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saurer Kompost (Gelesen 44697 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
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b-hoernchen
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Re: saurer Kompost

b-hoernchen » Antwort #75 am:

Rhododendrendünger enthalten u. a. Carbamidstickstoff (also Stickstoff aus Harnstoff)- weil gerade die Frage nach der Stickstoffquelle aufgetaucht ist. Gibt aber auch erst einmal Ammoniumcarbonat (Sache von Tagen) und dann erst Nitrat (Sache von Wochen).
Mit Kalkstickstoff wird der Kompost dann garantiert nicht sauer, sondern basisch.
A bisserl Calcium werden die Ericaceen doch auch brauchen? Bei uns liegt der Kalkstaub quasi in der Luft, den Staubablagerungen, jedenfalls ist das Wasser aus der Regentonne nicht so sauer, wie es dem sauren Regen nach sein müsste.Vielleicht ganz wenig Calciumcyanamid düngen (dafür gut saure Bodenbestandteile wie Trester zufügen) und hauptsächlich auf Harnstoff, Ammoniumsulfat (schnelle Wirkung) und Hornspäne (Depotwirkung) setzen - oder wie ich es mache, einfach Volldünger für Rhododendren ins Gießwasser.
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b-hoernchen
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Re: saurer Kompost

b-hoernchen » Antwort #76 am:

Übrigens gibt es Versuchsergebnisse die besagen, dass bestimmte Materialien nicht unbedingt bei der Kompostierung sauer oder alkalisch wirken müssen. Ich erinnere mich an einen Versuch mit Fichtennadeln, landläufig wohl der Säurebildner bzw. Versauerer schlechthin. Die Ergebnisse ergaben, dass das Produkt nach der Kompostierung den ph-Wert des Standortes widerspiegelt von dem das Material stammte: sauerer Kompost von sauren Standorten, alkalischer von alkalischen Standorten. Dass eine Rohhumusauflage mit der Zeit versauert hängt also nicht unbedingt vom Material ab, sondern von den aus irgendwelchen Gründen gestörten Abbauverhältnissen, kommt demnach unter den verschiedensten Pflanzenarten vor.Meine Fichten im Garten sind inzwischen über 50 Jahre alt. Da der Abbau im Boden funktioniert hat sich darunter keine Streuauflage gebildet und es fand auch keine Versauerung statt. Ich muß also weiterhin auf Rhododendren und Hortensien verzichten :-[
Kommt sicher auch auf die Versuchsbedingungen an - "natur" oder "geschlossenes System" (Kübelhaltung). Vielleicht wird der "Kompost" von den Bodenlebewesen mit dem Untergrund zu gut durchmischt? Die Rhododendren wurzeln wohl tiefer als die sauren oberen 5 cm des Bodens. Älteres, tiefer liegedes Material ist wohl schon durch Regenwürmer etc. mit dem Untergrund durchmischt. Im Kübel gibt's keine Durchmischung mit Kalk aus der Tiefe, der Boden wird/bleibt sauer, wenn nicht zuviel Kalk über Gießwasser und Düngung zugeführt wird.
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Floris
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Re: saurer Kompost

Floris » Antwort #77 am:

Kommt sicher auch auf die Versuchsbedingungen an
Natürlich kommts darauf an. Wenn ich wissen will wie ein Material sich "an sich" verhält, muß ich den Einfluß der Umwelt ausschalten. Es wird halt immer wieder behauptet, dass Fichtennadeln versauernd wirken. Irgendwann wars nicht mehr zum anhören, deshalb die oben angesprochenen Versuche, die auch prompt etwas anderes ergaben.
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Nemesia Elfensp.
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Re: saurer Kompost

Nemesia Elfensp. » Antwort #78 am:

Da der Abbau im Boden funktioniert hat sich darunter keine Streuauflage gebildet und es fand auch keine Versauerung statt. Ich muß also weiterhin auf Rhododendren und Hortensien verzichten :-[
hm....bist Du Dir da ganz sicher....? Wir haben hier auch keinen explizit sauren Boden ( wir haben Sand mit mageren 19 Bodenpunkten) und dennoch erfreuen uns 3 Rhodos (ohne Chlorose) und eine Bauernhortensie in strahlendem Blau.Ich harke im Herbst nur einfach das herunterfallende Eichenlaub als Winterschutz und Mulchschicht auf die Wurzelscheiben der Pflanzen und duenge im Fruehjahr mit je 1-2 10 L-Eimer kompostiertem Pferdedung aus dem Vorjahr (wurde in Schichten mit Grasschnitt aufgesetzt.) Die Mulchschicht lasse ich immer liegen.So wachsen sie hier durchaus. ::)..............hast Du es schon mal bei Euch versucht?LGNemi
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Re: saurer Kompost

Floris » Antwort #79 am:

Ich habe auch zwei (geschenkte) Bauernhortensien im Garten, leuchtendrosa und ich halte sie mit viel Wasser am Leben. Der ph-Wert bleibt hartnäckig bei kurz vor sieben. Bekommt sehr vielen Pflanzen ja gut, aber auf so manche hübsche Hortensienart verzichte ich halt. Magnolien habe ich ins Torfloch gepflanzt. Heidelbeeren habe ich so auch mal probiert, war aber nicht von Dauer. Ganz anders sieht es am Taunussüdrand aus: Rhododendrone bis zur Dachtraufe.Man kann nicht alles haben (wo sollte man auch hin damit).
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Re: saurer Kompost

Gartenplaner » Antwort #80 am:

...Wir haben hier auch keinen explizit sauren Boden ( wir haben Sand mit mageren 19 Bodenpunkten) und dennoch erfreuen uns 3 Rhodos (ohne Chlorose) und eine Bauernhortensie in strahlendem Blau....
Sandböden sind aber auch dafür bekannt/berüchtigt, daß sie häufig keine/schlecht lösliche basischen Mineralien enthalten, die den PH nach oben schieben, wenn sie im Boden in Lösung sind und gut für Ton-Humus-Komplexbildung sind, die wiederum wichtig für die Fruchtbarkeit eines Bodens sind.In Sandböden puffert wenig die Versauerung durch Huminsäuren, die bei der Zersetzung von organischem Material enstehen, und "saurem" Regen ab.
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Re: saurer Kompost

floXIII » Antwort #81 am:

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten :)Zur Frage woher der Stickstoff (für die Zersetzung) für meinen kleinen sauren Kompost kommt, kann ich nicht sagen. Das Walnußlaub hab ich im Herbst über dem Rasen mit dem Rasenmäher zerkleinert, es kam also auch ein bisschen Rasenschnitt mit auf dem Kompost (soll ja ein guter N-Lieferant sein). Die Menge war aber sicherlich sehr klein. Vielleicht hat auch der Kaffeesatz genügend Tierchen angelockt? Ansonsten wie ich weiter oben schon schrieb, haben sich über das Frühjahr/Sommer auch die Fichtensägespäne zersetzt. Deshalb bin ich mit der Zersetzung im Grunde schon zufrieden. Wie ihr ja bereits angemerkt habt, muss sich für die Heidelbeeren ja nicht alles zu 100% zersetzten (bzgl. Bodendurchlüftung).Da meine Kulturheidelbeeren bisher wirklich sehr gut wachsen, werde ich nächstes Jahr auch auf spezielle N-Dünger verzichten. Wann sollte ich eurer Meinung nach am Besten den sauren Kompost unter die Heidelbeeren geben? Im Herbst oder besser bis nächstes Frühjahr warten? Und ersetzt dieser Kompost (nährstoffmäßig) das Düngen mit bspw. einem Rhododendrondünger? Zu erwähnen wäre im dem Zusammenhang vielleicht noch, dass die Heidelbeeren im letzten Herbst in ein gemisch aus Torf, Rhododendronerde und etwas Nadelwalderde gepflanzt wurden. Das Moorbeet wurde mit Teichfolie ausgekleidet und gegoßen wird nur mit Regenwasser (wobei dieses wie b-hoernchen schon anmerkte leider einen höheren PH-Wert hat als der Regen der direkt vom Himmel fällt)Der Vollständigheithalber, den sauren Kompost hab ich vor allem auch deshalb angelegt um in Zukunft ohne torfhaltige Produkte meine Heidelbeeren versorgen zu können.
b-hoernchen
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Re: saurer Kompost

b-hoernchen » Antwort #82 am:

Ob du auf zusätzliche Dünger zum Kompost verzichten kannst, hängt sicherlich entscheidend auch von den Niederschlagsverhältnissen bei dir ab.Da dein Moorbeet keine Anbindung an das Grundwasser hat (haben soll), kann es bei starken Niederschlägen zu weitgehender Auswaschung der Nährstoffe kommen. Regnet's weniger, musst du vielleicht gießen und da kommt's aufs Fingerspitzengefühl an, ob unten was rausläuft.Den Anbau im Kübel oder Moorbeet mit Hochleistungssorten kann man sicherlich auch nicht der Lebensweise von wild wachsenden Heidelbeeren gleichsetzen. Im Moor sammle ich an einem guten, einem sehr guten Tag vielleicht 2 Kg Beeren auf einer Fläche von ein paar Hektar, eine gute Pflanze bringt vielleicht 20 bis 40 Früchte von deutlich unter einem Gramm Durchschnittsgewicht. In Kultur strebt man einen Ertrag von Pfund- bis Kilogrammmengen pro Pflanze an.Mein Bauchgefühl sagt, wenn du optimale Erträge haben willst, musst du trotz Kompost noch zusätzlich düngen. Wenn du mal zum Blaubeeranbau etwas googelst, findest du die entsprechenden Empfehlungen für den kommerziellen Anbau (ich finde die Webseite nicht auf die Schnelle). Was das pH von Gießwasser angeht, so wäre eventuell doch überlegenswert, sich etwas verdünnte Schwefelsäure (5 oder 10%ig) und pH-Papier zu besorgen. Ich weiß bei mir, dass 5 ml 10%ige Schwefelsäure auf 10 Liter des hiesigen Leitungswassers ca. pH 5 ergibt. Wenn du eine ganze Regentonne auf einmal ansäuerst, musst du nicht zu oft mit dem krätzigen Zeugs hantieren und Wasser mit pH 4-5 ist harmlos. Auch die verdünnte Schwefelsäure frisst langfristig Löcher in die Kleidung, wenn unbemerkt ein Tropfen darauf kommt. Äußerste Vorsicht beim Selberherstellen von verdünnter Säure aus konzentrierter! Die Reaktion ist so stark exotherm, dass die Säure zum Kochen kommen kann und verspritzt!
Cum tacent, consentiunt.

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enigma

Re: saurer Kompost

enigma » Antwort #83 am:

Zum Ansäuern von Gießwasser gibt's hier irgendwo auch schon mindestens einen Thread. Knorbs hatte da vor längerer Zeit mal gefragt, wie er das Wasser für ein Moorbeet ansäuern könnte.Schwefelsäure ist eine einfache und billige Möglichkeit, man muss aber sehr gut aufpassen, auch den richtigen pH-Bereich zu erwischen. Der pH-Wert von Leitungswasser ändert sich bei den ersten Tropfen Säurezugabe wegen der Pufferwirkung des Kalks im Wasser erstmal nur sehr wenig. Haben die Karbonate reagiert, ändert sich der pH-Wert sprunghaft um mehrere Einheiten. Da kann man des Guten schnell zuviel tun.Und sobald sich der Härtegrad des Wassers ändert - das passiert hier z.B. recht oft, da das hiesige Leitungswasser aus kalkhaltigem und nahezu kalkfreiem Wasser in wechselnder Menge gemischt wird -, ändert sich auch die Menge an Säure.Ungefährlicher und zumindest in der Vegetationszeit problemlos ist die Verwendung von Ammoniumsulfat (schwefelsaures Ammoniak). Das reagiert in Wasser schwach sauer, bildet bei der Umsetzung zu Nitrat im Boden weitere Säurekapazität und ist ein schnell verfügbarer, billiger N-Dünger.
Rhododendrendünger enthalten u. a. Carbamidstickstoff (also Stickstoff aus Harnstoff)- weil gerade die Frage nach der Stickstoffquelle aufgetaucht ist. Gibt aber auch erst einmal Ammoniumcarbonat (Sache von Tagen) und dann erst Nitrat (Sache von Wochen).
Du meinst vermutlich Ammoniumsulfat, nicht -carbonat.
enigma

Re: saurer Kompost

enigma » Antwort #84 am:

Dass eine Rohhumusauflage mit der Zeit versauert hängt also nicht unbedingt vom Material ab, sondern von den aus irgendwelchen Gründen gestörten Abbauverhältnissen, kommt demnach unter den verschiedensten Pflanzenarten vor.
Natürlich kommt es auf die Zersetzbarkeit des Ausgangsmaterials an.Aber dass bzw. ob sich überhaupt eine Rohhumusauflage bildet, hängt davon ab, dass die Mineralisierung des organischen Materials gehemmt ist, z.B. durch Trockenheit, niedrige Temperaturen, Nährstoffarmut.In Gebieten mit hohen Niederschlägen tritt darüber hinaus eine Auswaschung der Nährstoffe auf, wodurch der Abbau weiter gehemmt wird.Umgekehrt: Wird eine Rohhumusauflage gedüngt, insbesondere mit Stickstoff, so kann das organische Material abgebaut werden.
b-hoernchen
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Re: saurer Kompost

b-hoernchen » Antwort #85 am:

Rhododendrendünger enthalten u. a. Carbamidstickstoff (also Stickstoff aus Harnstoff)- weil gerade die Frage nach der Stickstoffquelle aufgetaucht ist. Gibt aber auch erst einmal Ammoniumcarbonat (Sache von Tagen) und dann erst Nitrat (Sache von Wochen).
Du meinst vermutlich Ammoniumsulfat, nicht -carbonat.
Nein, aus Harnstoff ensteht zuerst einmal Ammoniumcarbonat, z. B. durch bakteriell/enzymatisch katalysierte Hydrolyse.
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
enigma

Re: saurer Kompost

enigma » Antwort #86 am:

Harnstoff wird enzymatisch unter Bildung von Ammonium- und Carbonationen hydrolytisch zerlegt. Allerdings entsteht das dabei nicht freies Ammoniumcarbonat.Diese Verbindung ist extrem unbeständig und zerfällt in CO2, Wasser und Ammoniak, sie riecht dementsprechend.Als Dünger eignet sie sich nicht - das gäbe hohe Stickstoffverluste durch das gasförmig entweichende Ammoniak, ganz abgesehen vom Geruch und der Gefährdung durch das Ammoniak.Sie ist auch nicht als solches im Handel, nur im Gemisch mit anderen, ähnlichen Substanzen als Hirschhornsalz. Zum Backen, und als Riechsalz.
b-hoernchen
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Re: saurer Kompost

b-hoernchen » Antwort #87 am:

Harnstoff wird enzymatisch unter Bildung von Ammonium- und Carbonationen hydrolytisch zerlegt.
Ja eben, formal ergeben die Ammoniumcarbonat - und nicht Ammoniumsulfat.
Allerdings entsteht das dabei nicht freies Ammoniumcarbonat.
Dass es sich bei der Hydrolyse von Harnstoff um keine Feststoffreaktion, sondern um eine in wässriger Lösung handelt...
Bristlecone hat geschrieben:Diese Verbindung ist extrem unbeständig und zerfällt in CO2, Wasser und Ammoniak, sie riecht dementsprechend.Als Dünger eignet sie sich nicht - das gäbe hohe Stickstoffverluste durch das gasförmig entweichende Ammoniak, ganz abgesehen vom Geruch und der Gefährdung durch das Ammoniak.
Gülle und Mist riechen auch entsprechend. Aber warum werden diese Stoffe, wie auch Harnstoff als Stickstoffdünger verwendet -?
Cum tacent, consentiunt.

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enigma

Re: saurer Kompost

enigma » Antwort #88 am:

Das frag' ich mich auch.Und sonst so Einiges aktuell hier gerade auch. ::)
Lehm

Re: saurer Kompost

Lehm » Antwort #89 am:

Mit EM-A kann man sauren Kompost neutralisieren.
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