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... nun auch noch zur Dendrophobie (Gelesen 29156 mal)
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Aber dann wäre ja fast alles einheimisch1
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Als neophytisch gilt, was nach 1492 kam. Da findet sich allerhand.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Man lernt täglich dazu! Vor einiger Zeit kam (ich glaube auf Arte) eine Sendung über den Tier- und Pflanzenaustausch nach 1492 und den damit verbundenen Fortschritt (auch die Probleme) in den jeweils anderen Kontinenten. Äußerst interessant!
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Ich glaube, jetzt müssen wir die Begriffe trennen. Neophytisch ist wohl der Gegensatz zu endemisch und offenbar chronologisch festgelegt, aber einheimisch ist auf die jeweilige Region oder zumindest Klimazone bezogen?
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Zur Begriffsdefinition "einheimisch" siehe hier.Allerdings ändert das nichts daran, dass die Rotfichte, der Sanddorn oder die Gewöhnliche Zwergmispel zwar in Deutschland einheimische Gehölzarten sind, aber in den allermeisten Gegenden nicht natürlich vorkommen.Ähnliches gilt für viele andere Gehölze auch.
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Es wird immer komplizierter - der verlinkte Artikel unterscheidet sogar zwischen "heimisch" und "einheimisch" (= indigen)!
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Eben - "einheimisch" kann nicht national, sondern nur regional definiert werden.So gut wie alle hier vorkommenden Fichten sind angepflanzt (bzw. deren Sämlinge). Sie kommen nur im Bergland mit der Natur zurecht, hier im Flachland fallen sie bei stärkeren Stürmen regenmäßig um.Allerdings ändert das nichts daran, dass die Rotfichte, der Sanddorn oder die Gewöhnliche Zwergmispel zwar in Deutschland einheimische Gehölzarten sind, aber in den allermeisten Gegenden nicht natürlich vorkommen.
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
... ich kenn mindestens einen Botaniker, der auf die Sitte "einheimische" Wildpflanzen zu verwenden schimpft, wie ein Rohrspatz, weil es dadurch eben stärker zur Flora-Verfälschung und auch Bastardisierung kommt (z.B. Kräuterrasen-Samenmischungen aus D in Österreich angebaut), als wenn deutlich als "nicht hiesig" erkennbares Zeug gepflanzt würde. Das betrifft aber wohl hauptsächlich keine Gehölze.
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Doch, durchaus.Allerdings nicht immer in der Richtung, dass "gebietsheimisch" bevorzugt würde.So entwickeln Waldkiefern aus Südskandinavien meist eine schlanke Krone mit durchgehendem Leittrieb, solche aus südlicheren Gefilden hingegen eine breitere Krone, in der der Leittrieb frühzeitig im Wachstum zurückbleibt. Die Unterschiede sind wohl zumindest z.T. genetisch bedingt.Im Forst nimmt man in jedem Fall lieber Anzuchten mit den geradschäftigen, auch dort, wo sie nicht von Natur aus auftreten.
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Zitat von Medditaranus:
Fars, meine Bemerkung bezog sich auf obiges Post von Mediteranus. Mit Toleranz meine ich genau das Gegenteil: Dass ein kompetenter Grünamtsmensch seine Entscheidungen nicht nach seinem persönlichen Gusto treffen sollte, sondern nach fachlichen Kriterien. Er sollte eine Anpflanzung eines Ginkgo nicht verbieten, nur weil er selbigen nicht leiden mag.Und wie soll diese Toleranz aussehen bzw. wirken?Dem einen verbietet er das Fällen, dem anderen die Anpflanzung eines Ginkgo? Linden werden geschützt, aber nicht Schwarzkiefern, da nicht heimisch?Wenn schon städtischer Baumschutz, dann bitte nach klaren Kriterien, so dass der Grundstückseigentümer kalkulieren kann.
Liebe Grüße,
Sandfrauchen
Sandfrauchen
- carolinchen
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Ich kann nur aus Hamburg berichten: Sowohl im städtischen als auch im privaten Raum werden weniger als die Hälfte der gefällten Bäume nachgepflanzt. Die Stadt hat nicht genug Finanzmittel und zunehmend auch nicht genug Platz für Bäume, im privaten ist es ähnlich. Bei Grundstücksteilung und Ausweisung neuer Bauplätze reicht der Platz oft nicht für entsprechende Nachpflanzungen.Über die letzten Jahre ergibt sich daraus ein erheblicher Substanzverlust an Grünvolumen, was wiederum weitreichende Folgen auf Mikroklima, Luftverschmutzung und Erwärmung der Stadt hat.Hinzu kommt, dass die Ämter personell so ausgedünnt wurden, dass Ersatzpflanzungen nicht richtig kontrolliert werden können.Und wie hier auch schon beobachtet wurde, geht der Trend zum "pflegeleichten" Garten, was auch immer die Gartenbesitzer darunter verstehen ... Artenvielfalt sieht halt anders aus. In meiner weiteren Umgebung findet sich beispielweise keine vernünftige (Stauden)Gärtnerei, überall nur das Baumarkteinheitsangebot. Wie soll sich da ein neues Bewußtsein entwickeln? Und die hier ansässigen Gartenbaufirmen bauen jeden Garten gleich, das ist eine unglaubliche Uniformität von Eiben, Rhodos, Rasen und gepflasterten Flächen(!).Naturgärten sind leider nicht repräsentativ genug, wirken immer unaufgeräumt, und Bäume machen halt nur Dreck, so die hier herrschende Meinung.Allerdings finden sich in Hamburg auch eine Menge Bürger, die sich gegen das Fällen im öffentlichen Raum lautstark zur Wehr setzen. Wie gerade aktuell, wo die Stadt für Busbeschleunigungstrassen massiv Bäume fällt.Ansonsten geht es mir wie Sandfrauchen, ich leide bei jedem einzelnen Baum. Und bei mir fällen sie in den letzten Jahren wie die Weltmeister..... und ich bin überglücklich mit unseren alten Bäumen, dem Laub, dem Dreck, dem Modergeruch, den Vögeln, den Eichhörnchen ... überhaupt mit allem im Garten!
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Während der "Blockwart" drei Gärten weiter zwei Mal am Tag mit einer Art Grillzange jedes einzelne Blatt auf seinem Teerweg aufsammelt, raschle ich jeden Tag in den herabgefallenen Blättern und denke dabei an die Buchenhaine des Spessarts oder des Steigerwalds. Wenn dann alle Blätter abgefallen sind, räume ich sie schon zusammen, versarge sie aber nicht in der Biotonne, sondern verteile sie auf die Beete und unter die Sträucher und inhaliere dabei den süßen Modergeruch des feuchten Laubes, das köstlichen Humus verheißt..... und ich bin überglücklich mit unseren alten Bäumen, dem Laub, dem Dreck, dem Modergeruch, den Vögeln, den Eichhörnchen ... überhaupt mit allem im Garten!
- carolinchen
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Und meine "Blockwartin" direkt nebenan ärgert sich maßlos über die Blätter unserer uralt Linde, die auch immer wieder hinüberwehen, weil ich es mit dem Blätter sammeln so halte wie Du, raiSCH
Sie hat da ja auch so eine spezielle SaugSchredderSchnellVollWerd-Maschine. Macht einen Höllenlärm und schafft nix weg - wie ich das Teil hasse! Und somit schließt sich der Kreis zur autumnalen Phyllophobie.



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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
@Mediterraneus: BlödsinnIm Endeffekt sieht so eine Stadt dann aus, wie der Garten des zuständigen Bearbeiters in der Behörde. Von ihm gut befundene Bäume dürfen bleiben, von ihm ausgesuchte Gehölze dürfen gepflanzt werden.Eine Stadt, gestaltet von einer Person, hmm. Vielfalt ist aber für mich was anderes. ...

Danke, oileMit Verlaub, in Querkopfs Beispiel läuft es anders. ...

Die gibt es hier. Die Baumschutzsatzung definiert exakt, unter welchen Voraussetzungen gefällt oder stark in den Habitus eingegriffen werden darf: Bäume mit einem bestimmten Stammumfang (für Langsamwachser wie z. B. Eiben gilt dabei ein kleineres Maß) dürfen nur gefällt werden, wenn sie krank/ nicht (mehr) standfest sind, wenn sie Gefahr für Bauten oder Leitungen etc. bedeuten, wenn sie Fenster extrem beschatten oder Bauvorhaben im Wege stehen. Punkt, keine Differenzierung nach Arten. Für persönliche Vorlieben irgendwelcher Amtsmenschen ist kein Raum. Nur noch für ein gewisses "Ermessen", was für Baumbesitzer noch geht und was nicht mehr. Weil der zuständige Sachbearbeiter kundig - und daher überzeugend - ist, kriegt er es bei Ortsterminen offenbar häufig hin, dass Baumbesitzer von ihrem Fällwunsch wieder Abstand nehmenfars hat geschrieben:... Wenn schon städtischer Baumschutz, dann bitte nach klaren Kriterien, so dass der Grundstückseigentümer kalkulieren kann.




"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Nachtrag: Die in #63 erwähnten Schwarzkiefern, um deren Erhaltung Nachbarn gekämpft haben, durften/ mussten fallen, weil ihre Wurzeln eine Gasleitung gefährdeten.
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