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Gravensteiner? (Gelesen 20006 mal)

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Moderator: cydorian

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Norna
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Re: Gravensteiner?

Norna » Antwort #45 am:

Damax hat geschrieben: 5. Sep 2017, 18:46
Wennst einen Gravensteiner haben willst, wie Du ihn in Erinnerung trägst,
dann mußt ihn auf einne Sämling pfropfen und a paar Jahre Geduld haben.
Schneidest viel herum, sollst noch länger warten. Dieser Umstand is bei einigen
Altsorten zu beobachten. Auf schwachen UL sind sie fade, farblos, frühreif und
halten am Naturlager nicht. Ich hab meine M26 und M1o6 längst ausgerissen
und bin froh darüber -
jo e klor, damax

Unser dreißigjähriger Gravensteiner ist ein Hochstamm, der nach etwa 7 Jahren schon ordentlich trug. Zur Zeit fallen immer noch einzelne Früchte herunter, so spät reifen aber eher die Schattenfrüchte mit nicht so ausgeprägter Färbung. Das Klima hier am Niederrhein scheint in feuchteren Lagen nicht schlecht für den Gravensteiner zu sein, denn laut meiner aus Lübeck stammenden Schwiegermutter schmeckt er wie diese Sorte in ihrer Kindheit. Bislang hat noch niemand den starken Duft erwähnt; wenn viel Fallobst liegt, schwärmen alle Besucher davon.
Reifezeit und Färbung hängen auch sehr vom Standort ab. Mein Egremont Russet soll laut nordenglischem Katalog im Oktober-November reifen, hier fallen die Früchte regelmäßig schon im September ab. Ein Engländer berichtete einmal, dass der Bramley, den er in Genf pflanzte, nicht nur viel früher reifte, sondern auch gelbrot färbte und süß schmeckte, ganz anders als der saure, grüne Backapfel in seiner Heimat. Umgekehrt war der Golden Delicious, den wir beim Hauskauf im Garten vorfanden, mangels hiesiger Sonnenstunden immer nur fad und säuerlich-bitter.
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Tara2
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Re: Gravensteiner?

Tara2 » Antwort #46 am:

Das habe ich doch schon zweimal geschrieben:
Tara2 hat geschrieben: 10. Sep 2017, 16:08
Also ich habe mir jetzt mal die Mühe gemacht und habe jeden Gravensteiner den ich in den letzten Tagen gegessen habe zuerst einmal aufgeschnitten um das Kernhaus zu betrachten und es war genau so wie ich ganz am Anfang schrieb: Die Früchte hatten ausnahmslos alle ein hohles Kernhaus.
[/quote]
und
[quote author=Tara2 link=topic=61604.msg2936381#msg2936381 date=1503724157]
Ich glaube eher nicht, unser Gravensteiner ist etwas streifiger und das Kernhaus ist hohl. Bei deinem Apfel ist das Kernhaus ganz gefüllt.

ich war mir nur anfangs nicht sicher, ob es Zufall war, dass die zwei Gravensteiner die ich nach Deinem ersten Beitrag aufgeschnitten hatte hohl waren, oder ob alle hohl sind. Und daher habe ich dann alle, die ich seitdem gegessen habe zuerst aufgeschnitten und es waren eben ausnahmslos alle hohl. Dass Deine nicht hohl sind sehe ich ja auf Deinen Bildern. Mich hätte halt interessiert ob die Früchte der Anderen auch hohl sind oder ob die gefüllt sind.
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Norna
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Re: Gravensteiner?

Norna » Antwort #47 am:

Tara, bei den Äpfeln von meinem Baum findet sich beides: Früchte, deren Kerngehäuse weitgehend leer ist, und solche, die braune Kerne im Gehäuse haben. Ich denke, das hängt mit den lokalen Gegebenheiten zusammen. In 100 m Umkreis meines Gravensteiners wächst mindestens ein Dutzend Apfelsorten einschließlich eines Wildapfels. Da auch Insekten reichlich vorhanden sind, ist die Auswahl an möglichen Pollenspendern günstig für die Kernbildung.
In "Neue alte Obstsorten" von Bernkopf et al. ist das Kerngehäuse des Gravensteiner so beschrieben: klein, mittelständig, zwiebel- bis spindelförmig. Achse hohl, gegen Kammern geschlossen; wenige Samen, groß, schlecht ausgebildet.

Votteler bildet allein 4 Varianten des Gravensteiner ab, einschließlich des roten. Aber auch andere Apfelsorten wurden regional als Gravensteiner bezeichnet.

Große bis sehr große Äpfel, Saftigkeit, Duft und Aroma werden neben der folgernden Ernte fast überall als Sortenmerkmal für den Gravensteiner angegeben.
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Tara2
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Re: Gravensteiner?

Tara2 » Antwort #48 am:

Ich habe mich glaube ich ein wenig undeutlich ausgedrückt. Bei meinen Äpfeln haben alle, egal ob mit oder ohne Kerne, eine Höhle in der Mitte. Also sozusagen eine (Luft)Kammer. Während die Äpfel von b-hoernchen sozusagen Fruchtfleisch um die Kerne haben. Oder sozusagen die Kerne im Fruchtfleisch eingelagert sind.
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Norna
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Re: Gravensteiner?

Norna » Antwort #49 am:

Ja, der abgegrenzte Hohlraum zwischen den Kernkammern ist ein sortenspezifisches Merkmal des Gravensteiners der zitierten Beschreibung nach. :)
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Lilo
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Re: Gravensteiner?

Lilo » Antwort #50 am:

ich habe diesen Thread nicht ganz durchgelesen, möchte aber trotzdem mit meiner Beobachtung beitragen:

In meinem Garten steht ein Gravensteiner, der mittlerweile die 100 erreicht haben dürfte. Die Früchte unterscheiden sich zu Früchten jüngerer Bäume. Die Schale ist dünner, das Fleisch ist zarter, das Aroma ist stärker, bei Lagerung wachst der Apfel sehr stark und wird mürbe.
Im Laufe der Jahrzehnte werden auch durch Veredelung vermehrte Pflanzen verändert.

Wenn sich ein Apfel vom relativ jungen Baum von einem Apfel eines älteren Baumes der gleichen Sorte unterscheidet, ist das kein Wunder.

Ich finde es ist sehr typisch für einen Gravensteiner, die schäumende Saftigkeit, wenn man in einen frisch gepflückten reifen Apfel beißt.
http://home.versanet.de/~funk-p/GedApf.htm
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Tara2
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Re: Gravensteiner?

Tara2 » Antwort #51 am:

Ich habe mich jetzt mal auf die Suche von Bildern von aufgeschnittenen Gravensteinern begeben, und auf den Seiten:
http://www.lehrgarten-ogv-leutenbach.de/html/roter_gravensteiner.html
http://www.nationalfruitcollection.org.uk/full2.php?id=2444&&fruit=apple
https://murten-seeland.saisonbox.ch/pi/Aepfel-Gravensteiner-1-kg.html
sehen die Aufschnitte genauso aus wie bei mir, das meinte ich mit hohlem Kernhaus, oder wie unter:
http://www.obstsortendatenbank.de/osdb/nda/gravensteiner_nda.pdf
geschrieben steht: Kernhaus groß, geräumig. Das trifft es wohl besser.
Und die Kernhäuser bei Beitrag eins sehen halt ganz anders aus.
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häwimädel
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Re: Gravensteiner?

häwimädel » Antwort #52 am:

Mein Obstladen hatte wegen Urlaub geschlossen, aber jetzt habe ich ein paar Graven- oder auch Gräfensteiner.
Ich finde die Beschreibung von Tara2 sehr treffend. Nachfolgend einige Fotos, leider unscharf, da es heute ziemlich düster ist, aber das worauf es ankommt kann man erkennen:

1.) die hochgebaute Form und die fleckig-verwaschenen Streifen
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WP_20170916_004.jpg
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Re: Gravensteiner?

häwimädel » Antwort #53 am:

2.) die große Kelchgrube und den speckigen Glanz
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Re: Gravensteiner?

häwimädel » Antwort #54 am:

3.) das hohle, leere Kernhaus
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Re: Gravensteiner?

häwimädel » Antwort #55 am:

4.) zum Schluß die fast nicht vorhandenen Kerne

im ganzen Apfel ein hellbrauner und ein nur unvollständig ausgebildeter, eigentlich nur die Andeutung eines Kerns
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Re: Gravensteiner?

häwimädel » Antwort #56 am:

5.) die schäumende Saftigkeit konnte ich nicht fotografieren, ist aber gut zu sehen, wnn man den Apfel mit einem nicht ganz scharfen Messer anschneidet ;)
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Re: Gravensteiner?

b-hoernchen » Antwort #57 am:

Das mit dem Kernhaus leuchtet mir ein. Leider waren es nur 4 Äpfel, die ich hatte - und mir ist, als wäre da auch der eine oder andere mit einem hohlen Kernhaus dabei gewesen, weiß es aber nicht so genau.

Die Frage ist naürlich, was wären die in #1 gezeigten Äpfel sonst für eine Sorte, wenn nicht Gravensteiner? Da hat mir noch niemand einen überzeugenden Vorschlag gemacht.

Ansonsten erinnern die von dir gezeigten, fast weißen Äpfel an den sogenannten "Alten Gravensteiner", häwimädel.
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Re: Gravensteiner?

häwimädel » Antwort #58 am:

in dem Thread Alter Gravensteiner vs. Gravensteiner schreibt cydorian
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00
... Gravensteiner ist bekannt dafür, dass er eine riesige Zahl an Mutanten hat. ...

Also kann man in diesem Fall wohl nicht nach dem Sortennamen gehen, wenn man diesen bestimmten Apfel möchte, sondern muß wissen wie die Äpfel von dem Baum schmecken, von dem die Edelreiser stammen. Oder so? :-X

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Re: Gravensteiner?

b-hoernchen » Antwort #59 am:

Heute sind von einem lieben Forumsmitgleid einige Testäpfel in einem Päckchen bei mir eingetroffen (vielen Dank, häwimädel!) und gleich beim Öffnen des Päckchens ist mir der Duft in die Nase gestiegen. So einen Duft habe ich von meinen selbstgeernteten Äpfeln nicht in Erinnerung, hatte sie aber auch nie in einem geschlossenen Behälter gelagert.
Ansonsten sind sie so wie beschrieben - fettige Schale (fettiger als meine, soweit ich mich erinnere), schon etwas mürbe Textur. Die Grobzelligkeit hatten meine eigenen Früchte auch, ebenso die Saftigkeit. Ich würde sagen, das Aroma ist ähnlich, bei den heute eingetroffenen Äpfeln aber deutlicher. Das liegt sicher an der dem starken Duft, der vom Mund in die Nase steigt. Das Kernhaus ist offen.

Tja, meine eigenen Äpfel sind zumindest ähnlich, Kelchblätter und Stiel ähneln sehr denen meiner Äpfel. - bis auf das Kernhaus, was vielleicht auch mal ein Ausreisser einer Frucht war. Der Rest an Unterschieden ließe sich erklären: Anderer Typ - weniger glatte Schale, Unterschiede in Farbe und Zeichnung. Weniger Duft infolge anderen Reifezustands (hätte meine Selbstgeernteten lagern müssen) und ebenfalls durch Typ, Unterlage und Herkunft.

Wissen tu ich's jetzt immer noch nicht. Zweifellos sind deine Äpfel, häwimädel, von hervorragender Qualität. Weißt du, woher sie kommen, welche Unterlage die Bäume haben? Gäb's Edelreiser von diesem Baum, würde ich versuchen, meinen umzuveredeln, bzw. einen zweiten Typ Gravensteiner auf dem gleichen Baum wachsen zu lassen.

Und dann wäre noch die Frage, was es mit dem sogenannten "Alten Gravensteiner" auf sich hat. Ritthaler hat ihn neben dem "Nornalen" im Programm. Ist das nur ein weiterer Typ des Gravensteiners oder eine aus einem anderen Sämling hervorgegangene Sorte?
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