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Terra Preta (Gelesen 306354 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
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Hero49
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Re: Terra Preta

Hero49 » Antwort #750 am:

Einen Pyrolyseofen kann ich nicht aufstellen, weil 1. mein Garten dafür zu klein ist und ich 2. in einem eng bebauten Wohngebiet lebe.
So habe ich mit einer Keksdose mit Deckel im off. Kamin experimentiert. Die Dose ist nicht luftdicht! Das hat auch ganz gut geklappt.
Anfänglich packte ich kleine Holzstücke in die Dose und wenn kein Holzgas mehr austrat (Flamme am Deckelrand) kam die heiße Dose in den Garten zum Abkühlen.
Allerdings ist das Zerkleinern der Holzkohle schwierig und sehr staubig, wie etliche berichten.
Nachdem man auch mit Holzspänen und Sägemehl Pflanzenkohle herstellen kann, bin ich darauf umgestiegen und das Zerkleinern entfällt.
Seit kurzem verwende ich einen Edelstahltopf mit ca. 5 l Inhalt und schwerem plan aufliegendem Deckel.
Diesen Topf stelle ich in den Kamin, wenn gute Glut vorhanden ist und nehme ihn erst am nächsten Morgen heraus.
So entfällt das gefährliche Hantieren mit dem glühend heißen Topf. Es ist faszinierend, wie das Holzgas unter dem Deckel austritt und abbrennt. Das heißt, daß zusätzliche Wärme entsteht.
Die Pflanzenkohle sammle ich in einem Behälter, aktiviere sie im Frühjahr und setze diese dann mit halbfertigem Kompost zur Terra Preta Herstellung auf.
Das Laub von meinem großen Apfelbaum habe ich trocken zusammengerecht und dann mit dem Laubsauger kleingehäckselt.
Wenn ich den Topf mit diesem Laub vollpacke, ergibt es wunderbare lockere Pflanzenkohle.
Natürlich sind das nur geringe Mengen, doch zum Experimentieren reicht es vorerst.


Das beste Pflegemittel für Rosen ist eine scharfe Schere!
Rosige Grüße von Hero49
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Natternkopf
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Re: Terra Preta

Natternkopf » Antwort #751 am:

Guten Abend

Man kann auch Holzkohlebriketts kaufen diese in Wasser einlegen und nach ca. 1 Stunde zerfallen diese.
Ergibt eine grobkörnige Masse die sich leicht unter mischen lässt.

Oder man nimmt einen Sack Holzkohle und lässt das durch den Häcksler.

Das sieht dann so aus. Siehe Bild 6

Für echte Pyromanen ist doityourself Heizen und Qualmen angesagt. ;)

Grüsse Natternkopf

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Isatis blau
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Re: Terra Preta

Isatis blau » Antwort #752 am:

Euch ist hoffentlich klar, dass man mit so einer unvollständigen Verbrennung ziemlich viel ungesunde Sachen produziert.
Ruß, Dioxine, lauter feine Sachen.

Und wenn ich lese, dass das C/N-Verhältnis nicht zu hoch sein soll, das zu verkokelnde Material also auch noch Stickstoff enthalten soll, :-X.
Cyanid ist eine Oxidationsstufe vorm Kohlendioxid. Menschen, die durch Feuer ums Leben kommen, sterben meistens nicht durch die Hitze oder Verbrennungen, sondern sind schon vorher durch die Rauchgase gestorben.
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Natternkopf
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Re: Terra Preta

Natternkopf » Antwort #753 am:

Ja ;D

Isatis hat geschrieben: 23. Dez 2017, 23:03
Euch ist hoffentlich klar, dass man mit so einer unvollständigen Verbrennung ziemlich viel ungesunde Sachen produziert.
Ruß, Dioxine, lauter feine Sachen.

Und wenn ich lese, dass das C/N-Verhältnis nicht zu hoch sein soll, das zu verkokelnde Material also auch noch Stickstoff enthalten soll, :-X.
Cyanid ist eine Oxidationsstufe vorm Kohlendioxid. Menschen, die durch Feuer ums Leben kommen, sterben meistens nicht durch die Hitze oder Verbrennungen, sondern sind schon vorher durch die Rauchgase gestorben.


Wir feuern ☄️ und qualmen 🌪 ja auch nicht Drinnen

Pur bildet deshalb wissen wir das "Alle" ;)
Ausser wir hatten vorher was Zuviel

:-*
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thuja thujon
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Re: Terra Preta

thuja thujon » Antwort #754 am:

Meinst du die Schadstoffe sind nur in der Gasphase und nicht in der Kohle, Natternkopf?

Eventuell ist die Förderung der Bodenhygiene gewünscht. Rosen sollen oft Probleme mit Nachbaukrankheiten und Nematoden haben.
Cyanid, Dioxine, PCB und Co sind natürliche Substanzen und für Hardcoreökos eigentlich einsatzfähig.
Das Bodenschutzgesetz gibt Auskunft darüber, inwieweit die Gaben von Schadstoffbelasteter Kohle erlaubt ist.

Man kann es eventuell selbst rausfinden, wie gut man die Kohle selbst produziert. Wenn die Kohle ungehindert aus dem Topf rausrieselt und nach dem kurzen abwischen mit einem trockenen Tuch die Topfwände wieder glänzen, sollte die Kohle sauberer sein, als es bei stark angeräucherten Topfwänden der Fall ist.

C/N-Verhältnis ist bei Kohle unerheblich, dass gilt nur bei chemisch gebundenem Kohlenstoff, nicht bei dem elementaren. Den kann man als inertes Material ansehen, wie Sandkörner oder Blähton oder Lavamehl.
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pearl
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Re: Terra Preta

pearl » Antwort #755 am:

Isatis hat geschrieben: 23. Dez 2017, 23:03
Euch ist hoffentlich klar, dass man mit so einer unvollständigen Verbrennung ziemlich viel ungesunde Sachen produziert.
Ruß, Dioxine, lauter feine Sachen.

Und wenn ich lese, dass das C/N-Verhältnis nicht zu hoch sein soll, das zu verkokelnde Material also auch noch Stickstoff enthalten soll, :-X.
Cyanid ist eine Oxidationsstufe vorm Kohlendioxid. Menschen, die durch Feuer ums Leben kommen, sterben meistens nicht durch die Hitze oder Verbrennungen, sondern sind schon vorher durch die Rauchgase gestorben.


hach, da öffnet sich mir das Herz und frischer Wind streicht durchs Hirn. Danke, danke, danke!
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Re: Terra Preta

Ostschweiz » Antwort #756 am:

laguna hat geschrieben: 23. Dez 2017, 20:18
Einen Pyrolyseofen kann ich nicht aufstellen, weil 1. mein Garten dafür zu klein ist und ich 2. in einem eng bebauten Wohngebiet lebe.


Also viel mehr als 1 Quadratmeter braucht so ein XS-Kontiki nicht:
https://www.koller-mechanik.ch/kon-tiki/

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michaelbasso
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Re: Terra Preta

michaelbasso » Antwort #757 am:

http://www.ithaka-journal.net/inhalt/klimafarming?lang=de

da kann man einiges lesen. Es wird geforscht und nicht nur bejubelt. Unter anderem findet sich dort etwas zur Schadstoffbelastung der Kohle, die zweifelsohne vorhanden ist, aber auch sehr von der Herstellung abhängt
(den direkten Link finde ich jetzt nicht mehr).
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Natternkopf
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Re: Terra Preta

Natternkopf » Antwort #758 am:

thuja hat geschrieben: 23. Dez 2017, 23:28

Meinst du die Schadstoffe sind nur in der Gasphase und nicht in der Kohle, Natternkopf



Keine Ahnung
Wenn ich was mache/teste geht es eh durch den Kompostierungsprozess.
Heisst zwar noch nix, doch bei vielen Stoffen nützt es.

Abgesehen davon, von dem gekauften Zeug ist die Wahrscheinlichkeit gering. (Benzo(a)pyren / PAK)
Die Risikogefahr klein, da das Zeug verdünnt ist im Boden und ich gehe davon aus, dass nicht dauernd Schwarzer Stoff nachgeliefert wird.
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michaelbasso
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Re: Terra Preta

michaelbasso » Antwort #759 am:

hier ist der link zur Analyse einer mit Kon Tiki hergestellten Holzkohle
http://www.ithaka-institut.org/ithaka/media/doc/Kon-Tiki-II_EBC-Analyse.pdf
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michaelbasso
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Re: Terra Preta

michaelbasso » Antwort #760 am:

ein Kon Tiki muß auch nicht teuer gekauft werden, eine Erdvariante gibt es auch
http://www.ithaka-institut.org/ithaka/media/doc/1462795288103.pdf

zum Problem der enormen Mengen an benötigter Holzkohle ist dies Artikel sehr aufschlußreich
http://www.ithaka-journal.net/wurzelapplikation
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Natternkopf
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Re: Terra Preta

Natternkopf » Antwort #761 am:

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Re: Terra Preta

Natternkopf » Antwort #762 am:

Uups da funzen ein paar nicht mehr. :-\

Linkadressen erneuert und Einen, wegen nicht mehr auffinden, raus genommen.

Dafür noch Zwei weitere dazu.
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pearl
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Re: Terra Preta

pearl » Antwort #763 am:

nur mal kurz ein Einwand zu den Eigenschaften von Aktivkohle. In lagunas link hatte ich ja fantastische Eigenschaften von Holzkohle gelesen.


"7.3 Informationen zur Aktivkohle

Aktivkohlen sind porenreiche, feinkristalline bis amorphe Kohlearten mit adsorptiven Eigenschaften vor allem gegenüber unpolareren Stoffen. Früher stellte man sie durch Erhitzen von Blut, Rohrzucker oder Holz her. Heute ist das Ausgangsmaterial dazu eher Braunkohle. Zur oxidativen Vergrößerung der adsorptiven Oberfläche ("Aufrauung") lässt man die Kohle mit Wasserdampf, Sauerstoff oder Kohlendioxid unter hohem Druck und erhöhter Temperatur reagieren. Ein Teil des Kohlenstoffs bildet dabei Kohlenmonoxid CO, ein Gas, das zur Gewinnung von Prozesswärme weiter verbrannt werden kann. Zur Vermeidung von Sinterung mischt man dem Rohmaterial vor dem Erhitzen leicht herauslösbare anorganische Salze wie Zinkchlorid ZnCl2 bei.

In dieser Weise aktivierte Kohlen besitzen adsorptiv wirksame Oberflächen bis zu 1000 m2/g bei Kapillardurchmessern von 1 - 5 nm. Sie können bis zu 50 % ihrer Masse an Fremdsubstanzen (meist organische Stoffe) aufnehmen. Diese werden vor allem über van der Waals-Bindungen fixiert. Eine besondere Rolle spielen Aktivkohlefilter bei der Reinigung von Klärwasser, da sie besonders gut Farbstoffe, CKW und Pestizide aus dem Trinkwasser zu entfernen vermögen. Nach vollständiger Belegung der Oberfläche können sie durch Ausspülen mit anderen Lösemitteln oder durch Erwärmen regeneriert werden." Quelle. Ist halt bisschen Chemie.

Nicht aktivierte Kohle hat alle diese Eigenschaften nicht.

Wir hatten ja damals im Labor unter anderem Proteine gereinigt. Dazu wurden auch Säulen mit Aktivkohle verwendet. Danach kamen dann Säulen mit Ionenaustauschern dran. Die fraktionierten die Proteine in den aufgeschlossenen Gewebeproben.

Kohle hat keine Kationenaustauschkapazität. Die hat dagegen guter Acker- und Gartenboden. Lehm. Silikate, Flussspatminerale.

Mit Kohle angereichert ist Graberde. Sieht einfach nur dunkler aus.

An der Feuerstelle im Wiesengarten wächst auf dem Boden lange nichts. Das ist auch die einzige Qualität der Terrapreta in der Amazonasregion. Sie wird im tropischen Klima langsamer zersetzt. Das geschieht in sehr winterkalten Gegenden in Kanada und Skandinavien auch mit dem Boden dort und das Ergebnis ist Schwarzerde. Super für Päonien. Die Klehm Farm profitiert davon in Ohio.

Schwarzerde oder Hortisol kann man durch normales Kompostieren sehr einfach herstellen ohne eine Umweltsauerei zu machen und sein Kohlenstoffkonto zu belasten. Kohlenstoff lässt sich in großen Mengen so im Boden festlegen. Es gibt in Amerika eine Gruppe, die heißt Soil4Climate. Find ich für meinen Teil gut.
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Re: Terra Preta

michaelbasso » Antwort #764 am:

pearl hat geschrieben: 24. Dez 2017, 01:23

Nicht aktivierte Kohle hat alle diese Eigenschaften nicht.



Eine im Kon Tiki hergestellte Pflanzenkohle soll aber eben diese hochporöse Struktur besitzen.
Ich schreibe bewußt "soll" da ich die Geräte nicht herstelle und auch nicht getestet habe. Die Untersuchungen dazu klingen aber zumindest interessant.
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