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Was ist ein Spindelbusch? (Gelesen 4236 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Peace-Lily
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Was ist ein Spindelbusch?

Peace-Lily »

Hallo Alle,ich lese das immer mal wieder, dass bei Obstgehölzen Spindelbüsche angeboten werden und dachte immer, das ist dasselbe wie ein Busch. Aber vielleicht irre ich mich da. Weiß jemand was drüber?
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cydorian
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Re: Was ist ein Spindelbusch?

cydorian » Antwort #1 am:

Bei Obstgehölzangeboten ist das kein Unterschied.
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Peace-Lily
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Re: Was ist ein Spindelbusch?

Peace-Lily » Antwort #2 am:

Ich hab noch weiter recherchiert und herausgefunden, dass es doch ein Unterschied ist. Ein Buschbaum hat im Umfang und in der Größe eine Krone wie ein Baum, nur der Stamm ist kürzer. Ein Spindelbusch ist schwachwüchsiger und insgesamt kleiner.
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cydorian
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Re: Was ist ein Spindelbusch?

cydorian » Antwort #3 am:

Bei Obstgehölzangeboten werden die Begriffe nicht so genau definiert, das Marketing mischt da fröhlich ab, was es gerade will.Früher war "Busch" eine Baumform mit niedrig angesetzter erster Verzweigung (60cm) und oft implizit vorausgesetzt reduzierter Wuchskraft. Dann kam der Begriff aus der Mode, weil die Verzweigung aufgrund anderer Erziehungsformen unwichtiger wurde und die schwache Wuchskraft wichtiger. Verbreitetste Erziehungsform wurde die freie Spindel, kannst du bis heute auf fast jeder Apfelplantage bewundern. Also sprach man dann von Spindelbüschen. Aber Viele mischen das auch einfach ducheinander.
b-hoernchen
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Re: Was ist ein Spindelbusch?

b-hoernchen » Antwort #4 am:

Kann man da irgendwie zwischen einer eher "zweidimensionalen" Erziehungsform (also Leitäste nur links und rechts vom Hauptstamm entlang den Drähten aufgebunden) und einer "dreidimensionalen" Erziehungsform - mit Leitästen links, rechts, nach vorne und hinten vom Hauptstamm aus gesehen unterscheiden?Dann verkauft eine Schweizer Versandbaumschule noch sogenanntes "Spalier". Kennt das jemand? Was ist da anders als an den Buschbäumen/Spindeln?
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strohblume
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Re: Was ist ein Spindelbusch?

strohblume » Antwort #5 am:

B-hörnchen hat alles gesagt Spalierobst ist zur Bepflanzung zb. am Haus oder einem Gerüst bestimmt. man spricht ja vom Formieren. Es gibt verschiedene Erziehungsformen meistens ein U oder V,Palmette usw. oft bei Bine und Apfel zu sehen
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cydorian
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Re: Was ist ein Spindelbusch?

cydorian » Antwort #6 am:

Das ging lange parallel. Schon ab 1930 gab es Obstbaubetriebe, die Zwergbäume als freie Spindeln gezogen haben: Spindelbüsche. Grosse Plantagen entstanden schon 1935, mit den Plantagen wurde auch der Begriff Spindelbusch geprägt. Die Bäume sahen aus wie kleine Christbäume, recht harmonisch geschnitten, am Dauerpfahl, Pflanzraster 2,5 x 2,5m. Heute sehen die Bäume wegen der starken Mechanisierung platt-ovalkronig aus, Baumabstand in der Reihe kleiner, zwischen den Reihen grösser um durchfahren zu können. Reihen mit Drahtführung. Geschnitten wird teilweise automatisch, nur ein kurzer Handschnelldurchgang mit hydraulischen Scheren. Aber die Bäume nennt man trotzdem Spindelbüsche. Man darf aber auch Buschbaum dazu sagen :-)
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bezi-bhg
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Re: Was ist ein Spindelbusch?

bezi-bhg » Antwort #7 am:

Buschbaum ist die Baumform (neben Halbstamm und Hochstamm), Spindel ist eine Schnittform des Buschbaums, ebenso wie das Spalier eine Schnittform ist.Bei der klassischen Kronenform besteht die Krone aus der Stammverlängerung und drei-vier Gerüstästen, an denen sich wiederum die Fruchttriebe befinden, bei der Spindel entfallen die Gerüstäste und die Fruchttriebe befinden sich direkt an der Stammverlängerung.Diese Schnittformen muss man allerdings mit regelmäßigem Schnitt erhalten. Das wächst nicht von Natur aus so.Viele Grüße, Bettina
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dmks
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Re: Was ist ein Spindelbusch?

dmks » Antwort #8 am:

Genau, eigentlich sind nur noch die drei Formen "Busch", "Halbstamm", und "Hochstamm" gebräuchlich. (Fuß- und Viertelstamm beispielsweise sind kaum noch verwendet)Sie dienen der Orientierung zum späteren Wachstum des Baumes und bezeichnen ansonsten eigentlich erstmal den Abstand vom Wurzelansatz zum ersten Ast ;)Problematisch ist, daß einige Händler diese Begriffe sehr frei und persönlich definieren und wie bei anderen Gartenbegriffen umgangssprachlich verschiedene Begriffe üblich sind und regional Unterschiede auftreten können. Fachverbände (zB. BdB) definieren sie in ihren Qualitätsstandards und Lieferbestimmungen.Hier mal ein Auszug der das Ganze recht offiziell zusammenfasst: Kern- und Steinobst Beim Kern- und Steinobst wird immer die gewünschte Edelsorte auf eine Unterlage veredelt.Die gewählte Unterlage hängt vorrangig von der Art des Obstgehölzes, von der späteren Wuchsstärke und von den Standortbedingungen ab. Die Unterlagen werden generativ durch Sämlinge vermehrt oder vegetativ durch Abrisse, Steckhölzer oder In-vitro-Vermehrung. Die Edelsorten werden durch die Veredlungsarten Okulation, Chip-Veredlung, Kopulation oder Geißfuß auf die Unterlagen gesetzt. Als Anzuchtformen werden angeboten: Einjährige Veredlungen: Diese müssen mindestens 120 cm groß sein (auf schwachwachsenden Unterlagen mindestens 80 cm). Ab einer Höhe von 60 cm müssen 5 gut verteilte gleichwertige Triebe vorhanden sein. Knipp-Bäume: benötigen 5 gleichmäßig verteilte Triebe ab einer Höhe von 60 cm, die mindestens 20 cm lang sein müssen. Der Knipp-Baum hat durch Rückschnitt im letzten Kulturjahr eine einjährige Krone mit stark horizontal gestellten Seitentrieben. Diese Anzuchtform findet häufig beim Apfel für den Erwerbsanbau Verwendung. Kopfveredlungen: benötigen 3 der Sorte entsprechenden kräftige Triebe. Bei Kopfveredlungen wird die Edelsorte in Stammhöhe auf die Unterlage gesetzt. Mehrjähriges Kern- und Steinobst: Dieses muss mindestens 4 der Sorte entsprechende kräftige Triebe aufweisen. Das mehrjährige Kern- und Steinobst wird nach der Stammhöhe unterteilt. So haben die auf schwachwachsenden Unterlagen veredelten Büsche eine Stammhöhe von 60 cm. Halbstämme haben ca. 120 cm Stammhöhe bei einem Mindeststammumfang von 6 cm in halber Stammhöhe. Hochstämme müssen mindestens 180 cm Stammhöhe bis zum Kronenansatz und einen Stammumfang von mindestens 7 cm vorweisen. Seltenere Anzuchtformen sind Spindelbüsche mit ca. 40 cm Stammhöhe und Form-Obstgehölze, die mindestens 45 cm Stammhöhe besitzenQuelle: http://www.hortipendium.de/Kultur_von_Obstgeh%C3%B6lzen
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dmks
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Re: Was ist ein Spindelbusch?

dmks » Antwort #9 am:

Und wem jetzt noch nicht der Kopf qualmt 8)Zu meiner Lehrzeit war die im Obstbau favorisierte Schnittform die "Zweier-Gerüstastspindel" ;)...und diese hatte - genau genommen - drei Gerüstäste ;D
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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