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Extra-Beet zur Saatgutgewinnung (Gelesen 2553 mal)

Wurzelgemüse, Knollengemüse, Blattgemüse, Stielgemüse, Fruchtgemüse, Kohlgemüse
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martins9
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Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

martins9 »

Hallo liebe Gemüsegärtner,ich mache mir, wie viele von euch, Gedanken über Nachhaltigkeit, Unabhängigkeit von großen Konzernen, Anpassung von Pflanzen an den Standort und Wirtschaftlichkeit im Sinne der Selbstversorgung. Hier ganz im Speziellen die Gewinnung von Saatgut, denn da kann man einerseits Sparen und andererseits verschafft man so den Konzernen keine Gewinne, auch wenn es nur ein Tröpfchen auf den ach so heißen Stein ist.Mir ist wichtig zu erfahren, wie ihr das handhabt: Viele Pflanzen wie Tomaten, Paprika, Chili, Gurke, Melone usw. lassen sich ja leicht vermehren, sortenrein halt mit" Verhüterli". Wie macht ihr das aber mit den Zweijährigen, z.B. allen Wurzelgemüsen (Möhren, Pastinaken, Petersilie usw.), Radicchio, Spinat, Mangold oder den Kohlgewächsen? Obwohl viele im zweiten Jahr durchaus ihren Reiz haben, weil sie die oft eindimensionale Struktur eines Gemüsegartens etwas aufbrechen und auch durch teils sehr schöne Blüten den Garten bereichern, mich stören sie dann doch ab und an, weil sie anderen Kulturen dann den Platz wegnehmen.Meine Radicchiopflanze ist mittlerweile 1,70m hoch, muss gestützt werden und stört trotz schöner Blüte dann doch mehr, als dass sie mir Freude macht.Nun will ich mir, zusammen mit euch, Gedanken machen, wie ich das nächstes Jahr besser lösen kann. Erster Gedanke war, mir einen Bereich des Gemüsegartens zur Saatgutvermehrung frei zu halten, wo ich Feldsalat und Spinat, Radicchio, Wurzelgemüse, Mangold, Kohl usw. im nächsten Jahr blühen lassen kann. Wie macht ihr das?
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July
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

July » Antwort #1 am:

....bei mir ist es auch ein bischen das Problem, obwohl der Platz schon für blühende und saatende Pflanzen da wäre.....aber mein Ackerstreifen auf unserer Hauskoppel wird ja jedes Jahr mit Kompost versorgt, gepflügt und gefräst, also kann ich die zweijährige wie Petersilie, Pastinaken, Rote Bete etc. nicht dort stehen lassen.Bisher habe ich sie über Winter stehen lassen, grabe sie dann im Frühling aus und setze sie dorthin, wo sie in Ruhe blühen und saaten können.Ich habe meist mehrere Sorten Petersilie und Pastinaken und Rote Bete etc., die müssen dann ja auch weit auseinander gepflanzt werden wegen Verkreuzungsgefahr.Blühender Salat ist wundervoll, braucht viel Platz, dauert lange bis die Saat reif ist, klappt hier nur bei warmem Herbstwetter, aber ich lasse immer Salatpflanzen blühen....auch wenn sie dann schief werden bzw umkippen und wieder nach oben wachsen und so doch schon mal nervig sein können.....aber das ist ja nun einjährig mit den Kopfsalaten.......martins9....irgendwann möchte ich Dich mal anbetteln wegen Deiner schon robusten italienischen Petersilie....das warst doch Du oder?LG von July
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martins9
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

martins9 » Antwort #2 am:

Robuste Petersilie? Ja, die hab ich. Ist halt so Standard-Saatgut "Gigante´de Italia" oder so ähnlich gewesen, die habe ich jetzt seit 5 Jahren? Der Eindruck kann natürlich täuschen, aber sie wird mMn bei mir immer etwas verlässlicher, keimt auch sehr schnell. Einen Teil säe ich immer nach den letzten Tomaten im Tomatenhaus aus, einen anderen im Frühling im Freiland.Was die Möhren, Pastinaken usw. betrifft, da wäre es vielleicht wirklich besser, ordentlich Abstand zu halten, am Ende Blühen sie gleichzeitig und da ist Verhütung ja wirklich schwer. Platz habe ich genug, ob sich der Aufwand immer lohnt ist die eine der Fragen.PS: Deine dänische Petersilie darf dieses Jahr auch Blühen, obwohl ich ingesamt nicht ganz so zufrieden mit ihr bin. Bleibt halt sehr klein und neigt auf meinem Boden auch schnell dazu, gelb zu werden.
mickeymuc
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

mickeymuc » Antwort #3 am:

Petersilie sät sich hier auch selbst aus, das klappt viel besser als wenn ich es versuche. Auch eine Salatsorte, deren kleine "Köpfe" aussehen wie rotbrauner Chicoree sät sich hier sehr schön selbst aus, den muss ich nie gezeilt nachziehen. Zwei gammelige dunkelweinrote Möhren habe ich im Winter hier auch versenkt, die haben gerade sehr hübsche rosa Dolden als Blüten - da werde ich versuchen Samen zu ernten. Alles weitere werde ich wohl weiterhin kaufen - hier platzt eh schon alles aus den Nähten. Übrigens hat sich eine Sorte Salat hier etabliert, die als Jungpflanze aussieht wie ein kleiner Eissalat, dann aber sofort schießt und blau blüht. Ernten kann man den gar nicht, ich glaube da ist ein einst gepflanzter Salat zurückmutiert :P
Viele Grüße aus dem Ermstal !
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martins9
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

martins9 » Antwort #4 am:

Damit es nicht falsch verstanden wird: Ich habe von der "italienischen" Petersilie bisher 2 mal Saatgut geerntet und damit auch erst 4 mal gesät (2xHerbst, 2xFrühling). Ob man da von Anpassung oder Robustheit sprechen kann, wahrscheinlich eher nicht. Aber ich bin sehr, sehr zufrieden und hege und Pflege dieses Saatgut.
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KaVa
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

KaVa » Antwort #5 am:

Übrigens hat sich eine Sorte Salat hier etabliert, die als Jungpflanze aussieht wie ein kleiner Eissalat, dann aber sofort schießt und blau blüht. Ernten kann man den gar nicht, ich glaube da ist ein einst gepflanzter Salat zurückmutiert :P
Wenn der Salat blau blüht ist es eine Zichorie. Kopf - und Pflücksalate blühen immer gelb. Das erklärt auch das sofortige Schießen.
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July
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

July » Antwort #6 am:

Martins9:)Ja die italienische Petersilie meine ich, die habe ich nie richtig zum Wachsen gebracht aus gekaufter Saat.Schade, die Petersilie von den dänischen Erbseninseln wächst hier sehr gut und hat sich jetzt auch endlich selbst ausgesät:) Ich habe gestern ein paar Pflänzchen entdeckt.Und die glattblättrige Kurdische keimt in den Pflasterritzen auf der Terrasse:) Dort habe ich im Sommer das Saatgut gereinigt:).Dieses Jahr teste ich eine neue Sorte, eine aus Russland:)LG von July
mickeymuc
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

mickeymuc » Antwort #7 am:

Jo, nach Zichorie sieht es aus - ich hätte dem Blatt nach je gedacht dass diese Form aus einem Eissalat entstanden ist. Ich meine auch ich hätte letztes Jahr noch kleine Köpfe gesehen, die dann hübsche blaue Sträuße gemacht hatten. Dieses Jahr nur drei Blätter je Pflanze und dann ein Blütenstiel - die rupfe ich jetzt.
Übrigens hat sich eine Sorte Salat hier etabliert, die als Jungpflanze aussieht wie ein kleiner Eissalat, dann aber sofort schießt und blau blüht. Ernten kann man den gar nicht, ich glaube da ist ein einst gepflanzter Salat zurückmutiert :P
Wenn der Salat blau blüht ist es eine Zichorie. Kopf - und Pflücksalate blühen immer gelb. Das erklärt auch das sofortige Schießen.
Viele Grüße aus dem Ermstal !
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kudzu
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

kudzu » Antwort #8 am:

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erhama

Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

erhama » Antwort #9 am:

Bei mir gibt es auch kein Extrabeet für Saatgutgewinnung. Soooviel vermehre ich nicht selbst, eben nur Tomaten, Kürbisse, und dieses Jahr habe ich Schwarzwurzeln und Pastinaken samen tragen lassen, weiles immer schwierig ist, davon wirklich frisches Saatgut zu bekommen. Alles andere kaufe ich bei einem oder mehreren Bio-Saatgutbetrieben. Das ist auch nachhaltig und hilft den kleinen Betrieben, die ja oft ein großes Sortiment haben und sich um alte Sorten bemühen, zu überleben.
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martins9
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

martins9 » Antwort #10 am:

Nun hab ich mich noch mal ein bisschen schlau gemacht und unter anderem gelesen, dass man Wurzelgemüse nach der Lagerung im Keller auch im Frühjahr wieder einpflanzen kann und sie neu austreibt und blüht. Ich nehme an, dass funktioniert nur bei ordentlicher Lagerung, aber das sollte möglich sein. Und dann kann ich die ja an verschiedenen Stellen im Garten wieder einpflanzen, z.B. auch in Blumen- oder Staudenbeeten. Da bin ich schon mal einen Schritt weiter
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July
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

July » Antwort #11 am:

Ja martins9, das funktioniert:)Ich habs schon mit Rote Bete gemacht, eingelagert und im Frühjahr wieder ausgepflanzt, haben prächtig geblüht und ich habe eine Menge Saatgut ernten können.Möhren habe ich in den letzten Jahren nicht mehr angebaut wegen der Möhrenfliege, die trotz Netzen auch zugeschlagen hat.Sonnige Grüsse von July
Conni

Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

Conni » Antwort #12 am:

Nun hab ich mich noch mal ein bisschen schlau gemacht und unter anderem gelesen, dass man Wurzelgemüse nach der Lagerung im Keller auch im Frühjahr wieder einpflanzen kann und sie neu austreibt und blüht.
Das geht gut: einfach im feuchten, frostfreien Keller in einer Stiege oder in einem frostfreien, kalten Raum mit feuchtem Sand einschlagen, dann bleiben die Wurzelgemüse frisch genug und beginnen schon im späten Winter mit dem Treiben von vielen Feinwurzeln. (Schade, die Ecke mit den ausgepflanzten, überwinterten Möhren, die jetzt Blüten ansetzen, hab ich gestern vergessen, Dir zu zeigen.)
Frühling
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

Frühling » Antwort #13 am:

ich mache mir, wie viele von euch, Gedanken über Nachhaltigkeit, Unabhängigkeit von großen Konzernen, Anpassung von Pflanzen an den Standort und Wirtschaftlichkeit im Sinne der Selbstversorgung. Hier ganz im Speziellen die Gewinnung von Saatgut, denn da kann man einerseits Sparen und andererseits verschafft man so den Konzernen keine Gewinne, auch wenn es nur ein Tröpfchen auf den ach so heißen Stein ist.
Ich stimme dir total bei was du sagst! Ich versuche viele meiner eigenen Samen zu bewahren und finde die Muehe lohnt sich. Ein besonderes Beet verwende ich nicht, aber wenn etwas willig sich aussamen will, lass ich die Pflanze ruhig, ernte entweder die Samen oder lass sie sich selbst aussaeen. Mein Gemuesegarten ist eigentlich kunterbunt, aber mich stoert es nicht. Pflanzen, die sich spontan aussaen sind: Chinesischer Senfsalat, gruen und dunkelrot, dann Mangold und Feldsalat, manchmal Petersilie und Kartoffeln, Tomaten und Gruenkohl. Z.Z. steht in dem Beet ein grosser Gruenkohl von letztem Jahr mit supervielen Samenschoten (Mangold und Kale ueberwintern im Garten trotz tiefer Temperaturen, allerdings unter einer schuetzenden Schneedecke). Davon werde ich die Samen sammeln und bald wieder aussaen. Ach ja, einige Blumen kommen auch noch hinzu, wie Digitalis, Calendula und Kapuzinerkresse. Ausserdem sammle ich Tomaten, Bohnen und Erbsensamen fuer eine Stiftung, die sich fuer die Sortenvielfalt einsetzt.
Ein Garten ohne Baum ist wie ein Haus ohne Dach.
andreasNB
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Re: Extra-Beet zur Saatgutgewinnung

andreasNB » Antwort #14 am:

Prinzipiell können Möhren, Pastinaken und Petersilie - zumindest in nicht sehr rauhen Lagen - ja den Winter über im Boden bleiben. Leider finden die Wühlmäuse sie zum fressen gern. Daher gibt es bei mir erst einmal keine Pastinaken mehr. Ich habe aber Saatgut eingefroren. Sie hatten im letzten Jahr bei mir geblüht. Diese Zweijährigen (auch wenn P. sehr hoch werden) können auch im mittelgroßen Garten nachgebaut werden, da sie keinen solch großen Platzanspruch haben. Denn für langfristig angelegte (Erhaltungs)Nachzuchten von Gemüse benötigt man i.d.R. eine größere Stückzahl an Pflanzen ! Eher aus Spaß habe ich in diesem Jahr 4-5 im Beet überwinterte Rote Beeten ('Rote Kugel') am Rand noch einmal aufgepflanzt. Gleiches gilt für Gemüsezwiebeln. In einer anderen Ecke blühen 2-3 eingeschlagene Porree. Da von der Gelben Beete nur wenige keimten, werde ich von diesen im nächsten Jahr wenigstens 2-3 Expl. blühen lassen. Mit Bohnen fange ich erst an, da ich erst seit letztem Herbst einen Schneckenzaun habe. Vorher machte es keinen Sinn. Von Mais und Kürbis/Zucchini kaufe ich Saatgut, da ich keine Zeit zur Verhütung habe. Tomaten sind entweder Spielerei, da stülpe ich (bisher) keine Verhüterli über, oder ich nehme gekauftes Saatgut. Bei diesen 3 Gemüsearten hält sich der Samen ja locker 3-4Jahre. Kohl wäre sicher interessant, aber bei diesem braucht es langfristig 30-50 Pflanzen als Samenträger. Im (vor)letzten Heft von Arche Noah stand ein sehr interessanter Artikel, von einer privaten Züchterin aus Österreich od. Süddeutschland, drin. Sie überwintert im Keller eingeschlagen 50-60 Strünke einer regionalen Kohlsorte (mit Wurzel, aber ohne Kopf). Davon gehen 20-30% im Winter ein. Diese stammen aber nicht alle aus ihrem Garten. Im Spätsommer fährt sie zu befreundeten Gärtnern/innen die diese Weißkohlsorte ebenfalls im Garten haben und wählt die schönsten und typischsten Exemplare für die Erhaltungszucht aus. Eine weitere Möglichkeit, um bei wenig Platz im Garten eine Sorte zu erhalten, ist die Mischung von Ernten aus verschiedenen Jahren.So braucht man pro Jahr zwar weniger Samenträger, kann aber (wenn nicht verhütet) immer nur eine Sorte vermehren.
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