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... nun auch noch zur Dendrophobie (Gelesen 29171 mal)
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Meiner Erinnerung nach kam diese Forderung mit der Ökologie-Bewegung in den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf und galt damals als "modern". Ich kann mich ebenfalls erinnern, dass ich von Kollegen (alles Hobbygärtner) ernsthaft angefeindet wurde, als ich ihnen verriet, Rhododendren und Magnolien gepflanzt zu haben statt einheimischer Gehölze. Auch im grünen Bereich gibt oder gab es braune Töne...Beim Gemüse und beim Obst - vom Weinbau gar nicht zu reden - konnte das ja nicht verordnet werden, denn dann wären alle Vegetarier mangels Nahrung bei uns ausgestorben.Ich möchte wirklich gerne mal wissen, woher diese Fixierung auf "heimische Gehölze" stammt.Es wird doch auch nicht vorgeschrieben, nur heimische Stauden, heimische Obstbäume (Haselnüsse und Schlehen?) oder heimisches Gemüse zu pflanzen.
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
So weit würde ich nicht gehen. Ich glaube, es ist eher eine Mischung aus Unkenntnis und nicht kritisch hinterfragten Behauptungen.Eine Beispiel dafür liefert die Broschüre "Bäume und Sträucher für Hannover -Vorschläge für Ersatzpflanzungen-Pflanzung von Bäumen und Sträuchern im Stadtgebiet von Hannover" (pdf).Dort finden sich so Behauptungen wie:"Sie sind verträglicher für die Umwelt, weil auf Spritzmittel oder Mineraldünger verzichtet werden kann" oder"Sie lassen uns die Natur erleben, z. B. zeigen sie uns deutlicher als viele nicht-heimische Gehölze den Ablauf derJahreszeiten durch ihre Blüten und Früchte, ihre Blattverfärbung und ihr Winterkleid an."Allerdings heißt es dort auch:"An besonderen Standorten entlang von Straßen oder im Innenstadtbereich kann es allerdings sinnvoll sein, "Exoten",also nicht-heimische Gehölze, zu pflanzen. Bestimmte Arten (z. B. Götterbaum oder Robinie) sind den besonderenklimatischen Anforderungen im Innenstadtbereich besser angepasst, weil sie meistens aus wärmeren Klimazoneneingeführt wurden."Hilfe!Reines schlechtes Gewissen.Flächenverbrauch allüberall, und der kleine Privatmann muss es dann richten, damits Örtle wieder naturnah aussieht.
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Wie raiSCH richtig schreibt, stammt diese Ausrichtung aus jener Zeit, allerdings nochmal befördert durch eine fachliche Aufgabenteilung - Grünordnungspläne, Flächennutzungspläne, Umweltverträglichkeitspläne, Ausgleichsmaßnahmen, dieser ganze Bereich wird hauptsächlich von Landschafts- und Freiraumplanern mit einer starken Ausrichtung auf Naturschutzbelange ausgearbeitet, ebenfalls und das spielt wohl die Hauptrolle, die ganzen gesetzlichen Grundlagen.Bei den Landschaftsarchitekten gibt es so eine Art Zweiteilung, auf der einen Seite die Naturschützer, auf der anderen die Freiraum/Objektplaner.Um es überspitzt zu formulieren - die Naturschützer legen das Hauptaugenmerk bei sowas auf "einheimisch" und lassen Ästhetik und Anforderungen von Gartenflächen außer acht, die Objektplaner legen das Hauptaugenmerk auf Gestaltungsfragen, Proportion usw - haben aber oft leider keine allzu großen PflanzenkenntnisseIch möchte wirklich gerne mal wissen, woher diese Fixierung auf "heimische Gehölze" stammt....

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“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Die Liste der Stadt Köln sieht auch sehr trist aus.Nicht auszudenken, wenn derartige Bestrebungen bereits im 18. und 19. Jhd. auch in England bestimmend gewesen wären. Die Pflanzenjäger hätten sich erst gar nicht auf den Weg machen dürfen.
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Aber das in #123 ist ja schon ein recht moderater Text. Ursprünglich war das schon Ideologie und kein Praktikerrezept, und es wurde tatsächlich auch auf Staudenpflanzungen angewandt. Bei Getreidesorten waren die Wiederentdeckungen alter Arten und Sorten aber durchaus sinnvoll. Ich sehe auch noch einen zweiten Grund für den damaligen gärtnerischen "Ausländer raus!"-Wahn: die Ablehnung der bisherigen Tradition der Gartengestaltung, die sich letzten Endes auf die herrschaftlichen Parks mit ihren vielen exotischen Pflanzen zurückführen lässt und über das 20. Jahrhundert (Karl Foerster) mit den vielen Neueinführungen aus allen Kontinenten fortgeführt wurde.
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Zum Glück hört man in Bayern bei solchen Sachen oft auf die LWG (www.lwg.bayern.de).Die testen auch mal aus und erforschen neue Welten. z.B. "Stadtgrün 2021:Neue Bäume braucht das Land" (link krieg ich von hier nicht hin
)Für öffentliche Pflanzungen durchaus interessant. Ebereschen sind aber auch dabei


LG aus dem südlichen Main-Viereck
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Vielleicht ist der Grund ein viel simplerer?Im umliegenden Freiland (eigentlich bis auf Straßenränder und Feldraine ausschließlich Kulturland) werden ohnehin schon in großem Stil 'Ausländer' zur kommerziellen Nutzung angepflanzt.Da bleiben dann eben nur noch die Privatgärten als Refugium für einheimische Wildpflanzen.Was liegt also näher als den 'Naturschutz' dem Bürger aufzubürden? Der kann sich nicht wehren und hat nicht genug finanzielle Mittel, um Bewilligungen zu erkaufen, die in der Land- und Forstwirtschaft gar nicht nötig sind.LG
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Ääääh - was spricht gegen Ebereschen? Das ist eine der wenigen Anpflanzungen meines thuja- und koniferenfixierten Vorbesitzers, die ich nicht rausgerissen habe. Sie hat schöne Blüten und hübsche, für Vögel nützliche Früchte, und allzu groß wird sie auch nicht. (Ich schau grad: Die Vögel sind komplett fertig mit den Beeren.)
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Wenn ich Ebereschen will, geh ich in den nahen Wald oder ins nächste Gebüsch. Oder ich jäte 2 Jahre nicht, dann hab ich sie automatisch. 

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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Gegen Ebereschen sprichts nichts - sofern sie standortgerecht sind. Und das ist leider innerhalb von Ortschaften oft nicht der Fall, weil sie dort mit Hitze und Lufttrockenheit nicht so gut zurechtkommen.Und - schlimmer -: Sie gedeihen nicht auf den Böden in Neubaugebieten, da die durch Bautätigkeiten oft verdichtet sind. Außerdem gedeihen sie nicht gut auf kalkhaltigen, recht humusarmen Böden, wie sie z.B. in der hiesigen Gegend die Regel sind.Ääääh - was spricht gegen Ebereschen? Das ist eine der wenigen Anpflanzungen meines thuja- und koniferenfixierten Vorbesitzers, die ich nicht rausgerissen habe. Sie hat schöne Blüten und hübsche, für Vögel nützliche Früchte, und allzu groß wird sie auch nicht. (Ich schau grad: Die Vögel sind komplett fertig mit den Beeren.)
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Eben, das der Grund für das mehrfache Sterben der Vogelbeerbäume vor dem hiesigen Gymnasium: der Boden war durch Baufahrzeuge hoch verdichtet, ist stark kalkhaltig, und die Fäche lag vor dem Gebäude mit zusätzlichen Aufheizungen durch das Pflaster zwischen den Bäumen.Gegen Ebereschen sprichts nichts - sofern sie standortgerecht sind. Und das ist leider innerhalb von Ortschaften oft nicht der Fall, weil sie dort mit Hitze und Lufttrockenheit nicht so gut zurechtkommen.Und - schlimmer -: Sie gedeihen nicht auf den Böden in Neubaugebieten, da die durch Bautätigkeiten oft verdichtet sind. Außerdem gedeihen sie nicht gut auf kalkhaltigen, recht humusarmen Böden, wie sie z.B. in der hiesigen Gegend die Regel sind.
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Bei der Eberesche schaut man ins Buch, sieht, dass sie nicht so ausufernd groß wird und ein großes Verbreitungsgebiet hat.Außerdem spricht der Name für sich: "Vogelbeere". Da kapiert auch der Letzte, dass sie "Futter" für Tiere ist.Wäre ich Vogel in diesem Land, würden mir die Dinger zum Hals raushängen. Fastfood, an jeder Ecke 

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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Mir ist so, als hätte es diese Strömung schon viel früher einmal gegeben, nämlich in den späten 1930er Jahren und nicht erst in den 70ern. Aber das ist Halbwissen.... Ich sehe auch noch einen zweiten Grund für den damaligen gärtnerischen "Ausländer raus!"-Wahn: die Ablehnung der bisherigen Tradition der Gartengestaltung, die sich letzten Endes auf die herrschaftlichen Parks mit ihren vielen exotischen Pflanzen zurückführen lässt und über das 20. Jahrhundert (Karl Foerster) mit den vielen Neueinführungen aus allen Kontinenten fortgeführt wurde.

Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Schlechte Beratung durch den beauftragten Landschaftsgärtner?Meine steht hier mitten in einer saftigen Wiese und gedeiht bisher gut. Es scheint, daß sie Glück hatte. Der Erfolg solcher Pflanzungen steht und fällt natürlich mit der richtigen Auswahl an Gehölzen, das ist klar. Hier im Ort ist bei manchen Menschen der Trend zum mediterranen Garten (Thujen etc.) feststellbar (paßt toll aufs Bauerndorf) - und ich glaube, dagegen wollte man mit der Vorschrift, einheimische Gehölze zu pflanzen, angehen. Vorteil der Koniferen etc: sie machen keinen Dreck, weil keine lästigen Blätter abfallen - hab ich wörtlich so gehört, der Herr, der das geäußert hat, war auch nicht mehr im besten Baumschnitt- und Laubhark-Alter. Das kann ich sogar verstehen.In der Stadt gabs und gibt es einen Riesenaufstand, weil für ein Straßenbauprojekt zunächst Bäume gefällt und danach wieder angepflanzt werden sollen. Es ist unehrlich, angebaggerte Bäume nicht zu fällen, weil sie häufig dennoch absterben. Eine ehrliche Lösung, aber schwer vermittelbar, ist es, die Bäume zu roden und neu zu pflanzen. In einer Straße stehen Kastanien, im Frühjahr wunderschön, auch bei Knallhitze im Sommer. Nachteil: Die Wohnungen entlang der Straßen dürften kaum Sonne abkriegen. Einige der Kastanien sind offensichtlich rotfaul (Flaschenhalsform am Stamm, deutlich erkennbar) und gehören eigentlich gefällt und ersetzt.