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Fragen zu Veredelung durch Kopulation (Gelesen 46240 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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floXIII
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Fragen zu Veredelung durch Kopulation

floXIII »

Bislang habe ich noch keinerlei Erfahrungen mit dem Veredeln gemacht, möchte mich aber diesen Frühjahr mal daran probieren. Hierfür möchte ich größtenteils nur auf im Garten vorhandenes Planzenmaterial zurückgreifen und ggf. Bekannte um Edelreiser bitten.Zum Thema Veredeln durch Kopulation gibt es ja genügend Lesematerial und in der Theorie weiß ich auch ungefähr wie vorzugehen ist, deshalb beziehen sich meine Fragen eher auf das Pflanzmaterial:1. Im Garten treiben mehrere Obstbäume Wurzelausläufer (Birne, Nektarine, Zwetschge): Kann ich diese vorsichtig ausgraben oder ist die Gefahr zu groß, dass ich die Wurzeln der "Mutterbäume" dadurch zu stark schädige, denn diese sind selbst noch sehr junge Bäume. Der Nektarienenbaum wurde bspw. erst letzten Sommer gepflanzt.2. Falls das ausgraben problemlos möglich ist, kann ich diese Wurzelausläufer direkt veredeln oder wäre es besser sie erst ein Jahr lang in einem Topf anwachsen zu lassen?3. Auf einen jungen Zwetschgenbaum (bereichts über 2m hoch) würde ich gerne, an einem Seitenast eine Mirabelle drauf veredeln: Allerdings hat der Zwetschgenbaum letztes Jahr nicht sehr viel Neutrieb gehabt. Ist es möglich auch noch auf mehrerigen Holz eine Kopulation zu machen oder wäre hier das Pfropfen die richtige Wahl?4. Als Problembaum haben wir seit Jahren einen Aprikosenbaum hier stehen. Er wächst kaum und hatte auch noch nie Früchte getragen, Blüten trug er nur wenige in den Anfangsjahren. Wir sind uns ziemlich sicher, dass der Boden einfach ungeeignet ist. Umpflanzen kommt auch nicht mehr wirklich in Frage. Deshalb meine Frage hierzu: Wie dünn können die Reiser für die Kopulation sein, da wie gesagt die Austriebe ziemlich klein und dünn sind (höchstens 2 mm stark). Oder wäre hier die Okulation besser geeignet? 5. Zum Abschluss noch eine Frage zum richtigen Messer für die Kopulationsschnitte: Wir haben hier zwar einige Messer rumliegen, diese sind allerdings schon recht alt und wurden über die Zeit nicht richtig gepflegt bzw. sicherlich auch falsch nachgeschliffen. Da kann mir die Idee ob es theoretisch auch mit einem Teppichmesser/Cutter machbar wäre? Habt ihr das schon mal erfolgreich probiert?Ich will das ganze einfach mal aus Spaß an der Sache probieren und deshalb erst mal keine Euros dafür ausgeben. Richtige Messer bzw. Unterlagen bei Baumschulen kosten natürlich nicht die Welt, wills aber dennoch erst mal mit den bereits vorhandenen Mitteln versuchen.Ich hoffe jemand hat Lust meine ganzen Fragen zu beantworten. Vielen Dank schon mal in Voraus :)
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Starking007
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

Starking007 » Antwort #1 am:

Teppichmesser ist ok.Nur Versuche machen, die auch überhaupt Aussicht auf Erfaolg haben.Das Veredeln/Umveredeln von Krüppeln und Kümmerern ist wenig sinnvoll oder gar aussichtsreich.Wegschmeissen, neuer Baum, oft nicht mal einen Versuch wert, weil Chancen gering,und dann vergeht die Lust.Anfangs machen was sicher klappt, dann wächst die Begeisterung.
Gruß Arthur
b-hoernchen
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

b-hoernchen » Antwort #2 am:

4. Als Problembaum haben wir seit Jahren einen Aprikosenbaum hier stehen. Er wächst kaum und hatte auch noch nie Früchte getragen,...
Du bist in Südtirol, richtig? Was habt ihr für einen Untergrund? Quarzporphyr, Gneis, Schiefer oder Kalk?Ich hab' die Erfahrung gemacht, dass Aprikose überhaupt keinen sauren Boden mag, aber Kalk und richtig alkalisch verträgt. In einen Kübel hab' ich als Experiment einige Aprikosensämlinge in ein Substrat überwiegend aus (einige Monate im Freien abgelagerter) Holzasche gesetzt - wo andere Pflanzen den Löffel abgeben, die Aprikosen halten's aus. Locker und kalkalkalisch, würd' ich sagen, das mögen sie... .
Cum tacent, consentiunt.

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Briza
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Re: Fragen zu Veredelung .....

Briza » Antwort #3 am:

Schon aufgefallen? Im Forum Garten-pur - Infozentrum - Neueste Beiträge steht "Fragen zu Veredelung durch Kopulation von b-hoernchen".Nur deshalb bin ich hier und heische Antwort:Wie dressiere ich meine Streifenhörnchen entsprechend?
floXIII
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

floXIII » Antwort #4 am:

@b-hoernchen: Ja stimmt wohne in Südtirol, im Tal. Der Boden am Standort der Aprikose ist sehr Lehmhaltig, kompakt und hart. Da ein Entwässerungsgraben daneben liegt ist der Boden meist auch sehr feucht. Mein Vater hat das Pfanzloch, soweit ich weiß, zwar mit Sand versucht aufzulocker, denke aber dass das zu wenig war.Deshalb denke ich, dass es am Boden liegen muss. Das Bäumchen (mehr ist es nach all den Jahren nicht) werden wir aber sicherlich nicht mehr umpflanzen. Wenn dann wird mal ein neuer gekauft oder ich versuch als letzte Möglichkeit eben eine Veredelung, wie gesagt aber mehr aus Spaß bzw. Neugierde ob daraus was wird.Wäre euch super dankbar, falls ihr mir noch die Fragen 1-3 beantworten könntet :)@Briza:?? ???
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carot
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

carot » Antwort #5 am:

Bei schlecht drainierendem Boden könnte auch eine erhöhte Pflanzung helfen. Hierbei schüttet man einen kleinen Hügel auf und pflanzt in diesen. Bei den Wurzelausläufern wäre ich etwas vorsichtig. Wenn selbst die Mutterpflanze noch nicht einmal 1 Jahr steht, wird das Wurzelsystem des Ausläufers selbst vielleicht noch nicht genügen. Um die Mutterpflanze würde ich mir bei entsprechend vorsichtigem Ausgraben keine Sorgen machen. Die Wurzeln des Ausläufers selbst sind das Problem. Die Ferndiagnose ist aber schwierig.Wenn der Ausläufer bewurzelt ist, kann er sofort veredelt werden.Die Kopulation geht auch auf mehrjähriges Holz, wenn die Durchmesser Unterlage und Reiser zueinander passen. Hierbei darauf achten, dass eventuell die Rinde der Unterlage schon etwas dicker ist und das Kambium deshalb etwas weiter innen liegen könnte als am Reiser. Ist die Unterlage bereits dicker, wäre tatsächlich das Spaltpfropfen eine Möglichkeit der Umveredelung. Neuaustrieb mit nur 2 mm Stärke ist schon arg schwach. Solche Reiser haben nur wenige Reservestoffe und vertrocknen leicht. Die Ausfallquote dürfte höher als üblich sein. Dies gilt auch für die Okulation. Als Alternative kann man auch versuchen, 2 jähriges Holz als Reiser zu nehmen. Wichtig ist, dass keine langen blinden Stellen vorhanden sind, sondern Holzknospen. Ideal ist das natürlich auch nicht. Wenn Du es mit den schwachen Reisern probierst, würde ich den gesamten Reiser möglichst gut gegen das Austrocknen schützen. Ich umwickele in solchen Fällen den gesamten Reiser mit Parafilm und führe erst im Anschluss die Schnitte durch.Man kann Teppichmesser ausprobieren. Für Okulationen sehe ich kein Problem damit. Ich selbst benutze lieber Messer mit steiferen Klingen. Gerade bei den Kopulationsschnitten ist eine längere steife Klinge von Vorteil. Ich habe Teppichmesser aber noch nie ausprobiert. Wichtig ist eben ein langer und gerader Schnitt (keine Wellen oder Krümmungen). Probiere es aus und berichte.Mit entsprechenden Schleifsteinen (z.B. hartgebundene Wassersteine) kann man eigentlich jedes Messer einseitig anschleifen und somit zum Veredelungsmesser umfunktionieren. Wenn Du regelmäßig veredeln möchtest, musst Du Dir ohnehin über die Werkzeugpflege Gedanken machen.
b-hoernchen
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

b-hoernchen » Antwort #6 am:

Zur 3. Frage:Ich hab' meine mehrjährigen Kirschpflaumen einfach geköpft und im Frühjahr hinter die Rinde ein angeschrägtes Stück Reis von Renekloden/Pflaumen gesteckt, das ich im Winter geschnitten hatte (Pflanzschnitt von Baumschulware). Ich war ganz überrascht über den Anwachserfolg.
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Starking007
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

Starking007 » Antwort #7 am:

Kirsche/Pflaume:Am Anfang geht vieles, langfristig wär`s das erste Mal weltweit!Wellen oder Krümmungen:Hab ich immer, aber ich kann gut binden!Aprikose + frischer Boden = Kaputt.
Gruß Arthur
b-hoernchen
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

b-hoernchen » Antwort #8 am:

Dass Kirschpflaumen keine Kirschen sind, müsstest du doch wissen!
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floXIII
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

floXIII » Antwort #9 am:

Vielen Dank für die ganzen Antworten und Ratschläge. Werde das einfach mal versuchen und wenn nur eine einzige Veredelung klappen sollte, wäre das schon ne coole Sache :)@Starking007: In einem älterem Thread hast du berichtet, dass du bei der Veredelung Frischhaltefolie verwendest. Könntest du das genauer erläutern oder hast du das bereits in einem weiteren Thread gemacht?
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Starking007
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

Starking007 » Antwort #10 am:

Frischhaltefolie:Kostengünstig, leicht verfügbar, temperaturunabhängig, gutes Handling.Anfangs zum Zusammenpressen zur Schnur gedreht (muss man etwas üben, weil nicht soo fest), dann im gleichen Stück als Verdunstungsschutz übers ganze Reis und die Veredlungsstelle.Mit Blickkontakt. Löst sich manchmal selber auf, Kontrolle nötig.Eine Veredelung: Max. 10 Sekunden, und das ist lang, für die hauchdünne Kambiumschicht zum Austrockenen.
Gruß Arthur
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

floXIII » Antwort #11 am:

Für die ganze Veredelung nur 10 Sek.? oder hab ich das jetzt falsch verstanden :oDanke für die Erklärung mit der Frischhaltefolie, vielleicht versuch ich das auch. Lässt du die Knospen frei oder nimmst du die Folie ggf. einfach wieder ab sobald das Edelreis beginnt auszutreiben?
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Starking007
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

Starking007 » Antwort #12 am:

10 Sek. ist richtig. Überlegen, warum!Folie über die Knospe, bei Austrieb schlitze ich mit Rasierklinge ein.
Gruß Arthur
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

floXIII » Antwort #13 am:

Das mit den Austrocknen des Kambiums ist schon einleuchtend und deshalb ist Eile sicherlich geboten, aber das macht es als Laie natürlich nicht einfacher ;DAber danke für den Hinweis, ich hätte mir da wohl schön ein paar Minuten Zeit gelassen bis ich die Schnittflächen aneinander gelegt hätte.
Wild Obst
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Re: Fragen zu Veredelung durch Kopulation

Wild Obst » Antwort #14 am:

Ich würde sagen, dass eine Veredlung nicht in 10s gemacht sein muss, aber die Schnittflächen sollten nicht zu lange an der Luft sein. 30s gehen sicher auch noch.
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