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Frage zu Glyphosat (Gelesen 799104 mal)

Hier bist du richtig, wenn du nicht genau weißt, wohin mit deiner Frage oder deinem Thema!

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lerchenzorn
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Re: Frage zu Glyphosat

lerchenzorn » Antwort #3750 am:

dmks hat geschrieben: 12. Jan 2018, 20:28
Welche konkreten Programme meinst Du? (bin ebenfalls BB ;)) ...


In ganz Deutschland Säule 1 (Direktzahlungen) und Säule 2 (Agrarumweltmassnahmen). Säule 1 beinhaltet u. a. das Green(wash)ing, das zu minimaler Rücksicht auf landschaftliche Vielfalt verpflichtet, um Anspruch auf einen Teil der Direktzahlungen zu haben. Da die ökologischen Vorrangflächen in der konkreten Ausgestaltung des Programms so aufgeweicht wurden, dass auch Selbstverständlichkeiten wie Gründüngung und Zwischenfrüchte, auch intensiv bewirtschaftete Kurzumtriebsplantagen darunter fallen, ist der Effekt für Artenvielfalt und Landschaftsstruktur gering und zum Teil sogar negativ.
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dmks
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Re: Frage zu Glyphosat

dmks » Antwort #3751 am:

Das ist was ich meinte: Beispiel Greeningprämie - das sind etwa 0,8 bis 0,9 Cent auf den Quadratmeter; jetzt kann jeder mal selbst überlegen wie er seinen (als Produktionsgarten, zum Lohnerwerb mal vorausgesetzt) Garten dafür umgestalten würde.

Die Entscheidung pro oder Contra Herbizid wird damit jedenfalls nicht beeinflußt.

Diese Finanzprogramme dienen meines Erachtens lediglich der Marktsteuerung - nicht dem Landwirt und nicht der Umwelt!


PS:
Vielleicht noch "schön grün" verpackt der einen oder anderen Politikerkarriere.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Floris
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Re: Frage zu Glyphosat

Floris » Antwort #3752 am:

Ich glaube, dass du das Prinzip der Greenigprämie nicht richtig verstanden hast.
Die von dir genannte Summe ist die Prämie bezogen auf die gesamte Ackerfläche eines Betriebes, auf dieser Fläche finden aber keine Maßnahmen statt bzw. der Erhalt der Prämie nimmt keinen Einfluß auf deren Bewirtschaftungsform.
Die Prämie ist ein Instrument der Marktordnung, daher steht sie in der 1. Säule.

Neu ist, dass der Erhalt dieser Prämie mit Auflagen verbunden ist, nämlich mit der Anlage Ökologischer Vorrangflächen auf 5% der Ackerfläche, mit dem Anbau mehrerer Kulturarten (nicht z. B. dieses Jahr nur Raps, nächstes Jahr nur Weizen). Auch der Schutz des Grünlandes ist darin verankert. Auf den Vorrangflächen wird recht genau vorgeschrieben, was da erfolgen darf und was nicht. Das ist der in dem Beitrag des UBA angeführte Gedanke des Ausgleichs auf Teilflächen für das, was auf dem Rest passiert.
Damit für den Landwirt ein Anreiz besteht, die Greenigprämie zu beantragen, sollte der Aufwand für diese 5 % Vorrangflächen geringer sein als der Prämienmehrertrag. Bei einem durchschnittlichen Flächenverhältnis von prämienfähiger Fläche zu Maßnahmenfläche von rund 20:1 sind wir dann schon bei 16,5 ct pro qm. Das reicht bei uns z. B. nicht aus, um die Ertragsverluste von Weizen zu kompensieren.

Bei uns (Mittelgebirge in erreichbarer Nähe), werden daher die Greenigflächen aus dem Bereich der sehr guten Böden an den Rand verlagert.
Meine Vorstellung einiger Bereiche des "Ostens" ist so, dass dort flächendeckend die guten Böden vorhanden sind. Demnach ist es für mioch nachvollziehbar, dass dort Varianten bevorzugt werden, die einerseits die Auflagen erfüllen, aber trotzdem eine Produktion auf den Flächen ermöglichen, wie die Zwischenfrüchte.
Ich habe dann mal in die Statistik geschaut und es ist tatsächlich so, dass die Anteile zu denen die verschiedenen Maßnahmen zum Greenig genutzt werden, bei uns deutlich andere sind als in den großräumigen Anbaugebieten im Osten.

Dem kann ich durchaus auch Gutes abgewinnen: Der Hintergrund des Greenings ist nicht nur die Sorge um die Ökologische Vielfalt, sonderen z. B. auch der Boden- und Erosionsschutz. Damit ist es mir verständlich, dass es auch Maßnahmen gibt, die zunächst keinen positiven Einfluß auf die Artenvielfalt haben, da sie andere Ansprüche bedienen sollen.
Und es erscheint mir auch gar nicht so unpassend, dass bei uns mehr Ackerränder und Brachflächen umgesetzt werden, in Mecklenburg-Vorpommern mehr Zwischenfrüchte und Winterbegrünungen. Denn so ganz selbstverstsändlich erscheinen mir letztere nicht, kamen doch viele Landwirte lange Zeit sehr gut ohne sowas aus.
Trotzdem finde ich diesen Ausgleichsgedanken reichlich untauglich, da es nur ein Massenausgleich ist, keine gezielte Maßnahme, da eine Vielzahl von nicht ausreichend definierten Problemen mit irgendeiner, rechnerisch passenden Maßnahme kompensiert werden sollen. Das ist übrigens bei der Kompensation von Eingriffen durch Ausgleichsmaßnahmen ähnlich. In "Grüner Form" hat sich durch die Entwicklung dieser Bestimmungen für mich bisher niemand profiliert, weder ein Politiker noch die in den obersten Behörden sitzenden und für die Konzeptentwicklung und -umsetzung verantwortlichen Personen.
Auch die damit verbundene Trennung der Landschaft in "Hui"- und "Pfui"-Flächen gefällt mir gar nicht.





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dmks
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Re: Frage zu Glyphosat

dmks » Antwort #3753 am:

Floris hat geschrieben: 14. Jan 2018, 09:51
Ich glaube, dass du das Prinzip der Greenigprämie nicht richtig verstanden hast.
Die von dir genannte Summe ist die Prämie bezogen auf die gesamte Ackerfläche eines Betriebes,


Du glaust richtig - sorry ich hatte sie nur auf den jeweiligen Hektar gerechnet...Fehler von mir!
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Staudo
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Re: Frage zu Glyphosat

Staudo » Antwort #3754 am:

Zwei Schlagzeilen, die momentan bei der Tagesschau übereinander stehen:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Umweltministerin zu Pflanzengift Hendricks glaubt an rasches Glyphosat-Aus [/quote]

[quote]Entscheidung von Sprach-Jury "Alternative Fakten" Unwort des Jahres 2017



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bristlecone

Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #3755 am:

Zitat aus dem Tagesschaubeitrag:

"Die Privatanwendung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels solle noch in diesem Jahr verboten werden. In anderen Bereichen, etwa in erosionsgefährdeten Hanglagen, könne es etwas länger dauern."

Tja.
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Re: Frage zu Glyphosat

RosaRot » Antwort #3756 am:

Ui, dann aber los... ;D ;)
Viele Grüße von
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Staudo
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Re: Frage zu Glyphosat

Staudo » Antwort #3758 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Uns sterben die Bienen weg. Schuld daran: Pestizide wie Neonikotinoide.


Nö. Schuld sind zum einen auch hier die perfektionierte Landwirtschaft und zum anderen das Alter der Imker.
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Re: Frage zu Glyphosat

oile » Antwort #3759 am:

Wollt ihr jetzt behaupten, Neonikonitoide seien ähnlich unschädlich wie Glyphosat?
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

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Staudo
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Re: Frage zu Glyphosat

Staudo » Antwort #3760 am:

Diese Entscheidung überlasse ich den Wissenschaftlern und nicht Kampagnenstartern.
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Crambe
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Re: Frage zu Glyphosat

Crambe » Antwort #3761 am:

Staudo hat geschrieben: 16. Jan 2018, 14:57
Diese Entscheidung überlasse ich den Wissenschaftlern und nicht Kampagnenstartern.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du das alles erfreulicherweise nicht zu ernst nimmst und den Empörialismus anderen überlässt. ;D
"Um ernst zu sein, genügt Dummheit, während zur Heiterkeit ein großer Verstand unerlässlich ist." Shakespeare
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Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #3762 am:

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Re: Frage zu Glyphosat

zwerggarten » Antwort #3763 am:

ich habe die campact-kampagne wegen dieser unerträglich aggressiv insinuierenden und agitierenden sprache nicht mitgezeichnet. zumal: wer weiß denn schon, ob ausgerechnet die spd irgendwas zu entscheiden haben wird?!
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"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
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Re: Frage zu Glyphosat

Staudo » Antwort #3764 am:

Der erste Kommentar zu dieser Aktion von einer Laura:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Danke dass ihr euch seit Jahren für dieses Thema einsetzt!
Zu Glyphosat habe ich nun efahren, dass die Bahn der größte Abnehmer
von Round Up ist und alle seine Streckennetze dreimal im Jahr damit behandelt.
Ich bin mir sicher dass diese Strecken auch mechanisch
mit Mähwagen von Wildpflanzen freigehalten werden können, wenn überhaupt nötig.
Lasst uns Briefe an die DB schicken und verdeutlichen, dass diese Praxis nun ein Ende
haben muss. Eine Petition wäre auch wundervoll, denn wenn große Unternehmen um-
denken, dann nehmen sich auch andere ein Beispiel an den neuen Vorbildern.
Danke euch* Laura



Ich werde niemals nicht eine derart weltanschaulich gefärbte Kampagne unterstützen.
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