älteren Kirschbaum erworben, wie pflegen? (Gelesen 2750 mal)

[Alfredo_Gomez]

Liebes Forum,im Winter haben wir ein Haus mit Garten gekauft. Daraus ergeben sich tausende Fragen. Bei den meisten hilft Google. Bei dieser nur eingeschränkt:Uns gehören jetzt sechs Obstbäume. Einer davon ist eine Süßkirsche, äußerlich recht schön und getragen hat sie auch recht ordentlich (lecker!!!). Sie müsste so um die acht Meter hoch sein. Mit unserer Leiterausstattung und meinem Kletter-Mut blieb ein gutes Drittel für die Vögel. Man soll ja nach der Ernte schneiden...Mein Ziel wäre eine Art Pflegeschnitt, soll heißen der Baum möge noch lange nett aussehen und Kirschen abwerfen. Gern auch für die Vögel. Was ich wahrscheinlich hinkriege: -totes Holz rausholen (schon angefangen)-Efeu runterholen- überkreuzte, und nach innen wachsende Äste rausnehmenWobei ich unsicher bin:Man soll ja lange herunterhängende Äste kürzen (über einem Trieb). Auch findet man Bilder von Bäumen, denen hinterher das obere Viertel fehlte (was ja theoretisch nicht schlecht wäre, insbesondere um spätere Schnitte zu ermöglichen - wird jetzt schon heikel genug sein). Irgendwie bleibt da bei mir die Angst, den Baum zu verunstalten (Beispiele stehen in der Nachbarschaft...) oder umzubringen. Kann mich bitte jemand ein bisschen an die Hand nehmen? Ich liefere auch gern mehr Fotos wenn nötig. Vielen Dank schon einmal für's Lesen!Es grüßt sehr: Alfredo.

[enigma]

Willkommen bei Garten-pur!Was den richtigen Schnitt des Baums angeht, kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Aber bevor du das angehst, solltest du unbedingt diesen Blogbeitrag lesen:Kirschmund!

[Alfredo_Gomez]

Danke, haha.

[enigma]

Wenn dich die Größe des Baums nicht stört und du nicht auf mehrere Kühltruhen an Kirschen angewiesen bist bzw. mehrere Truhen hast, unternimm am besten zunächst mal gar nichts, außer vielleicht totes Holz rausnehmen.Der Efeu schadet dem Baum trotz immer wieder zu hörender Behauptungen nicht, er ist höchstens ein optisches Problem.

[Alfredo_Gomez]

Nichts zu machen, klingt natürlich verlockend...Allerdings ist es so, dass ich dereinst, wenn die Kinder nicht mehr ganz so anstrengend und das Haus einigermaßen in Schuss sein werden, in unmittelbarer Nähe des Baumes ein Gemüsebeet anlegen wollte (es gibt sonst kaum mit der Anlage des Gartens verträgliche Stellen). Je größer der Baum, desto schattiger dann das Beet. Kurz: die Größe ist okay, aber noch größer wäre blöd. Was die Gefriertruhen angeht: An Abnehmern mangelt es nicht. Ja, das mit dem Efeu hatte ich schon gelesen. Im Kirschbaum ist der allerdings wirklich schon krass in der Krone. Optisch gefällt es mir "mit" sogar besser. Tatsächlich weiß das fast niemand, dass Efeu im Baum nix macht. Die Nachbarn halten uns nicht zuletzt deshalb (wegen des Unkrautdrucks von unserem Grundstück aber auch nicht ganz zu Unrecht) schon für stümperhafte Gärtner...

[Irm]

Nichts zu machen, klingt natürlich verlockend...

Ich würde auch nur das tote Holz rausnehmen, sowie die Zweige, die nach oben oder innen wachsen. Je mehr Du zurückschneidest, je mehr meint der Baum, das ausgleichen zu müssen

[enigma]

Ja, das mit dem Efeu hatte ich schon gelesen. Im Kirschbaum ist der allerdings wirklich schon krass in der Krone. Optisch gefällt es mir "mit" sogar besser. Tatsächlich weiß das fast niemand, dass Efeu im Baum nix macht. Die Nachbarn halten uns nicht zuletzt deshalb (wegen des Unkrautdrucks von unserem Grundstück aber auch nicht ganz zu Unrecht) schon für stümperhafte Gärtner...

Wenn dir der Baum mit Efeu besser gefällt: Lass den Efeu dran!Ja, ein weit verbreitetes Kriterium für einen "guten Gärtner" ist immer noch ein "ordentlicher Garten", alles andere ist nebensächlich.In diesem Forum wirst du allerdings recht wenige Vertreter antreffen, die dieser Form von Ordnungsliebe frönen.

[Alfredo_Gomez]

"Zweige, die nach oben stehen" - sind das auch die ganz oben? Dann würde der Baum ja einen knappen Meter kürzer. Allerdings ist das keine Option, weil ich sie nicht erreichen könnte. Das Oben-Kürzen müsste schon auf einer Mindestlänge erfolgen, da der Erreichbarkeit leiter- und klettertechnische Grenzen gesetzt sind. Der Stamm wurde mal auf ca. 4,5 m abgesägt. Ich frage mal anders: Wenn ich nix mache (außer das oben vorgeschlagene), ist das langfristig schlecht für den Baum? Kann man später, falls doch nötig, immer noch was machen (Problem: je größer, desto schlechter oben erreichbar)? Wächst der Baum noch sehr doll?Ich weiß, das sind schwierig zu beantwortende Fragen. Blöd wäre nur in ein paar Jahren die Einsicht: Hätteste damals, als es noch ging!Vielen Dank schon einmal für die bisherigen Antworten!

[Isatis blau]

Wenn man einen Kirschbaum runtersägt wird er im Laufe der Jahre wieder so hoch wachsen. Ein niedrigerer Baum ist zwar praktischer, aber nicht unbedingt schön. Je nach Sorte und Fruchtbarkeit eures Bodens kann es gut sein, dass der Baum bereits seine Endgröße erreicht hat.Was man jetzt nicht sieht, hat der Baum mehrere Leitäste oder einen Mitteltrieb, der sich weiter oben gabelt?Es sieht so aus, als wenn er oben in die Breite gehen wird und die weiter unten liegenden Äste beschatten wird, wodurch die dann verkahlen werden. Ich würde weiter oben die Astbüschel auslichten, d.h. die nach innen gehenden dünnen Äste wegsägen und von den nach außen gehenden auf jeder Seite einen, eventuell auch mehr wegsägen. Es gibt Astsägen, die man auf einen Teleskopstiel aufstecken kann. Damit und mit einer Leiter kann man auch sehr weit oben auslichten.

[Amur]

Süsskirschen sind Waldbäume die, sofern nicht veredelt auf was schwächer wüchsiges, auch meist eine entsprechende Größe errreichen.Wenn du sagt,dass der Baum mal auf 4,5m abgesägt wurde: Wie sieht denn die Stelle aus? Meist bilden sich da ja sehr starkwüchsige Triebe, aber deren Basis ist nicht selten recht faulig, weil durch die Kronenkürzung eine große Schnittwunde entstand die langsam aber sicher vor sich hingammelt. Meist gibts dann mal ein Sommergewitter und die halbe Krone bricht dann an der Faulstelle aus.

[Irm]

Ich weiß, das sind schwierig zu beantwortende Fragen. Blöd wäre nur in ein paar Jahren die Einsicht: Hätteste damals, als es noch ging!Vielen Dank schon einmal für die bisherigen Antworten!

Ja, es ist alles nicht so einfach ..Ich habe vom Vorgänger drei alte Obstbäume übernommen, mit denen ich meine liebe Mühe habe, weil er die regelmäßig mit einer Kettensäge "gepflegt" hat. Ein Birnbaum ist mittlerweile ganz gut, da entferne ich jetzt immer nur noch die Wasserschosse, die im Lauf des Jahres nach oben wachsen. Mit meinem Apfelbaum habe ich noch Mühe, der will noch nicht nicht so, wie ich will...Aber einen Pflaumenbaum, der nach der Kettensägeaktion auch sehr dicht gewachsen ist, habe ich so gelassen, zumal er eine Menge Pflaumen letztes und vorletztes Jahr trug. War eine schlechte Entscheidung, denn alles war zu dicht und zu schwer, so ist dieser Baum letztes Jahr durchgebrochen. Mehr als 1/3 weg, große "Wunde", der Baum kämpft immer noch ums Überleben. Ich habe die heile Seite stark ausgelichtet, nicht dass er da auch noch bricht - und drücke nun die Daumen, dass der Baum überlebt

[Irm]

Meist gibts dann mal ein Sommergewitter und die halbe Krone bricht dann an der Faulstelle aus.

Du sagst es

[Konterkater]

Es gibt Astsägen, die man auf einen Teleskopstiel aufstecken kann. Damit und mit einer Leiter kann man auch sehr weit oben auslichten.

Komplett bei Supermärkten gelegentlich zu haben.

[Alfredo_Gomez]

Bin gerade nochmal hochgeklettert. Von den beiden stammartigen Hauptästen ist der eine nicht abgesägt. Es sieht nur von unten so aus. Der andere allerdings schon. Es hat sich so etwas wulstiges, kratermäßiges gebildet. Innen ist so eine eierbechergroße Vertiefung, in der - nun ja - "Wasser" steht. Mein Zeigefinger riecht auch nach dreimaligem Waschen immer noch nach Durchfall. Da drin vergammelte auch eine Kirsche. Das Holz am Boden fühlte sich nicht weich an und auch sonst sah's okay aus. Das muss auch schon lange her sein, dem Wulst nach zu urteilen.***Dann habe ich nochmal Fotos gemacht: eins, auf dem die Aststruktur gut zu sehen ist. Und nochmal zwei der oberen Krone aus zwei Perspektiven. Und wieder danke!!!edit: zwei gleiche Bilder...

[Zuccalmaglio]

@Alfredo,der Baum ist wunderschön anzusehen. Das ist das Eine. Das andere, er ist, da er auf einer starkwachsenden Unterlage steht, durch Schnitt und Erziehung nicht klein zu bekommen und zu halten (so ziemlich der verbreiteste Irrtum bei Obstbäumen bzw. Gärtnern).Je stärker der Rückschnitt, desto stärker der Neutrieb. Sehr fachgerecht geschnitten kann man das zwar etwas mildern, aber nicht umkehren. Größere Wunden an alten Bäumen sind außerdem problematisch. Und solche, die nicht richtig verheilt sind, sowieso.Deshalb: Wenn du für dein Beet an anderer Stelle im Garten keinen Platz hast: Rode ihn. Oder verzichte auf das Beet und erfreue dich am Anblick des Baumes. Dazwischen wird es nichts geben.