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Frage zu Glyphosat (Gelesen 803175 mal)

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bristlecone

Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #2505 am:

thuja hat geschrieben: 21. Jul 2017, 12:17
Die Bauern/Landwirte/Agrarindustriellen sind eigentlich die, die jeden Tag in der Natur draussen sind.


Das halte ich für eine Verklärung der Realität. Die sind nicht "in der Natur", die sind im Freien - mit Natur hat das zunehmend weniger zu tun.

Und:
Ist es wirklich zu viel verlangt, nicht bis zum befestigten Wegrand zu pflügen, den letzten Knick/die letzte Windschutzhecke zu beseitigen, den Maisacker nahtlos ans Nachbarfeld zu bestellen, ohne Randstreifen, alte Walnuss- und Birnbäume in der hiesigen Landschaft auszureißen und keine nachzupflanzen, weil man sie ja nicht mehr braucht, Feldgewässer stillschweigend zuzuschütten oder totzudüngen, Bruchsteinmauern ebenso stillschweigend einzureißen?

Könnte man nicht einfach mal fünf gerade sein lassen und ein klein wenig Fläche nicht unter dem Gesichtspunkt der Ertragsoptimierung betrachten? Ist das wirklich zuviel verlangt?
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Staudo
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Re: Frage zu Glyphosat

Staudo » Antwort #2506 am:

Ich denke nicht. Dazu muss man mit den Bauern reden und versuchen sie zu überzeugen. Schwingt man dagegen die große Moral-Öko-Keule, werden sie schon aus lauter Bockigkeit den Traktor anlassen. Bauern sind Herrscher auf ihren Flächen. Die lassen sich nicht gern bevormunden.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
bristlecone

Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #2507 am:

Klingt nach bockigen Trotzköpfen.
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thuja thujon
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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #2508 am:

Hier im nördicheren Teil vom Oberrheingarben funktioniert sowas ganz gut.

bristlecone hat geschrieben: 21. Jul 2017, 12:51
thuja hat geschrieben: 21. Jul 2017, 12:17
Die Bauern/Landwirte/Agrarindustriellen sind eigentlich die, die jeden Tag in der Natur draussen sind.
Das halte ich für eine Verklärung der Realität. Die sind nicht "in der Natur", die sind im Freien - mit Natur hat das zunehmend weniger zu tun.
Für den Städter ist der Stadtpark oder das Naherholungsgebiet mit einmal wöchentlich Rasen mähen Natur.
Für den Bauern ist das Gebiet um den Acker Kulturlandschaft.
Für den Landwirt ist auch Wald Kulturlandschaft.
Lediglich über die Meeresböden haben sich noch nicht allzuviele Gedanken gemacht, wie man dort die Biotope nennen könnte.

Natur ist meiner Meinung nach, wenn sich zB Insekten weiter nach Norden ausbreiten, weil es wärmer wird. Oder wenn in einem Jahr mit viel Salzwassereinbruch wegen Herbststürmen in die Ostsee der Dorsch deswegen fast einen ganzen Laichjahrgang verliert. Oder das die Nachbarin nicht schwanger werden kann bzw ihr Mann graue Haare oder eine Glatze bekommt.

Unberührte Natur ist eine erfinderische Wortschöpfung, weil der Mensch Teil der Natur ist und die Umwelt nur etwas auffälliger verändert als zB Ameisen oder Biber.
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bristlecone

Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #2509 am:

Ja, so kann man jedes Thema im Großen Ganzen aufgehen lassen. ::)
Ist aber nicht hilfreich.

Tatsache ist, dass die Kulturlandschaft in Deutschland sich seit Langem wandelt und zugleich früher mal ganz gewöhnliche Tier- und Pflanzenarten der Kulturlandschaften immer seltener werden, in den letzten so etwa 40-50 Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit.

Und die Landwirte sind nun mal die Haupt-, wenn auch nicht die alleinigen Veränderer dieser Kulturlandschaft.
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Dietmar
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Re: Frage zu Glyphosat

Dietmar » Antwort #2510 am:

Glyphosat wurde in der Vergangenheit nicht nur in der Landwirtschaft eingesetzt. In Dresden wurden früher die Haltestellen von Bussen und Bahnen unkrautfrei gehalten. Nun haben wir eine grüne Dezernentin, die dafür verantwortlich ist. Als erstes wurden von ihr alle Herbizite dafür verboten. Aber auch das Wegbrennen ist für Stadtbedienstete verboten, da Kohlendioxid entsteht.
Nun darf nur noch manuell das Unkraut entfernt werden. Im Stadtzentrum klappt das ja noch, aber außerhalb des Stadtzentrums wuchert jetzt das Unkraut noch und noch, z.T. hüfthoch. Auch die Wege in z.B. Parks wachsen langsam zu.

In Dresden (Stadtrat) regiert seit einiger Zeit rot-rot-grün und das ist das reinste Chaos. Rein in die Kartoffeln - raus aus den Kartoffeln. Nur noch Streit zwischen Fundis und keine sinnvollen Entscheidungen mehr. Jede Partei droht mit dem Sprengen der Koalition, wenn ihre zum Teil extremen Vorstellungen nicht durchgesetzt werden. Alles fing mit dem Streit um Glyphosat an.
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Zwiebeltom
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Re: Frage zu Glyphosat

Zwiebeltom » Antwort #2511 am:

Wieder einen Thread gefunden, um deine Ansichten zur Politik breitzutreten? :P
Das Leben ist kein Ponyschlecken.
Conni

Re: Frage zu Glyphosat

Conni » Antwort #2512 am:

Dietmar hat geschrieben: 21. Jul 2017, 14:33
... aber außerhalb des Stadtzentrums wuchert jetzt das Unkraut noch und noch, z.T. hüfthoch. Auch die Wege in z.B. Parks wachsen langsam zu.
...


Dietmar, sei bitte so freundlich und belege diese Deine Behauptungen mit ein paar aussagekräftigen Photos. Mir ist so etwas hier in Dresden noch nicht begegnet.
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thuja thujon
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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #2513 am:

Bitte auch erwähnen, welche Herbizide zum abspritzen der Haltestellen verboten wurden, bzw welche vorher dafür eingesetzt wurden.

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Tatsache ist, dass die Kulturlandschaft in Deutschland sich seit Langem wandelt und zugleich früher mal ganz gewöhnliche Tier- und Pflanzenarten der Kulturlandschaften immer seltener werden, in den letzten so etwa 40-50 Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit.

Und die Landwirte sind nun mal die Haupt-, wenn auch nicht die alleinigen Veränderer dieser Kulturlandschaft.
Ja, viele Landwirte haben aufgegeben. Gerade die Hobbylandwirte und Nebenerwerbslandwirte. Die Flächen werden jetzt eher von größeren Betrieben bewirtschaftet. Die Betriebsgrößen steigen kontuierlich, es wird sich spezialisiert, Hobbykrauter mit Streuobstwiese oder Handsämaschine und Pferdegrubber sieht man so gut wie nicht mehr. Die 99,2% auf der letzten Seite im Strang sind die Folge davon. Das waren früher nahe 0%.

Folge der Spezialisierung der Betriebe: die machen immer mehr das, wofür sie bezahlt werden. So wie der Häuslebesitzer zunehmend mehr Häusle hat bzw weniger Wiese hinterm Haus.
Da niemand die Betriebe für Ackerunkäuter-Erhaltungsprogramme bezahlen will, werden solche Produkte auch nicht produziert, damit auch nicht angeboten. Vorher wäre eh zu klären, welche Pflanzen als besonders erhaltenswert gelten, ob diese staatlich unterstützt werden sollen usw.

Leider kann man den Rückgang der Ackerwildpflanzen nicht den Glyphosatspritzern in die Schuhe schieben, sondern man muss jeden fragen, der Felder bewirtschaftet, dort Unkraut bekämpft, anders düngt, andere Bodenpflege. Man sollte auch Saatgutfirmen in die Pflicht nehmen, die über immer besser gewordene Saatgutreinigungsanlagen verfügen.

Man sollte den Punkt wirklich detailliert ausdiskutieren, mit der Gesellschaft, damit die entscheiden kann, ob auch Ambrosia im Vogelfutter zu schützenswerter Ackerbegleitflora gehört.
Den Zustand wie vor 100 Jahren werden wir in der Kulturlandschaft jedenfalls nicht wieder herstellen können, dazu hat sich global zuviel geändert.
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neo

Re: Frage zu Glyphosat

neo » Antwort #2514 am:

thuja hat geschrieben: 21. Jul 2017, 12:17
Wenn die sich jetzt alle zusammenhocken würden und es ändert sich was, dann wärst du immernoch dagegen und würdest fordern, dass sich was ändern muss.


Dann hast du mich nicht richtig verstanden. Mir liegt nichts an Alles oder Nichts. Und wie schon von einigen hier geschrieben, Pflanzenschutzmittel sind nur ein Teil des grossen Ganzen. Und von dir geschrieben und ich stimme zu; es ist komplex und Vereinfachungen führen sicher nicht in die Zielgerade.
Über die Anwendung und Reduzierung von verschiedenen PSM konkret zu sprechen, dafür bin ich nun wirklich nicht die richtige Gesprächspartnerin (viel zu geringes Fachwissen).
Über die Verhältnisse in der deutschen Landwirtschaft kann ich eigentlich auch nicht sprechen. Die Ansätze in der schweizerischen Landwirtschaft finde ich gut, aber ohne Geld scheint es nicht zu gehen. Aber ich denke, die Investition lohnt sich.
https://www.lid.ch/medien/mediendienst/aktueller-mediendienst/info/artikel/artenvielfalt-muesste-zum-verkaufsargument-werden/
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dmks
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Re: Frage zu Glyphosat

dmks » Antwort #2515 am:

bristlecone hat geschrieben: 21. Jul 2017, 08:56

Nee, darum, dass alle satt werden, geht es bei der Landwirtschaft schon lange nicht mehr. Da geht es darum, dass der Landwirt oder ein landwirtschaftlicher Betrieb mit seinen Erzeugnissen so viel Geld verdient, dass er mindestens sein Ein- und Auskommen hat resp. Profit macht. So wie jeder andere Mensch resp. jede Firma auch.
Ganz nach den Regeln der Privatwirtschaft.


So ist es. Natürlich - es ist ein Produktionsbetrieb! Wobei ich keinen kenne, der nicht damit zu kämpfen hat seinen Betrieb irgendwie in den schwarzen Zahlen zu halten.

Und jetzt bitte mal alle vortreten, die gerne mit weniger oder ohne Gewinn arbeiten (Selbständige) oder auf beliebige % ihres Lohnes (Angestellte) verzichten möchten, nur damit es für die Sichtweise Anderer schöner aussieht! Oder in deren Vorstellung paßt. 8)
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Frage zu Glyphosat

dmks » Antwort #2516 am:

Mal noch'n Link; und es ist nur eine Seite, läßt sich schnell lesen.

http://www.bauernverband.de/12-jahrhundertvergleich
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
bristlecone

Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #2517 am:

dmks hat geschrieben: 21. Jul 2017, 21:58
Und jetzt bitte mal alle vortreten, die gerne mit weniger oder ohne Gewinn arbeiten (Selbständige) oder auf beliebige % ihres Lohnes (Angestellte) verzichten möchten, nur damit es für die Sichtweise Anderer schöner aussieht! Oder in deren Vorstellung paßt. 8)


Hervorhebung von mir.
Offenbar ist es demnach den Landwirten selbst egal.
(Wobei es gar nicht ums schöner Aussehen geht, sondern um Natur und Landschaft.)
Maximaler Profit ist nach deinen Worten also die Maxime. Rausholen was rauszuholen ist.

Mit der sonst so gern beschworenen Verbundenheit der Landwirte mit der Natur und der Landschaft ist es nach deinen Ausführungen nicht weit her.
Dann brauchen wir wohl tatsächlich schärfere Gesetze zum Schutz der Natur und Behörden, die auf deren Einhaltung achten.

(Ach so: Ich bin selbstständig - aber es gibt noch was Anderes als Profit über Alles)
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Re: Frage zu Glyphosat

dmks » Antwort #2518 am:

Wer es bei den ganzen Zahlenspielen noch nicht gemerkt hat:
2% der Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft - und erwirtschaften 0,8% der Wertschöpfung (BIP) in Deutschland. Nach den dicken Profitbonzen sieht das nicht aus ;)

Und Deutschland (Exportland in allerlei Industrie mit enormem Schadstoffausstoß) hat bei Lebensmitteln einen Selbstversorgungsgrad von deutlich unter 100% - wir kaufen also noch zu. Und das trotz intensiver Landwirtschaft. Ohne PSM wie Glyphosat und ähnliches würde das ganze System kippen und ihr könnt euch Ami- und russischen Weizen in China gebacken weiter als "Bäckerfrische" unter holländischer Butter und Argentinischem Corned-Beef zum Sonntagsfrühstück reinpfeifen.
Punkt.

Sorry - hab die Alpenmilch aus Tschechien vergessen.


bristlecone hat geschrieben: 21. Jul 2017, 23:00
aber es gibt noch was Anderes als Profit über Alles


Und warum denkst Du sollte dieser Satz nicht für Landwirte gelten?
Heute war gut!
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Re: Frage zu Glyphosat

zwerggarten » Antwort #2519 am:

mir ist unklar, warum ausgerechnet landwirti nicht auch auf profit bzw. einen auskömmlichen ertrag und ein gleichberechtigt gutes leben aus sein sollten, während alle anderen tätigen der diversen gewerke, selbstständige, arbeitnehmi und beamti sich offenbar problemlos ihrer umsatzoptimierung widmen dürfen und den fetten suv oder regelmäßig fernreisen nach sonstwo leisten können sollen? sind nahrungsproduzenti irgendwie grundsätzlich unfreier als andere und warum sollte das so sein? wenn es denn so wäre, fände ich einen staatlichen ausgleich für diese dann offenbar gesellschaftlich bedingte einschränkung mehr als selbstverständlich.
pro luto esse

moin

"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
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