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An der Norseeeküste... (Gelesen 7093 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

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Adji
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An der Norseeeküste...

Adji »

Moin zusammen,

hach bin ich glücklich: ein Ferienhäuschen auf Eiderstedt und ich habe jetzt den ganzen Winter über Zeit mir Gedanken über die Gartengestaltung Gedanken zu machen. Das Grunstück ist ein Graus, völlig verwahrlost.

Ein Ost-West Grundstück (Vorgarten Richtung Osten). Der Boden dort ist feucht, salzig, etwas sandig. Es herrscht atlantisches Klima (Sommer nicht zu heiß, Winter nicht zu kalt - aber wer weiß wie lange man sich darauf noch verlassen kann...) und es weht eigentlich immer, im Sommer etwas weniger, im Herbst/Winter/Frühjahr dafür umso mehr.

Oberflächliche Bodentrockenheit ist daher besonders im Sommer normal.

Das Gundstück ist wenig beschattet. Kahlfrost ist also garantiert.

Ferienhäuschen heißt auch, dass ich nicht wie daheim regelmäig meinen Gang durch den Garten mache, mir die Gartenschere einpacke und mal eben hier schnibble oder da zupfe. Oder regelmäßig gießen kann.

Hat jemand von euch Erfahrung in der Planung solcher Gärten?

Einer der Nachbarn hat aus seinem Grundstück so eine Art Dünenlandschaft nachgebaut. Eine schöne Idee eigentlich. Leider dauert es ziemlich lange bis die Gräser und andere Dünenpflanzen den Sand im Griff haben.

Nach dem letzten Sturm war ich dort und er hat sehr freundlich gefragt, ob er Sand und Pflanzen aus unserem Garten zurück holen dürfte.

Die Idee habe ich also gleich wiederverworfen.

'Dauerblühende' Gärten (so wie ich ihn hier habe) gibt es dort oben auch, allerdings nur bei ständiger und sehr aufwendiger Pflege. Trotzdem strebe ich so etwas in der Art an.

Danke für eure Hilfe.
Adji
bristlecone

Re: An der Norseeeküste...

bristlecone » Antwort #1 am:

Als erstes würde ich an der Westseite für Windschutz sorgen, durch eine Hecke aus robusten Sträuchern - muss keine geschnittene Hecke sein, auch lockerer stehende freiwachsende Sträucher bremsen den Wind. Ggf. als eine Art Knick, d.h. dass du die Sträucher ab und an mal runtersäbelst.
Spontan fielen mir ein: Erle, Hasel, Esche, Ulmen, evtl. Sanddorn.
Und dazu vielleicht einen windbeständigen kleineren Baum, z. B. Sorbus intermedia.
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Rosenfee
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Re: An der Norseeeküste...

Rosenfee » Antwort #2 am:

Mir fällt dazu spontan Rosa rugosa ("Sylt-Rose") zu ein. Sie wird auf der Nordseeseite von Schleswig-Holstein viel als Hecke eingesetzt.
LG Rosenfee
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Thüringer
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Re: An der Norseeeküste...

Thüringer » Antwort #3 am:

Ich kenne diese Rose (oder eine sehr ähnliche) aus der Gegend um St.-Peter-Ording, also quasi Eiderstedt, wo sie weit verbreitet ist.
Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert. (Quelle unbekannt)
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Adji
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Re: An der Norseeeküste...

Adji » Antwort #4 am:

Uh, offensichtlich habe ich vergesseh zu erwähnen das es ein kleineres Grundstück ist :500qm. Da müssen Platz haben: das Haus, ein Gartenhaus, eine Terasse, 2 Parkplätze (an der Straße darf man nicht parken).

Ein knickähnliche Anlage fällt daher flach.

Die Rosa rugosa (hab ich hier im Garten, ein Traum und ich streite mich mit den Vögeln um die Hagebutten) wird zu groß. Die wird sowohl auf Sylt als auch auf Eiderstedt auf die Steinwälle gepflanzt. Dort hat sie so wenig Nährstoffe das sie klein bleibt. Wunderschön, Bienenfutterpflanze - aber eine im Vorgarten und der ist voll.

Ach ja, wegen Enkelkindern darf es auch nicht zu stachelig, nicht giftig sein.

Gruß
Adji
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RosaRot
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Re: An der Norseeeküste...

RosaRot » Antwort #5 am:

Kannst Du vielleicht eine Zeichnung machen, damit man eine Vorstellung bekommt, wo und wieviel Platz dann überhaupt noch ist?
Viele Grüße von
RosaRot
bristlecone

Re: An der Norseeeküste...

bristlecone » Antwort #6 am:

Adji hat geschrieben: 25. Okt 2017, 15:39
Uh, offensichtlich habe ich vergesseh zu erwähnen das es ein kleineres Grundstück ist :500qm. Da müssen Platz haben: das Haus, ein Gartenhaus, eine Terasse, 2 Parkplätze (an der Straße darf man nicht parken).


Dann kommt vermutlich als Windschutz eher ein Zaun infrage. Den kannst du ja ggf. auf der windabgewandten Seite begrünen, z. B. mit Clematis oder Lonicera.
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Adji
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Re: An der Norseeeküste...

Adji » Antwort #7 am:

Eine Zeichnung dürfte momentan noch nicht viel helfen, da ich noch nicht einmal weiß wie und wo die Parkplätze hin sollen. Da ziert sich die Gemeinde ziemlich. Genauso mit der Lage des Gartenhauses (das muss da als Garage deklariert werden und das Dach darf nicht begrünt werden, was für ein bürokratischer Witz).

Wichtiger ist mir eigentlich eure Erfahrung, welche Pflanzen sich unter solchen klimatischen Bedingungen wohl fühlen und dementsprechend gut gedeihen ohne ständig bedtüddelt zu werden. .

Vom Platz her wird es auf Stauden hinaus laufen, die Ostseite wird zusätzlich beschattet durch Thujahecken, die beide direkte Nachbarn dort plaziert haben und schon sehr alt und hoch sind.

Da wird nicht einmal Rasen vernünfig wachsen. Mein Schattenliebling Hosta hält dem Wind nicht stand (hatten wir im Garten meiner Eltern dort oben, die waren immer völlig zerfleddert).

Danke euch Adji
troll13
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Re: An der Norseeeküste...

troll13 » Antwort #8 am:

Wenn du Rosa rugosa magst, es gibt auch kleiner bleibende Sorten. Schau mal nach 'Schneeeule', 'Moje Hammarberg' oder 'Rotes Meer'. Für deinen Zweck würde ich wurzelechte Pflanzen empfehlen, die der Wildform nach meiner Erfahrung in puncto Robustheit in nichts nachstehen. Sie werden als stecklingsvermehrte Pflanzen nur in Töpfen angeboten. Dazu Lavendel.

Salz- und trockenheitstolerante Stauden hat der BdS hier zusammengestellt. Vielleicht findest du ja darunter etwas, was dir zusagt.

In österreichischen Studie werden jedoch auch bekannte, nicht wuchernde Stauden wie Pennisetum und Miscanthus aber auch Sedum telephium und Aster Dumosus-Sorten als salztolerant empfohlen.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
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zwerggarten
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Re: An der Norseeeküste...

zwerggarten » Antwort #9 am:

lavendel und rosen ist ein irrtum. 8) aber manchmal funktioniert auch das. ;)

ohne viel platz und regelmäßigen aufenthalt und zumal auf eiderstedt und nicht im süden würde ich eher auf lavendel verzichten und lieber unkomplizierte einjährige (ringelblumen) oder wenig schnittbedürftige und -empfindliche pflanzen wählen: wie wäre veronica, wenn es blau blühen soll? da gibt es verschiedene tolle arten und sorten.

ansonsten wachsen auf eiderstedt nach meiner beobachtung in fast allen gärten neben der schon genannten und verworfenen rosa rugosa und diversen sonstigen (edel)rosen oder dem strandroggen (bzw. sonstigen gräsern) z.b. fingersträucher (potentilla), liguster(hecken) und diverse hortensien: rispen-, teller- und ballhortensien. etwas platz brauchen aber auch insbesondere diese gehölze. genauso wie bauerngartenstauden wie stockrose, phlox, sonnenhut und herbstanemone.
pro luto esse

moin

"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
bristlecone

Re: An der Norseeeküste...

bristlecone » Antwort #10 am:

Rosa rugosa ist eine Pflanze für Dünen und Sand. Die gibts auf Eiderstedet, aber bei St. Peter Ording und einigen anderen Ecken. Ansonsten haben weite Bereiche schwere Böden, da würde ich eher Rosen nehmen, die fetteren Boden bevorzugen.
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Adji
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Re: An der Norseeeküste...

Adji » Antwort #11 am:

jo, gehen wir mal weg von der Rugosa. Hier steht sie an der Straßenseite. Regelmäßig kommt der (Gott sei Dank etwas unwissende) GartenbauDiplIng vorbei und fragt mich, was das denn sein könnte, das da immer die Pflastersteine hochhebt. Nachdem dann unmißverständlich klar wird, das ich keine großen, flachwurzelnden Bäume habe (na gut, da ist der große Flieder und die Birke, aber das zählt nicht), sondern nur ein paar kleine Rosen. Irgendwann kommt der TiefbauDiplIng und baut den Gehweg neu.

Sprich: keine Rugosa mehr, es sei denn ich pachte irgendwann einen Hektar und baue einen Knick auf. Nix für kleine Gärten.

Die Eiderstädter oder Sylter sind ja nicht doof. Früher wurde die Apfelrose dort als Grenze gepflanzt, die neuen Spösslinge von den Schafen abgefressen. Jetzt wird sie auf die sog. Friesenwälle gepflanzt, da gibt es kaum Nährstoffe und ungünstigstes Klima. in SPO haben sie trotzdem unter der Straße am Deich durch bis zum geteerten Deich geschafft, reißen den jetzt komplett auf und bringen die Gemeindeverwaltung zur Verzweilflung. War immerhin eine Errungenschaft der 70er so ein Teerdeich. Und wo sollen die Touristen jetzt spazieren gehen wenn überall dieses Dornenbewachsenene Gestrüpp wuchert?

Zurück zum Thema: die Liste des BdS ist sehr hilfreich, danke dafür.

Und Lavendel: uh ja, danke für die Erinnerung. Meine Mutter hatte einen im Garten in SPO, will ich auch unbedingt. Die wachsen ganz anders unter den Bedingungen: flach, knorrig, bizarr in der Stammform - traumhaft schön selbst im Winter unbelaubt und blühen trotzdem zuverlässig. Ein wenig wie der Wuchs der Macchia z.B auf Korsikas Bergen.

Gruß
Adji
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Kasbek
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Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C

Re: An der Norseeeküste...

Kasbek » Antwort #12 am:

Bezüglich Salzverträglichkeit hatten wir hier auch schon mal zwei Threads (da ging's allerdings um Streusalz):
https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,61026.msg2878168.html#msg2878168
(Der zweite ist dort mit verlinkt.)
Wer Saaten sät, wird Ernten ernten. (Sander Bittner)
Briza
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Re: An der Norseeeküste...

Briza » Antwort #13 am:

Prospect Cottage zu Dungeness

zur Inspiration

Literatur dazu mehrere Seiten (S. 29 - 44) in

Jonas Reif, Christian Kreß
Blackbox-Gardening.
Mit versamenden Pflanzen Gärten gestalten. 2014. 188 S., mit 221 Farbfotos von Jürgen Becker, 3 Zeichnungen, Flexcover.
Ulmer Verlag ISBN 978-3-8001-7538-3.
€ 29,90
bei Amazon und anderswo gibt es immer einmal wieder gebrauchte Exemplare für so um 15 €.

bei Sarastro gibt es Exemplare mit Widmung.
bristlecone

Re: An der Norseeeküste...

bristlecone » Antwort #14 am:

Wenn du nicht direkt hinterm Deich wohnst, wird der Salzgehalt der Luft und der Eintrag von Salz auf diesem Weg in den Boden kaum Probleme bereiten.
Das Hauptaugenmerk würde ich auf den Wind und den vermutlich eher schweren Boden legen. Auch wenn du schreibst, der ist etwas sandig.
Oder liegt der Garten tatsächlich im Graudünenbereich von Eiderstedt?
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