer nicht so hat. Z.B. kann man recht problemlos in seinem Tomaten- oder auch Maisbeet größere Unkräuter von Hand ausrupfen. Und man kann flächendeckend dick mulchen (was bei Hektar-großen Feldern schwierig sein dürfte).Vielleicht wäre ja auch noch 'ein letztes Mal' Umgraben bei gleichzeitiger Kalkung angesagt, und erst in den folgenden Jahren mulchen?Man sollte sich jedenfalls fragen, ob das Umgraben in Einzelfall wirklich Sinn macht, oder ob man es nur aus Tradition tut. Die Wirkung der Gründungung fördert es jedenfalls nicht, bei der Lockerungswirkung kommt es halt drauf an...
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