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Obstbaum-Nischen-Frage (Gelesen 18265 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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alun
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Obstbaum-Nischen-Frage

alun »

Hallo zusammen,

ich lese jetzt seit längerem mit, und habe nun zum ersten Mal selber den Platz für ein paar Obstbäume!
Falls meine Fragen zu ungenau bzw. laienhaft sind, werde ich mich natürlich um Präzisierung bemühen.

Ich suche für Äpfel und Birnen jeweils den gleichen Sorten-Typ:

- geeignet für das bergische Klima; ein wenig kühler als die Kölner Bucht, aber mit den gleichen oft regenreichen und luftfeuchten Sommern und ebenfalls oft regnerischen Wintern
- schwerer, nicht kalkarmer Boden ohne Probleme mit der Wasserversorgung
- leichte Hanglage, aber nicht genug, um Spätfrostrisiko zu vermindern
- eine standfeste Unterlage; dabei alles unterhalb einer starkwachsenden; quasi die jeweils stärkste Buschbaum-Unterlage für meine Bedingungen bzw. die Sorte
- Sorten, die sich in erster Linie zum Versaften eignen, bei denen es sich aber gleichtzeitig auch lohnt, die madenfreien Exemplare zum Frischverzehr zu pflücken


Die Früchte dürfen am Ende so hübsch oder hässlich sein wie sie wollen, solange sie ungespritzt angebaut werden können.

Ich hoffe sehr, daß Ihr mir ein paar Kombinationen vorschlagen könnt!
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cydorian
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

cydorian » Antwort #1 am:

Mittelstarkwachsende Unterlagen wie MM111, gute Universaläpfel wie z.B. Renetten, die das regenreiche Klima gut nutzen können.
alun
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

alun » Antwort #2 am:

Danke! - nur MM111? Und bei Birnen - Quitte BA 29 vielleicht?
Renetten...ich bin halt Laie, hättest Du für Äpfel und Birnen ein paar Sortennamen, die den Regen mögen?
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Secret Garden
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

Secret Garden » Antwort #3 am:

hallo alun.
mein absoluter lieblingsapfel ist die 'biesterfelder renette': süß-sauer-saftig und lecker direkt vom baum. :D
gedeiht im kalten regnerischen sauerland gut, ist nicht lange lagerbar.
alun
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

alun » Antwort #4 am:

Klingt gut, danke! Machst Du Saft draus?
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

Secret Garden » Antwort #5 am:

nein. apfelkompott, -kuchen und frisch essen.
die äpfel reifen schon etwa mitte september - es sind nicht mehr viele da. :D
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cydorian
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

cydorian » Antwort #6 am:

MM111 oder Ähnliche, z.B. M7. Das Problem ist mehr, die gewünschte Sorte auf der gewünschten Unterlage zu bekommen.

Die meisten Renetten wollen feuchte Standorte. Beispiele: Graue Französische Renette, Berlepsch, Ananasrenette, Harberts, Zuccalmaglios Renette...

Für Birnen würde ich arteigene Unterlagen nehmen, Pyrodwarf, OHF-Unterlagen. Die willst du wirklich versaften? Gut ist dafür z.B. die schweizer Wasserbirne Ich würde aber eine richige Tafelsorte bevorzugen.
alun
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

alun » Antwort #7 am:

Ja, versaften - makellos soll bei mir nur das Gemüse aussehn; beim Obst soll der Most im Vordergrund stehn :)
Die Biesterfelder auf MM111 ist schonmal zu bekommen; mal sehn, wie es mit den anderen steht.
Die ist triploid; sind die anderen Renetten das auch, und welche Sorten könnte ich wohl noch dazusetzen?

Okay, Pyrodwarf oder OHF. Schweizer Wasserbirne - auch auf einer der beiden Unterlagen? Ich hab beim Lesen im Netz nicht beurteilen können, ob entweder keine Mostbirne auf etwas anderem als einer starkwachsenden Unterlage wachsen will, oder ob diese Kombination einfach so selten nachgefragt wird, daß es einfach niemand anbietet.
Und eine passende Tafelsorte; an welche denkst Du da z.B.?
Isatis blau
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

Isatis blau » Antwort #8 am:

Meine Lieblingsapfelsaftsorte ist die Gewürzluike, die auch zum so essen gut ist.

Als Tafelbirnensorte, die für Wein geeignet ist, habe ich die Tongern gepflanzt, weil sie in einem Obstsortenbuch für den Zweck empfohlen wurde. Trotz Sämlingsunterlage ist der Baum aber so klein und die Birnen sind so gut, dass sie immer so gegessen werden ;).
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cydorian
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

cydorian » Antwort #9 am:

Wenn irgendwo in der Umgebung (500m Radius) noch andere Äpfel stehen, ist sicher ein guter Befruchter dabei, dann brauchst du keinen eigenen Befruchter, ansonsten eine sicher diploide Sorte dazusetzen. Es gibt diverse Listen, was triploid ist, z.B. hier.

Gewürzluiken brauchen mehr Wärme.

Mostbirnen sind keine Essbirnen. Mostbirnen enthalten mehr oder weniger Gerbstoffe und sind nicht haltbar. Die würde ich auf eine OHF-Unterlage setzen. Wird wohl kaum lieferbar sein, sowas wird auf Kirchensaller Sämling gepflanzt wenn nachgefragt. Aber Süssmost, also Saft kann man aus Essbirnen machen. Wird eben mangels Säure sehr süss, ein Zuckerwasser. Vorsicht beim Mischen mit Äpfeln, nicht dass man am Ende ein klebriges, schnell sättigendes Getränk erhält, das einem schnell über ist. Für Most zum Verschnitt mit Äpfeln würde ich reine Mostbirnen setzen und eine Tafelbirne extra. Am Besten eine etwas lagerfähige Sorte. Die Sommer- und viele Herbstsorten sind so kurz haltbar, dass das Vergnügen sehr begrenzt ist, die sollte man nur auf noch schwächer wachsende Unterlagen setzen wenn man nur Eigenbedarf will.

In Frage kommen z.B. Nordhäuser Winterforellenbirne, gute Graue, köstliche aus Charneux.
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Tara2
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

Tara2 » Antwort #10 am:

Für luftfeuchte Lagen ist auch der ebenfalls zu den Renetten gehörende Ribston Pepping (Englische Granatrenette) sehr gut geeignet.
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Mediterraneus
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

Mediterraneus » Antwort #11 am:

alun hat geschrieben: 5. Okt 2016, 21:43
Ja, versaften - makellos soll bei mir nur das Gemüse aussehn; beim Obst soll der Most im Vordergrund stehn :)



Also nur Saft, keinen Wein? (Most ist hier nämlich der Apfelwein).
Für Saft im allgemeinen und für Wein im besonderen brauchst du nämlich eine gute Mischung an Äpfeln. Die heute verpönten "Mostäpfel" sind dazu besonders geeignet, sie enthalten Gerbstoffe und Bitterstoffe, die in Kombination mit anderen Äpfeln dem Saft erst eine gewisse Komplexität geben. Noch dazu tragen sie meist jedes Jahr reichlich, denn früher war man auf den Most ja angewiesen, da musste Substanz da sein. ( z.B. der Rote Trierer Weinapfel).

Vielleicht wäre bei dir ja überlegenswert, auf einen Baum verschiedene Sorten zu veredeln, so kannst du deine Apfelvielfalt noch erhöhen.

Gut im Saft macht sich auch noch die Deutsche Mispel oder die Quitte. Beides sehr malerische und kleine Bäume. Zumindest die Mispel verträgts auch feucht.
LG aus dem südlichen Main-Viereck
Mediterraneus

Andere haben schließlich auch irgendeine Ahnung
alun
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

alun » Antwort #12 am:

Gut, Befruchter sollten also genug vorhanden sein (auch wenn sie meist nicht mehr gut gepflegt zu werden scheinen).

Mostbirnen auf schwächerer Unterlage zu bekommen, scheint eine Frage des Glücks zu sein...

Gegen süße Säfte hab ich generell nichts, auch wenn ich zusätzlich geen Most produzieren möchte - könnte z.B. die Kombination aus robusten, feuerbrand-unempfindlichen und Feuchte bevorzugenden Tafelbirnen mit herberen Äpfeln, Quitte (wird morgen gepflanzt) und anderem ordentlich runde Moste ergeben?
Sind Mostäpfel auf MM111 einfacher zu bekommen?
Sternrenette

Re: Obstbaum-Nischen-Frage

Sternrenette » Antwort #13 am:

Ausprobieren. Hier gibt der Winterglockenapfel dem Most einen prima Geschmack. Ich weiss nicht ob der bei Dir ideal gedeiht, es wäre aber einen Versuch wert.

Grundsätzlich machts die Mischung.
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cydorian
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Re: Obstbaum-Nischen-Frage

cydorian » Antwort #14 am:

Die guten Mostobstsorten sind praktisch nur auf starkwachsenden Unterlagen erhältlich. Was ist "geen Most"? Gärmost? Da würde ich Tafelbirnen raus lassen. Du erhöhst damit nur den Alkoholgehalt, nicht das Aroma. Da wirft man nur die fürs essen zu unschönen Früchte dazu. Guter Gärmost hat Säure, ein bisschen Gerbstoffe, Fruchtaroma. Das war mal ein ganz grosses Thema für sich und auch im Forum steht einiges dazu.

Bei Äpfel gibts wie schon im Thread erwähnt eine gute Schnittmenge (die aus vorwiegend alten Sorten besteht), die mal "universal" verwenden kann. Essen, trocknen, backen, versaften, vergären. Da hast du kein Problem. Bei Birnen ist diese Schnittmenge kleiner und schlechter. Es gilt vielmehr: Entweder, sie sind gut zum essen oder sind sind gut als Gärmostzutat. Oder manche Sorten auch reinsortig.
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