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Sortenerhalt (Gelesen 34642 mal)
Moderator: cydorian
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Nordsüdwestfalen
Re: Sortenerhalt
Ah, danke. Dass das nicht mehr erlaubt ist, wußte ich nicht.
Re: Sortenerhalt
Boskoop hat einiges an Zuckergehalt, aber auch ordentlich Säure. Ich habe den Schönen aus Boskoop und den roten - Schmitz-Hübsch, den alten gelben mit der etwas rauen, schorfigen Oberfläche finde ich besser, aromatischer, wüchsiger, geeigneter für die Obstwiese.
Für Apfelkuchen oder Bratapfel reicht aber ein aufveredelter Ast. Gleiches gilt für den Klarapfel, der gerade eine Woche essbar ist, aber ein guter Pollenspender, breit abbaubare und früher der im Spätsommer lang ersehnte "erste" Apfel.
@Tara2
Mit Zuckerzusatz meinst Du wahrscheinlich Fruchtsaftgetränk oder "Nektar"?
Für Apfelkuchen oder Bratapfel reicht aber ein aufveredelter Ast. Gleiches gilt für den Klarapfel, der gerade eine Woche essbar ist, aber ein guter Pollenspender, breit abbaubare und früher der im Spätsommer lang ersehnte "erste" Apfel.
@Tara2
Mit Zuckerzusatz meinst Du wahrscheinlich Fruchtsaftgetränk oder "Nektar"?
- JörgHSK
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Re: Sortenerhalt
Um noch mal beim eigentlichen Sortenerhalt zu bleiben: Was soll ich erhalten?
Fast jeder pflanzt im Streuobst die gängigen Sorten: Kaiser Wilhelm, Klarapfel, Dülmener Rosenapfel usw. Um einen Überblick darüber zu bekommen was seltener ist im Streuobst, muss man schon etwas tiefer in die Materie einsteigen. Sich einen Roten Eiserapfel in der Baumschule zu kaufen, und möglicherweise den falschen zu haben und es nicht zu wissen.
Oder sollte man die unbekannten bekannten Sorten vermehren. Ich plädiere dafür. Das setzt allerdings in gewisser Weise Sortenkenntnis und Kenntnis seiner Umgebung Sortenmäßig voraus.
Fast jeder pflanzt im Streuobst die gängigen Sorten: Kaiser Wilhelm, Klarapfel, Dülmener Rosenapfel usw. Um einen Überblick darüber zu bekommen was seltener ist im Streuobst, muss man schon etwas tiefer in die Materie einsteigen. Sich einen Roten Eiserapfel in der Baumschule zu kaufen, und möglicherweise den falschen zu haben und es nicht zu wissen.
Oder sollte man die unbekannten bekannten Sorten vermehren. Ich plädiere dafür. Das setzt allerdings in gewisser Weise Sortenkenntnis und Kenntnis seiner Umgebung Sortenmäßig voraus.
Re: Sortenerhalt
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Um noch mal beim eigentlichen Sortenerhalt zu bleiben: Was soll ich erhalten?
Die Sorten, die bei Dir in der Gegend noch wachsen und die Dir schmecken.
- hunsbuckler
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Re: Sortenerhalt
wobei ich dann in meinem Fall wirklich nur die Standardsorten anbauen dürfte...hier im Hunsrück gibt es quasi nur Kaiser Wilhelm,Jakob Lebel,Luxemburger Renette und noch ein paar andere aber so gut wie keine Lokalsorten.
Ich bin bisher mit dem Apfelbuch von Franz Mühl und dessen Empfehlungen ganz gut gefahren....Blenheim und Goldparmäne (auch dort als krankheitsanfällig beschrieben) erst gar nicht in Erwägung gezogen dafür Sorten gepflanzt (Kalterer Böhmer,Siebenkant,Lavantaler Bananenapfel) die hier selten sind oder überhaupt nicht vorkommen aber dort als sehr robust beschjrieben sind.
Ab und an sind dann auch etwas gewagtere Sortern dabei,die eigentlich nicht für Höhenlagen geeignet sind....ab und an spielt man halt eben auch versuchskaninchen ;)
Re: Sortenerhalt
J hat geschrieben: ↑19. Feb 2018, 11:40
Um noch mal beim eigentlichen Sortenerhalt zu bleiben: Was soll ich erhalten?
Oder sollte man die unbekannten bekannten Sorten vermehren. Ich plädiere dafür. Das setzt allerdings in gewisser Weise Sortenkenntnis und Kenntnis seiner Umgebung Sortenmäßig voraus.
Kennst du den Farbatlas Alte Obstsorten von Walter Hartmann?
Da ist vielleicht was dabei für dich.
Grün ist die Hoffnung
Re: Sortenerhalt
J hat geschrieben: ↑19. Feb 2018, 11:40
Um noch mal beim eigentlichen Sortenerhalt zu bleiben: Was soll ich erhalten?
Fast jeder pflanzt im Streuobst die gängigen Sorten: Kaiser Wilhelm, Klarapfel, Dülmener Rosenapfel usw. Um einen Überblick darüber zu bekommen was seltener ist im Streuobst, muss man schon etwas tiefer in die Materie einsteigen. Sich einen Roten Eiserapfel in der Baumschule zu kaufen, und möglicherweise den falschen zu haben und es nicht zu wissen.
Oder sollte man die unbekannten bekannten Sorten vermehren. Ich plädiere dafür. Das setzt allerdings in gewisser Weise Sortenkenntnis und Kenntnis seiner Umgebung Sortenmäßig voraus.
Derzeit sollte man sich um jede bekannte oder unbekannte Regional-Sorte kümmern, weil zum Einen die Obstbäume durch eine intensivere Landwirtschaft, bzw. Landnutzung gefährdet sind und zum Anderen kommen die Bäume in das Alter in dem sie langsam, aber sicher absterben.
Leider ist in den letzten 30 Jahren zu wenig der Fokus auf Regionalsorten gelegt worden. Wenn nachgepflanzt worden ist, waren es zumeist die bekannteren Sorten, und da meist nur im Apfelsegment. Vor allem Steinobstarten und -sorten, welche ja meist eine kürzere Lebensdauer haben und auch Birnensorten, wo die Verwertung Schwierigkeiten macht, waren und sind akut gefährdet.
Wir verlieren von Jahrzehnt zu Jahrzehnt Obstsorten, die vielleicht in Zukunft für die Resitenszüchtung wichtig , aber eventuell auch wichtig zum Thema Anpassung an den Klimawandel sein könnten.
Abgesehen davon, kann sich jemand eine Streuobstwiese mit Pink-Lady, Harrow Sweet und Hanita vorstellen?
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Re: Sortenerhalt
cydorian hat geschrieben: ↑19. Feb 2018, 10:35
Die erste Rotmutante wurde schon 1923 gefunden und vermehrt.
Die erste rotgefärbte Mutante wurde 1923 entdeckt und ab 1939 von der Baumschule Schmitz-Hübsch in Merten bei Bonn verbreitet.* Das sind dann zwar auch schon alte Bäume heute, aber doch noch keine 95 Jahre alt.
* Quelle: Robert Silbereisen, Apfelsorten, 3. Aufl. 1986, S.42
Re: Sortenerhalt
@hunsbuckler
Kennst Du den "Dicker vom Hunsrück", den Apfel natürlich :D ;D
Kennst Du den "Dicker vom Hunsrück", den Apfel natürlich :D ;D
- hunsbuckler
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Re: Sortenerhalt
@mybee:Ich kenne hier im Hunsrück viele "Dicke" ;D
und natürlich auch den Apfel,der auch b ei Ritthaler erhältlich ist (ebenso wie das Birkenfelder Rotäpfelchen) aber deren Ursprungsort liegt immer noch so 30 km entfernt von meinem Wohnort und ich glaube dass beide Sorten in meinem direkten Umkreis überhaupt nicht vorkommen.
Ich glaube natürlich dass beide bei uns gedeihen würden...wie aber eben auch Äpfel aus Höhenlagen aus dem schwäbischen,bayerischen,österreicherischen...
und natürlich auch den Apfel,der auch b ei Ritthaler erhältlich ist (ebenso wie das Birkenfelder Rotäpfelchen) aber deren Ursprungsort liegt immer noch so 30 km entfernt von meinem Wohnort und ich glaube dass beide Sorten in meinem direkten Umkreis überhaupt nicht vorkommen.
Ich glaube natürlich dass beide bei uns gedeihen würden...wie aber eben auch Äpfel aus Höhenlagen aus dem schwäbischen,bayerischen,österreicherischen...
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Re: Sortenerhalt
@ cydorian
Heute wurde auf dem Markt Cripps Pink für 6,95 Euro je Kilo angeboten - Herkunftsland Argentinien. Unter fünf Apfelsorten die teuerste und es gibt Käufer für diesen Preis.
Das funktioniert schon noch.
Heute wurde auf dem Markt Cripps Pink für 6,95 Euro je Kilo angeboten - Herkunftsland Argentinien. Unter fünf Apfelsorten die teuerste und es gibt Käufer für diesen Preis.
Das funktioniert schon noch.
Re: Sortenerhalt
Witteke hat geschrieben: ↑19. Feb 2018, 10:00
... die Häufigkeit, mit der der angeboten wird, deckt sich für mein Empfinden auch mit dem Bedarf. Ich hab vor kurzem sogar sortenreinen Apfelsaft aus Boskoop im Supermarkt gesehen. Da frag ich mich wirklich, wer sich das antut.
Ich! - allerdings ein ganz wenig abgeändert
Und zwar ich kaufe Boskoop Äpfel und dazu bio Möhren und dann alles ab in den Entsafter! (Nicht Dampf- sondern ganz normaler Entsafter).
Das Ergebn is ist LECKER!!!
Ich kriege keine andere Sorte im Lebensmittelgeschäft, mit der diese Mischung nur annähernd gut schmeckt.
Es ist mit allen anderen gängigen Sorten total fad!
Ich muss dann mit einigen Zitronen nachhelfen - aber auch dann ist das nie das Wahre.
Aus dem eigenen Garten gibt es noch keine Äpfel bei uns und gerade habe ich feststellen müssen, dass mein vermeintlicher Boskoop-Hochstamm, den ich seit Jahren hege und pflege in Wirklichkeit wohl eine Pinova ist.
Demnächst wollte ich - um weitere Verwechselungen vorzubeugen - selber einen Boskoop veredeln. Und zwar vom alten, nichtroten, aromatischen Typ.
Von mir aus könnte rund um das Jahr Boskoop geben - ich würde die Sorte rund um das Jahr gerne kaufen.
Dabei kannte ich die Sorte früher gar nicht (bin nicht aus Deutschland sondern aus Ungarn).
Hat man aber einmal ein Rezept mit der Sorte - dann hat man eine gute Verwendung dafür, und dann ist es egal wie alt die Sorte ist, man will sie haben.
Für mich ist der alte Boskoop somit gerettet - ich werde früher oder später den Baum hier im Garten stehen haben so oder so.
Das Problem mit anderen alten Sorten ist, dass ich sie nicht kenne.
Ich wollte letztens einige probieren, bin zu einer kleinen Ausstellung gefahren, extra in der Hoffnung, welche probieren zu können.
Aber wegen des schlechten Wetters dieses Jahr, gab es da nur einige ausgestellte Winteräpfel und ich konnte nichts probieren.
Zumal habe ich erfahren, dass man jede Sorte gewissermaßen speziell behandeln (pflegen, ernten, lagern, verarbeiten) muss.
Man hat mir erzählt, wie man früher den Ontario fachgerecht gepflückt hat (einzeln mit einem speziellen Werkzeug wo ein kleines Säckchen dranhing) und wie man die rote Sternrenette lagern musste. Letztere konnte man so ernten, dass unter dem Baum viel Stroh verteilt wurde und dann war es kein Problem, dass die Äpfel bei der Ernte herunterfielen.
Das sind alles Sachen, die einer wie ich neu lernen muss.
Ich kenne diese Sorten nicht aus meiner Kindheit und auch bei deutschen Familien ist dieser Faden der Kenntnisse wie man mit diesen Pflanzen umgeht, gerissen worden.
So ist man am Ende darauf angewiesen was man im Markt findet.
Oder man muss alles neu lernen - wenn man noch jemand findet von dem man das alles noch lernen kann...
Das - zusammen mit den immer kleiner werdenden Baugrundstücken - ist ein Teufelskreis.
Meine Mutter (Jahrgang 1945) z.B. hat in der ganz normalen Grundschule noch einfache Veredelungsmethoden beigebracht bekommen.
Ich nicht mehr...
LG,
Tünde
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Nordsüdwestfalen
Re: Sortenerhalt
Der Boskoop ist hier die einzige "alte Sorte", die im Supermarkt und auch auf dem Wochenmarkt überhaupt erhältlich ist - und die Kunden kennen und kaufen diese Äpfel, z.B. zum Backen.
Mir persönlich schmecken die süßen modernen Sorten nicht und lösen obendrein allergische Reaktionen aus. Wenn ich keine eigenen Äpfel (mehr) habe, beiße ich auch gerne in einen schönen sauren Boskoop. 8)
Mir persönlich schmecken die süßen modernen Sorten nicht und lösen obendrein allergische Reaktionen aus. Wenn ich keine eigenen Äpfel (mehr) habe, beiße ich auch gerne in einen schönen sauren Boskoop. 8)
- thuja thujon
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Re: Sortenerhalt
Lernen hört nie auf. Was vor 50 Jahren funktionierte, muss heute nicht mehr funktionieren. Die letzten Jahre war zB die Reifezeit rund 2 Wochen früher als damals. Der Schädlingsdruck und die Pilzkrankheiten heute teilweise ganz andere. Manches von früher gilt noch heute. Lernen kann man jedes Jahr.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Re: Sortenerhalt
@Tünde
https://www.pomologen-verein.de/fileadmin/user_upload/Buecher/Pfaelzer_Obstkultur_Inhalt-Einleitung.pdf
https://www.pomologen-verein.de/fileadmin/user_upload/Landesgruppen/RLP/Streuobst-Sortenliste_RLP_2018.pdf
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Grün ist die Hoffnung