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Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln (Gelesen 333068 mal)
Moderator: cydorian
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
@Spitz: Im Grunde kann man den ganzen Winter über schneiden (hängt halt ein bisschen von deinem Standort ab). Zu lange würde ich nicht mehr warten. Hier beginnen die Winzer bereits um den November rum mit den Schneiden, jetzt sind die meisten auch schon längst fertig damit.Beim Zapfenkordon wachsen die Zapfen, sofern man richtig schneidet nur sehr langsam nach oben. Dein Link zeigt die verschiedenen Bögen-Varianten (Halbbogen, Flachbogen usw.). Da müsstest du dir dann einen der zwei hinteren (am senkrechten Stamm) einjährigen Triebe aussuchen, bis zu diesem zurückschneiden und ihn dann runterbiegen und auf die Breite deines Gerüstes einkürzen. Aus jedem Auge sollte dann ein neuer Trieb mit jeweils (je nach Sorte) 2-3 Trauben wachsen. Je nachdem wie die Bedingungen bei dir sind, musst du für eine bessere Qualität, richtiges Ausreifen die Traubenanzahl eh verringern. Deshalb brauchst du, falls du auf Zapfen schneidest auch höchstens 2 Augen belassen. Sonst hast du nur zu viele Triebe/Trauben.
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Okay vielen Dank!Was würdest du eher machen? Alle Triebe auf 2 Augen einkürzen oder wie beschrieben einen einjährigen runterbiegen?Und warum muss man egtl einen der beiden hinteren wählen um ihn runterzubiegen? Ist es nicht am besten den untersten starken einjährigen Trieb zu nehmen?Vielen Dank uLG
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Es ist eigentlich egal, welche der beiden Schnittformen du wählst. Wie alt ist der Weinstock denn?
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Heuer ist es das dritte Jahr
Und letztes Jahr hatte ich das erste Mal Ertrag - soo lecker!Okay dann werde ich heuer einmal alle einjährigen Triebe auf 2 Augen zurückschneiden und einmal schauen wie sich die Rebe entwickelt :)Vielen Dank!

Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Und so sieht er nun geschnitten aus
Passt eh so oder
?Vielen Dank u LG


Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Es gibt verschiedene Erziehungsformen. Die Anleitung von fassendengrün ist eine der Möglichen. Auf alle Fälle ist der Rebschnitt nicht mit dem Obstbaumschnitt zu vergleichen. dfa der Rebschnitt jedes Jahr erfolgen sollte. Der beste Zeitpunkt ist der vor dem Anschwellen der Knospen und wenn keine stärkeren Nachtfröste mehr erwartet werden.Da die Standorte sehr unterschiedlich sind, kann man keine allgemeingültige Empfehlung geben. In den sächsischen Weinbaugebieten beginnt man meist ab ca. Mitte Februar mit der Tendenz zu späterem Beginn, da durch den Klimawandel bei uns der Winter länger geht. Im Pillnitzer Anbaugebiet beginnt man deshalb vielfach erst Mitte März. Ich habe meine Rebschnitt mit den Jahren auch immer später gemacht und dieses Jahr werde ich je nach Wetterprognose frühestens nächstes Wochenende beginnen. Ich wohne aber etwas außerhalb der sächsischen Weinbaugebiete.Am Unter- und Oberrhein beginnt der Frühling eher, so dass auch der Rebschnitt eher erfolgen kann.Falls man auch etwas naschen will, muss man aber auch während der Vegetationsperiode schneiden.a) Geiztriebe entfernen, außer vielleicht in sehr guten Lagenb) Ertragsbegrenzung, damit größere Trauben und Beeren und keine verspätete Reifec) Traubenzone außer auf der Sonnenseite entblättern, z.B. auch zur Vorbeugung gegen Pero und Botrytis in der sogenannten Wartezeit, wo man nicht mehr durch Spritzen schützen kann. Auf der Seite, die vor der Mittagssonne schützt, sollten Blätter stehen bleiben, damit die Trauben keinen Sonnenbrand bekommen.
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Wenn ich das richtig sehe, dann hast Du eine Bogrebe geschnitten und ein kurzes Stück mit ein oder 2 Augen, woraus die Bogrebe des nächsten Jahres wachsen kann. So ähnlich hätte ich es auch gemacht.In der Praxis ist das aber manchmal komplizierter, da sich die Reben nicht immer so wie im Lehrbuch entwickeln. Schnittempfehlungen sind deshalb nicht immer 1005-ig umsetzbar.Ich möchte noch einmal auf das kurze auf Zapfen geschnittene Stück einer Rute in Nähe der "Verzweigungsstelle" hinweisen. Manche vergessen, dass dieses kurze Stück für die Bogrebe(n) des nächsten Jahres beim Rebschnitt Beachtung finden sollte.Und so sieht er nun geschnitten ausPasst eh so oder
?
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Hallo,die Weintraube ist mittlerweile sehr gut und vorallem dicht gewachsen, aber sie hat leider (wenn überhaupt) nur sehr kleine Blüten im Vergleich zu meiner (um 1 Jahr jüngere und daher noch wesentlich "undichter" wachsenden Rebe). Meiner Meinung nach gehört jetzt doch ein Grünschnitt durchgeführt um die Dichte zu reduzieren oder? Ich habe einmal bei allen Doppeltrieben (also da wo 2 Triebe bei einem Auge rauswachsen) einen entfernt. Gehören jetzt prinzipiell alle Triebe entfernt wo keine Blüten drann sind?Und @ Dietmar: Was meinst du mit dem kurzen Zapfen der nächstes Jahr Bedeutung für den Bogenschnitt hat? Welchen meinst du da genau?Vielen Dank uLG Oli
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Es gibt eine Reihe verschiedener Erziehungsformen für Wein- und Tafeltrauben. Die in Deutschland verbreiteste ist die Erziehung auf eine bzw. zwei Bogreben. Idealerweise beginnt eine Bogrebe etwa in der Höhe von ca. 60 cm am Stamm. Je nach Alter und Rebsorte schneidet man auf 6 - 8, bei sehr wüchsigen Sorten auf mehr Knospen. Die Bogrebe wird durch vorsichtiges Biegen (sogenanntes Knürscheln) so gebogen, dass diese in etwa waagerecht an den Spanndraht geheftet werden kann. Aus pflanzenphysiologischen Gründen ist das "waagerecht" sehr wichtig. Die Erklärung, warum, würde hier zu weit führen. Aus jeder Knospe entsteht dann eine Fruchtrute, an der ein bis zwei Gescheine (künftige Trauben) entstehen. Die Fruchtruten werden senkrecht nach oben gezogen und an höheren Spanndrähten geheftet. Nach Möglichkeit sollte die Laubwand 2,6 bis 2,8 m hoch sein (über der Erdoberfläche). Keltertrauben werden jedoch viel niedriger erzogen. Wenn es das Gelände zulässt, sollten die Reihen in etwa in Nord-Süd-Richtung verlaufen. Der Reihenabstand sollte bei Tafeltrauben 1,75 bis 2 m sein.Die Fruchtruten sollten so hoch wie möglich wachsen können. Werden diese zu niedrig gekappt, bilden sich sehr viele "schlechte" Geiztriebe, welche kurzfristig ausgebrochen werden sollten. Pro Fruchtrute sollte nur ein Geschein stehen bleiben, bei schlechten Standorten nur ein Geschein pro 2 Fruchtruten. Das nennt sich Ertragsbegrenzung. Bei der Ertragsbegrenzung werden nur die Gescheine (künftige Trauben) abgeschnitte. Die Fruchtrute bleibt stehen. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Blätter pro Traube. Die Blätter an den Geiztrieben tragen nur wenig zur Ernährung der Trauben bei. Wenn man diese Ertragsbegrenzung nicht vornimmt, entsteht zwar eine größere Anzahl von Trauben, aber diese sind nur klein, auch die Beeren. Desweiteren verzögert sich die Erntezeit, so dass je nach Standort und Miniklima manche Sorten gar nicht ausreifen oder aber ausreifen und weder süß noch aromatisch sind.Erst wenn die Bogrebe beschnitten, gebogen und angeheftet ist, sollte man beim Rebschnitt alle anderen Ruten wegschneiden. Warum? Falls die Bogrebe beim Biegen bricht, hat man noch Ersatzruten. Wenn man also eine erwachsene Rebe schneidet (im zeitigen Frühjahr), dann fällt etwa 85 bis 90 % der Ruten dem Schnitt zum Opfer. Hat man mehrere kräftige Ruten zur Auswahl, denn wählt man für die Bogrebe die stammnächste.Nun sollte man aber beim Rebschnitt schon an das folgende Jahr denken. Um im nächsten Jahr stammnahe Bogreben zu erhalten, schneidet man beim Rebschnitt nicht alle Ruten außer der Bogrebe völlig weg, sondern schneidet eine weitere Rute auf 2 Augen. Aus diesen 2 Augen werden auch Fruchtruten, von denen eine zur Bogrebe im nächsten Jahr ausgewählt wird. Wenn man das nicht macht, beginnen die Bogreben mit den Jahren immer weiter vom Stamm entfernt.Ältere Rebstöcke mit einer sehr hohen Wuchskraft kann man auch auf zwei Bogreben plus eine Rebe (oder 2) mit zwei Augen schneiden. Das Schneiden einer Rute auf zwei übrig bleibenden Augen nennt man in der Winzersprache auf Zapfen schneidet.Anfängern empfehle ich das Lesen eines Buches oder einer Anleitung im Internet zum Rebschnitt.Im weiteren Verlauf des Jahres sind diverse Pflegemaßnahmen (Schnitt) erforderlich, z.B.:1. Kappen der Fruchtruten in möglichst großer Höhe, z.B. 0,5 m über dem höchsten Spanndraht.2. Ausbrechen der Geiztriebe3. Ertragsreduktion4. Kurz vor der Traubenreife Entblättern der Traubenzone (z.B. um Pilzgefahr zu verringern). Hierbei sollte die Blätter nur auf der Seite der stärksten Sonnenstrahlung (Süd bis Südwest) stehen bleiben, um einen Sonnenbrand der Trauben zu vermeiden.Und @ Dietmar: Was meinst du mit dem kurzen Zapfen der nächstes Jahr Bedeutung für den Bogenschnitt hat? Welchen meinst du da genau?
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Wow super - vielen vielen Dank für diese ausführliche Antwort! Vermutlich werde ich mich im Frühjahr per Foto eh wieder an euch wenden damit ich sicher nichts falsch schneide :PHier mal ein Bild vom momentanen Zustand. Meinst du nicht dass ich da ein paar weitere Triebe noch ausbrechen sollte? Für mich als Laie kommt es noch sehr dicht vor oder?Vielen Dankund LG
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
zuvor ein Foto der mikrigen Blüte... hier einmal die Dichte der Rebe nach ausbrechen der Doppeltriebe...
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Und hier ein Foto meiner 2. Rebe (die ist vorletztes Jahr abgefroren). Heuer konnte ich sie also das erste Jahr biegen und sie treibt sehr brav aus und hat auch schöne große Blütenstände! Soll ich bei der noch irgendetwas machen?Vielen Dank uLG Oli
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
So richtig kann ich es auf den Bildern nicht erkennen.Ich würde jetzt einmal nicht herumschnippeln.Ansonsten gilt meine Empfehlung in einem vorherigen Beitrag.
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Für nächstes Jahr könntest Du eventuell eine andere Erziehungsmethode ins Auge fassen: auf Zapfen schneiden (Kordon) statt Bogrebe.Warum? Deine Kletterhilfe ist für die Bogrebenerziehung etwas schmal. Diese alternative Erziehungsmethode ist aber nicht mein Ding. Da müssten andere Spezies mal etwas dazu schreiben. Außerdem ist diese Erziehung nicht für alle Rebsorten geeignet.
Re: Weinbau: Erziehung, Schnitt, Veredeln
Hallo ihr Weinexperten,nachdem ich mit meinem einen Weinstock (Lakemont - gekauft als Sorte für Anfängerinnen
) inzwischen vermutlich so ziemlich alles falsch gemacht habe, was man falsch machen kann, habe ich inzwsichen doch so ein bischen begriffen, was den Weinschnitt betrifft. Immerhin hatten wir letztes Jahr zum ersten Mal eine Traube. Dieses Jahr hat der Weinstock mehrere Trauben angelegt, aber in den letzten Tagen immer mehr Triebe durch Bruch verloren, leider auch die mit den Trauben dran.
:'(Die Triefe lagen plötzlich welk auf dem Boden oder hingen einfach irgendwo im Stock.Zuerst dachte ich, das sei Windbruch, nur ging in den letzten Tagen gar kein Wind mehr. ???Zu den Eckdaten: Ich habe den Stock an der Hauswand als Senkrecht-Kordon mit kurzen Zapfen (immer zwei Augen stehen lassen) erzogen, zumindest soweit ich dazu fähig war. Als Rankhilfe sind drei senkrechte Seile gespannt, am mittleren ist der Stamm fixiert, die beiden anderen etwa je dreißig Zentimeter links und rechts davon zum Festranken.Leider rankt sich da im Moment noch gar nichts fest, immer erst später im Jahr. Mir scheint, die Triebe streben zu stark aufwärts und erreichen die seitlich angebrachten Seile erst wenn sie zu lang sind und schon längst abgebrochen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Seile konstruktionsbedingt recht dicht an der Hauswand sind und die Triebe oft Richtung Wand ausgerichtet sind. Vielleicht entsteht dadurch Druck auf die Triebe, der sie dann irgendwann abbrechen lässt.Was mache ich falsch? Habe ich die falsche Sorte für diese Form der Erziehung?

