Auch heute noch, auch am Stadtrand von Großstädten, werden neue Kleingartenanlagen geschaffen. Gesetzliche Grundlage dafür ist die Verpflichtung der Stadtplaner, genügend Grünflächen auszuweisen. Außerdem gilt für den ländlichen Raum, daß im Durchschnitt ständig ein Garten pro Kleingartenverein frei und neu zu verpachten ist. Quelle: Bundesverband.So, nun könnte die Gemeinde hergehen, und für diejenigen, die Nur-Mieter sind, Flächen als Schrebergärten ausweisen ... Wenn entsprechende Anträge bei der Verwaltung gestellt würden, würde darauf gewiss reagiert, wenn es denn genügend Fläche zu vertretbaren Preisen gäbe. Gibt es aber nicht.
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Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig? (Gelesen 11047 mal)
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Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Also, ich muss erst mal gestehen, dass ich nicht weiß was eine Sichtung ist, wer das macht und wozu. Also wär's nicht schlecht für mich darüber erst mal Infos zu kriegen - ob mich dann die Einzelheiten davon interessieren, hängt sehr stark davon ab, nach welchen Kriterien gesichtet wird. Ich kenn Pflanzenzucht ja kaum, dafür aber Tierzucht ein bisschen. Und ich stell mir grad vor, dass eine Sichtung vielleicht vergleichbar ist einer Zuchtwertschätzung bei Tieren. Und dass ich recht wenig anfangen kann mit Hundezuchten, die nur nach dem Exterieur beurteilen und dazu eine eigene Fachsprache entwickelt haben, die Laien kaum verstehen. Dass ich dagegen sehr viel anfangen kann, mit einer Zuchtwertschätzung bei Hunden, die Gesundheit, Gebrauchtseignung, Lernfähigkeit, Familiengängigkeit usw. in die Bewertung mit einbezieht.
- SouthernBelle
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Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Ich finde Staudensichtung extrem interessant, wenn man auch das Kleingedruckte erfaehrt und liest. Also: was wurde gesichtet, wie wurde das bewertet, wie ergaben sich die Endergebnisse fuer die einzelnen Sorten.Bei dem haeufig riesigen Sortenangebot ist es einfach eine grosse Hilfe, zu erfahren, was in welcher Farbe, Hoehe, Bluetezeit zB am gesuendesten ist, am wenigsten verregnet, am besten mit Wind klarkommt, gut nachblueht bei Rueckschnitt oder auch nicht. Was ich auch superinteressant finde, ist die jeweilige Vorgeschichte, dh welche Sorten sie ueberhaupt zusammengekratzt gekriegt haben, welche gar nicht (mehr) das waren, was sie nach der Originalbeschreibung sein sollten usw. Ebenfalls sehr nuetzlich, wenn ueber regionale Unterschiede berichtet wird. Dem breiten Publikum muesste man wohl zuerst mal vermitteln, warum man ueberhaupt was anderes haben wollen koennte als Phlox rosa-rot-weiss. Vielen Leuten ist gar nicht klar, das Sorten untereinander sehr sehr unterschiedlich sein koennen. Ich denke mir, es muessete auch dem Staudengaertner bei der Entscheidung helfen, was er eigentlich anbieten soll, er hat dann doch Argmente in der Hand fuer eine Empfehlung.Cornelia
Gruesse
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
In der Realität sieht es anders aus. Beipiel Frankfurt/M. Dort wartet man jahrelang auf einen Schrebergarten. Wenn denn einer frei wird, liegt er am anderen Ende der Stadt und muss mühsam mit öffentlichen Verkehrsmitteln angefahren werden (resp. mit dem eigenen PKW). Quelle: Tageszeitungen/Leserbriefe.Ist doch auch völlig egal. Der Schrebergarten mit seinen, um es mal vorsichtig auszudrücken, recht eigenartigen Vereinssatzungen, ist nur weiß Gott nicht jedermanns Sache. Aber auch das ist für diese Diskussion eigentlich uninteressant. Es gibt Menschen die haben einen Garten, es gibt welche, die einen möchten und die dritte Kategorie will keinen. Die 4. Gruppe, die sich keinen leisten kann (aus welchen Gründen ist auch nicht relevant), kommt für die Grundsatzdiskussion wohl auch nicht in Betracht.Wenn das Bildungsbedürfnis oder -erfordernis tatsächlich zu bejahen ist, warum wird dann keine Garten-pur-Roadshow ins leben gerufen. Fachdamen- und herren haben wir ja genug. Den Saal in Grünberg bekommen wir vermutlich allemal voll. Und reich werden wir auchAuch heute noch, auch am Stadtrand von Großstädten, werden neue Kleingartenanlagen geschaffen. Gesetzliche Grundlage dafür ist die Verpflichtung der Stadtplaner, genügend Grünflächen auszuweisen. Außerdem gilt für den ländlichen Raum, daß im Durchschnitt ständig ein Garten pro Kleingartenverein frei und neu zu verpachten ist. Quelle: Bundesverband.So, nun könnte die Gemeinde hergehen, und für diejenigen, die Nur-Mieter sind, Flächen als Schrebergärten ausweisen ... Wenn entsprechende Anträge bei der Verwaltung gestellt würden, würde darauf gewiss reagiert, wenn es denn genügend Fläche zu vertretbaren Preisen gäbe. Gibt es aber nicht.

Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Leider sieht die Realität gänzlich anders aus. Die Jungpflanzenbetriebe werben mit den Sichtungsergebnissen, als kriegten sie die bezahlt. Die Staudengärter, Gartencenter, Landschaftsgärtner, Gartenarchitekten kochen meist ihr eigenes Süppchen, so, als gäbe es keine Sichtung. Teils nachzuvollziehen. Pro und Contra sind hier ja schon diverse Male aufgezählt worden. Die größte Schwierigkeit einer Sichtungsarbeit ist, dass sie der Realität extrem hinterherhinkt. Zweimal bonitiert und schon ist eine neue Sorte im Handel.
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Ich meine herauszulesen, das der allgemeine Konsens lautet "Wissen ist nie verkehrt" (wen wunderts), aber noch Uneinigkeit herrscht, wen/welche Bevölkerungschicht/ect. dieses Wissen überhaut interessiert.Ich sehe das nicht so schwarz/weiß getrennt nach "ohnehin Garteninteressierten" die sich selbst schon Gedanken machen und dem "Rest", den ohnehin nichts Grünes lockt."Garten" wird wohl wieder ein Trend (in Österreich vielleicht eher?) und so betrüblich alle schnellen Moden zwar sind, können sie doch echtes Interesse wecken (weil inzwischen vielleicht auch mal in einer TV- oder Wohnzeitschrift ein etwas längerer Artikel über Garten steht und das Thema nicht mehr als altmodisch gilt).So - und nun gibt es da nicht wenige Menschen, die sich gerne Gärten anschauen, aber nicht so viel Ahnung haben und selbst auch nicht auf die Idee kommen, vielleicht trockene Fachbücher zu lesen (MSG zählt nicht
) bzw. (noch) keine Lust dazu haben.Ich hatte das Vergnügen, solchen schon interessierten Menschen etwas über Pflanzen zu erzählen ... dabei habe ich auch immer die Sichtung erwähnt! Nicht, weil ich Prozente bekomme, sondern weil ich den Leuten so erläuterte, 1. daß es verschiedene Sorten gibt! 2. welche die Staudengärtner mit viel Mühe nach bestimmte Kriterien auslesen 3. das es Sinn macht in eine Staudengärtnerei zu gehen (und nicht nur in den Baumarkt) und dort nach einer bestimmten Sorte zu fragen oder den Gärtner um seine Meinung zu bitten4. daß sie nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn eine Pflanze nicht wachsen will, sondern das es Sinn macht, sich damit etwas zu beschäftigen und vielleicht eine andere Sorte auszuprobieren.Obwohl es sich generell schon um garteninteressierte Menschen handelte, war es doch für viele eine neue Sichtweise. Ich hoffte, damit die Gartenleidenschaft noch etwas anzufeuern und das Bedürfnis zu wecken, nicht nur an der Oberfläche kratzen zu wollen. Vielleicht zog der Pflanzenverkauf in Österreich ja auch an, weil Pflanzen-Wissen und -Freude etwas mehr puplik gemacht wurde? Oder liegts doch nur an einer gesteigerten "Wegwerf-Mentalität?"Hoffnungsvolle GrüßemacranthaP.S. Zitat Baba Dioum: "... Nur was man kennt, kann man lieben..."

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Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Super, danke für deinen Beitrag, Macrantha! 

Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Ganz wichtig in diesem Zusammenhang finde ich die Arbeit von G.Bohl, Arche Noah und ähnlichen Initiativen. Da wird viel Wissen erhalten und vermittelt. Hier im forum sieht man, dass viele Leute noch nie davon gehört haben, und wie sie sich darüber freuen, damit in Kontakt zu kommen.
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Pat Parelli
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Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Ja, Maria, so sehe ich es auch - bin ich schließlich eine von denen, die hier zum ersten Mal von Herrn Bohl und den anderen Erhaltern gehört hat und die sich tierisch darauf freut, im nächsten Jahr richtig loszulegen! :DAber irgendwie habe ich auch noch nicht so ganz kapiert, was eine "Sichtung" ist...ich ahne, dass es sowas wie ne Ausstellung ist, hätte es aber gerne bestätigt.Da schließt sich auch gleich noch eine weitere Frage an: gibt's sowas auch bei Gemüse? :)Liebe GrüßeNicole
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Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Eine Sichtung ist eine Aufpflanzung von verschiedenen Pflanzen, meist Sorten einer Gattung oder Art, um herauszufinden, welche der Neuheiten am besten geeignet ist oder ob doch alten Sorten der Vorzug zu geben ist. Das ganze wird dann ausgewertet und veröffentlicht. Es gibt dann so Kategorien wie 'Standfestigkeit', 'Blühdauer' usw. und dann werden Noten vergeben. Hier ist ein Link zu der Staudensichtungsseite von Weihenstephan. (Art/Gattung auswählen, auf weiter klicken)VLG, Katrin
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Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Hallo Nicole,da ham wir´s doch schon - wir sind da einfach von der Annahme ausgegangen "man" kenne diesen Begriff ohne ihn zu erklären
- gut das Du nachfragst! Erstmal kommt der Vorschlag (z.B. von den Staudengärtnern
) das man doch mal das Geranium-Sortiment sichten könnte weil hier viele neue Sorten entstanden sind.Dann versucht man von den zu sichtenden Sorten mehrere Pflanzen (3 oder 5 - bin mir nicht sicher) von verschiedenen Staudengärtnern zu beziehen. Jetzt muß aber erstmal geklärt werden, ob es sich auch wirklich immer um die richtige Sorte handelt oder ob es z.B. im Laufe der Zeit zu Verwechslungen kam, die Pflanzen durch Samen vermehrt wurden und nicht mehr sortenrein sind ect.Nachdem in einer Vorsichtung mit Spezialisten für die jeweilige Art (also z.B. eben Geranium) geklärt wurde, daß die "eingesanden" Pflanzen auch wirklich der jeweiligen Sorte entsprechen, werden die Pflanzen zur Vermehrung an eine Staudengärtnerei (also z.B. zu Sarastro) gegeben, der diese vermehrt.Dann pflanzt man an mehreren Sichtungsstandorten mit verschiedenen Standortbedingunen 4 Pflanzen je Sorte für 3 Jahre auf. Beispielsweise Weihenstephan mit lehmigen Boden, kalten Wintertemp. und viel Niederschlag, Marquard mit seinen kargen Sandböden und noch ein paar weitere. Jedes Jahr wird in mehreren Durchgängen die Pflanze bewertet nach Kriterien, die vorher festgelegt wurden - z.B. Standfestigkeit, Blütenreichtum, Krankheitsanfälligkeit usw (wobei z.B. das Kriterium "Standfestigkeit" bei den hohen Sonnenbräuten viel wichtiger ist als bei niedrigen Stauden).Diese Bewertungen werden in Punkte umgerechnet und am Ende der 3 Jahre alle Ergebnisse zusammengerechnet. Nur wer eine bestimmte Mindestpunktzahl erreicht, bekommt dann das Prädikat "ausgezeichnet" =***, "sehr gut"=**, "gut"=*, Li= Liebhabersorte (z.B. Bütenfarbe ist so ungewöhnlich, daß sie sich für einen "Liebhaber" lohnt, der Planer welcher aber 300 Stück verwendt sich mehr über die Nachteile ärgern würde), Lo= Lokalsorte und entbehrliche Sorte (Kreis mit Durchstrich).So - wenn das alles möglichst objektiv abläuft, dann hat man schon mal ein gutes Instrument an der Hand um nicht völlig auf die Nase mit einer Pflanze zu fallen. Wie schon erwähnt gibt es immer Ausnahmen und Versuch macht Kluch. Allerdings kann ein Planer nicht "mal was ausprobieren" und nötigenfalls austauschen wie es der Hobbygärtner mit Spaß tut - trotzdem kann es eben auch für den Hobbygärtner von Interesse sein!LGmacranthaP.S. oh - bis ich meinen ganzen "Sermon" geschrieben hatte, war Katrin schon schneller


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Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Dafür ist es viel ausführlicheroh - bis ich meinen ganzen "Sermon" geschrieben hatte, war Katrin schon schneller

"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
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Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
@Katrin und macrantha: vielen Dank Euch beiden!
War bitter notwendig
, auch wenn ich nicht so der Staudenfan bin... ;)Liebe GrüßeNicole


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Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Du sprichst mir aus der Seele......liegrü g.g.g.also ich habe mit dem threadtitel meine probleme. wissen vermitteln ist nicht elitär + ob's bitter not tut, entscheidet nicht der informierende, sondern der informationssuchende.
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Na ganz so ist es also nicht! Wir können doch schulmeisterhaft erkennen, wo Wissensdefite vorhanden sind, bei wem auch immer. Sicher beruhen beide Seiten auf freiwilliger Basis. Hat nichts mit Missionieren zu tun.