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pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate (Gelesen 7832 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
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maculatum
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pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

maculatum »

Erstmals habe ich in diesem Jahr eigenes Topfsubstrat aus Laubkompost, Gartenerde, Sand und Bentonit hergestellt. Die Mischung war sehr sauer, also habe ich kohlensauren Kalk zugefügt. Nun möchte ich den pH-Wert erneut ermitteln. Kann dabei sofort ein realistisches Ergebnis erzielt werden, oder dauert es einige Zeit (wie lange?), bis der Kalk (90% CaCo_3 als Granulat) sich "auflöst" und voll wirksam wird?
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pearl
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

pearl » Antwort #1 am:

wozu möchtest du überhaupt den pH messen? Bentonit hat einen neutralen pH und die Rotte von Laub ist im Kompost wahrscheinlich noch nicht ganz abgeschlossen. Der Sinn des CaCO3 Granulats ist ja, dass es langsam in Lösung geht. Der pH ist nicht entscheidend, das Calcium Kation wird von der Pflanze verbraucht, das Gleichgewicht verschiebt sich und Calciumcarbonat wird langsam aufgezehrt. Sehr langsam. Ich habe häufig im Herbst gekalkt und im nächsten Sommer gibt es noch Reste des Granulats.
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Dietmar
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

Dietmar » Antwort #2 am:

Moorbeetpflanzen brauchen einen sehr geringen pH-Wert, also sauren und damit nahezu kalkfreien Boden. Für einige Zimmerpflanzen aus den Tropen gilt das auch. Pflanzen aus dem tropischen Regenwald (und das sind viele Zimmerpflanzen) haben in der Natur meist sehr saure Böden, z.B. im Amazonasgebiet. Der viele Regen hat alle Salze längst weggespült, so dass nur noch eine Art Kies da ist, auf dem quasi eine dünne Torfschicht ruht. Wenn man es nicht genau weiß, dann sollte man in das Substrat von Zimmerpflanzen kein Kalk mischen. Kakteen dagegen vertragen in der Regel viel Kalk.Gewöhnliche Gartenpflanzen, also Obst, Gemüse und Blumen wollen einen neutralen bis leicht sauren pH-Wert, also so um 6,5 ... 7.Kalk (Kalziumkarbonat) ist neutral, hat also pH = 7, egal, wieviel man streut. Bei Branntkalk ist das anders.Die Kalktoleranz von normalen Gartenpflanzen ist sehr hoch, d.h. der Kalziumgehalt kann etwa um den Faktor Hundert schwanken. So groß ist der Bereich des optimalen Kalziumgehaltes im Boden für "normale" Gartenpflanzen. Nur zu wenig darf es nicht sein. Wer aber zu Hause schon Kalkboden hat, z.B. um Jena, in Karstgebieten, im südlichen Schwarzwald usw. der braucht kein Kalk zu streuen.Man sollte beachten, dass es auch sauer wirkende Dünger gibt, z.B. Magnesium- und Eisensulfat.
Isatis blau
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

Isatis blau » Antwort #3 am:

Kalk (Kalziumkarbonat) ist neutral, hat also pH = 7, egal, wieviel man streut. Bei Branntkalk ist das anders.Man sollte beachten, dass es auch sauer wirkende Dünger gibt, z.B. Magnesium- und Eisensulfat.
Kalziumcarbonat ist nicht neutral, sondern alkalisch, man braucht nur mal feuchtes pH-Papier an Kalk zu halten.Kalk ist schwer löslich. Wenn fester Kalk noch vorhanden ist, befindet sich immer die maximal mögliche Menge in Lösung, d.h., dass man gleich messen kann. Zum Lösen braucht man der Mischung nur ein paar Stunden Zeit lassen.
b-hoernchen
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

b-hoernchen » Antwort #4 am:

Wie schnell das Calciumcarbonat in Lösung geht, d. h. mit den vorhandenen Säuren (das kann auch "Kohlensäure", d. h. gelöstes CO2 sein) reagiert, hängt wesentlich von der Korngröße ab. Beispiel: Ich hab' einen großen Pflanzkübel (Plastik) mit Wurzelfräsmulch, der mit etwas Kies, Steinen, Lehm "verunreinigt" ist. Ich gieße mit angersäuertem (mit H2SO4 auf pH 4-5) Leitungswasser. Das unten rausrinnende Wasser bleibt erst mal im Untersetzer stehen und ist anfangs noch leicht sauer. Nach ein paar Tagen hat das Wasser im Untersetzer pH ca. 7. Ich säuere das Wasser im Untersetzer an auf pH ca. 4 und gieße nochmal damit. Nach ein paar Tagen hat das Wasser im Untersetzer wieder ca. pH 7. Das Spiel geht schon eine ganze Weile so und so langsam gebe ich es auf mit tropfenweise verdünnter Schwefelsäure die "basische Reserve" im Mulch aufzubrauchen. Möglich vielleicht in 100 Jahren... .Ich denke, ich setze die Kulturheidelbeere in fraglichem Kübel bald in ein rein "saures" Substrat. Und nein - ich glaube nicht, dass es Staunässe ist - ich muss ganz schön tief im Kübel wühlen, bis das SUbstrat stärker nass kommt.Was ich damit sagen will, bis sich ein stabiles pH einstellt, kann das in Abhängigkeit der Korngröße und anderer Faktoren schon eine Weile dauern. Die sauren Ionen hängen wie in einem Ionenaustauscher auch an einer festen Matrix, da spielen Porosität, Kapillarwirkung, vermittelnde lösliche Säuren u.s.w. eine Rolle. Wenn du allerdings feinen Kalkstaub - und "genug" davon ins Substrat mischt, kannst du davon ausgehen, dass das pH sich immer wieder oberhalb von 7 einpendeln wird. Ich selber habe keine guten Erfahrungen gemacht mit Substraten, deren pH nicht stabil ist, also deren saure und basische Bestandteile erst kürzlich gemischt wurden. Solche Mischungen könne gute Substrate ergeben, nachdem sie lange z. B. über den Winter abgelagert sind - am besten im Freien.Nochwas zu Kakteen und Kalk - die Kalktoleranz ist sehr unterschiedlich je nach Art. Auf Elba wachsen die Feigenkakteen wild wie Unkraut auf Granituntergrund. Sobald du den Granit verlässt und auf Kalk/Mergel kommst, - höchstens nur noch von Menschenhand angepflanzte Kakteen. Andererseits bestehen die Anden großenteils aus Mergelgestein. Das lässt mich fragen - was für Pflanzen möchtest du in deinem Substrat halten?
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

b-hoernchen » Antwort #5 am:

Noch zur pH-Bestimmung: Mit pH-Papier kannst du das pH in ungepufferter Lösung und in Nähe des Neutralpunktes nur recht vage bestimmen.Der Grund ist, dass der Indikator selbst eine schwache Säure oder deren Salz ist und um den pH-konformen Farbton aufzuweisen, mit den sauren oder basischen Ionen der zu bestimmenden Lösung reagieren muss, d. h. saure oder basische Ionen verbraucht. Deren Konzentration ist aber in Nähe des Neutralpunktes nur minimal, es sei denn es befinden sich reichlich puffernde Ionen im Wasser. Und deren Konzentration wiederum kann - je nach Substrat - sehr schwanken, von fast nichts bis zu reichlich. Dazu kommt das Problem der "gebundenen", d. h. an fester Matrix hängenden Ionen. Also - mit pH-Papier ist das ein bisschen wie Daumen ins Wasser halten und abschlecken - ähm ja, ich mess' auch auf die Schnelle mit pH-Papier. PH-Messgeräte müssen nämlich geeicht werden - und deren Eletroden können "zusetzen", also blockiert sein durch Schwebstoffe, vor allem das Diaphragma. Also bevor wir es ganz kompliziert machen - miss ruhig mit pH-Papier, aber sei dir bitte bewusst, das das nur recht grob ist und nicht die Kapazität wiedergibt, mit welcher das Substrat noch saure oder basische Ionen abpuffern kann.
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maculatum
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

maculatum » Antwort #6 am:

Danke für eure Antworten bisher. Die Erde will ich vor allem als Topfsubstrat für Stauden und für Kübelkultur von Gemüse nutzen. Der pH-Wert lag anfangs eher unter als über 5. Ohne viel nachzudenken, habe ich dann einfach nach Gutdünken gekalkt, um so ungefähr pH 6 als universell brauchbaren Wert zu erreichen. Scheinbar ist dieses Ziel erreicht, jetzt ist die Frage, ob der Wert in den nächsten Wochen noch weiter steigt... mal sehen.Es wird das Beste sein, wenn ich die Charge für nächstes Jahr im Herbst mische, wie b-hörnchen sagt.Ich nutze die Testtabletten von Neudorff.
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

b-hoernchen » Antwort #7 am:

Ich kenn jetzt nicht die Testtabletten von Neudorff - vermutlich auch Indikatorfarbstoff + ein Salz, das die Ionenstärke kontrollieren soll und eventuell auch die Ionenaustauschwirkung von Substraten. Hmm - auf welchen Farbton - pH-Wert -sind denn die Tabletten eingestellt, bevor du sie auflöst?Mit Indikatorpapier ist es häufig so, dass es etwa mit dem Farbton für pH ca. 5 verkauft wird. Tunkt man die in destilliertes Wasser - ändert der sich nicht - man erwartet ja erstmal pH = 7 für reines Wasser, nicht wahr?. Und gelehrte Kreise machen dann ein schlaues Gesicht und erklären, dass das destillierte Wasser ja gelöstes CO2, also Kohlensäure enthalte und das mit dem gemessenen pH 5 deswegen schon seine Richtigkeit habe. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit würde der Farbstoff, um den für pH 7 entsprechenden Farbton anzunehmen, Hydroxidionen verbrauchen. Deren Konzentration ist aber in kohlensäurefreiem, destilliertem Wasser so minimal (ein zehnmillionstel Mol je Liter), dass in den wenigen Mikrolitern Wasser, mit denen der Farbstoff in Berührung kommt, schlichtweg nicht die nötige Menge an pH-aktiven Ionen drin ist, um den Farbumschlag zu bewirken.Schlämme dein Substrat ruhig ein, zwei Tage auf, bevor du misst - oder tränke es mit Wasser und miss das, was nach ein paar Tage Flutung unten wegläuft - das erscheint mir sinnvoller als eine kurz vor der Messung hergestellte Aufschlämmung.
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pearl
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

pearl » Antwort #8 am:

ein ähnliches Substrat, wie du es oben beschrieben hast, verwende ich seit Jahren für alle Kulturen. Je nach Ansprüchen der Pflanzen kommt mehr oder weniger oder gar kein Jurakalksplitt rein. Komposte mit Eierschalen, Knochen und Muscheln werden von den sauren Substraten mit Eichenlaubhumus, Farnkompost und kalkfreiem Lehm getrennt aufgesetzt. In großen Bauwannen mische ich die Erden, wenn ich viel auf einmal sofort brauche. Sonst lasse ich das Mischen die Regenwürmer machen. Eine pH Wert Überprüfung könnte ich mit physiologischen pH Indicator Strips von MERCK machen. Lasse das aber bleiben. Wenn genügend Kationenaustauscher drin sind - also Lehm und Bentonit - dann ist alles gut.
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

maculatum » Antwort #9 am:

Wer misst, misst Mist. Das scheint auf pH-Bestimmung im Besonderen zuzutreffen.Und dabei würde mir ja schon eine grobe Einordnung ohne Nachkommastellen ausreichen.
Hmm - auf welchen Farbton - pH-Wert -sind denn die Tabletten eingestellt, bevor du sie auflöst?
So zwischen 5 und 6.
Schlämme dein Substrat ruhig ein, zwei Tage auf, bevor du misst - oder tränke es mit Wasser und miss das, was nach ein paar Tage Flutung unten wegläuft - das erscheint mir sinnvoller als eine kurz vor der Messung hergestellte Aufschlämmung.
Das werde ich machen. Dann brauch ich also doch mehr destilliertes Wasser als in diesem beigelegten Mini-Fläschchen.
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

maculatum » Antwort #10 am:

...Wenn genügend Kationenaustauscher drin sind - also Lehm und Bentonit - dann ist alles gut.
Ich will ja auch keine Wissenschaft draus machen, nur allzu grobe Schnitzer beim pH-Wert vermeiden und in Zukunft die Aufwandmenge auch ohne Messung schätzen können.
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Dietmar
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

Dietmar » Antwort #11 am:

Ich hatte kürzlich eine Bodenanalyse machen lassen. Darin stand:Der Säuregrad des Bodens liegt bei pH 6,5 und zeigt damit eine schwach saure Reaktion. Eine Kalkung kann vorgenommen werden, um die Pufferkapazität des Bodens zu erhöhen. Die optimale Versorgung mit Kalzium liegt zwischen 2000 und 150000 mg/kg. Auch bei Überschreitung des oberen Wertes gibt es bis 300000 mg/kg nur eine harmlose Überversorgung. 300000 mg= 300 g, d.h. bis zu einem Anteil von Kalzium von 300 g in 1 kg Boden gibt es keine katastrophale Überdüngung und hier ist auf den Kalziumgehalt zurück gerechnet, d.h. mit dem Karbonatrest ist der max. zulässige Kalkgehalt weit mehr als 30 % im Boden. Solche Werte kann man mit dem Ausstreuen von einer Handvoll pro Quadratmeter praktisch nie erreichen. Ich habe jährlich eine Handvoll pro Quadratmeter gestreut und über die Jahre hat sich das auf 2170 mg/kg Boden angereichert und das liegt gerade mal knapp über dem Minimalwert der empfohlenen Kalziumversorgung.Das alles gilt aber nur für Pflanzen, die nicht "allergisch" gegen Kalk sind.Keinen Kalk dürfen bekommen: Alle Moorbeetpflanzen (Azaleen, Rhododendren, Heidekraut), außerdem Beerentraube, Gartenheidelbeere, Ginster, Hortensien, Lorbeerrose, Sandmyrte, Seidelbast, Scheinbeere, Torfmyrte. Die Winterheide benötigt dagegen etwas Kalk. Keinen Kalk auch für Zimmerpflanzen aus dem tropischen Regenwald.
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pearl
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

pearl » Antwort #12 am:

...Wenn genügend Kationenaustauscher drin sind - also Lehm und Bentonit - dann ist alles gut.
Ich will ja auch keine Wissenschaft draus machen, nur allzu grobe Schnitzer beim pH-Wert vermeiden und in Zukunft die Aufwandmenge auch ohne Messung schätzen können.
!eben! Vergiss die pH Messung. Diese Tabletten sind sowieso Mist! Vertraue deinem "Laubkompost, Gartenerde, Sand und Bentonit". Du weißt noch nicht mal bei welchem pH Pflanzen am besten wachsen, oder? Ich kenne keine Pflanze, die den pH misst. ;) Falls du die Mischung zu wenig kalkhaltig findest, dann kannst du auch Bauschutt untermischen. ;) Es ist der Kalk, den manche Pflanzen brauchen. Nicht ein bestimmter pH Wert.
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

Dietmar » Antwort #13 am:

Der pH-Wert von kalkreichem Boden (wenn keine anderen pH-Wert verändernden Substanzen enthalten sind) ist definitiv neutral bis ganz schwach basisch. Woher kommt die irrtümliche Auffassung, dass Kalziumkarbonat den Boden (merklich) basisch macht?Eine ganz ganz geringe Menge des Kalziumkarbonats verbindet sich mit Wasser zu Kalziumhydrogenkarbonat. Dies spielt z.B. in Tropfsteinhöhlen eine Rolle. Dieses reine Kalziumhydrogenkarbonat dissoziiert in Wasser und dieser dissoziierte Anteil hat einen pH-Wert von ca. 8,3, ist also recht basisch. Da aber nur winzige Mengen des Kalkes in Kalziumhydrogenkarbonat umgewandelt werden, ist die Wirkung auf den pH-Wert des Bodens praktisch Null.Fazit: Mit der pH-Wert-Messung kann man den Kalkgehalt des Bodens nicht messen. Die handelsüblichen Tabletten und Papiere sind sehr ungenau, insbesondere im neutralen Bereich. Die so gemessenen Werte sind praktisch wertlos.Kalk hat neben der Kalziumversorgung eine weitere wichtige Aufgabe: die Pufferung des pH-Wertes. Wenn man z.B. mit Magesiumsulfat oder Eisensulfat düngt, welche recht sauer sind, würde der pH-Wert des Bodens ohne ausreichende Kalkversorgung in den Keller saußen, was zum Eingehen vieler Pflanzen führen würde. Bei ausreichender Kalkversorgung wird also eine schädliche Überdüngung mit sauren Düngern weitgehend vermieden.Ich habe schon an verschiedener Stelle empfohlen, dass Kleingärtner alle ca. 5 ... 6 Jahre mal eine Bodenuntersuchung machen sollten. Dann kennt man den Nährstoffgehalt des Bodens und weiß, ob und mit welchem Dünger gedüngt werden sollte. Die Verwendung von Blaukorn im Garten ist meist kontraproduktiv, da viele Böden in D auch ohne Düngung ein Übermaß an Kalium und Phosphor haben und jede weitere Düngung verschlechtert das Pflanzenwachstum und ist heraus geschmissenes Geld.
maculatum
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Re: pH-Bestimmung frisch gekalkter Substrate

maculatum » Antwort #14 am:

Woher kommt die irrtümliche Auffassung, dass Kalziumkarbonat den Boden (merklich) basisch macht?
Ich will ja gar keinen (merklich) basischen Boden, sondern einen weniger sauren.Der Neutralisationswert von CaCO_3 liegt bei etwa 50% von CaO. Also sollte es möglich sein, sauren Boden mit CaCO_3 etwas weniger sauer zu machen. Z.B. von pH 4,5 auf 6. Dabei stellt sich die Frage der Aufwandmenge und genau darum geht es mir.
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