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Nisthilfen für Wildbienen (Gelesen 407703 mal)
Moderator: partisanengärtner
Re: Nisthilfen für Wildbienen
Es gibt nur relativ wenige Blattschneiderbienenarten in D, wovon auch nicht alle im Boden nisten. Aufgrund Deines Wohnortes kann man es locker auf fünf Arten einkreisen, nur welche es ist, kann man nach dem Bild nicht wirklich sagen. Das Schneiden der Blattausschnitte geht übrigens ruck zuck. Nur wenige Sekunden braucht ein Tier hierfür. Es werden auch unterschiedliche Formate gewählt: kreisrunde Blattausschnitte für Zellboden und -deckel, ovale Ausschnitte für die Seitenwände. Es ist schon faszinierend, die Tiere dabei zu beobachten. :DDie Brutzellen müssen auf jeden Fall im Freiland überwintern. Im WOhnraum wäre es zu warm und die Tiere würden zu früh schlüpfen. Also wäre vorsichtig austopfen und herausnehmen der Brutzellen eine gute Idee, aber vorsichtig und möglichst erst in ein paar Wochen. Dann sind bereits die überwinternden Vorpuppen in ihrem Kokon in den Zellen und die Zellen zerfallen nicht mehr ganz so schnell beim Herausnehmen. Beim Überwintern sollten die Brutzellen vor Sonne und Tierfraß (Mäuse u. a.) geschützt, z. B. an der Nordseite eines Hauses, untergebracht werden. 

Re: Nisthilfen für Wildbienen
In dieser Woche bin ich hier über einen blauen Nistverschluss mit 4 mm Durchmesser gestolpert
. Es handelt sich dabei um ein dünnes Häutchen, dass von einer Hylaeus- Art, einer Maskenbiene gebaut wurde. Das Tier selbst habe ich nicht gesehen, in dieser Größe, ca. 6- 8 mm, fällt mir die Unterscheidung von Wespen und Bienen sehr schwer.
Inzwischen werden auch die Pappröhrchen von Herrn Kornmilch fleißig gefüllt. Alles geht so schnell, dass man die Erbauer nicht verfolgen kann. Ich nehme an, da sind Solitärwespen am Werk.
Gestern erschien wieder der uns schon bekannte wunderschöne Stänkerfritze Chrysis fasciata.
Die Goldwespe war wie besessen davon, genau in dieses mittlere Bambusröhrchen ein Ei abzulegen.
Der Röhrchenbesitzerin war das zu bunt, so dass sie ihr Nest am Ende dauerhaft bewachte und versuchte mit blitzschnellen Attacken den Eindringling aus dieser Gegend zu vertreiben. Aufgrund der bekannten Wirte von Chrysis fasciata nehme ich nun an, dass es sich um die Solitären Faltenwespen Odynerus laevipes oder Discoelius dufourii handelt.
Am Abend war die Sache dann geschafft und der Nistverschluss unter Verwendung getrockneter Mauerreste der Frühlingsmauerbienen fertiggestellt
.
Inzwischen hat sich das ziemlich große beeindruckende Tier daran gemacht, ein neues Röhrchen mit mehr oder weniger fetten gelähmten Raupen zu füllen- hmmmm, lecker
.



Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Re: Nisthilfen für Wildbienen
Am anderen Ende des Bienenhauskästchens wurde zuerst einmal das Nest einer Frühlingsmauerbiene geräumt
.
Danach ging es mit Tempo an die Neubefüllung mit Fleisch
. Es soll ja hier nicht nur Vegetarier geben
.
Zwischendrin ist Solitäre Faltenwespe Nummer drei beschäftigt. Da wurde zuerst das unpassende Fleisch ausgeräumt, die roten Larven wurden einfach vor die Tür gepackt, um danach alles neu zu befüllen und mit Lehmresten zu verstärken.
Schade, dass die Arten sich so schwer auseinander halten lassen.Nun glaubt nur nicht, dass es hier jemals landweilig werden könnte
.





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Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Re: Nisthilfen für Wildbienen
..ein schöner Bildbericht. Habe ihn mir mit Freude angeschaut 

VG Wolfgang
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Raue Ostalb, 6b, Tallage 500m üNN
Re: Nisthilfen für Wildbienen
Chica, was du da an Aufnahmen zeigst und Informationen vermittelst, ist wirklich eindrucksvoll :DNun habe ich eine Frage: Ich habe gerade reichlich MiscanthusStengel und möchte damit weitere Nisthilfen machen. Angedacht ist, beidseitig aufgeschnittene Blechdosen mit dem Gras auf zu füllen.Welches ist denn die optimale Ausrichtung in Bezug auf die Himmelsrichtung und wie gut muss der Schutz vor Regen/Schnee sein? Eine andere Frage ist der Schutz vor Vögeln. Spechte gibt es hier reichlich und auch die Meisen sind extrem neugierig 

WühlmausGrüße
"Das Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Aber dafür wurde es nicht gebaut." Paulo Coelho
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Re: Nisthilfen für Wildbienen
Hallo,ich antworte schon mal
Zum Schutz vor Vögel am besten nur eine Seite offen, diese nach Süden ausrichten, sonnig und nicht baumelnd befestigen. Röhrchen möglichst nach dem Knoten schneiden, so dass die hintere Seite verschlossen ist. Die Vögel holen gern die Röhrchen raus, damit diese sich nicht rausholen lassen, mache ich die mit Heisskleber hinten fest. Netz oder Draht davor geht auch, wird aber eher gemieden.Wenn Du eine große Dose nimmst, und die Stengel nicht rausgucken, dann wäre kein extra Wetterschutz notwendig, ideal wäre, wenn die Dose nach vorn ein wenig nach unten geneigt ist.Rechne aber damit, dass vielleicht die nächsten Bewohner erst Anfang nächsten Jahres einziehen :DPS. Das sind die optimalen Bedingungen, aber auch wenn alles nicht optimal ist, wird vieles besiedelt 


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Re: Nisthilfen für Wildbienen
Danke Flammeri!Klingt so, als wäre das erfüllbar 

WühlmausGrüße
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Re: Nisthilfen für Wildbienen
Mein Wildbienenhaus steht nach Südosten ausgerichtet. Da hier im Sommer im Kontinentalklima bis zu 40 C° werden können und hier wirkliches ungeschütztes Wetter herrscht habe ich bewußt diese Richtung gewählt. Die Bienen bekommen Morgensonne und es wird im Sommer nicht zu heiß in den Röhrchen. Die Brut kann nämlich auch verkochen. Die Anordnung der Öffnungen ist grundsätzlich von Osten bis Westen möglich. Kleinere Vögel haben hier auch schon Röhrchen aufgehackt, das macht aber nichts, so der Experte, im schlimmsten Fall wird eine vorn liegende männliche Larve gefressen. Eigentlich sollte die von fast allen Arten gebaute Leerzelle aber Schutz bieten. Im Winter werde ich stabiles Gitter oder sogar eine Verschalung vor den Öffnungen anbringen, hier im Naturgarten gibt es Vögel aller Arten, auch mehrere Arten von Spechten.Am Montag kann ich meinen Sack Lehmmörtel im Baustoffhandel abholen, dann geht's an die hohe Kunst des Steilwandbaus, ich berichte
.

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Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Re: Nisthilfen für Wildbienen
Ein spannender Bienentag war das heute. Mehrere kleine Wildbienen, kleiner noch als Osmia florisomnis, mit orange gefülltem Bauchbürstchen erschienen um fast alle 3er Eichenbohrlöcher zu beschlagnahmen
.
Nachdem das erste Nest verschlossen war war endgültig klar, wer hier am Werk ist: Osmia truncorum, die Gewöhnliche Löcherbiene schließt die Bohrlöcher mit Harz und baut einige Steinchen darin ein.
Als zweite Bienenart erschien dieses Tier, das scheinbar ein 6 mm großes Loch des Bienensteins ausgesucht hatte.
Ich nehme an es handelt sich um eine Megachile- Art. Sie hat etwa die Größe von Osmia bicornis und eine rötliche Bauchbürste.Danach untersuchte dieses Bienenmädchen unzählige Bambusröhrchen, sie schien sich aber nicht wirklich entscheiden zu können.
Ich tippe ja noch einmal auf Blattschneiderbiene.

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Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Re: Nisthilfen für Wildbienen
Da hat sich doch fast wieder jemand mit der Beutegröße übernommen
.
Ob das wohl Auplopus carbonarius, die Tönnchen- Wegwespe ist? Dieses Niströhrchen hier sieht jedenfalls ganz sicher nach ihr aus.
Als Larvenfutter trägt sie Glattbauch- und Sackspinnen ein, das könnte passen, oder? Ich dachte nur die Röhrchen werden am Ende noch mit Lehm verschlossen
Nun, schauen wir mal...Auch 2 der 4 senkrecht am Bienenhaus befestigten Himbeerruten sind besetzt. Das bauende Tier ist heute leider der Kamera knapp entgangen, aber: irgendwann kriegen wir euch alle
.




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Re: Nisthilfen für Wildbienen
Da Osmia florisomnis fast alle 4er Eichenbohrlöcher gefüllt hatte, sollte die "Luxushütte" (Zitat Dicentra) nun aufgestockt werden, mit 3er, 3,5er; 4er und 5er Löchern. Heute nun endlich ist ein neues Holz fertig geworden
.


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Re: Nisthilfen für Wildbienen
wir haben draußen am haus eine alte holzmolle aufgehängt, da schwirrten die tage kleine wildbiene rum, um in die holzwurmlöcher ei zu legen. ich flugs rein zu GG, der mußte schnell ein holz bohren (3er bohrer) damit mehr wildbienenplatz haben.wir haben aber auch ein großes insektenhotel mit dachbegrünung im garten stehen
LG Heike
Re: Nisthilfen für Wildbienen
Sehr schön
, was ist eine Holzmolle
? Das könnte Osmia truncorum, die Gewöhnliche Löcherbiene sein, wenn die Tiere 4- 8 mm groß waren und ohne Pollenladung eine gelblichbraune Bauchbürste haben
. Hier sind sie nach wie vor am Werk.
Zu Beginn ihres Erscheinens in #533 landeten die winzigen auf Korbblütler spezialisierten Wildbienen mit knallorange gefüllter Scopa an ihrem Nest. Das macht natürlich neugierig, an welchen Pflanzen sie wohl gesammelt haben. Da kommen hier bei mir in Frage: Calendula officinalis, Tanacetum vulgare, Achillea millefolium und ganz sicher hier der Hauptsammelplatz: Anthemis tinctoria. Ob die Wildform oder 'Sauce Hollandaise' von Dicentra
sollte den Bienchen in diesem Falle wohl gleich sein. Inzwischen ist die Bauchbürste gelb gefüllt. Die Mädels sind wohl auf Rudbeckia fulgida und laciniata, Crepis capillaris und Centaurea cyanus umgestiegen. Irgendwie finde ich die Winztiere putzig
.Am Wochenende hat "mein" Waldbrettspiel, Pararge aegeria (er lebt da hinten bei den reifen Beeren
) "meine" Wildbienen besucht.
Zu meiner großen Freude hat tatsächlich eine der Blattschneiderbienen damit begonnen in einem der Bambusröhrchen ein Nest zu bauen. Das Tier ist im Vergleich zu den Frühlingsmauerbienen extrem scheu. Das Nistverhalten lässt mich beim Zuschauen den Atem anhalten. Da kommt doch plötzlich ein großes grünes Blatt angesummt...
Und husch ist es im Röhrchen verschwunden
. Nach einer Zeit erscheint im Eingang eine hübsch gestreifte Biene mit oranger Bauchbürste, äußerst apart das Tier
.
und wieder ein grüner Flieger...
Das Blatt ist viel größer als das summende Tier
und wird im Bogen unter dem Bauch gefaltet transportiert. Der Einflug erfolgt zielgenau mitten in das Röhrchen, ein Anflug auf einem benachbarten Röhrchen und weiterlaufen ist mit der sperrigen Fracht scheinbar nicht möglich
. Und weiter geht's.
nächstes Blatt...
und Abflug...
und nächstes Blatt
...
und Abflug...
und nächstes Blatt...
Nach mindestens vier ovalen Blattstückchen eine Pause am Bienenhausrand.
Und dann wird erst einmal Pollen geholt...Was für ein Tier
. Ich denke es kann nur Megachile versicolor oder willughbiella sein, fantastisch jedenfalls.edit: doch vertippt












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Re: Nisthilfen für Wildbienen
Schon vier Tage nichts über meine Wildbienen und -wespen berichtet
. Ich habe Information von kundiger Stelle, bei "meiner" Blattschneiderbiene handelt es sich um Megachile centuncularis. Das hätte ich ja nicht zu hoffen gewagt. Ich habe sie gar nicht erst in Betracht gezogen, weil sie in Brandenburg auf der Vorwarnliste zur Roten Liste steht
. Und nun nistet sie bei mir
. Eben konnte ich beobachten, dass heute der Eintrag von kreisrunden Blattstücken für die Zellenabgrenzung auf dem Plan steht. Ein fleißiges Bienchen.Außerdem hat die echte Grabwespe Passaloecus eremita mehrere Ziegellöcher gefüllt. Die Nester werden mit Harz verschlossen, der Kranz aus Harztröpfchen rundherum ist arttypisch
.
Die Holzschlupfwespe Ephialtes manifestator hat sich zu Anfang der Woche wieder einmal an den Nestern von Osmia florisomnis vergriffen. Man kann genau beobachten, wie sie ihren Legebohrer in ein Nest der Hahnenfuß- Scherenbiene bohrt.
Um nach erfolgter Eiablage den Legebohrer wieder "rückzubauen".
Spannend sind die alle
.





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- Registriert: 14. Jul 2016, 19:07
Re: Nisthilfen für Wildbienen
Ja, man sieht die Insektenhotels ja in jedem Baumarkt rumstehen. Ich konnte da bisher nicht viel mit anfangen.Aber deine tollen Bilder und Erzählungen haben mich jetzt doch angefixt.Ich weiss nicht ob noch dieses Jahr, aber spätestens im Nächsten baue ich mir auch eins. :DVielen dank für deine große Mühe.
Es kommt der Tag, da will die Säge sägen.