Manchmal wünsche ich mir das schon. Mein Nachbar hat Jap. Knöterich angepflanzt und unmittelbar an die Grenze eine von diesen superhässlichen Fichten, die mehrmals von der Fichtenlaus heimgesucht wurde. Da fehlt mir doch tatsächlich ein "Stand-your-ground-Law".Ich persönlich möchte einfach nicht, dass sich eine "Ordnungsmacht" in meinen Garten einmischt.
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... nun auch noch zur Dendrophobie (Gelesen 29061 mal)
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Ich liebe Bäume, große, mächtige, blühende, duftende, kleine, filigrane, fruchtende mit goßen und kleinen Blättern. Deshalb habe ich auch eine Linde und Birken gepflanzt und sie leider wieder gefällt. Die Birken standen auf der Böschung an der Straße. Nach einem Schneefall ins noch vorhandene Laub, bogen sich die Stämme über die Straße und richteten sich nicht wieder auf. Die Linde habe ich auch an die falsche Stelle gepflanzt. Ich habe ihren Duft dieses Jahr sehr vermisst. Bis die Sämlinge, die jetzt an anderer Stelle wachsen, ihren Blütenduft verströmen werden, werden noch einige Jahre vergehen. Doch die Entscheidung war richtig. Ich bin in der glücklichen Lage Platz für große Bäume zu haben, ohne bei jeder Pflanzung auf Grenzabständen achten zu müssen. Welche Art ich pflanzen darf, oder ob ich fällen kann, danach frage ich nicht. Meine persönliche Meinung ist, es wird zuviel vorgeschrieben. Jeder soll sein Grundstück nach eigenem Geschmack und Vorlieben gestalten können. Es muss nicht anderen gefallen. Ich sehe den Garten als persönlichen Raum wie die Wohnräume, nur ist er nicht hinter Mauern und Gardinen vor Einsicht geschützt. Einzig die Abstandsregeln zum Nachbarn finde ich sinnvoll. Ob das Kleinklima einer Gemeinde/Stadt in Ordnung ist, entscheidet nicht die Bepflanzung der einzelnen immer kleiner werdenden Hausgärten. Hier sind die Stadtplaner und andere Entscheider gefragt, die eine immer dichtere Bebauung zulassen.Und was die Natur anbelangt, hier besteht sie doch fast ausschließlich aus von Menschenhand gestalteten Kulturen. Der Anteil der Hausgärten/-grundstücke ist klein und kaum verantwortlich am Inhalt der Roten Listen für die Tier- und Pflanzenwelt. Um die bestehende Flora und Fauna wenigistens zu erhalten, kann Jedermann/-frau durch das eigene Verhalten einen Beitrag leisten. Und das geht weit über die Bepflanzung eines Grundstücks hinaus. Die wichtigsten und gravierendsten Entscheidungen werden allerdings an anderer Stelle getroffen.Noch ein Gedanke zu einheimischen Pflanzen. Viel Arten sind durch die Eiszeit ausgestorben. Die Ost - Westrichtung der europäischen Gebirge hat einen Rückzugsraum verhindert, sowie eine natürliche Wiedereinwanderung unmöglich gemacht.
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Medi,tritt mal aus deinem Garten und atme tief durch
Und dann fahre aus deinem Provinznest in ein dicht urbanisiertes Gebiet.
Ohne Regeln funktioniert kein gesellschaftliches Miteinander. Egal ob Naturvolk oder Megacity. Je dichter die Menschen zusammenhausen, um so wichtiger werden die geschriebenen wie ungeschriebenen Regelungen und Gesetze. Nur so klappt es mit einem friedvollen Miteinander. Oder ?Nur weil manche Regelungen inhaltliche Fehler haben oder miserabel umgesetzt werden, ist es doch nicht grundlegend falsch sich über eine Thematik einig zu werden und dies dann für Alle (z.B. in einer Kommune) gültig zu erklären ?Und das Thematiken nicht überall gleich behandelt werden können ist ja wohl klar. Die Situation ist ja vor Ort immer anders. Ach ja, das ein Baum zum Naturdenkmal wird, setzt voraus das er wirklich alt werden durfte. Und in der heutigen Zeit ist die Motorsäge so schnell zur Hand und die Zersiedelung der Landschaft so rasant - trotz schrumpfender/stark alternder Bevölkerung in einigen deutschen Provinzen - das mir die Gefahr einer Abholzung zukünftiger (!) Baumveteranen größer als in den Jahrhunderten davor erscheint. Und das obwohl es früher wirklich oft genug handfeste Gründe für ein abholzen gab (arschkalte Kriegswinter und Mangel an Heizmaterialien).


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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Ich arbeite in einem dicht urbanisierten Gebiet namens Rhein-Main ;)Keine Frage, ohne Regeln ist ein friedvolles Zusammenleben nicht möglich.Mich stört hier ein bißchen die Einmischung der Allgemeinheit in meine Privatsphäre. Wenn ich einen Baum gepflanzt habe und er gefällt mir nicht oder er stört, dann möchte ich selbst auch darüber entscheiden, was damit passiert. Ich kann mir schließlich auch selbst aussuchen, welches Auto ich vor mein Haus parke und welchen Hund ich mir anschaffen will. Wenn es wirklich wertvolle Gehölze, Naturdenkmäler oder welche von ortsprägendem Charakter sind, dann kann man diese Einzelobjekte ja unter Schutz der Allgemeinheit stellen, ähnlich wie es mit alten Gebäuden geschieht. Aber bitte nicht sämtliches Gehölz nach einer pauschalen Regelung.Was kommt als nächstes? Vorgeschriebene Staudenverwendung?Medi,tritt mal aus deinem Garten und atme tief durchUnd dann fahre aus deinem Provinznest in ein dicht urbanisiertes Gebiet.
Ohne Regeln funktioniert kein gesellschaftliches Miteinander. Egal ob Naturvolk oder Megacity. Je dichter die Menschen zusammenhausen, um so wichtiger werden die geschriebenen wie ungeschriebenen Regelungen und Gesetze. Nur so klappt es mit einem friedvollen Miteinander. Oder ?
LG aus dem südlichen Main-Viereck
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Von sämtlichem Gehölz kann keine Rede sein. Bei einer Baumschutzsatzung geht man halt schlicht und einfach davon aus, dass Gehölze ab einer bestimmten Größe per se einen ortsprägenden Charakter haben und somit automatisch so lange Schutz genießen, bis das Gegenteil entschieden wird.Bei einer Aufnahme in eine Denkmalschutzliste ist es umgekehrt: Kein Baum genießt besonderen Schutz, es sei denn, er wurde ausdrücklich in die Liste aufgenommen.Wenn es wirklich wertvolle Gehölze, Naturdenkmäler oder welche von ortsprägendem Charakter sind, dann kann man diese Einzelobjekte ja unter Schutz der Allgemeinheit stellen, ähnlich wie es mit alten Gebäuden geschieht. Aber bitte nicht sämtliches Gehölz nach einer pauschalen Regelung.
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Bäume, bei denen eine Baumschutzsatzung greift, haben du oder ich oder Hinz oder Kunz i.d.R. nicht selbst gepflanzt: Um die für die Schutzsatzung maßgebliche Größe zu erreichen, brauchen Bäume Jahrzehnte. Das Bild, das sie dann abgeben, ist relevant weit über den privaten Kontext hinaus (die ästhetische Perspektive - oder, wenn man so will, die emotionale). Die ökologische Leistung, die sie erbringen, ist erst recht relevant weit über den privaten Kontext hinaus (die rationale Perspektive - dazu gibt es sogar Berechnungen, habe ich allerdings nicht zur Hand). Werden alte Bäume gefällt und "ersetzt", braucht es erneut Jahrzehnte, bis Optik und Ökologie wieder auf vorherigem Stand sind. Spätestens an diesem Punkt ist wohl klar, dass es berechtigtes öffentliches Interesse an der Erhaltung privater Bäume gibt. Außerdem sind Bäume keine Autos oder Möbel, die man nach Belieben wegwirft (wenn man denn der Wegwerfer-Mentalität anhängt). Sie sind Lebewesen, die deutlich älter werden als wir. Von daher gebührt ihnen Respekt. Und öffentlicher Schutz, auch im privaten Raum - nicht anders als privat gehaltenen Tieren.... Mich stört hier ein bißchen die Einmischung der Allgemeinheit in meine Privatsphäre. Wenn ich einen Baum gepflanzt habe und er gefällt mir nicht oder er stört, dann möchte ich selbst auch darüber entscheiden, was damit passiert. Ich kann mir schließlich auch selbst aussuchen, welches Auto ich vor mein Haus parke und welchen Hund ich mir anschaffen will. ...
Das ist, mit Verlaub, schlicht Geschwätz; das hat nichts mit dem Thema zu tun (siehe oben), da geht's nur um die Lufthoheit überm StammtischMediterraneus hat geschrieben:...bitte nicht sämtliches Gehölz nach einer pauschalen Regelung. Was kommt als nächstes? Vorgeschriebene Staudenverwendung?


"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Was mit dem Aufkleber 'Naturschutz' verkauft wird, ist leider meist bloß Kulturlandpflege. Der durch die Natur selbst entstehende Aufwuchs ist leider in der Regel weder dekorativ noch nutzbar noch regional allzu artenreich. Leider tragen allzu viele eine bunte artenreiche Blumenwiese im Kopf, wenn sie an Natur denken. Daß die bloß menschengemacht ist (durch Abholzung und Beweidung bzw. Mahd), hat sich offenbar nicht herumgesprochen.Und was die Natur anbelangt, hier besteht sie doch fast ausschließlich aus von Menschenhand gestalteten Kulturen. Der Anteil der Hausgärten/-grundstücke ist klein und kaum verantwortlich am Inhalt der Roten Listen für die Tier- und Pflanzenwelt.
Der Artenreichtum in Privatgärten ist eine unnatürliche Ausnahme - auch die dort häufig auftretende hohe Singvogeldichte. Die Frage ist nur, ob das denn sinnvoll oder wünschenswert ist. Mir erscheint es eher wie die Wildfütterung im Winter, die ja aktiv gegen ein 'natürliches Gleichgewicht' arbeitet.LGPS: einem selektiven Baumschutz gegenüber wären hier viele aufgeschlossen - daß auch die hier nicht heimischen Fichten und Thujen ab einer gewissen Größe nicht mehr entfernt werden dürfen, versteht niemand wirklich.Paw paw hat geschrieben:Um die bestehende Flora und Fauna wenigistens zu erhalten, kann Jedermann/-frau durch das eigene Verhalten einen Beitrag leisten. Und das geht weit über die Bepflanzung eines Grundstücks hinaus. Die wichtigsten und gravierendsten Entscheidungen werden allerdings an anderer Stelle getroffen.
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Ich sehe das genauso. Aber was da noch hinzukommt -das ist ein bisschen OT- ist, dass mehr und mehr Gruenflaechen verschwinden und auch in den Gaerten, die kleiner werden, wird mehr und mehr betoniert. Natuerlich sind da grosse Baeume im Weg. Was ich eigentlich sagen will ist, dass das Verschwinden von Baeumen im Zusammenhang eines groesseren Problems gesehen werden sollte. Ich hab Alptraeume von dem US Vorbild i.e Rasen, Rasen und Pool und hoffe, dass sich die Leute besinnen, und nicht alles nachahmen was von dort kommt. All das stimmt mich recht pessimistisch. Es is richtig, dass wenige von uns Platz fuer grosse Baeume haben, aber jeder sollte sich besinnen nicht nur was er oder sie besonders mag, aber ein wenig an die Zukunft des Planeten zu denken. Wir haben doch grosses Glueck einen Garten zu besitzen, also finde ich wir haben auch eine gewisse Verantwortung.Bäume, bei denen eine Baumschutzsatzung greift, haben du oder ich oder Hinz oder Kunz i.d.R. nicht selbst gepflanzt: Um die für die Schutzsatzung maßgebliche Größe zu erreichen, brauchen Bäume Jahrzehnte. Das Bild, das sie dann abgeben, ist relevant weit über den privaten Kontext hinaus (die ästhetische Perspektive - oder, wenn man so will, die emotionale). Die ökologische Leistung, die sie erbringen, ist erst recht relevant weit über den privaten Kontext hinaus (die rationale Perspektive - dazu gibt es sogar Berechnungen, habe ich allerdings nicht zur Hand). Werden alte Bäume gefällt und "ersetzt", braucht es erneut Jahrzehnte, bis Optik und Ökologie wieder auf vorherigem Stand sind. Spätestens an diesem Punkt ist wohl klar, dass es berechtigtes öffentliches Interesse an der Erhaltung privater Bäume gibt. Außerdem sind Bäume keine Autos oder Möbel, die man nach Belieben wegwirft (wenn man denn der Wegwerfer-Mentalität anhängt). Sie sind Lebewesen, die deutlich älter werden als wir. Von daher gebührt ihnen Respekt. Und öffentlicher Schutz, auch im privaten Raum - nicht anders als privat gehaltenen Tieren.
Ein Garten ohne Baum ist wie ein Haus ohne Dach.
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Platzmangel ist wohl einer der wichtigsten Gründe für diese Entwicklung. Hier hat die Stadtverwaltung die erlaubte maximale Bebauungsdichte dramatisch erhöht.Als Folge werden die alten Villengärten mit 800-1000 m² nun gnadenlos mit modernen Neubauten zugebaut. Die Erben der teuren denkmalgeschützten alten Häuser haben lange schon an irgendwelche Rechtsanwälte oder Ärzte verkauft und die machen Profit aus den vielen bisher unverbauten Quadratmetern. Wer dort nicht mehr wohnt, sondern nur noch sein Büro hat, leidet offenbar nicht sonderlich unter dem Verlust der alten Parks. Die Stadtverwaltung sieht in dieser 'Verdichtung' eine Lösung für den steigenden Wohnungsbedarf und hält selbst mit großen Siedlungsbauten auf den letzten stadteigenen Grünflächen mit. Daß irgendwelche 'Strafzahlungen' für Rodungen ohne Ersatzpflanzungen in Umweltprojekte fließen, kann man hier nicht beobachten. Wer kann, flüchtet aus dem städtischen Gebiet in die Umlandgemeinden - die Innenstadt ist inzwischen kein Wohngebiet mehr, viele teure Altbauwohnungen stehen leer. Eine Baumschutzordnung verhindert diese gruselige Entwicklung leider nicht. LGAber was da noch hinzukommt -das ist ein bisschen OT- ist, dass mehr und mehr Gruenflaechen verschwinden und auch in den Gaerten, die kleiner werden, wird mehr und mehr betoniert. Natuerlich sind da grosse Baeume im Weg. Was ich eigentlich sagen will ist, dass das Verschwinden von Baeumen im Zusammenhang eines groesseren Problems gesehen werden sollte.
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Das sieht hier ganz ähnlich aus. Die letzten freien Grünflächen in der Stadt, ein alter Pfarrgarten und größere Gärten werden der Innenstadtverdichtung geopfert. Am liebsten hätte die Stadt auch noch einen kleinen Park abgeholzt und einem bislang unverkäuflichen, aber seit langem bereits planiertem Gebiet zugeschlagen, dass derzeit als Parkplatz dient.Aber das ging nicht, da die Stadt diesen kleinen Park mit der Auflage geschenkt bekam, ihn nicht zu bebauen.Die Innenstadtverdichtung wurde lange Zeit den Bürgern als notwendig verkauft, um den Flächenfraß der Neubaugebiete in die umliegende Landwirtschaft zu reduzieren. Inzwischen ist klar: Es kommt beides. Irgendwann werden alte Friedhöfe die letzten baumbestandenen Gebiete in den Städten sein.Die Stadtverwaltung sieht in dieser 'Verdichtung' eine Lösung für den steigenden Wohnungsbedarf und hält selbst mit großen Siedlungsbauten auf den letzten stadteigenen Grünflächen mit. Daß irgendwelche 'Strafzahlungen' für Rodungen ohne Ersatzpflanzungen in Umweltprojekte fließen, kann man hier nicht beobachten.
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Die koennen auch verschwinden.... Ich glaube es wird besser sein das Thema zu wechseln...Irgendwann werden alte Friedhöfe die letzten baumbestandenen Gebiete in den Städten sein.
Ein Garten ohne Baum ist wie ein Haus ohne Dach.
Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Du triffst es auf den Punkt.Wir warten noch ca. 6 Jahre ab und beobachten, was sich hier im Umfeld tut (Stadtrand, Naherholungsgebiet, Wasserschutzgebiet, Auwald) - es werden momentan auch gerade laufend Felder umgewidmet. Geht der Trend weiter, gehen auch wir. Gruseligerweise ziehen junge Familien aus ländlichen Regionen in die neu entstehenden Wohnsilos. Die Kinder sind zu bedauern. Wir sind aus der Innenstadt weggezogen, als Familie ein Thema wurde. LGPS: Hier wird der Friedhof grüner - es werden sehr viele Gräber aufgelassen, weil die Nachkommen weggezogen sind oder es keine mehr gibt; es werden fleißig Bäume gepflanzt und langsam bekommt der Friedhof parkartige Züge. Fürs Herbarium von Tochter haben wir dort fast alle heimischen Laubbäume gefunden.Das sieht hier ganz ähnlich aus. Die letzten freien Grünflächen in der Stadt, ein alter Pfarrgarten und größere Gärten werden der Innenstadtverdichtung geopfert. Am liebsten hätte die Stadt auch noch einen kleinen Park abgeholzt und einem bislang unverkäuflichen, aber seit langem bereits planiertem Gebiet zugeschlagen, dass derzeit als Parkplatz dient.Aber das ging nicht, da die Stadt diesen kleinen Park mit der Auflage geschenkt bekam, ihn nicht zu bebauen.Die Innenstadtverdichtung wurde lange Zeit den Bürgern als notwendig verkauft, um den Flächenfraß der Neubaugebiete in die umliegende Landwirtschaft zu reduzieren. Inzwischen ist klar: Es kommt beides. Irgendwann werden alte Friedhöfe die letzten baumbestandenen Gebiete in den Städten sein.
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
In Kommunen, in denen Zuzüge und steigende Einwohnerzahlen zu verzeichnen sind, ist das sicherlich ein Riesenproblem. Nicht nur in Städten, auch in Dörfern. Das Haus meiner Eltern - Dorf im Großstadtumland, wegen guter Verkehrsanbindung beliebte Wohnlage - war, nachdem meine Mutter es aus Gesundheitsgründen aufgeben musste, erstmal unverkäuflich: Ein 1600qm-Gartengrundstück war Interessenten einfach viel zu groß. Nun ist es geteilt worden, es steht ein zweites Haus drauf. Vom einstmals großzügigen Grün ist nur noch wenig übrigDas sieht hier ganz ähnlich aus. Die letzten freien Grünflächen in der Stadt, ein alter Pfarrgarten und größere Gärten werden der Innenstadtverdichtung geopfert. ... Die Innenstadtverdichtung wurde lange Zeit den Bürgern als notwendig verkauft, um den Flächenfraß der Neubaugebiete in die umliegende Landwirtschaft zu reduzieren. Inzwischen ist klar: Es kommt beides. ...Die Stadtverwaltung sieht in dieser 'Verdichtung' eine Lösung für den steigenden Wohnungsbedarf und hält selbst mit großen Siedlungsbauten auf den letzten stadteigenen Grünflächen mit. Daß irgendwelche 'Strafzahlungen' für Rodungen ohne Ersatzpflanzungen in Umweltprojekte fließen, kann man hier nicht beobachten.

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"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Zumindest die Wiener Friedhofsverwaltung tut derzeit alles, damit das nicht eintritt.Wir liegen derzeit mit ihnen im Clinch - sie bestehen darauf, dass eine alte Fichte (ca. 80 Jahre alt) hinter GGs Familiengrab gefällt wird.Der Baum fällt unter das Baumschutzgesetz, wir müssen also ca. 14.000 Euro Ausgleichszahlung an die Stadt zahlen (ca.1100 Euro pro 15 cm Stammumfang), plus Antragsgebühren, plus Kosten der Fällung.Wie wir von einem Steinmetz gehört haben, wurden in den letzten zwei Jahren hunderte Bäume auf den Friedhöfen gefällt, egal ob gesund oder nicht, die die letzten Jahrzehnte von der Friedhofsverwaltung toleriert wurden. Seit sie offiziell aus der Stadtverwaltung ausgelagert und als GmbH geführt wird, herrscht die Kettensäge.Nachdem ich erfahren habe, was die Aktion kosten soll, verstehe ich jeden, der in einem Wiener Garten einen Baum fällt, bevor er den schutzwürdigen Status erreicht.Bristlecone hat geschrieben:
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Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Die meisten Baumschutzsatzungen greifen bereits bei Durchmessern von 25-35cm. Stuttgart beispielsweise 80cm Stammumfang was deutlich unter 30cm Durchmesser ist. Das sind keine stattlichen besonderen Bäume sondern halbwüchsige.Ein Ahorn auf halbwegs brauchbarem Boden in freier Lage schafft das in 20 spätestens 30 Jahren. Also so nix von wegen den muß schon der Opa gepflanzt haben bevor die Baumschutzsatzung greift....Bäume, bei denen eine Baumschutzsatzung greift, haben du oder ich oder Hinz oder Kunz i.d.R. nicht selbst gepflanzt: Um die für die Schutzsatzung maßgebliche Größe zu erreichen, brauchen Bäume Jahrzehnte. ...
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