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Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau? (Gelesen 5656 mal)

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Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

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Herr Dingens
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Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Herr Dingens »

Es gibt ja dieses Grünlandumbruchverbot, zumindest in bestimmten Bundesländern. Das wird damit begründet, dass dann, wenn eine Fläche lange genug Grünland war, sich im Boden große Mengen Stickstoff angereichert haben, die sich bei einem Umbruch lösen und als Nitrat ins Grundwasser gelangen. Oder so ähnlich ;D.Wenn nun durch Mulchen die Grassode abstirbt, was geschieht dann mit dem Stickstoff im Boden? Ist der weiterhin vorhanden?
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Gartenplaner » Antwort #1 am:

Wenn ich mich recht an Vorlesungen erinnere, ist Stickstoff insgesamt sehr mobil, auch wenn er an Tonkomplexe in lehmigen Böden gebunden wird.Der meiste Stickstoff ist in der Pflanze und abgestorbenen pflanzlichen Resten.Wenn umgebrochen wird, sterben die Gräser ab und werden von Bodenorganismen mineralisiert.Dabei wird Stickstoff freigesetzt - und wenn nicht durch angesäte Pflanzen gleich wieder eingebaut, wird er zügig ausgewaschen und zum Teil an die Atmosphäre abgegeben.Wenn du mulchst und das Gras abstirbt, wäre es am sinnvollsten, wenn gleich üppige Vegetation hinterherkommt um den frei werdenden Stickstoff wieder zu nutzen.Viel im Boden gespeichert wird - je nach deiner Bodenart - nicht bleiben :-\
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partisanengärtner
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

partisanengärtner » Antwort #2 am:

Auf meinem Lehmboden und mit ringsum kräftig wachsenden Stauden, bei stickstoffarmem Mulchmaterial (Holz, Laub etc.) ist die Ausschwemmung wohl zu vernachlässigen. Du wirst ja wohl Deinen Rasen nicht totmulchen um dann die nackte Erde zu bewundern?Entscheidend ist wohl das Du Deinen Humus fütterst das er sich vermehrt. Der speichert ja wohl ganz gut.Es wird vielleicht helfen wenn Substanzen die Wasser und Nährstoffe speichern vor allem bei leichten Böden zugesetzt werden.Gerade Rohhumusauflagen auf Holzhäckselbasis schlucken eine Menge Stickstoff. Den sie dann über lange Zeit abgeben.Schau Dir mal Den Waldgarten von Knorbs und anderen Könnern an.Gerade die Bodenorganismen sind ein guter Stickstoffspeicher, solange sie gut gefüttert werden ;). Leichen geben den wieder ab.
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Axel
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kudzu
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

kudzu » Antwort #3 am:

"Gerade Rohhumusauflagen auf Holzhäckselbasis schlucken eine Menge Stickstoff Den sie dann über lange Zeit abgeben."so, und jetzt nochmal bitte fuer Mechaniker und Schreibtischtaeter,nicht Gaertner und Chemiker - Dankeheisst das, schon weitgehend vergammelte Hackschnitzel sind gut und habenswert? wo einzusetzen?
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Gartenplaner
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Gartenplaner » Antwort #4 am:

Bei Holzhäcksel oder auch Rindenmulch "verbrauchen" die Bodenorganismen, die das Zeug in Humus verwandeln Stickstoff.Deshalb wird immer angeraten, zusammen mit Holzhäcksel oder Rindenmulch einen Stickstoffdünger gleich mit zu verteilen, z.B. Hornspäne.Hängt wahrscheinlich auch vom Bodentyp ab, auf meinem Lehm hab ich das nie gemacht, aber auch noch keinen Stickstoffmangel erkennen können ;) Schon zersetzte Hackschnitzel sind Humus und sehr gut für die Bodenstruktur und den Nährstoffhaushalt des Bodens.Gut für alle Pflanzen, die einen lockeren, nährstoffreichen Boden brauchen, das kann man überall als Bodenverbesserung verteilen und einarbeiten.Noch besser für Waldstauden, dann eher sogar pur verwendet.
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Herr Dingens
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Herr Dingens » Antwort #5 am:

Gartenplaner,es geht mir nicht darum, frei werdenden N zu nutzen. Mir geht es wirklich nur um eines: was geschieht mit dem N, wenn ich Graslandfläche mulche?Verändert sich was am N-Gehalt im Boden?Wenn ja, wie?
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Herr Dingens
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Herr Dingens » Antwort #6 am:

Partisanengärtner,es gibt hier keinen Rasen. Es geht um Grünland = Wiesenflächen. Was passiert mit dem angeblich in Massen vorhandenen N im Boden, wenn ich z.B. zwei Jahre lang mit Holzhäcksel mulche?Wenn ich mehr Input kriege, kann ich das Ganze ja auflösen.
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Gartenplaner » Antwort #7 am:

Nach und nach, je nach Schnelligkeit der Zersetzung von Gras und Mulch, wird der Stickstoff freigesetzt.Zum Teil wohl schon währenddem als NO2Und wenn er nicht wieder von Pflanzen aufgenommen und eingebaut wird, wird er zum Teil im Boden, je nach Bodenart, gebunden an Ton- und Humuskomplexe, der andere Teil wird ausgewaschen.Aber was wie genau, da müssen die Experten hier ran, das ist schon zu lange her, da weiß ich die Details nicht mehr.
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Herr Dingens
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Herr Dingens » Antwort #8 am:

Ahja, der N wird freigesetzt. Wenn es keine andere Pflanzen gibt, die ihn aufnehmen können, wird er z.T. ausgewaschen und z.T. im Boden gebunden.Naja, vielen Dank erst mal, schaun mer mal, ob noch Experten kommen ;D
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Staudo
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Staudo » Antwort #9 am:

Wiesen speichern Stickstoff in der ober- und vor allem in der unterirdischen organischen Substanz, also in Wurzeln und Humus. Bei einem Umbruch gelangt viel Sauerstoff an die organische Substanz und diese beginnt sich durch Mikroorganismen zu zersetzen. Der Stickstoff wird dabei frei und kann ausgewaschen werden.
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Herr Dingens
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Herr Dingens » Antwort #10 am:

Ja, aber was geschieht, wenn ich die Wiese mulche? Gar nix?
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kpc
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

kpc » Antwort #11 am:

es gibt hier keinen Rasen. Es geht um Grünland = Wiesenflächen. Was passiert mit dem angeblich in Massen vorhandenen N im Boden, wenn ich z.B. zwei Jahre lang mit Holzhäcksel mulche?
Genau sagen kann ich das natürlich nicht, aber ich rate mal.In den ersten Jahren wird der N-Gehalt des Bodens vermutlich steigen.1. bringst du mit dem Holzhäcksel (wenn auch eine geringe Menge) Stickstoff aus.2. werden die sich entwickelnden holzabbauenden Pilze über ihr Myzel verfügbaren Stickstoff aufnehmen. ( der kann dann nicht mehr ausgewaschen werden )3. wird der Pilz auch den Stickstoff, den der Regen mitbringt, fixieren.Wenn das Holz umgesetzt ist, wird sich der Prozess umkehren.Die Humusschicht zerfällt, ein Teil des N entweicht gasförmig, der Teil der sonst von Pflanze genutzt wird, wird ausgewaschen.Was mich brennend interessiert, ist die Frage, wie man praktisch eine Wiese mit Holzhäcksel mulcht.Wenn man von einer Fläche von nur 5000m² ausgeht und eine nur 10cm dicke Schicht Mulch ausbringen will, ( das ist eigentlich zu wenig, das Gras wird durchwachsen )würde man 50m³ Häcksel benötigen. Ziemlich viel, oder ?Klaus-Peter
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kudzu
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

kudzu » Antwort #12 am:

kpc hat geschrieben:
wie immer:alles relativwenn Du 50 Kubik Hackschnitzel mit einem Haushaltshaechsler selber schnitzeln willst ist es fuerchterlich vielwenn Du 50 Kubik allein schon fuer den Hauptweg zum Gemuesegarten verteilt hast und immer so um die 50 Kubik rumliegen, dann ist das nicht besonders viel
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partisanengärtner
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

partisanengärtner » Antwort #13 am:

KudzuEine dicke (10 cm und mehr) Auflage an den Stellen wo Du Schatten/Halbschatten hast. Beste Pflanzsituation für sehr viele Waldpflanzungen. Ansonsten mail mal Knorbs an der hat das perfektioniert. Für Spezialisten hat er noch viele mineralische Mischungen die er damit abwechselt oder auch mischt.
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Axel
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Herr Dingens
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Re:Stickstoffspeicherung im Grünlandboden, wie ist das genau?

Herr Dingens » Antwort #14 am:

kpc,es ist so, dass ich hier einen Acker vor langem als Ackerfläche an einen Landwirt verpachtet habe. Der hat Getreide und Mais kultiviert.Irgendwann wurde der Acker Wassereinzugsgebiet (bei uns so gut wie dasselbe wie Wasserschutzgebiet), woraufhin der Landwirt den Acker die letzten vielleicht 15 Jahre als Wiesenfläche (drei Mahden pro Jahr) genutzt hat. Letztes oder vorletztes Jahr wurde hier mit Kretschmann das Grünlandumbruchverbot durchgesetzt, was bedeutet, dass jedes Grünland, das in den letzten 5 Jahren vor Erlass des Gesetzes Grünland war, nun dauerhaft Grünland bleiben muss. Es gibt zwar Ausnahmen von diesem Grünlandumbruchverbot, aber nicht für mich, weil dieses Grünland auch noch im Wasserschutzgebiet liegt.Ich habe Land als Ackerland verpachtet, und kriege es als unbrauchbares Weideland zurück. Normalerweise ist mir der Landwirt zum Schadenersatz verpflichtet, aber darauf lasse ich mich nicht ein, weil mir die gute Nachbarschaft wichtiger ist als Schadenersatz.Ich darf also nicht umbrechen. Im Moment bin ich dabei, die Staudengärtnerei auszuweiten, auf Schnittgehölze. Diese will ich zunächst auf einem kleinen Teil des ehemaligen Ackers, jetzt Grünland, kultivieren. Der zuständige Mann beim Landwirtschaftsamt hat mir gesagt, ich kann auf dem Grünland alles machen, ich darf nur nicht umbrechen - was für sich betrachtet schon mal die reine Dummheit ist. Das heißt, ich kann alles kultivieren, was ich z.B. in Pflanzlöcher setzen kann. Alles, was in Beeten kultiviert wird (z.B. Helianthus annuus, ...) geht nicht.Zum einen suche ich Möglichkeiten, wie ich letztlich doch umbrechen kann (evtl. eben indem ich den N vorher aus dem Boden kriege und dann nachweisen kann, dass in dem Boden keine hohen N-Vorkommen lagern).Zum anderen pflanze ich jetzt dann in Reihenkultur diverse Gehölze, u.a. zum Beispiel Hagebutten, wo ich zwischen den Reihen keine Wiese, auch keine kurz geschnittene Wiese, haben will. Es ist mir einfach zu viel Arbeit, da laufend mähen zu müssen.Deswegen eben die Frage, was ist eigentlich, wenn ich die Scheißwiese umbringe? Wenn kein Grünland mehr da ist, gilt vielleicht auch kein Grünlandumbruchverbot.
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