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Ballentücher aus Synthetikfasern (Gelesen 3999 mal)
Moderator: AndreasR
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Ballentücher aus Synthetikfasern
Beim Gehölzepflanzen soll man Ballierungsmaterial normalerweise nur öffnen und etwas zurückschlagen, nicht entfernen. Die Wurzeln, so heißt es bei den Baumschulen, suchen sich durchs Tuch oder durch den Draht ihren Weg. Unproblematisch, sofern das Ballentuch - wie heute meistens üblich - aus Jute besteht; das Material verrottet, ehe es Wurzelwachstum behindern könnte. Auch Drahtballierungen zerfallen recht rasch. Aber wie sieht es bei Synthetik-Ballentüchern aus? Bei "Ausgrabungen" im Garten habe iich an mehreren Stellen Reste verflossener Bäume (von unseren Vorgängern gepflanzt) gefunden - daneben jahrzehntealte, völlig intakte Synthetik-Ballentücher, kein bisschen verrottet, kein Loch, absolut stabil und reißfest. Keine Ahnung, ob das Versagen der zugehörigen Gehölze mit einengenden Tüchern zusammenhing oder andere Ursachen hatte. Trotzdem hat's mich nachdenklich gemacht. Und wo mir seither Ballierungen aus Synthetikfasern unterkamen, habe ich möglichst viel davon abgefieselt (selbstverständlich gaaanz vorsichtig, bloß keine Wurzeln beschädigen). Jetzt muss ich wiederum überlegen. Mein neuer Cercidiphyllum steht zwar im Topf, ist aber balliert (wird in Baumschulen wohl oft so gemacht, dass man zugelieferte Ballenware in Container steckt, wenn man nicht mit sofortigem Verkauf rechnen kann). Das Tuch, engmaschig, ist leider Synthetik
. Und Wegfummeln ist hier nicht drin, dazu hat das Bäumchen viel zu viele Feinwurzeln...Was für Erfahrungen habt ihr mit Synthetik-Ballentüchern? Und wie geht ihr mit diesem Gewebe um - abfieseln, Löcherli reinschneiden, einfach dranlassen?

"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
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Re: Ballentücher aus Synthetikfasern
Ich habe im Park Dutzende groß gewordene Sträucher herausgerissen, in deren Wurzelwerk Ballentücher aus den 70er-Jahren eingewachsen waren. Diese Tücher scheinen nicht zu stören, sind meiner Meinung nach aber trotzdem unappetitlich. In Berlin gab es an einer Hochschule mal Versuche mit ballierten Bäumen, bei denen der Ballen komplett entfernt und ausgewaschen wurde. Diese Bäume wuchsen hervorragend an – bei sicher extrem guter Pflege.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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Re: Ballentücher aus Synthetikfasern
Danke für die "Rückenstärkung"
(man kommt sich ja als Amateur reichlich naseweis vor, wenn man Profi-Hinweise komplett in den Wind schlagen will
...).


Du hast nicht zufällig einen Link dazu? "Auswaschen", wenigstens teilweise, das ist auch, was ich beim bisherigen Tücher-Wegfieseln gemacht habe. Wollte man Ballierungen trocken abziehen, gäbe es böse Wurzelschäden.... In Berlin gab es an einer Hochschule mal Versuche mit ballierten Bäumen, bei denen der Ballen komplett entfernt und ausgewaschen wurde. Diese Bäume wuchsen hervorragend an – bei sicher extrem guter Pflege.
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Re: Ballentücher aus Synthetikfasern
Ein bisschen des damaligen Gezänks in der Fachpresse kann man hier im blauen Kasten nachempfinden. 

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Re: Ballentücher aus Synthetikfasern
Bei so einem synthetischen Tuch, das ich mal partout nicht vom Ballen abbekam, habe ich mit einem scharfen Messer viele lange senkrechte Schnitte gemacht und den Boden aufgeschlitzt - so ähnlich, wie ich es bei einer Containerpflanze auch mit einem extrem festen oder schon rundgewachsenen Wurzelballen machen würde. Ich wollte es dem Baum damit leichter machen, sich über die Synthetikgrenzen hinaus auszubreiten. Keine Ahnung, ob das notwendig war - wachsen tut er seit ein paar Jahren jedenfalls gut 

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Re: Ballentücher aus Synthetikfasern
Unser damaliger Dozent für technisch-konstruktive Grundlagen der Freiraumplanung hat uns explizit dazu aufgefordert, immer die Ballentücher entfernen zu lassen - entgegen der zumindest damals gängigen fachlichen Empfehlung.Auswaschen finde ich wiederum ziemlich kontraproduktiv, die Erde schützt die feinen Haarwurzeln im Ballen, spült man daran rum, werden sie freigelegt, da sie meist ziemlich am Rand der Ballen sind, bedingt durch die regelmäßige Verschulung in der Baumschule, sie trocknen dann schnell ein oder werden zerstört beim Pflanzen.Ballentuch bekommt man eigentlich immer mit leichtem Ziehen vom Ballen runter, es sei denn, es ist überständige Ware, die schon Monate mit Ballen eingeschlagen irgendwo in der Erde rumgestanden hat, so daß Wurzeln DURCH das Ballentuch gewachsen sind.
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“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
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Re: Ballentücher aus Synthetikfasern
Das finde ich interessant! Die "gängige fachliche Empfehlung" ist unverändert, siehe Staudos Link - merci dafür, StaudoUnser damaliger Dozent für technisch-konstruktive Grundlagen der Freiraumplanung hat uns explizit dazu aufgefordert, immer die Ballentücher entfernen zu lassen - entgegen der zumindest damals gängigen fachlichen Empfehlung. ...


Ok, "Auswaschen" ist ein zu starkes Wort für das, was ich bisher praktiziert habe. War eher Anfeuchten, zwar mit viel Wasser, aber mit sanftem Strahl. Feuchtigkeit macht sowohl Wurzeln als auch Tuch geschmeidig und erleichtert es, beides voneinander zu trennen. Und wenn man dann den Ballen sofort in einen feuchten Sack o.ä. einwickelt, ins Pflanzloch bugsiert - Händepaar 1 hält das Gehölz knapp über der Oberfläche, Händepaar 2 zieht fix den Sack weg, Händepaar 1 setzt den Baum ab, Händepaar 2 beginnt mit Lochzuschippen - geht's so schnell, dass keine Austrocknung droht. Zumindest bei kleineren Gewächsen klappt das zackzack. Beim jetzigen, verflixt großen Ballen wird's freilich länger dauern, da muss ich mir was einfallen lassen......Auswaschen finde ich wiederum ziemlich kontraproduktiv, die Erde schützt die feinen Haarwurzeln im Ballen, spült man daran rum, werden sie freigelegt, da sie meist ziemlich am Rand der Ballen sind, bedingt durch die regelmäßige Verschulung in der Baumschule, sie trocknen dann schnell ein oder werden zerstört beim Pflanzen. ...
Solche Gewächse sind häufig zu finden, vor allem bei Arten/ Sorten, die Baumschulen nur in kleinen Stückzahlen verkaufen und daher nicht selber produzieren, sondern zukaufen. Aus Baumschuler-Sicht völlig unproblematisch, weil die "gängige fachliche Empfehlung" ja eh besagt: Balliermaterial dranlassen. Und beim "Verschulen" wird vorheriges Balliermaterial ja auch nicht abgeprökelt... Ich werde mir den Cerci-Ballen sehr genau angucken, wenn's ans Pflanzen geht. (Vorher ist das leider nicht zu machen: Der Ballen ist viel zu schwer, um ihn "mal eben so" aus dem Pott zu hieven.)Gartenplaner hat geschrieben:... Ballentuch bekommt man eigentlich immer mit leichtem Ziehen vom Ballen runter, es sei denn, es ist überständige Ware, die schon Monate mit Ballen eingeschlagen irgendwo in der Erde rumgestanden hat, so daß Wurzeln DURCH das Ballentuch gewachsen sind.
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Re: Ballentücher aus Synthetikfasern
Ich kenn das auch aus den 90ern, daß die Ballentücher vollsynthetisch waren, und da war ein Entfernen äußerst sinnvoll.Aus dem Artikel ist zu ersehen, daß (wahrscheinlich aus Stabilitätsgründen?) ja immer noch in die Jute Synthetik-Material eingewoben ist, aber das ist wahrscheinlich nicht mehr so vergleichbar mit früher.Wenn das Ballentuch aus reiner Jute wäre, hätte ich keine Bedenken, es dran zu lassen.Gut ist aber auch, daß die derzeitigen Synthetikfäden schneller brüchig werden als die früheren.Anscheinend ist ja auch die FLL-Empfehlung für Baumpflanzungen Teil 1 angepasst worden, vielleicht ja schon mehrfach seitdem - ich glaub, die empfahl damals das dranlassen - und mein ehemaliger Dozent ist in der FLL sehr rege tätig.Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, aber ich glaube, beim Verschulen wird kein Balliermaterial drangemacht, da die Gehölze an einer Stelle ausgehoben und gleich nebenan wieder eingesetzt werden.Größere Bäume mit beeindruckend aussehenden Großbaumverpflanzungsmaschinen...Solche Gewächse sind häufig zu finden, vor allem bei Arten/ Sorten, die Baumschulen nur in kleinen Stückzahlen verkaufen und daher nicht selber produzieren, sondern zukaufen. Aus Baumschuler-Sicht völlig unproblematisch, weil die "gängige fachliche Empfehlung" ja eh besagt: Balliermaterial dranlassen. Und beim "Verschulen" wird vorheriges Balliermaterial ja auch nicht abgeprökelt... ...... Ballentuch bekommt man eigentlich immer mit leichtem Ziehen vom Ballen runter, es sei denn, es ist überständige Ware, die schon Monate mit Ballen eingeschlagen irgendwo in der Erde rumgestanden hat, so daß Wurzeln DURCH das Ballentuch gewachsen sind.

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Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber
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Re: Ballentücher aus Synthetikfasern
Der Ballen an sich schützt ja nicht nur die Wurzel und Wurzelhaare vor dem Austrocknen, er ist auch bei fast allen Koniferen, den Eichen, Buchen und einigen anderen Gehölzen lebensnotwendig, da mit ihm die an den Wurzeln anschließenden symbiotischen Pilzmyzele transportiert werden, ohne diese der Baum nicht lebensfähig ist.Prinzipiell wird mit Ballentuch gepflanzt, danach die oberen Knoten abgeschnitten bzw bei Drahtballierung der Zugdraht durchgeschnitten und entfernt.Die Wurzeln wachsen durch, Jute und Draht verrotten problemlos. Synthetikanteile bleiben allerdings noch ein paartausend Jahre im Boden.
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Re: Ballentücher aus Synthetikfasern
Ja, eben, drum bleiben die auf jeden Fall dran.... Jute und Draht verrotten problemlos...
Unsympathisch, im Fall der alten Synthetik-pur-Ballentücher auch baumunfreundlich. Aber Letzteres scheint sich bei modernen Tüchern stark gebessert zu haben. Ich habe nochmal ausgiebig recherchiert: Bei Ballier-Textilien sind heute wohl Jute-Synthetik-Mischfasern der Standard. Und die Fasern sind offenbar so konstruiert, dass der Jute-Anteil Erdkontakt kriegt, daher verrotten kann. Folge: Der Faden insgesamt zerbröselt. Die Krümel (Synthetikanteil) bleiben dann zwar, vermutlich für ewig. Doch als Krümel können sie die Wurzeln nicht mehr einschnüren. Das ist doch schon mal was. Trotzdem gibt's energische Empfehlungen, solche "Konitex"-Tücher vorm Pflanzen zu entfernen, z. B. hier...dmks hat geschrieben:... Synthetikanteile bleiben allerdings noch ein paartausend Jahre im Boden. ...
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