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Düngung im Frühjahr (Gelesen 54636 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
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Dietmar
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Re: Düngung im Frühjahr

Dietmar » Antwort #105 am:

Abgesehen von Diamanten und ein paar exotischen Mineralien wirst du kaum Gesteine finden, die nicht aus Metallverbindungen bestehen.
Ich habe die Metalle im Periodensystem nicht gezählt, aber ca. 85 % der Elemente sind Metalle.Aber ganz so exotisch sind Mineralien ohne Metalle nicht. Alle Verbindungen zwischen den Elementen der 4. bis 7. Hauptgruppe gehören dazu. Unter bestimmten extremen Bedingungen gehen auch Edelgase Verbindungen ein.Eines der häufigsten Minerale bzw. Mineralbestandteile ist Siliziumdioxid, z.B. in nahezu reiner Form (Sand, Bergkristall ...) oder als Mineralbestandteil, z.B. in Granit, saurer Lava u.v.m.. Siliziumdioxid ist eine der häufigsten Verbindungen in der Erdkruste, also nicht ganz exotisch.
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pearl
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Weinbauklima im Neckartal

Re: Düngung im Frühjahr

pearl » Antwort #106 am:

Wie sich "basenreiche" und "saure" Gesteine auf das Pflanzenwachstum auswirken, dazu kann ein gestandener Bodenkundler oder ein Geologe sicher mehr sagen. Vielleicht findet sich hier ja einer.
ein ehemaliger Mikrobiologiestudent im Grundstudium, der die Allgemeine Mikrobiologie vom Thiemeverlag in der Ausgabe der 80er Jahr hat, der weiß das auch. Und erzählt das hier dauernd und immer wieder. Basenreiche Gesteine sind Minerale aus schwachen Basen mit geringer Löslichkeit und wirken als Ionenaustauscher im Boden. Daher sind die typischen und ubiquitären Feldspate, die Kieselsäure-Minerale, der wichtigste Bestandteil des guten Ackerbodens und liefern alle für Pflanzen notwendigen Minerale.Im fruchtbaren Ackerboden, der durch die Tätigkeit der Regenwürmer über Jahrtausende gewachsen ist*, hat sich eine Depot an Phosphor, Stickstoff und Kalium gebildet, das durch den jährlichen Eintrag von organischer Pflanzenmasse konstant hoch gehalten wird. Die Bodenkrümel enthalten Ton-Humuskomplexe und der Boden Lebewesen des Mikro- und Mesokosmos. Die Hohlräume im Boden sind mit Schleim ausgekleidet, in dem Mikrooganismen leben. Die Hohlräume werde von unzähligen Würmern und Insekten gelegentlich auch von Säugern hergestellt. Die Durchmischung des Bodens durch die Grabeaktivität hat zur Folge, dass sich keine Nischen bilden, in denen der Umbau und Abbauprozess stagniert, weil sich Stoffwechselprodukte angehäuft haben, die eine weitere Degradation durch andere Mikroorganismen inhibieren. Die Feldspate im Boden puffern im optimalen Fall pH Werte ab, die für weiter degradierende Mikroorganismen suboptimal wären. Phosphor, Stickstoff und Kalium werden dem Boden durch den Abbau der Pflanzenmasse eingetragen. Das Zytoplasma von Pflanzen enthält zum großen Teil Kalium, wir haben vor allem Natrium als physiologisch wichtiges Mineral. * Die Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer (im englischen Original: The Formation of Vegetable Mould through the Action of Worms, with Observations on their Habits, 10. Oktober 1881. Wiki.Not so simple, not so subtle: the interspecies competition between Bacillus simplex and Bacillus subtilis and its impact on the evolution of biofilms, 27 January 2016, Nature Dieses paper befasst sich damit wie die bodenaktiven Organismen um Territorium kämpfen. Im Boden ist das von Bedeutung, weil eine dichte Verzahnung von Organismen ein optimales Aufschließen der eingetragenen organischen Masse und den Fluss der mineralisierten Substanz entlang des Kreislaufs zu den Pflanzen sichert.
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pearl
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Re: Düngung im Frühjahr

pearl » Antwort #107 am:

Sandböden aus Siliziumoxid, also Quarzsanden, versauern deshalb, weil der Abbau von Laub und Holz zu sauren Produkten führt, die eine weitere Degradation verlangsamen oder verhindern. Quarzsandboden ist sehr dunkel und enthält vertorfte Pflanzenmasse. Sehr nasser Sandboden mit hohem Eintrag von Pflanzenmaterial enthält Faulschlamm, tonige Minerale, die durch Niederschläge und Überschwemmung in untere Schichten geschlämmt werden um dort die unfruchtbaren ungesunden Podsolböden zu bilden.
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bristlecone

Re: Düngung im Frühjahr

bristlecone » Antwort #108 am:

Inzwischen sind wir ja weit von der Ausgangsfrage entfernt.Diese von Pearl gerade beschriebene Preisung des regenwurmreichen, fruchtbaren Ackerbodens ist in der hiesigen Gärtnerseele offenbar ganz ganz fest verankert.Für den Gemüse- und Obstanbau hat das auch seine Berechtigung.Für Zierpflanzen nicht unbedingt. In vielen Gegenden gibt es diese Böden nicht, weil die Humusbildung gehemmt ist. Und es gibt Gegenden, in denen eingeschleppte Regenwürmer eher Fluch als Segen sind. Dort hat das nämlich dazu geführt, dass die einst dicken Laubhumusschichten, die sich ganz oben auf dem Boden bildeten, "dank" der Würmer abgebaut werden. Nicht zum Vorteil der Waldpflanzen, die an die Vor-Regenwurm-Verhältnisse angepasst waren.Für solche Waldpflanzen "dürfen" wir dann hier in Mitteleuropa dauernd neue Waldbodenauflage schaffen.
bristlecone

Re: Düngung im Frühjahr

bristlecone » Antwort #109 am:

Nee, Pearl, Quarzsande "versauern" in ozeanischen Klimaten, weil durch die Niederschläge die Nährstoffe ausgewaschen werden. Z.T. (Eisen) finden sie sich als Ortstein in geringer Tiefe ausgefällt wieder.Allerdings passiert das oder ist das dort erst passiert, wo Menschen die ursprüngliche Baumschicht gerodet haben. Bis dahin waren die Nährstoffe in der Biomasse gespeichert und wurden von dieser auch nach der Mineralisation sofort wieder aufgenommen. Man findet deshalb auch auf nährstoffarmen Böden natürlicherweise oft üppige Waldvegetation.Aber, wie gesagt, wir sind weitab vom Thema.
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pearl
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Re: Düngung im Frühjahr

pearl » Antwort #110 am:

::) hä? Wahr ist, dass die Biofilms bisher noch wenig untersucht und die Bedeutung von Mikroorganismen nicht erkannt wurde. Es ist für den Darm von Tieren wie für den Boden entscheidend wie der Mikrokosmos gerade drauf ist. Ein Hängen wirkt sich sehr schlecht aus und fühlt sich auch beschissen an. ;) ;DIch habe den Eindruck, dass bristlecone noch nie gute Gartenerde, ausgezeichnete Regenwurmkomposterde und Walderde angefasst und miteinander verglichen hat. Auch Mistkompost wird er nicht kennen und die Wirkung auf Pflanzen nicht erfahren haben, oder?Die "Gefahr der Regenwürmer" für unsere Wälder, ich fasse es nicht! ::)
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bristlecone

Re: Düngung im Frühjahr

bristlecone » Antwort #111 am:

Für solche Waldpflanzen "dürfen" wir dann hier in Mitteleuropa dauernd neue Waldbodenauflage schaffen.
Dieser Satz bezieht sich natürlich auf Waldpflanzen in unseren Gärten, nicht auf die Verhältnisse im hiesigen Wald. Ich dachte, das ergäbe sich aus dem Kontext.Google nach "earthworm New England". Hier einer der vielen Funde:"As such earthworms should be placed on a par with other forest pests. The reason why this has not happened yet is because earthworms are regarded as positive contributors to ecosystem processes and damage done may not be attributed to earthworms; earthworms do not directly affect tree species but cause damage to silviculture through influencing ecosystem processes; damage does not leave an immediate impression because changes are subtle in the beginning"
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hargrand
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Aprikösling & quittensüchtig

Re: Düngung im Frühjahr

hargrand » Antwort #112 am:

Pearl , ich glaube dass Brissel die Wälder Nordamerikas meint, deren Pflanzen durch die dicke Laubschicht vor den kalten Wintern geschützt werden.
bristlecone

Re: Düngung im Frühjahr

bristlecone » Antwort #113 am:

Hallo Hargrand! Danke, genau die Wälder meinte ich.
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pearl
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Re: Düngung im Frühjahr

pearl » Antwort #114 am:

Nee, Pearl, Quarzsande "versauern" in ozeanischen Klimaten, weil durch die Niederschläge die Nährstoffe ausgewaschen werden. Z.T. (Eisen) finden sie sich als Ortstein in geringer Tiefe ausgefällt wieder.Allerdings passiert das oder ist das dort erst passiert, wo Menschen die ursprüngliche Baumschicht gerodet haben. Bis dahin waren die Nährstoffe in der Biomasse gespeichert und wurden von dieser auch nach der Mineralisation sofort wieder aufgenommen. Man findet deshalb auch auf nährstoffarmen Böden natürlicherweise oft üppige Waldvegetation.
welche Mineralstoffe werden in Quarzsanden ausgewaschen? Eisen, genau, und zwar aus Rotsandstein. Die ärmsten Böden in Deutschland haben wir im dicht bewaldeten Odenwald und in der Streusandbüchse Brandenburgs. Es gibt auch die Steppen des Oberrheins, die im Mainzer Sand gerade final bedrängt werden.Dass seit dem Jungsteinzeitlichen Ackerbau Böden verarmt sind ist ja kein Argument. Wie schnell sich Böden regnerieren können, das ist entscheidend.Und Sandböden brauchen eben durch die ganze Vegetationsperiode Dünger. Weil sie ohne Bodenleben und ohne Ton-Humus-Komplexe nix halten können. Solche Zusammenhänge zu leugnen ist auch irgendwie ... dogmatisch oder ideologisch?
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Re: Düngung im Frühjahr

pearl » Antwort #115 am:

ach Nordamerika! Ja, die dicken Laubauflagen sind für die Vegetation in den Appalachen, speziell für die flächige Ausbreitung der Trilliums, sehr wichtig und sicher, Neobiota sind für ein Ökosystem immer eine Gefahr. Eine Störung des Gleichgewichtes in USA durch unseren europäischen Regenwurm. :D
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Re: Düngung im Frühjahr

bristlecone » Antwort #116 am:

Schön, dass wir das geklärt haben!
Und Sandböden brauchen eben durch die ganze Vegetationsperiode Dünger. Weil sie ohne Bodenleben und ohne Ton-Humus-Komplexe nix halten können.
Das mussten sie auch nicht, bevor der Wald, der drauf wuchs, gerodet wurde. Solange der stand, wurden die Nährstoffe, die bei der Mineralisation freigesetzt wurden, unverzüglich von den Wurzeln der Pflanzen aufgenommen wurden.Die heutigen waldfreien atlantischen Heidegebiete waren einst üppige Wälder, in denen hauptsächlich Eichen wuchsen. Ist auch anderswo auf der Welt in regenreichen Gebieten so, dass auf äußerst nährstoffarmen Böden üppiger Wald wachsen kann, z.B. in den tropischen Regenwäldern, aber auch in Südchiles Regenwäldern und im Westen Nordamerikas. Dort wachsen bekanntlich die höchsten Bäume der Welt, und das seit Jahrtausenden, ohne jede Degeneration.Erst wenn man den Wald rodet, setzt das Auswaschen der Nährstoffe ein.
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pearl
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Re: Düngung im Frühjahr

pearl » Antwort #117 am:

weil wir gerade in Nordamerika sind. In Ohio, an den großen Seen haben sich verschiedene Taglilienzüchter angesiedelt. Auch die riesige Farm von Klehm ist dort. Unglaublich prächtige Päonien werden dort gezüchtet und in die ganze Welt verschickt. Der beste Boden, Schwarzerde.Klehm teilt sich das Land mit traditionellen Bauernbetrieben. Die belegen die Felder abwechselnd, schichtweise, so dass sich crop von peony von crop ... erholen kann.Die Voraussetzung für die gute Erde ist ein Lehmboden, der sich über Jahrtausende aufgebaut hat. In Sommern mit üppigem Pflanzenwuchs und in den harten Wintern mit langen Ruhepausen. Die Ruhepausen sind konstruktiv und nicht wie in Mooren oder auf Quarzsandböden. Sie sorgen dafür, dass die Ton-Humus-Komplexe nicht gleich wieder verstoffwechselt werden und im beginnenden Frühling für die Pflanzen verfügbar sind.
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Re: Düngung im Frühjahr

pearl » Antwort #118 am:

die Regenwälder mit ihren humusarmen Böden. ;D Da findet die Degradation im Regenwald oberhalb des Erdniveaus statt. Das ist nur wegen der hohen Luftfeuchtigkeit möglich. Die üppige Vegetation in der Lüneburger Heide. ;D Ja sicher, warum sollte da vor der anthropogenen Periode nicht Wald gewesen sein. Eiche ist eine sehr genügsame Pflanze. Hier haben wir auch Kiefer und Eiche im Odenwald. Auf manchen Standorten geschlossene Buchenbestände. Auf der anderen Seite des Oberrheingrabens Esskastanien. Wälder davon. Aber für den Ackerbau sind die Flächen völlig ungeeignet. Auf den ehemaligen Sanddünen - seit der Eiszeit im Oberrheingraben - wächst heute die Kiefer. Ackerbau haben wir hier nur in den Flussauen auf Lösslehmbänken.In unserem Klima ist die Trockenheit nicht der limitierende Faktor. Noch nicht. Aber egal, ich habe keine Ahnung warum bristlecone gegen Fakten argumentiert, die nicht nur plausibel, geobotanisch anerkannt und erfahrbar sind.
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Re: Düngung im Frühjahr

bristlecone » Antwort #119 am:

die Regenwälder mit ihren humusarmen Böden. ;D Da findet die Degradation im Regenwald oberhalb des Erdniveaus statt. Das ist nur wegen der hohen Luftfeuchtigkeit möglich.
Äh - wo findet denn hier unter mitteleuropäischen Verhältnissen natürlicherweise die Degradation abgestorbener Vegetation statt? Doch wohl auch oberirdisch, oder werden tote Baumstämme hierzulande von Kobolden und Erdgeistern vergraben? ;D
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