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Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig? (Gelesen 11067 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Nein, mit Missionieren sicher nicht, aber meines Erachtens mit einer gewissen Überheblichkeit. Ich selbst würde z.B. ein fehlendes botanisches Interesse oder Wissen nie als defizitär betrachten, geschweige denn so bezeichnen. Wer bin ich denn. Deshalb meine Frage, wer bist du denn ;-)Komme mir hier bald vor wie im Kurs "Gärtnern für Fortgeschritteneliegrü g.g.g.
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Och, man kann aber doch irgendwie schon erkennen, dass es sehr viele Leute gibt, die zu einem bestimmten Thema nix wissen. Und wenn einem das am Herzen liegt, und man glaubt, dass andere auch was davon hätten, wenn sie was drüber wüssten, dann ist es doch legitim, eine Fortbildung anzuzetteln und auch Werbung dafür zu machen. Dann braucht man halt noch einen politisch korrekten Schönsprech, damit man niemandem auf die Füße oder zu nahe tritt. Aber Missions- bzw. Informationseifer ist bei Staudenfans meist sowieso wesentlich milder und vor allem sympathischer / schrulliger ausgeprägt als bei vielen anderen, die meinen sie hätten was tolles gefunden, was möglichst alle wissen sollen. Eigentlich fände ich es eher bedenklich, wenn Staudengärtner der Meinung wären, Sichtungen (jetzt weiß ich ja was das ist
) wären so was erhabenes und elitäres, dass man das der breiten Allgemeinheit besser gar nicht zugänglich machen sollte, weil es eh nur Eingeweihte verstehen und beurteilen können.

Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Natürlich, niemand am wenigsten ich, hat etwas gegen Wissenserweiterung und Bildungsangebote, aber doch bitte nicht unter solch einem Titel!Mir dreht sich fast der Magen rum, wenn ich dazu "elitär oder "bitter notwendig" lese. Diese Worte dürfte sich mir gegenüber nicht mal ein Herr Prof. Hansen oder ein Herr Karl Foerster erlauben!Und schon gar nicht meinem Vater oder meiner Großmutter, die botanisch ungebildet, ohne jede Staudensichtung, ohne jede Buchweisheiten und ohne jeden botanischen Fachbegriff auskamen, - und ihre Gärten konnten sich sowohl im Ertrag, als auch der Gestaltung sehen lassen! Nebenbei haben sie es ganz ohne jede Bildungsintention geschafft, in der Familie die Liebe und Neugier auf die Natur zu fördern. Selbst habe ich das Glück, nicht nur das nötige Interesse sondern auch die dazugehörende freie Zeit zur Aneignung botanischen Wissens zu besitzen. Andere Gärtner oder Grundstücksbesitzer haben die aufgrund ihrer fam. oder finanziellen Situation vielleicht nicht in dem Maß, oder haben einfach andere Interessen.Und die Kentnisse von Staudensichtungen oder andere Garteninhalte als nötigen Bildungsauftrag zu sehen und verbal oder mental in einen „elitären“ Himmel zu hieven, halte ich mit Verlaub etwas für überzogen. Ihr merkt, dieser Titel hat mich mal wieder richtig angestochen.... ;Dliegrü g.g.g.
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Vielleicht könnten wir uns drauf einigen, dass Sichtungen weder elitär sind, noch bitter notwendig als Pflichtprogramm gelehrt werden müssen, sondern dass es eine interessante und vielleicht auch lohnende Aufgabe wäre, Informationen über Sichtungen in ansprechender aber nicht zu vereinfachender Form unters Volk zu kriegen?Ich finde es immer spannend, wenn ich mal wieder sehe, dass es etwas gibt, wo es noch viiiiel mehr zu wissen gäbe. Keine ärgere Vorstellung für mich, als dass es irgendwann mal nix mehr zu lernen gäbe. Aber zum Glück geht mir mit Sicherheit erst der Grips und/oder die Motivation aus, bevor die Themen dem Ende zuneigen.
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Tolmiea, warum stößt dich der Threadtitel so ab? Nimm ihn einfach unverkrampft auf. Vielmehr stört mich hier das Hervortun der Sichtungsarbeit, die ist doch nur ein klitzekleiner Teil von dem, was wir unter Wissens- vermittlung verstehen. Und wie ich finde, beileibe nicht der Wichtigste.Hier ein kleiner Versuch, etwas Licht ins Dunkel dieses Threads zu bekommen. Unter elitärer Wissensvermittlung meint Katrin vielleicht etwas anderes als ich, kann möglich sein. Ich jedenfalls habe beispielsweise Staudenseminare erlebt, wo Neulinge völlig fehl am Platze waren, geschweigedenn sich nicht mehr fragen trauten, weil die Götter des Olymps unter sich eine lange, fachliche Diskussion entfachten, wo auch die Fortgeschrittenen keinen Sinn darin sahen. Sie hatten ganz einfach nichts von dieser Art von Weiterbildungsmaßnahme und waren frustriert. Das kann man unter elitärer Wissensvermittlung verstehen.Jeder blutige Anfänger hat das Recht, auch von bekannten Profis Antworten zu bekommen, mit denen er etwas anzufangen weiß und wenn möglich von seinem Enthusiasmus angesteckt zu werden. Alles andere ist schlicht und einfach "für den Hugo"!Eine bittere Notwendigkeit der Wissensvermittlung sahen mit Sicherheit Karl Foerster und sein Schüler Richard Hansen, ohne dass sie diese Schlagworte je in den Mund nahmen. Denn sie konnten jedem Laien in blumenreicher Sprache, mit Rat und Tat Ratschläge geben, besser als viele andere. Niemand Vernünftiger würde irgendwie versuchen, sich oder andere in den elitären Himmel zu heben. Halte auch überhaupt nichts davon und hatte aber auch nie Berührungsängste vor Leuten, mit denen ich mich nicht messen konnte. Die Zeiten sind längst vorbei.Ansonsten weiter wie Evas letztes Posting!
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Wissen zu vermitteln ist ein mühsames Geschäft, das weiß jeder Lehrer, dessen Aufgabe das ist.Wenn aber, denn endlich, die Schulzeit ein Ende hat und man sich mit dem beschäftigen kann, was einem wichtig, interessant und lohnend erscheint, dass fängt das Lernen erst an. Und dann muss auch nix "vermittelt" werden. Dann kann ein jeder, heute einfacher denn je, sich Schritt für Schritt, seinem Wissensstand und Interessenschwerpunkt entsprechend, Wissen aneignen. Je mehr man weiß, desto schneller lernt man (Anknüpfungspunkte im Hirn....)Natürlich ist das systematische Einarbeiten und Vertiefen eines Themas auch eine Kunst - und diese zu lehren, sollte das eigentliche Ziel der SChulbildung sein. Aber um diese geht es hier wohl nicht. Freue man sich an gleichgesinnt Interessierten. Ignoranten - vom eigenen Standpunkt aus- , gibt es unzählige. Fragt sich nur, was am eigenen Standpunkt bedeutsam genug ist, andere als Ignaoranten abzutun... ?
Wenn ein Erbsenzähler sich für Erdorchideen, ein andrer sich für Obstbäume, der nächste sich fürs Mediterrane begeistert - dann kann ein jeder den anderen für dumm halten. Und die Scheidelinie für dumm und klug geht wohl genauso wie die für gut und böse durch den eigenen Kopf.gülisar

Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Nachdem hier ein wenig kontrovers diskutiert wurde: Wie sieht denn ein etwaiger "Lösungsvorschlag" der Befürworter aus?Die Unkenntnis, besser laienhafte Teilkenntnisse, zum Beispiel über Sichtungsverfahren könnte doch durch einen fachlich betonten Garten-pur-Artikel - wiederum beispielhaft - seitens Sarastro (Stauden), Raphaela (Rosen), Günther (Düngung) behoben bzw. verbessert werden. Insoweit würde dieses Forum auch einer "geordneten Fortbildung" (im Gegensatz zum lockeren Diskussionsstil, der vielen Lesern die Herausfilterung sachlicher Informationen erschwert) beitragen. Möglicherweise ließen sich derartige Beiträge anderen Publikationsorganen (Tagespresse, Fachzeitschriften etc.) andienen.
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Ja - Fachbeiträge in der Art wären schon was ... wobei ich denke, daß diese für eine Tageszeitung schon zu speziell sind.Doch in den 1001 Gartenheftchen lesen ohnehin Menschen die beim Stichwort "Pflanze" nicht gleich weiterblättern.Allerdings scheinen die Verlage zu meinen, mehr als ein paar bunten Bildchen könne man den Lesern nicht zumuten. >:(Wenn man in die Zeitungsregale schaut, dann sehe ich fast immer die gleiche "Art" Gartenzeitschrift. Entweder mit einer Betonung auf schönen (alten) Bildern und üppigen Gärten, oder etwas abgespeckte Varianten mit weniger Hochglanz und mehr Topfpflanzen ...Die Gartenpraxis setzt doch aber meist ohnehin einiges an Wissen voraus, so daß viele "Durchschnittsgärtner" (das soll nicht abwertend sein) diese lieber nicht in die Hand nehmen - das sehe ich ja bei mir zu Hause ...Falls aber manche aus diesem Forum an offenen Gartenpforten oder ähnlichem teilnehmen, dann könnten diese z.B. ihren Besuchern auch ein bißchen über Fachthemen erzählen - es interessiert sicher, daß man z.B. die Narzissen bei Blattaustrieb mit Flüssigdünger gießt oder wo die nächste gute Staudengärtnerei ist ...Das sehe ich dann nicht als "Missionieren" sondern eher "Begeistern".LGmacrantha
Wenn Du einen Schneck behauchst, schrumpft er ins Gehäuse,
Wenn Du ihn in Kognak tauchst, sieht er weiße Mäuse. (Ringelnatz)
Wenn Du ihn in Kognak tauchst, sieht er weiße Mäuse. (Ringelnatz)
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Danke Sarastro :Dich werde also einfach versuchen, die mich auf mich auf die Palme bringenden Textpassagen zu überlesen Wenn ich das richtig sehe, scheint der Threat letztendlich ja darauf hinauszulaufen, publizierfähige informative Artikel für einen größeren Leserkreis zu initiieren, sie in anderen Medien zu lancieren und ggf. zu vermarkten. Nun, dagegen ist nix zu sagen, insbesondere wenn die bei mir angeklungene elitäre oder defizitäre "Schiene" verlassen wird.liegrü g.g.g.
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Ja, Macrantha, da hast du sicher Recht, die Zeitung- und Buchproduzenten sind auf Gedeih und Verderb aus, Umsatzzahlen zu erbringen, was man ihnen ja auch nicht verübeln kann, da der Konkurrenzdruck enorm ist.Sie gehen meines Erachtens jedoch etwas falsch vor. Die meisten Verlage kupfern gnadenlos voneinander ab, wiederholen sich jedes Jahr und handeln nach dem Motto "viel Bild und wenig Text", letzterer so simpel als möglich, um nur ja eine breite Leserschaft zu erreichen. Dagegen ist ja noch nichts zu sagen, wenn es wenigstens ab und zu auch mal was Neues wäre. Darum wären Journalisten gefragt, die ein gewisses Basiswissen mitbringen, die einen Überblick, sowie Pflanzenkenntnisse haben. Wenigstens ein kleeeeiiiin wenig, dann ist schon viel gewonnen. Eine Gartenpraxis mit etwas weniger pragmatischen, dafür aber "fröhlicheren" Artikeln, so wie bei "Kraut und Rüben", dafür dort lässt die Übersicht und Bildqualität aber zu wünschen übrig. "The Garden" der RHS hat für mich so eine Richtung. Aber das sieht jeder ein wenig anders.
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Und jetzt könnt ihr mich als konservativ beschimpfen, aber es fängt nun mal alles in der Grundschule an. Wer von den Damen und Herren Lehrer weiß denn, was eine Buche ist, wo der Enzian wächst, was ein Rittersporn ist, welches die giftigste Pflanze unserer Breiten ist und wann man Äpfel erntet? Das mag jetzt überzeichnet rüberkommen, leider ist es aber die Realität.In der Grundschule kann man enorm viel Begeisterung für die Natur vermitteln, wenn man der Materie Pflanze ein klein wenig mehr Stellenwert einräumt.
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
da gebe ich dir ganz recht, christian! es muss bei den kleinen anfangen!unsere volksschüler hatten solche lehrerinnen. da wurde jedes jahr ein blumenkaiser oder eine -kaiserin gekürt. die kinder brachten von der schneeschmelze weg bis fast zum schulschluss blumen mit, die miteinander bestimmt wurden, kamen in gläschen mit namensschildern dran. die stellten sie auf die fensterbänke und die kinder lernten in den pausen fast um die wette
! die lehrerin fragte immer wieder mal ab. erkannte pflanzen gaben punkte und zum schluss bekamen die kinder richtige diplome
! mehrere jahre lang versorgte ich meine und die nachbarskinder mit selteneren blümchen aus dem garten oder wir gingen gemeinsam welche suchen. ganz stolz kamen manche dann am schulschluss mit ihrer urkunde !das war kein zwang sondern ein spielerisches lernen und interesse wecken.lg lisl


- Laurin
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Traue nicht dem Garten, in dem kein Unkraut wächst
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Hast recht Sarastro, leider gibt es dafür heute keine Punkte mehr für den Aufstieg zum Schulleiter, da muß man sich schon auf dem Tennisplatz sehen lassen.Laurin
Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht, Sarastro.Kenne einen Lehrer, der zudem den Schulgarten betreut und dementsprechend weniger Fachstunden gibt. Der kennt die Pflanzen im eigenen Garten nicht. So nach dem alten Ostfriesen-Witz "Grün oben" setzte er seine *** mit den Knospen nach unten.Früher (ich weiß, ich weiß - endlos langer Bart
), gab es den sog., heute verpönten Heimatkunde-Unterricht. Mit Wanderungen in der Umgebung (für "Klassenfahrten" war kein Geld da), einschl. Kartoffelkäfersammeln. Gibt mir heute noch was (die kartoffelkäfer weniger).Die Zeiten aber sind endgültig vorbei. Was wir tun können (und mit diesen Gartenforen vermutlich auch tun), ist, Geneigte noch geneigter zu machen, Zögernde zu begeistern (bis hin zur Manie
) und den Versuch zu starten, über den Pflanzenstammtisch hinaus zu wachsen. Dass so etwas geht, zeigen die Threads "Veredelte Steine" und "Schutzbedürftige Zwiebelpflanzen", um nur zwei zu nennen. Was fehlt, ist eine Extrakt.


Re:Wissen vermitteln - elitär oder bitter notwendig?
Super! Wenn ich etwas Positives von meinem Albtraumlehrer in der Grundschule mitgenommen habe, so war das sein Heimatkundeunterricht. Der lief so ab, wie es du gerade schilderst. Dafür setzte es in anderen Fächern die Knute. Es ging teilweise ab wie im Jahre 1856! Bis dann die Eltern etwas unternahmen. Aber da war ich schon nicht mehr in diesem glorreichen Bildungsinstitut.Was ich schon immer mal wissen wollte: ich schreibe doch im Winter Manuskripte für div. Fachzeitschriften. Was liegt denn der Leserschaft auf dem Herzen in Sachen Stauden? Hier sind ja außer Freaks auch "normale" Gartenbegeisterte. Macht einfach Vorschläge. Es gibt so viele Themen. Brauch manches Mal einen Kick. Über Sanguisorba würde ich schon längst mal was schreiben.