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Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung (Gelesen 3705 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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thuja thujon
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Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

thuja thujon »

Hallo, es geht um schwachwüchsige Spindeln inklusive Kirschen. Hat jemand Erfahrung mit stärkenbezogener Baumbehandlung nach den Regeln von Fritz Georg Zahn? Ich schneide momentan die etwas wüchsigeren Bäume, dazu zähle ich in meinem Garten auch Burlat auf Gisela5, weitestgehend nach dem Umkehraugverfahren. Es hat sich einfach rausgestellt, dass der Boden zuviel hergibt, um zB einen Apfel auf etwas stärkerem wie M9 dauerhaft als Spindel mit maximal 4-5m Höhe zu halten. Nun möchte ich zum einen meine schwachen Spindeln bzw den Mitteltrieb der größeren Kronen von der Höhe her etwas begrenzen. Ich habe noch keine Baumschonende Methode für das Problem der Überbauung nach zurücksetzen oder ableiten auf Seitenäste im oberen Bereich kennengelernt. Es artet immer in rumgeschnippel aus wenn der Fruchtertrag nicht den Wuchs komplett ausbremst. Zahn propagiert absetzen mit überlebensfähigen Zapfen stehen lassen, der erst weggesägt wird, wenn der eigentlich wichtige Ast stark genug ist (Technik im unteren Kronenbereich). Soll zur Verhinderung von Gummifluss usw dienen, er kann das auch recht schlüssig in seinem Buch erklären. Wie sieht das im oberen Kronenbereich aus, wo man eben nicht wirklich was stärkeres zum überwachsen stehen lassen kann? Hat das mal wer ausporbiert und mehrere Jahre beobachtet? Wenn ichs jetzt zu unbegreiflich erklärt habe, mache ich auch gerne am Wochenenede ein paar Fotos. Gruß thuja
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b-hoernchen
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

b-hoernchen » Antwort #1 am:

Kannst du den Begriff "Überbauung" (nach Zurücksetzen) bitte erläutern? Meinst du damit Besenreiser?
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thuja thujon
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

thuja thujon » Antwort #2 am:

Schwierige Frage, ich gebs ja zu. Zum einen meine ich Besenreiser/Wasserschosser/Angsttriebe, zum anderen meine ich aber auch beruhigte Fruchtäste, weil auch diese dort oben stark gefördert werden und durch die damit reichlichen Blätter genug Licht wegnehmen. Mit Überbauung meine ich also so ziemlich alles, was Schatten auf das wirft, was in der eigentlichen Zielhöhe Licht haben will, egal wie wertvoll oder nutzlos es dort oben sein mag. Ich versuche es derzeit mit umlenken, einen Trieb wachsen lassen, den fruchten lassen, dann wieder absetzen. Hält die Schnittwunden in einer überschaubaren Anzahl im Vergleich zu ableiten auf einen waagerechten Ast. Das empfinde ich aber irgendwie als Kompromiss, zwischen das ist nix und selles ist auch nix. Jedenfalls bin ich nicht wirklich glücklich damit, da vieles irgendwie doch unnötig wächst und manchmal schlecht heilende Wunden beim absetzen entstehen. Beispiel Alexander Lucas auf Quitte: Beispiel Pinova auf kA, Oeschbergkrone: Manchmal spielen auch die Grenzen des Wuchses mit rein, dann ists nicht ganz so schlimm mit der Wuchskraft dort oben.Jamba 69 auf kA, Buschbaum, 7m hoch, Oeschbergschnitt: Spalierobst, Sandboden, kaum Dünger, kein Wasser, nicht bei mir im Garten. Unterm Strich ists immer wieder das selbe: der Baum will oben raus, der Gärtner will das aber nicht und schon fängt die Schippelei dort oben an. Ableiten auf waagrechten Ast, nur Fruchtknsopen stehen lassen, nur Zapfen stehen lassen, runterbinden und damit basisaustrieb fördern. Meistens ist alles ziemlich willkürlich oder zumindest nicht wirklich begründbar und ohne viel Rücksicht auf das Individuum Baum. Ich bin der Meinung, da muss es doch auch eine halbwegs vernünftige Lösung geben. Ich weiß nicht, ob die Zahnsche Regel bekannt ist, sein Büchlein mit einigen für bestimmte Situationen plausiblen Theorien, kann er alles gut belegen, keine Frage, ist trotzdem alles diskutierenswert und sollte man hinterfrasgen. Gerne auch hier im Strang, falls jemand das Buch vor sich liegen hat und ab und an mal andere Auffassungen wie dort geschrieben hat. Gerade beim Thema Spitze hüllt sich auch Fritz Zahn in Schweigen. Ich habe also kein Problem damit, auch mal die Spitzenpartie von einen Baum für 1-2 Jahre etwas höher wachsen zu lassen, um das dann mit mit den schönsten Blütenknospen wegzusägen, damit der Bereich untendrunter besser dasteht als mit herkömmlichen Methoden (Ableitkastration). Die Zapfenmethode von Zahn würde sich dafür theoretisch anbieten. Ich weiss nur nicht, wie sich das längerfristig macht, ob man wirklich Vorteile durch diese schonende Rückschnittmethode hat, weil der Zyklus eventuell auch etwas länger als die 2 Jahre dauern würde. Deswegen frage ich hier nach und hoffe auf genügend Querdenker, die sich zusammen mit mir den Kopf zerbrechen und was ausprobieren wollen bzw es im Idealfall schon seit Jahren machen und eine breit überzeugende Methode gefunden haben.
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

thuja thujon » Antwort #3 am:

Ich glaube es ist kein Fehler, wenn ich mal ein Foto von einem ganzen Baum einstelle. Hier die Alexander Lucas auf Quitte, mit ein paar anderen Sorten auf einzelnen Ästen drauf, deswegen bitte nicht über die Architektur im unteren Kronenbereich wundern. In 4-5m Höhe reichst mir irgendwann mit ernten, deswegen die Höhenbegrenzung. Lehmboden, trockene Rheinebene, Weinbauklima, Schrebergarten, wie immer zuwenig Platz für das, was man eigentlich noch alles unbedingt braucht.
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

b-hoernchen » Antwort #4 am:

Also ich bin ja so ziemlich der Letzte, den man fragen kann zu Obstbaumschnitt. Was mir aber an deiner Alexander Lucas auffällt, das ist ja fast eine Säulenbirne geworden. Ich muss da an Birnenspaliere denken, die kaum mehr nach oben wachsen, dafür ellenlange waagrechte Seitenäste haben, wo sie kräftig fruchten. Ich denke, wenn man den Baum dazu bringen könnte, dass er seine Kraft weiter unten an entsprechend langen Seitenästen mit Fruchtbildung verausgabt, hätte er dann evtl. weniger Kraft, um nach oben zu wachsen-?
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

cydorian » Antwort #5 am:

Viel Text und Bilder, aber ich steige nicht so ganz durch. Überbauung der Krone ist typischer Effekt von Bäumen auf mittlerer bis schwächerer Unterlagen, die man lange nicht oder falsch (nämlich vorwiegend unten) geschnitten hat. So weit darf es gar nicht kommen. Das Problem der Überbauung, wie du es nennst, darf man also nicht beseitigen, sondern man darf es erst gar nicht entstehen lassen.Umkehrtechnik und Zahnsche Regel kenne ich, aber um Überbauung zu vermeiden passen solche Techniken nicht ganz. Ein einfacher Erziehungsschnitt in der Krone reicht dafür bereits. Bei zu starker Wüchsigkeit im August. Dein Alexander Lucas sieht mehr danach aus, dass du von Anfang an zu wenig Höhenbegrenzung betrieben hast. Oder die Höhe zwar haben wolltest, aber die Seitenäste zu kurz gehalten. Am Pinova kann ich auch keine Überbauung erkennen, etwas wenig verzweigt, aber doch ganz brauchbar.
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

thuja thujon » Antwort #6 am:

Ich wollte jetzt nicht behaupten, dass meine Bäume überbaut wären. Eher fragen wie man sie Überbauung baumschonend bei zu wüchsigen Bäumen vermeidet. Das ist ein weit verbreitetes problem hier in unserer Gartenanlage bzw egal wo ich hier in die Gärten gucke. Klar, breiter ziehen und mehr fruchten lassen. Würde ich machen, hätte ich den Platz für breitere Bäume. Würde ich auch machen, wenn mir die Vögel oder Wespen auch ein paar mehr Birnen übrig lassen würden. Pinova hatte ich dieses Jahr etwas abgesetzt weil mir die Mitte etwas durchgegangen ist. Unterm Strich ist die AL etwas breiter als ein entsprechender Baum in einer Obstanlage. Steht aber auf gutem Boden und bekommt Dünger durch den Rasen. Seit 3 Jahren dünge ich ihn etwas spärlicher, um ihn periodisch zwischen den Trockenzeiten grün zu halten, aber eher mit max. 1kg Harnstoff pro 100m²/a anstatt 3 Packungen Rasendünger. Schnittzeitpunkte: Auslichtungsschnitt etwa im Juni und Winterschnitt. Vegetationszeit ist von Ende März bis etwa Mitte Dezember, etwas länger wie üblich. Wenn ich im August schneide, treiben die Bäume nochmal durch. Also wie behandle ich eine Mitte, die treiben will, aber nicht soll. Pinzieren wie im Spalierobstbau?
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

b-hoernchen » Antwort #7 am:

Du weißt schon, dass Harnstoff ein reiner Stickstoffdünger ist?Wenn mir eine Pflanze zu stark wächst, würde ich Stickstoffdüngung auf Null zurückfahren und wenn überhaupt mein Augenmerk hauptsächlich auf Kali richten. Evtl mit Holtzasche (= Kali + Phosphat) düngen, um den Fruchtansatz zu fördern.
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

cydorian » Antwort #8 am:

Seit 3 Jahren dünge ich ihn etwas spärlicher, um ihn periodisch zwischen den Trockenzeiten grün zu halten, aber eher mit max. 1kg Harnstoff pro 100m²/a anstatt 3 Packungen Rasendünger.
In den guten Verhältnissen die du ja hast musst du überhaupt nicht düngen, sondern nur die Baumscheibe frei halten. Jungbäume wässern in Trockenphasen, ansonsten nichts zuführen. Treiben deine Bäume sogar noch im August nach Schnitt, schneide erst Ende August und mach mal eine Bodenuntersuchung, die kostet nicht viel. Kann sein, dass dein Boden längst überversorgt ist. Bei deinen Bäume bekomme ich auch den Eindruck, dass sie sogar zu viel geschnitten sind. Überall sind da Korrekturen zu sehen. Kürze beim Apfel vor allem die langen Astpeitschen, lass ihn sich verzweigen, auslichten musst du da nicht, der ist schon licht.Dein Punkt ist offenbar mehr die Höhenbegrenzung: Wie begrenzt man Obstgehölze in der Höhe? Indem man den Haupttrieb oben abschneidet und Leitäste unterhalb dieses Schnitts ebenfalls kürzt, so dass die Wuchskraft nicht in einen Leitast geht. Und was passiert dann? Der Haupttrieb will weiter nach oben und schiebt auf wüchsigem Boden vermutlich mehrere parallel stehende Schosser steil nach oben. Was nun? Nochmal kürzen im August.Über Details gehen die Meinungen auseinander. Die Methoden und Ergebnisse kannst du in jeder Kleingartenanlage oder anderen privaten Obstgärten sehen. Ich verfahre unterschiedlich, je nach Wüchsigkeit und Baumart. Meine "Uta" Birna versuche ich im Wachstum sogar anzuregen, weil sie zu schwach wächst. Die "Josefine von Mechelen" kommt dagegen viel stärker und ziert sich auch etwas beim Verzweigen. Dort habe ich den Leittrieb etwa auf der Höhe geklappt, an der die nächste Hauptastverzweigung stattfinden soll. Die danach entstandenen Schosser schneide ich bis auf vier weg und leite die auf Aussenaugen ab. Ich stoppe also das Wachstum des Baum nicht, sondern verlangsame es, bremse die Mitte, lasse die Leitäste stärker wachsen damit der Baum breiter statt höher wird. Die Wüchsigkeit wird irgendwann von selbst nachlassen, dann geht es über in Verjüngungsschnitte.
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

kasi † » Antwort #9 am:

Nachdem ich festgestellt habe, dass hier fachwissentlich über Baumschnitt diskutiert wird, hole ich einen Teil meiner Anfrage aus dem Aboretum von gestern hierher:Der zweite ist eine Birnenquitte in meinem Pachtgarten. Die Gartennachbarin hatte an der Grenze einen Holzschuppen. Hatte, denn als sie im Winter in der Türkei war, brannte der Schuppen eines nachts lichterloh. Die Feuerwehr konnte den Brand zwar löschen, aber zwei große Johannisbeerbüsche und der Zaun waren verbrannt. und auch der Quittenbaum war einseitig ganz schwarz. Jetzt erst nach dem Austrieb konnte ich feststellen, dass auch er teilweise verbrannt ist. Im unteren Teil der dicken Äste treibt er jedoch neu aus. Ich habe die Äste in Richtung Nachbars Garten etwas eingekürzt. Meine Frage ist, soll ich an diesen verbrannten Ästen einen Radikal schnitt wagen? Die andere Seite des Baumes macht einen gesunden Eindruck, wenn auch die Blüte nahezu komplett aus geblieben ist.so sieht der arme z.Zt. aus. Links sieht man das der baum einseitig voll belaubt ist. Das Hohe rechts im Hintergrund gehört nicht dazu. Das ist ein verbrannter Haselnußbusch den mein Nachbar mich aufforderte zu entfernen, sonst würde er es tun.
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

thuja thujon » Antwort #10 am:

Mein Boden dürfte definitiv überversorgt sein. Ich weiß zwar nicht, was meine Vorgänger vor 15 Jahren gemacht haben, aber damals gabs für die Gartenpartytruppe hauptsächlich die Option zwischen mit Blaukorn falsch düngen oder mit anderen Düngern falsch düngen. Also um Phosphat oder Kali mache ich mir wenig Sorgen. Wenn ich 2,5g Stickstoff pro Quadratmeter Rasen 3 mal im Jahr gebe (15g Harnstoff/m²/a), nimmt der Rasen davon jeweils geschätzt 3 mal 3g/m² auf. Also da kommt nix davon bei den Bäumen an. Das schluckt der Rasen, der sonst eher 100g Volldünger, sprich 20g/a/m² N gewöhnt ist. Der Jamba sieht etwas licht aus, weil ich da mal die Fruchtholzrotation angepeilt habe diesen Winter. Gemäß der Regel bei viel Laub wächst auch viel. Jamba verzweigt sich nicht gut, der blüht an dünnen Trieben eher endständig und sonst fast nicht. Das ist eine ganz andere Liga wie ein Pinova. Da ist nicht viel mit Verzweigung anregen wenn an Früchte haben will. Hätten die das mit der Allergikereignung vor 20 Jahren schon gewusst, wäre er vielleicht nicht Sang- und Klanglos in der Versenkung verschwunden. Whatever, Stammverlängerung im Winter kürzen, wenn ich die Reiter danach im August zurücknehme, ist der Trieb bis dahin schon wieder so viel dicker geworden, dass er im nächsten Jahr doch stärker als vorher treibt, trotz Rückschnitt im August. Speziell beim Jamba habe ich die letzten 2 Jahre auf Langschnitt mit reichlichen, gehemmten Trieben zur Fördeung der endständigen Früchte an den dünnen Seitenästchen gesetzt, weil stärkere Triebe eingekürzt bei dieser Sorte nicht fruchten sonden nur Blatt oder Schosser bringen. In der Breite sehe ich fast keinen zusätzlichen Spielraum. Jamba macht flache, dünne, an der Basis verkahlende Triebe, das sieht man auch an den zu spät als Leitästen erkannten (und damit an der Basis verkahlten) Leitästen, damals war das alles noch nicht so klar. Es ist immernoch ein Buschbaum, es gibt hier mehr Vegetationstage wie durchschnittlich und überversorgten Boden mit unberechenbaren Mineralisierungsschüben was den Stickstoff angeht und diese gerne auch mal bis in den Dezember rein, wo anderorts schon längst Schnee liegt. Langschnitt fördert das Wachstum, sehe ich ein, aber irgendwo wüsste ich mal gerne wieviel da noch zum aktuell vorhandenen Raum dazugezählt werden muss. Die Ernte letzten Sommer waren 7 bis 8 Bäckerkisten, dieses Jahr weniger Blüte und ein feucht-wüchsiges Frühjahr, da wette ich auf noch mehr Wuchs. Egal was ich dagegen mache. Kali düngen zwecks Verschiebung des N/K-Verhältnisses bringts auch nicht. Ich weiß mir aktuell nicht mehr zu helfen als mehr Frucht zum bremsen oder wild an der Spitze rumzuoperieren. Sommerschnitt bzw jetzt im Mai/Juni hat auch nicht den durchschlagenden Erfolg. Also unterm Strich fehlt mir nach wie vor ein tragfähiges Konzept für eine nachaltige Spitzengestaltung, die mir bisher werder Palmer noch Zahn liefern konnte. Vielleicht habe ich da auch einfach was überlesen.
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

cydorian » Antwort #11 am:

Lass die Wiese doch mehr ausmagern, dünge auch den Rasen nicht mehr. Schnitt kann immer nur ein Stück weit den Wuchs begrenzen. Je grösser dieses Stück, desto grösser die Dauermühe. Wäre es anders, hätte der Obstbau nicht hundert Jahre Energie in die Entwicklung schwachwachsender Unterlagen gesteckt. Über die Unterlagen zu gehen ist auch der Weg, den du einschlagen kannst. Quitte C, M9... Natürlich nicht mehr im Bestand, aber bei Ersatzpflanzungen. Auf so gutem Boden geht das auch, man braucht halt dauerhafte Standhilfen.
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

Sternrenette » Antwort #12 am:

Kasi, ich würde die verbrannten Äste der Quitte bis zu den kräftigen Neuaustrieben absägen. Der Schaden ist ja schon entstanden. Den Rest vom Baum, den gesunden Teil, würde ich lassen.
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

thuja thujon » Antwort #13 am:

Mit M9 komme ich halbwegs klar, je nach Sorte. Die einen kommen nur spärlich vorwärts, man hat fast Angst um sie. Die anderen wachsen trotz ohne Düngung und ohne wässern, selbst in Trockenjahren wie 2015 mit Trieblängen von gut 40-50cm. Und irgendwann kommt man auch da zum Punkt der Höhenbegrenzung. Ist in den Plantagen auch nicht anders, trotz Wuchsregulator, angepasster Düngung usw. Auch wenn bei mir die Wurzelfläche zum großen Teil unterm Rasen ist, eine bessere Wuchsbremse gibts fast nicht (außer den Früchten natürlich), das warme Herbstwetter im November ermöglicht meist noch einige Schwierigkeiten. Was ich nun möchte ist nicht die Höhenreduzierung mittels absägen und nachbearbeiten wann auch immer es nötig ist, weil die erlaubte Höhe durch den Reihenabstand und damit die Belichtung vorgegeben ist, ein bisschen pinzieren und reisen würde ich noch hinbekommen. Ich suche viel eher nach etwas Baumverträglichererm als das zurücknehmen und Geschnippel da oben. Auch wenn ich mehr Laub stehen lasse und die Spindeln in die Breite ziehe, dann geht mir der Mitteltrieb noch eher nach oben durch, weil die Wurzel mehr Aufbaustoffe durch mehr Blattfläche bekommt. Es sollte doch theoretisch was geben, womit man um ein ständiges rumschnippeln an der Spitze drumrumkommt, Fruchtbogensytsem oder sowas ähnliches, wo die Wunden wenigstens klein bleiben und vom Wuchs her noch abgeschottet/überwallt werden können anstatt als toter Stumpen als Pilzquelle zu dienen. Hat da niemand mal unkonventionelle Lösungen durchpobiert?
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Re: Obstbaumschnitt: stärkenbezogene Baumbehandlung

thuja thujon » Antwort #14 am:

@Kasi: im Prinzip sehe ichs wie Sternrenette. Alternativ kannst du auch mal abwarten, vielleicht treiben noch ein paar schlafende Augen durch und es muss nicht gleich ein einarmiger Bandit zurechtgesägt werden.
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