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Gut erzogen? (Gelesen 3126 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Apfebam
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Gut erzogen?

Apfebam »

Hallo zusammen!Wollte nur mal kurz eure Meinungen zu ein paar meiner jungen Obstbäume hören, ob die so ok sind bzgl. Schnitt. "Gravensteiner"-Halbstamm (Apfel), 4. StandjahrBild"Burlat"-Halbstamm (Süßkirsche), 4. StandjahrBildUnd diese Süßkirsch-Spindel "Lapins" im 3. Standjahr ist derzeit so mein Problembaum. Der will einfach nicht nach rechts wachsen. Habe schon letztes Jahr die Stammverlängerung zurückgenommen, aber er trieb nicht aus. Gut, letztes Jahr war allgemein ein Jahr mit Problemen durch die Witterung, aber heuer sollte es doch klappen, oder? BildDanke im Voraus und schöne GrüßeApfebam
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cydorian
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Re:Gut erzogen?

cydorian » Antwort #1 am:

Gefällt mir nicht so sehr. Die Grundlage am Gravensteiner ist gut, aber da hätte noch viel mehr herausgeschnitten gehört. Das kannst du ab Herbst korrigieren. Die Burlat-Kirsche hast du zu sehr nach oben durchgehen lassen und Lapins - au weh. Radikalen Rückschnitt würde ich da machen, die beiden unteren Äste ganz weg, Ast 4 zurück, Ast 5 auch, dann sehen was er an Seitentreiben bringt. Auf welchen Unterlagen stehen denn die Bäume?Der schwache Wuchs kann viele Ursachen haben. Der Boden und die Lage machen nicht den besten Eindruck: Im Hintergrund mehrere Fichten, das sind Flachwurzler, Bodentrockenmacher und Beschatter, direkt dazwischen vielleicht noch verdichteter Boden. Fichten und Obst geht nie gut zusammen.
Apfebam
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Re:Gut erzogen?

Apfebam » Antwort #2 am:

Hallo und danke für die Antwort!Ja, ich dachte es mir schon fast. Das waren meine ersten Bäume, habe dementsprechend noch nicht so viel Erfahrung in Sachen richtem Erziehungsschnitt gehabt. Mir tat es damals um jeden Ast Leid, der weg musste. Nur als ich dann immer mehr den Sinn des Erziehungsschnittes verstanden habe, ist es mir mittlerweile egal, dass ich dem Baum viel weg nehme, da ich weiß, dass er das wieder auswächst, sogar so wie ich will. Die beiden Halbstämme stehen auf Sämling und die Lapins auf Weiroot 720. Das mit den Fichten wusste ich nicht, die Obstbäume haben alle mindestens 3 Meter Abstand zu diesen. Beim Pflanzen hatte ich keine Wurzeln im Weg und der Boden ist eigentlich auch schön locker. Zum Gravensteiner: Das werde ich machen. Ich schaue, welche Äste sich heuer kräftig entwickeln und der Rest wird gut ausgelichtet. Das ist das geringste Problem. Zur Burlat: Ja, die Stammverlängerung ist mir sehr davon geschossen. Zwei Leitäste halten tapfer mit, das könnte also passen meiner Meinung nach. Nachdem der Baum aber eh sehr riesig wird (darf der da auch), sollte das kein großes Problem sein, oder? Die oberen Früchte werden sich sowieso die Vögel krallen, da ich den Baum nicht mit Netz schützen kann und Burlat bei Vögeln eine sehr beliebte Sorte ist. Die unteren Äste kann dann ich abernten, von daher sollte das passen. Zur Lapins: Der Standort ist in einer neu angelegten Rasenfläche, wo bis 2011 noch Feld war. Erst 2012 haben wir den Rasen eingesät und einige Obstbäume gepflanzt. Sollte also locker sein der Boden. Ich überlege, ob ich den im Herbst nicht ersetze. So kurz wie Spindeln leben ist es mir nicht wert, da an dem lange rum zu machen, bis der endlich so ist, wie ich ihn brauche. Normal sollte der ja schon mitten im Ertrag stehen.
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cydorian
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Re:Gut erzogen?

cydorian » Antwort #3 am:

Die Fichtenwurzeln wachsen flach mit grossem Radius. Was oben an Wasser und Nährstoffen kommt, fangen sie sofort auf, tiefer wurzelnde Bäume darunter kriegen weniger. Du kannst das im Wald an Sturmbäumen sehen, wenn die umgeblasen werden reissen sie riesige Scheiben mit Oberflächenerde mit, die mit feinen Wurzeln durchdrungen sind.Oft glaubt man auch: Macht ja nichts, Fichte stört nicht, steht an der Nordseite. Stört leider doch, da die Bäume hoch werden und stark verachatten. Was z.B. auf Nordoststeht verschattet die Morgenstunden im wichtigen Sommerhalbjahr. Das ist deshalb wichtig, weil morgens der Tau möglichst schnell vom Baum abtrocknen sollte, ansonsten hast du deutlich mehr Probleme mit Monilia, Schrotschusskrankheit und solchen Nettigkeiten.Die Baumscheiben solltest du mit 1,5m Durchmesser frei halten. Mulchen bis zum Herbst zum Beispiel.Der Schnitt des Apfels wird vielfach im Forum beschrieben. Die erste Astverzweigung ist gar nicht schlecht, daraus entstehen die Leitäste. Dann Pause und dann die zweite Astverzweigung.Die Kirsche darf schon gross werden, aber wünschenswert ist eine Krone, die nicht nur in die Höhe schiesst. Lieber ein bisschen breiter, das erleichtert die Pflege und Ernte. Man muss das nicht radikal begrenzen, aber etwas darauf hinwirken.
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Re:Gut erzogen?

Apfebam » Antwort #4 am:

Die drei Fichten werden wir im Winter entfernen. Dann können sich die Burlat und der Gravensteiner (stehen neben denen) gut in die Breite entwickeln und die Wurzeln von der sterben dann auch mit der Zeit ab. Ok, das mit dem Apfel werde ich dann beim nächsten Schnitttermin so machen, danke!
Apfebam
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Re:Gut erzogen?

Apfebam » Antwort #5 am:

Das waren wie gesagt meine ersten Bäume, da habe ich nicht auf Verteilung der Leitäste geschaut, sondern eher auf Blütenknospen und Größe des Baumes, die typischen Anfängerfehler. Aber ich habe dazugelernt und pflanze nur noch Bäume mit guter Leitastverteilung und schneide sie auch gut zurück, damit alle Leitäste gleichmäßig wachsen und die Stammverlängerung nicht davonzischt, wie bei der Burlat.Hier habe ich den Apfel-Halbstamm "Freiherr von Berlepsch" auf SämlingBildDann den Süßkirsch-Busch "Große Schwarze Knorpel" auf GiSelA 5BildUnd den Apfel-Busch "Prinz Albrecht" auf MM106Bild
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Zuccalmaglio
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Re:Gut erzogen?

Zuccalmaglio » Antwort #6 am:

Das du künftig so viel Wert auf die Leitaststellung schon beim Kauf legst, ist sehr sehr richtig. Einer der Kardinalfehler schlechthin und eine Unverschämtheit der Baumschulen, so etwas vorzzuerziehen und/oder anzubieten. Und wenn, dann bitte mit entsprechendem Hinweis und deutlich preisreduziert. Wie altes Brot beim Bäcker. Zum Gravenssteiner sagst du nichts zur Unterlage.Die Voraussetzungen der Kronenstruktur sind aber immer noch gut, so dass du dich auch noch zwischen Pyramidenkrone und Spindel entscheiden könntest.Insbesondere bei Pyramidenkrone würde ich mich nicht nur auf das auslichten beschränken, sondern wegen der notwendigen Leitastkräftigung kräftig zurücknehmen. Und zwar jetzt noch. Ein bischen formieren/binden an dem einen oder anderen Leitast scheint mir auch notwendig.Die große schwarze Knorpel kannst du im Schatten der Buchen- und Birkenriesen vergessen. Rausnehmen und woanders setzen. Aber jetzt nicht mehr, sondern im Herbst.Zum Boden schreibst du nichts. Aber Berlepsch ist auch noch bei sandigem Lehm leider krebsanfällig. Deshalb würde ich ihn zwar als Busch auf schwächerer Unterlage pflanzen (wegen der Fruchqualität und weil man den Krebs bei kleinen Bäumen eher "pflegen" kann). Nie aber auf Langlebigkeit abzielenden Sämlingsunterlagen, die große und damit schwierig zu pflegende Bäume geben. Soweit die Perspektive nicht täuscht, ist die Leitastverteilung nicht günstig. Ich würde versuchen, das peu a peu anders aufzubauen bzw. einen oder zwei neue Leitäste zu ziehen. Auch wenn das Verzögerungen im Aufbau bedeutet.Die Leitaststellung scheint beim Prinz Albrecht auch nicht optimal. Siehe oben.In dem Gras- und Krautgemisch wird er auf MM106 auf Dauer nicht optimal fortkommen. Baumscheibe freihalten.
Tschöh mit ö
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cydorian
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Re:Gut erzogen?

cydorian » Antwort #7 am:

Wenn es nicht gerade toniger Boden oder schwerer Lehm ist, kann man Berlepsch durchaus probieren. Aber bei dem hier wurde kein guter Pflanzschnitt durchgeführt. Die kleinen Äste unter dem Leitast gehören weg, auf Astring am Stamm geschnitten. Die Leitäste sind die ersten Äste, die stehenbleiben, alles was drunter ist bleibt eh verschattet und wächst zu schwach.Um das Wachstum anzuregen, lieber nicht jetzt schneiden, sondern erst nach dem Laubfall im Herbst.Mach keine Mischpflanzungen aus Waldbäumen und Obstbäumen. Der Fehler ist wohl noch häufiger wie falscher Pflanzschnitt. Wenn der Obstgarten ein Erholungsgarten mit Schattenzonen sein soll, dann lass besser am Nordrand Apfel/Kirsch/Birnen Hochstämme wachsen. Holzproduktion im Wald lassen, Obstproduktion im Obstgarten.
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Re:Gut erzogen?

Apfebam » Antwort #8 am:

@ Zuccalmaglio: Gravensteiner steht auf Sämling. Soll eine Pyramidenkrone werden.Das sieht man auf dem Bild nicht, aber bei den Birken und Buchen habe ich die Äste bis vier Meter Höhe aufgeastet und die Große Schwarze Knorpel hat Vollsonne. Der Berlepsch steht auf einem Gemisch aus warmem Kies und nährstoffreicher, humoser Erde. Das ist der (vom Boden her) wärmste Standort, den er auf unseren 2.000m² nur haben kann. Die Leitäste an dem sind sehr gut verteilt, das ist an dem Bild leider schlecht zu sehen, das stimmt. Er hat vier Leitäste, die alle in verschiedene Richtungen wachsen mit genügend Abstand. Beim Prinz Albrecht dasselbe. Die beiden linken Leitäste sehen zu nach beieinander aus, aber die haben genug Abstand zueinander. Die Baumscheibe habe ich gerade vor Kurzem frei gemacht. Danke für deine Meinungen und Ratschläge! :)@ cydorian:Was genau meinst du mit "kein guter Pflanzschnitt"? Meinst du damit nur die kleinen Äste darunter? Die kann und werde ich noch entfernen, das ist kein Problem. Aber sonst sieht das doch eigentlich gut aus?! Ich habe von den Leitästen die Hälfte deren Länge entfernt, auf Saftwaage geschnitten und die Stammverlängerung eine Scherenlänge höher gelassen. So habe ich das gelernt. Die jungen Bäume stehen auf der Südseite von den Bäumen und haben genug Licht. Sieht das auf dem Bild so nach Wald aus? Schöne GrüßeApfebam
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cydorian
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Re:Gut erzogen?

cydorian » Antwort #9 am:

Zum Pflanzschnitt gehört auch, die kleinen Äste unter den Leitästen zu entfernen. Die bringen nichts und kosten den Baum jetzt nur Kraft. Im Zuge des Verpflanzens sollte man alles wegnehmen, was überflüssig ist, damit der Baum schnell und kräftig treibt.
Apfebam
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Re:Gut erzogen?

Apfebam » Antwort #10 am:

Noch kurz eine Frage: Kann ich bei meinen jungen Bäumen jetzt schon die sich nun bildenden Konkurrenztriebe an Stammverlängerung und Leitästen wegschneiden?
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landfogt
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Re:Gut erzogen?

landfogt » Antwort #11 am:

kannst du aus meiner sicht!ich entferne schon jetzt die nach innen wachsende triebe durch vorsichtiges hin und her bewegen mit Daumen und zeigefinger(reißen)!dadurch brauche ich die später oft sehr langen reiser nicht rausschneiden.der baum spart sich Energie,die er in andere triebe oder die früchte steckern kann!das verheilen der sehr kleinen wunden,hat bisher noch nie Probleme gemacht!
es gibt tage da verliert man und es gibt tage da gewinnen die anderen
schwach anfangen und dann ganz stark nachlassen
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landfogt
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Re:Gut erzogen?

landfogt » Antwort #12 am:

ach ja, zum berlepsch:einer meiner besten äpfel,süss-sauer-knackig,welkt allerdings auf dem lager.mit dem ertrag musst du aber gedult haben,denn das kann einige jahre dauern bis der zum ersten mal blüht.das eventl. warten ist es aber wehrt ;)staunässe und feste(speckige) böden mach der nicht!!dann kann er zu krebs neigen.weiß das aus eigener erfahrung ::)ansonsten wächst der wie verrückt und muss durch hartes schneiden im zaum gehalten werden!wenn er aber dann trägt,ist es gut und regelmässig.so meine erfahrung ;)
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