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saurer Kompost (Gelesen 44693 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
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floXIII
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Re: saurer Kompost

floXIII » Antwort #60 am:

Nach über 5 Jahren hole ich mal diesen Thread wieder hervor :)Habt ihr in der Zwischenzeit immer noch einen sauren Komposthaufen? Falls ja wie macht sich dieser so bei euch?Ich habe letzten Herbst einen angelegt um damit in Zukunft meine Kulturheidelbeeren zu düngen. Verwendet habe ich Walnußlaub, Fichtensägespäne, Fichtennadeln und dazu noch Kaffeesatz, hauptsächlich um Regenwürmer anzulocken ;)Vor ein paar Wochen habe ich den Komposthaufen mal umgeworfen. Zersetzt hat sich bislang allerdings nur das Walnußlaub. Fichtensägespäne und -nadeln schauen noch nahezu unverändert aus. Regenwürmer sind schon vorhanden, aber sicherlich nicht so viele wie im normalen Komposthaufen.Habt ihr vielleicht ein paar Tipps für eine schnellere und bessere Zersetzung?
Sternrenette

Re: saurer Kompost

Sternrenette » Antwort #61 am:

Kalkstickstoff dazwischenstreuen? Oder halt Stickstoff in irgendeiner Form, Hornspäne gehen bestimmt auch, oder Rinderdungpellets, wenn mans organisch will.
enigma

Re: saurer Kompost

enigma » Antwort #62 am:

Mit Kalkstickstoff wird der Kompost dann garantiert nicht sauer, sondern basisch.
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kudzu
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Re: saurer Kompost

kudzu » Antwort #63 am:

Habt ihr vielleicht ein paar Tipps für eine schnellere und bessere Zersetzung?
elbow grease
floXIII
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Re: saurer Kompost

floXIII » Antwort #64 am:

So, hab jetzt erneut ins Innere meines saueren Komposts geblickt. Die Fichtensägespänne wurden jetzt auch nahezu komplett zersetzt. Übrig sind damit nur noch die Fichtennadeln und -ästchen. Und es wimmelt nur so von kleinen Tierchen :)Eine Frage hätte ich noch, vielleicht weiß jemand von Euch die Antwort: Habe auf mehreren Seiten gelesen, dass Traubentrester (und auch Apfeltrester), also die Abfallprodukte bei der Verarbeitung zu Saft/Wein, einen niedrigen PH-Wert von 3-4 haben. Da ich vor allem im Herbst auch genügend Traubentrester habe, wollte ich wissen ob dieser auch geeignet wäre für den sauren Kompost? oder steigt der PH-Wert bei der Zersetzung wieder deutlich an? Ich nehme mal an das der niedrige PH-Wert der Trester vor allem an der Fruchtsäure liegt, wie verhält sich diese bei der Zersetzung? Schon mal vielen Dank im Vorraus für eure Antworten :)
enigma

Re: saurer Kompost

enigma » Antwort #65 am:

Die Säure in solchem Trester beziehungsweise generell Fruchtrückständen geht auf biologisch abbaubare organische Säuren wie Äpfelsäure, Weinsäure, Essigsäure etc. zurück.Ganz egal, um welche dieser Säuren es sich handelt: Solange sie biologisch abbaubar sind und nur aus C, H und O bestehen, werden sie - unter Lufteinwirkung, was im Kompost im Endeffekt der Fall ist - zu Wasser und Kohlenstoffdioxid abgebaut, verschwinden also mit der Zeit, und damit auch die darauf zurückgehende Säurewirkung.Soweit sie in der Pflanze oder im Trester als Salz vorliegen, also z.B. als Kaliumnatriumtartrat (Weinstein, das Kalium-Natrium-Salz der Weinsäure) oder als Calciumsalz, so entstehen bei vollständiger Oxidation die Carbonate der entsprechenden Mineralien, also Kalium-, Natrium- oder Calciumcarbonat.Die reagieren prinzipiell zwar basisch, aber dieser Effekt ist ob der geringen Konzentration gering, und außerdem wird die Wirkung durch andere Stoffe im Kompost abgepuffert.
floXIII
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Re: saurer Kompost

floXIII » Antwort #66 am:

@Bristlecone: Vielen Dank für deine ausführliche Antwort :)Wenn ich das also richtig verstanden habe, dann wäre ein Kompost aus reinem Trester basisch bzw. eher leicht alkalisch? Somit also ungeeignet für einen sauren Komposthaufen und dadurch auch ungeeignet für meine Heidelbeeren ;)
enigma

Re: saurer Kompost

enigma » Antwort #67 am:

Ich denke nicht, dass da so viele Salze von Fruchtsäuren drin sind, dass die den pH-Wert gleich ins merklich Alkalische treiben werden. Das wäre denn doch etwas zu einfach. Ich würde davon ausgehen, dass aus Trester zum Schluss ein Kompost wird, der sich nicht nennenswert von anderem Kompost unterscheidet.
Günther

Re: saurer Kompost

Günther » Antwort #68 am:

Die anorganischen Bestandteile des Kompostausgangsmaterials, die im Endeffekt übrigbleiben, sind hauptsächlich Calcium, Kalium, und Magnesium. Die reagieren jedenfalls NICHT sauer.Vermutlich gibt es kaum richtig "sauren" Kompost - es sei denn, er ist noch voll mit unzersetzten Huminsäuren udgl. - , sondern nur mehr oder weniger alkalischen Kompost.Wobei die Messung des pH-Wertes solcher ziemlich inhomogenen Strukturen ein Fall für sich ist.Ich tät mir bezüglich verschiedener Ausgangssubstanzen keine grauen Haare wachsen lassen, nur jedenfalls weder Kalksteinmehl, Korallenkalk, Dolomitmehl, oder gar Kalkstickstoff dazugeben.
b-hoernchen
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Re: saurer Kompost

b-hoernchen » Antwort #69 am:

Habe auf mehreren Seiten gelesen, dass Traubentrester (und auch Apfeltrester), also die Abfallprodukte bei der Verarbeitung zu Saft/Wein, einen niedrigen PH-Wert von 3-4 haben. Da ich vor allem im Herbst auch genügend Traubentrester habe, wollte ich wissen ob dieser auch geeignet wäre für den sauren Kompost? oder steigt der PH-Wert bei der Zersetzung wieder deutlich an? Ich nehme mal an das der niedrige PH-Wert der Trester vor allem an der Fruchtsäure liegt, wie verhält sich diese bei der Zersetzung?
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass Holundertrester ein toller Dünger für Pflanzen ist, die niedrige pH-Werte lieben. Bei mir steht eine Winterhandveredelung Birne auf Quitte A in einem Pflanzkübel mit Wurzelfräsmulch-Holundertrester. Die Quitte treibt wie verrückt, schöne frischgrüne Blätter. Auch die Blätter der veredelten Birnenreiser sind tiefdunkelgrün, ganz anders als meine im Garten ausgepflanzten Quitten, auf Quitte veredelten Birnen.Den Holundertrester vom letzten Jahr habe ich lediglich an Luft trocknen lassen (schimmelt dabei) und dieses Jahr zerkrümelt ins Substrat gemischt.Aufgrund des hohen Anteils an Samen im Trester wirkt das als phänomenaler organischer Dünger. In die Samen steckt die Mutterpflnaze alles an Nährstoffen, was ein Sämling braucht. Das "Problem" mit den anorganischen Bestandteilen (Ca, Mg, K, ...) , welche letztendlich überwiegend als Carbonate enden,. hast du immer, wenn du mit Pflanzenmaterial den Boden säuern möchtest. Deshalb ist das Mulchen auch nie eine einmalige, finale Sache, sondern man muss stets immer wieder Sägespäne, Blätter, Trester nachfüllen in dem Maße, wie organisches Material oxidiert wird bzw. "verschwindet". In Parks habe ich gesehen, wie Kamelien und Rhododendren in riesigen Mengen Holzmulchmischung stehen, der immer wieder nachgefüllt wird, also kubikmeterweise Mulch, nicht so ein paar sparsame Handvoll. Ich denke, zur Stickstoffversorgung wird dann noch zusätzlich gedüngt.
Cum tacent, consentiunt.

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b-hoernchen
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Re: saurer Kompost

b-hoernchen » Antwort #70 am:

@Bristlecone: Vielen Dank für deine ausführliche Antwort :)Wenn ich das also richtig verstanden habe, dann wäre ein Kompost aus reinem Trester basisch bzw. eher leicht alkalisch? Somit also ungeeignet für einen sauren Komposthaufen und dadurch auch ungeeignet für meine Heidelbeeren ;)
Ich denke, der wäre sehr wohl geeignet. Wie ensteht denn sonst die Säure in Torf, Waldboden etc.? Doch auch nur durch Zersetzung organischen Materials. Pflanzenmaterial besteht meist zu gut 99% aus abbaubaren organischen Stoffen und zu weniger als 1% aus "Asche" (anorganischem Material). Es enstehen also jede Menge protonenaktive Verbindungen, sprich Säuren, bis zum Ende eine kleine Menge anorganischer Salze übrig bleibt. Das müssen übrigens nicht nur basische Salze wie Carbonate sein, sondern können auch Neutralsalze wie Sulfate sein, z. B. aus der Zersetzung von Schwefelverbindungen (pflanzlichem Eiweiß).Welche andere Möglichkeiten hast du denn zum Ansäuern? Da blieben nicht viele anorganische Stoffe, welche dir das pH senken könnten.Schwefelpulver, welches langsam zu Schwefeldioxid oxidiert wird, was wiederum mit Wasser zu schwefeliger Säure reagiert (und mit Sauerstoff zu Schwefelsäure weiterreagieren kann). Nachteil: Verzögerte Wirkung, eventuelles Übersäuern, Auswirkungen auf die Bodenökologie - Schwefeldioxid wirkt fungizid und ist auch bei einigen anderen Bodenlebewesen nicht so beliebt. Meine letztes Jahr mit Schwefelpulver gedüngten Birnbäume auf Quitte haben erst dieses Jahr weniger Chlorose gezeigt, dafür ist Pfirsich Benedicte gleich nebenan die Schwefeldüngung nicht so problemlos bekommen (kann aber auch was anderes sein).Oder ansäuern mit starken anorganischen Säuren, die reagieren mit Kalk zu Neutralsalzen - da bleibt vernünftigerweise eigentlich nur Schwefelsäure übrig (Salzsäure scheidet aus wegen Chlorid, Salpetersäure wegen Überdüngung mit Nitrat...). Starke Gefahr des Übersäuerns, höchstens zur pH-Einstellung des Gießwassers brauchbar.
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Re: saurer Kompost

Gartenplaner » Antwort #71 am:

Ich hab mit Schwefelpulver gute Erfahrungen gemacht, ich streue um alle Pflanzen, die eher einen leicht sauren PH mögen inzwischen jedes Frühjahr 250g Schwefelpulver in einer Fläche von ungefähr 1m Durchmesser aus, ansonsten besteht mein Boden aus kalkhaltigem Lehm mit PH 7.Besonders auffällig ist die Wirkung bei meiner Kumquat, die in einem Topf mit Gartenboden steht.Dieses Frühjahr fing sie wieder an, chlorotisch zu werden, da hab ich etwas Schwefelpulver nachgestreut (beim Topf natürlich nicht so viel wie im freien Boden, da mach ich das "nach Gefühl") und schwupps, wurde sie wieder grün.Wenn man Schwefelpulver unter die zu kompostierenden Bestandteile mischt, dürfte schlußendlich auch saurer Kompost rauskommen, möglicherweise sogar schon genau mit der darauf angepassten Bodenfauna und Flora, die in sauren Böden so wichtig für manche Pflanzen sind
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Re: saurer Kompost

Nemesia Elfensp. » Antwort #72 am:

Verwendet habe ich Walnußlaub, Fichtensägespäne, Fichtennadeln und dazu noch Kaffeesatz, Habt ihr vielleicht ein paar Tipps für eine schnellere und bessere Zersetzung?
hm....also ich habe mich bei Deiner oben beschriebenen Zusammenstellung sofort gefragt. "......und welches ist die Stickstoffquelle?"man/frau möge mich berichtigen, aber war es denn nicht so, daß eine gute Zersetzung auch davon abhängig ist, ob genuegend Stickstoff vorhanden ist.........(mal in die Runde frag ::) )Mir ist da noch 'was in Erinnerung von einem weiten oder engen C/N- verhältnis der verschiedenen Materialien auf dem Kompost.......fragt Nemesia :)
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Re: saurer Kompost

b-hoernchen » Antwort #73 am:

Bilden Heidelbeeren keine Symbiose mit Myorrhiza?Ich bezweifle, dass es überhaupt nötig ist, Säuerungsmittel zuzugeben, wenn man sauren Kompost möchte. Bei der Oxidation organischen Materials enstehen genug Säuren, dies sind gut pflanzenverträgliche schwache Säuren. Nicht umsonst gibt man, wenn man "Neutralkompost" möchte, basische Zuschlagsstoffe wie Kalk, Dolomitmehl, Holzasche zu.Da floXIII den Kompost, wenn ich mich richtig erinnere, für Heidelbeeren in Kübelkultur benötigt, braucht er auch keine "saure Reserve" einplanen, die eventuell eintretendes Grundwasser aus dem benachbarten Boden ansäuert.Wichtiger erscheint mir, für eine gute Bodendurchlüftung zu sorgen. Die Bildung von Huminsäuren benötigt Sauerstoff, die Heidelbeeren im Moor wachsen in einer fast watteartigen Schicht aus Nadelstreu und Torfmoos. Ich würde auf ausreichend grobe Anteile im Substrat achten, also nicht nur feines Sägemehl nehmen, sondern auch größere Häcksel, morsches Holz, Kiefernnadel etc., besser unregelmäßiges, faseriges Material als glatte Hackschnitzel. Wie gesagt, ich mache derzeit hervorragende Erfahrungen mit kaum zersetzten (diesjährigen) Wurzelfräsmulch, den ich lediglich etwas aufgedüngt habe, bezüglich Stickstoff eher kräftig. Bis die einsetzende Kompostierung genug Nährstoffe freisetzt einfach Rhododendrendünger ins Gießwasser.
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Floris
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Re: saurer Kompost

Floris » Antwort #74 am:

war es denn nicht so, daß eine gute Zersetzung auch davon abhängig ist, ob genuegend Stickstoff vorhanden ist.
Ja, ich denke das ist so. Bei all den o. g. Komponenten wäre eine zusätzliche N-Gabe für eine zügig Umsetzung notwendig.Übrigens gibt es Versuchsergebnisse die besagen, dass bestimmte Materialien nicht unbedingt bei der Kompostierung sauer oder alkalisch wirken müssen. Ich erinnere mich an einen Versuch mit Fichtennadeln, landläufig wohl der Säurebildner bzw. Versauerer schlechthin. Die Ergebnisse ergaben, dass das Produkt nach der Kompostierung den ph-Wert des Standortes widerspiegelt von dem das Material stammte: sauerer Kompost von sauren Standorten, alkalischer von alkalischen Standorten. Dass eine Rohhumusauflage mit der Zeit versauert hängt also nicht unbedingt vom Material ab, sondern von den aus irgendwelchen Gründen gestörten Abbauverhältnissen, kommt demnach unter den verschiedensten Pflanzenarten vor.Meine Fichten im Garten sind inzwischen über 50 Jahre alt. Da der Abbau im Boden funktioniert hat sich darunter keine Streuauflage gebildet und es fand auch keine Versauerung statt. Ich muß also weiterhin auf Rhododendren und Hortensien verzichten :-[
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