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"klassisch-englischer" Gartenstil (Gelesen 44259 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

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pearl
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

pearl » Antwort #105 am:

MarkusG hat geschrieben: 28. Feb 2018, 08:06
Diese Art des Repräsentierens braucht eine bestimmte Gesellschaftsstruktur. Es geht dann auch darum, sich über den Garten von anderen Gesellschaftsschichten abzugrenzen. In einer Gesellschaft, in der das weniger wichtig erscheint, verliert diese Art des Gärtnerns dann eine wichtige Funktion. ...
...

Und so sehe ich das mit diesem "typisch" englischen Stil, der in tausend Büchern als das Non-plus-ultra bezeichnet wird. Er sagt etwas über seine Zeit aus. Mir sagt er wenig.



wir sollten diesen Beitrag nicht aus den Augen verlieren und ich finde auch, dass Markus den nicht ständig relativieren muss.

Sich zu entschuldigen und zu beteuern, dass alles nicht so gemeint war, ist in meinen Augen überflüssig.
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RosaRot
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

RosaRot » Antwort #106 am:

pearl hat geschrieben: 1. Mär 2018, 12:31
MarkusG hat geschrieben: 28. Feb 2018, 08:06
Diese Art des Repräsentierens braucht eine bestimmte Gesellschaftsstruktur. Es geht dann auch darum, sich über den Garten von anderen Gesellschaftsschichten abzugrenzen. In einer Gesellschaft, in der das weniger wichtig erscheint, verliert diese Art des Gärtnerns dann eine wichtige Funktion. ...
...

Und so sehe ich das mit diesem "typisch" englischen Stil, der in tausend Büchern als das Non-plus-ultra bezeichnet wird. Er sagt etwas über seine Zeit aus. Mir sagt er wenig.



wir sollten diesen Beitrag nicht aus den Augen verlieren und ich finde auch, dass Markus den nicht ständig relativieren muss.

Sich zu entschuldigen und zu beteuern, dass alles nicht so gemeint war, ist in meinen Augen überflüssig.


Der typisch englische Gartenstil bedeutet für Coton Manor heute nicht Abgrenzung und pure Repräsentation aus Eigeninteresse (wenn das dort überhaupt jemals so war), weil man einer bestimmten Gesellschaftsschicht angehört, sondern der Garten ist geöffnet für Besucher- also allen die den Eintritt zahlen ohne Ansehen der Gesellschaftsschicht. Nur Hunde dürfen nicht...
Wäre da kein Interesse vorhanden, solche Gärten zu sehen und sich davon inspirieren zu lassen oder einfach nur zu wandeln und sich zu erholen, brauchte der Garten nicht geöffnet zu werden. Es wäre ein Verlustgeschäft.- Ist es aber ganz offensichtlich nicht. Und ganz offensichtlich lieben die Engländer(und andere) gerade auch diese Gärten und pilgern eben dorthin. Coton Manor ist ja nicht das einzige Manor oder House mit Garten ringsum, zu dem gepilgert wird. Repräsentative Gärten bekommen eine andere Funktion, bleiben aber in ihren Grundsätzen der Gestaltung erhalten.
(Gottseidank. Wie wäre es trübe, wäre die Zukunft der Gartenkultur ausschließlich so... ;))

Es gibt ein ungebrochenes Bedürfnis Gärten zu besuchen (und selbst zu gestalten)- mir scheint das sehr viel verbreiteter zu sein als in Deutschland.

Englischer Stil ist englischer Stil - aber niemand behauptet, dass dies ein Non plus Ultra ist, auch die Gartenbücher nicht. Wer das glaubt versteht etwas grundsätzlich falsch oder ist nicht frei genug, das Eigene zu denken und zu tun.

Zu meinem Haus und Garten passt englischer Stil gar nicht, ich würde aber nie die Gartenbücher weggeben in denen ausführlich über englische Gärten geschrieben wird (Hobhouse usw., usw) dazu sind diese Bücher viel zu inspirierend, auch vom Schreibstil her, selbst für einen reduzierten Trockengarten wie meinen finden sich da reichlich Inspirationen...solche Gärten mal in Natura gesehen zu haben empfinde ich als ausgesprochen bereichernd.
Viele Grüße von
RosaRot
hymenocallis

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

hymenocallis » Antwort #107 am:

pearl hat geschrieben: 1. Mär 2018, 12:31
MarkusG hat geschrieben: 28. Feb 2018, 08:06
Diese Art des Repräsentierens braucht eine bestimmte Gesellschaftsstruktur. Es geht dann auch darum, sich über den Garten von anderen Gesellschaftsschichten abzugrenzen. In einer Gesellschaft, in der das weniger wichtig erscheint, verliert diese Art des Gärtnerns dann eine wichtige Funktion. ...
...


wir sollten diesen Beitrag nicht aus den Augen verlieren und ich finde auch, dass Markus den nicht ständig relativieren muss.

Sich zu entschuldigen und zu beteuern, dass alles nicht so gemeint war, ist in meinen Augen überflüssig.


Wer zu solchen Schlußfolgerungen kommt, braucht dringend einen Reality-Check vor Ort. Gärntnern ist in Großbritannien nationale Passion und eint den Landlord und den Besitzer des winzigsten Cottages. Klassenschranken sind kein Thema, sobald über dieses so kulturspezifische Hobby diskutiert und gefachsimpelt wird. Ich habe das oft live erlebt - und kann über diese 'Abgrenzungs-Theorie' deshalb nur den Kopf schütteln.

Mag sein, daß sich die Schichten bei anderen Gelegenheiten und Themen abgrenzen - beim Gärtnern tun sie es in der Praxis eher nicht.
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Gartenplaner » Antwort #108 am:

RosaRot hat geschrieben: 1. Mär 2018, 12:55
...
Der typisch englische Gartenstil ...
[/quote]

Der typisch englische Gartenstil? ;)

RosaRot hat geschrieben: 1. Mär 2018, 12:55
...
(Gottseidank. Wie wäre es trübe, wäre die Zukunft der Gartenkultur ausschließlich so... ;))
...

Ich nehme mal an, du wolltest auf den Sieger der Schaugärten der thüringer Landesgartenschau verlinken?
Ich hab ja ehrlich gesagt darauf gewartet, dass das als "Gegenbeispiel" auftaucht ;D
Wenn man diese Gestaltung auf Gestaltungsprinzipien abklopft, ist sie nicht grundsätzlich schlecht ;D
Die Proportionen sind ok, das Ganze hat Rhythmus - nur die "Liege" scheint mir ein bisschen zu groß für den Raum, zudem sieht sie ziemlich unbequem aus.
Trotzdem, dass Gestaltungsprinzipien beachtet wurden, Gestaltungsqualität da ist, wird dieser Garten schon im Shäng-Pfui-Thread in der Luft zerrissen und auch hier wird kaum einer ihn als "schön" empfinden - aber das liegt an der 2. Ebene, die ich weiter oben beschrieb, der persönliche Geschmack.


[quote author=RosaRot link=topic=62529.msg3037766#msg3037766 date=1519905321]
...
Es gibt ein ungebrochenes Bedürfnis Gärten zu besuchen (und selbst zu gestalten)- mir scheint das sehr viel verbreiteter zu sein als in Deutschland.

Englischer Stil ist englischer Stil - aber niemand behauptet, dass dies ein Non plus Ultra ist, auch die Gartenbücher nicht. Wer das glaubt versteht etwas grundsätzlich falsch oder ist nicht frei genug, das Eigene zu denken und zu tun.

Zu meinem Haus und Garten passt englischer Stil gar nicht, ich würde aber nie die Gartenbücher weggeben in denen ausführlich über englische Gärten geschrieben wird (Hobhouse usw., usw) dazu sind diese Bücher viel zu inspirierend, auch vom Schreibstil her, selbst für einen reduzierten Trockengarten wie meinen finden sich da reichlich Inspirationen...solche Gärten mal in Natura gesehen zu haben empfinde ich als ausgesprochen bereichernd.


Du drückst genau das aus, was ich schon angerissen hatte - es geht um einen Austausch über Gestaltung, die für einen selber und das Gegenüber/den Leser möglicherweise Inspiration und Bereicherung, zumindest aber Erkenntnis bringt, was einen selber anspricht und was nicht.
Wenn man sich dann noch die Frage stellt, warum oder warum nicht, kann das noch viel weiter gehen.
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Azubi » Antwort #109 am:

MarkusG hat geschrieben: 1. Mär 2018, 08:37

Das Beispiel Oldtimer drückt es für mich eigentlich sehr gut aus: Ich kann den gesamten Kontext eines Oldtimers erfahren und erleben, das Auto selbst grandios, stimmungsmäßig einzigartig, etc. finden. Wollte ich deshalb einen haben? Einige werden sagen: Ja! Für mich kann ich sagen: Ich nicht!

Markus


Markus, bist du dir sicher? ;)
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

RosaRot » Antwort #110 am:

Gartenplaner hat geschrieben: 1. Mär 2018, 13:26
Ich nehme mal an, du wolltest auf den Sieger der Schaugärten der thüringer Landesgartenschau verlinken?
Ich hab ja ehrlich gesagt darauf gewartet, dass das als "Gegenbeispiel" auftaucht ;D
Wenn man diese Gestaltung auf Gestaltungsprinzipien abklopft, ist sie nicht grundsätzlich schlecht ;D
Die Proportionen sind ok, das Ganze hat Rhythmus - nur die "Liege" scheint mir ein bisschen zu groß für den Raum, zudem sieht sie ziemlich unbequem aus.
Trotzdem, dass Gestaltungsprinzipien beachtet wurden, Gestaltungsqualität da ist, wird dieser Garten, schon im Shäng-Pfui-Thread in der Luft zerrissen und auch hier wird kaum einer ihn als "schön" empfinden - aber das liegt an der 2. Ebene, die ich weiter oben beschrieb, der persönliche Geschmack.


Natürlich musste dies sein. ;)
Prinzipien allein reichen nicht um etwas gut zu gestalten. Dazu gehört auch noch ein nicht geringes Quentchen Inspiration. Die Inspiration zu einem Thema ist das Eigentliche, die Gestaltunsgprinzipien sind Handwerkszeug, das zu beherrschen ist.
(Dieses Handwerkszeug zu verinnerlichen(durch ein Studium bei erfahrenen Meistern z.B.) ist heute nicht mehr ganz so üblich, man hat ja alles was man braucht im Computer- dementsprechend sehen die Ergebnisse aus. Du brauchst nur mal durch eine gewöhnliche Eigenheimsiedlung zu gehen und Dir die dort gebauten Häuser, ihre Verhältnisse zueinander etc. anzusehen...)

Was soll in diesem gezeigten Beispiel der Thüringer Landesschau z. B. dieses Zelt mit den schrägen ::) Pfeilern und davor ein Gehölz im Niwaki-Stil? Das ist doch so albern dass es den Hund grault.
Da haben zwei Gartenbaubetriebe Link, Lnk designt und dabei kam dieser Entwurf dabei heraus und wurde von offenbar völlig unbeleckten Gartenschaubesuchern zum 1.Preis gekrönt. Noch absurder wenn man sich die Viten einzelner Mitarbeiter auf den verlinkten Websiites durchliest. Geradezu bestürzend dann, wie da so wenig herauskommen kann. Wieso muss man sich auf solch eine Welle (Schotterwüste) setzen?

Hier gibt es noch mehr Fotos von diesem Beispiel. Und ein paar Blümchen wurden auch gepflanzt, so ist es nicht ganz so nackt. Und ringsum eingehegt mit Holz und Gabionen, damit nur ja kein Blick hinein oder hinaus(?) dringen kann....

(wenn ich da an die so wesentlichen Blickbeziehungen zur umgebenden Landschaft in Coton Manor denke...)

Und nein, dass dieser Garten, Apolda, hier nicht als schön empfunden wird, liegt nicht nur am Geschmack. Das ist eine Bildungsfrage.

In England hat mir der Sinn für Qualität und aus der Tradition gewachsener Qualität imponiert. Ich habe deswegen z.B. verschiedene alte Blumentöpfe gekauft - schlichtes funktionales Design, gelegentlich Verzierung, nicht in modernen Hochbrandöfen gebrannt - dadurch ergibt sich eine Qualität, die z.B. diesem Apolda-Garten in seiner Sterilität völlig abgeht.
(Auch wenn man nicht Äpfel mit Birnen oder Perlen mit Säuen vergleichen sollte.. ;D btw. die Säue in Coton Manor waren aber auch schön... ;).)

Der "typisch englische Gartenstil"----goldwäge Du nur... ;), mir ist durchaus bewusst, das es da mehr gibt, wir sahen reichlich von Verschiedenstem... :D - es tippt sich eben nur in der Verkürzung gut...
Viele Grüße von
RosaRot
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Gartenplaner » Antwort #111 am:

RosaRot hat geschrieben: 1. Mär 2018, 14:41
Gartenplaner hat geschrieben: 1. Mär 2018, 13:26
Ich nehme mal an, du wolltest auf den Sieger der Schaugärten der thüringer Landesgartenschau verlinken?
Ich hab ja ehrlich gesagt darauf gewartet, dass das als "Gegenbeispiel" auftaucht ;D
Wenn man diese Gestaltung auf Gestaltungsprinzipien abklopft, ist sie nicht grundsätzlich schlecht ;D
Die Proportionen sind ok, das Ganze hat Rhythmus - nur die "Liege" scheint mir ein bisschen zu groß für den Raum, zudem sieht sie ziemlich unbequem aus.
Trotzdem, dass Gestaltungsprinzipien beachtet wurden, Gestaltungsqualität da ist, wird dieser Garten, schon im Shäng-Pfui-Thread in der Luft zerrissen und auch hier wird kaum einer ihn als "schön" empfinden - aber das liegt an der 2. Ebene, die ich weiter oben beschrieb, der persönliche Geschmack.
[/quote]

Natürlich musste dies sein. ;)
Prinzipien allein reichen nicht um etwas gut zu gestalten. Dazu gehört auch noch ein nicht geringes Quentchen Inspiration. Die Inspiration zu einem Thema ist das Eigentliche, die Gestaltunsgprinzipien sind Handwerkszeug, das zu beherrschen ist.
(Dieses Handwerkszeug zu verinnerlichen(durch ein Studium bei erfahrenen Meistern z.B.) ist heute nicht mehr ganz so üblich, man hat ja alles was man braucht im Computer- dementsprechend sehen die Ergebnisse aus. Du brauchst nur mal durch eine gewöhnliche Eigenheimsiedlung zu gehen und Dir die dort gebauten Häuser, ihre Verhältnisse zueinander etc. anzusehen...)

Was soll in diesem gezeigten Beispiel der Thüringer Landesschau z. B. dieses Zelt mit den schrägen ::) Pfeilern und davor ein Gehölz im Niwaki-Stil? Das ist doch so albern dass es den Hund grault.
Da haben zwei Gartenbaubetriebe Link, Lnk designt und dabei kam dieser Entwurf dabei heraus und wurde von offenbar völlig unbeleckten Gartenschaubesuchern zum 1.Preis gekrönt. Noch absurder wenn man sich die Viten einzelner Mitarbeiter auf den verlinkten Websiites durchliest. Geradezu bestürzend dann, wie da so wenig herauskommen kann. Wieso muss man sich auf solch eine Welle (Schotterwüste) setzen?
[/quote]

Nun, welche Inspiration möchtest du denn bei einem Schaugarten?
Dir ist schon klar, dass das eine vorgegebene Grundfläche "auf der grünen Wiese" ist, vielleicht mit etwas Glück mit einem Motto wie "moderner Hausgarten" ausgeschrieben?
Es gibt keinen Kontext, keine Nachbarschaft, ja nichtmal ein Haus, auf den der Garten bezug nehmen kann.

Wahrscheinlich ist es in Deutschland wie in Luxemburg - es gibt keine Regelungen, dass Neubaugebiete zumindest annäherungsweise der bestehenden Bebauung ähneln.
Ein belgischer Gartenarchitekt, den ich mal in Luxemburg traf, regte sich darüber auf, in Belgien gibt es wohl Vorschriften, das Einfamilienhaussiedlungen dem Erscheinungsbild der Altbebauung angepasst sein müssen - wie du es auch für England erwähntest.
So hat man in Luxemburg einen Glaskubus neben einem Pseudo-Schlß mit Türmchen und dann ein Bungalow - das ist aber ein Problem der Landesplanung, die einzelnen Häuser für sich genommen sind gestalterisch nicht schlecht.

Das "Zelt" ist ein Sonnensegel als Schattenspender über dem Sitzbereich - ganz simpel.
Und momentan eben "in" wohingegen der Sonnenschirm "out" ist.

Diese Gestaltung mag nicht sehr inspiriert sein und auf einer Modewelle mitschwimmen (daß diese Mode durch mangelnden Diskurs über Gartengestaltung einerseits und geldgeile Galabaubetriebe andereseits befördert wird, ist ein anderes Thema), aber er ist objektiv nicht abgrundtief "schlecht".
Keine Kunst, aber Kunsthandwerk.
Ihn zu verdammen, weil man ihn nicht mag und die wesentlich schlechteren Do-it-yourself-Ausprägungen mit in die gleiche Waagschale zu werfen, ist unfair und einem Austausch über Gestaltung insgesamt abträglich.

RosaRot hat geschrieben: 1. Mär 2018, 14:41
Hier gibt es noch mehr Fotos von diesem Beispiel. Und ein paar Blümchen wurden auch gepflanzt, so ist es nicht ganz so nackt. Und ringsum eingehegt mit Holz und Gabionen, damit nur ja kein Blick hinein oder hinaus(?) dringen kann....

(wenn ich da an die so wesentlichen Blickbeziehungen zur umgebenden Landschaft in Coton Manor denke...)
[/quote]
Mit der natürlich jeder Reihenhausgarten aufwarten kann....
Hausgärtchen
Übrigens vom selben Gartengestalter:
[quote author=MarkusG link=topic=62529.msg3037590#msg3037590 date=1519884131]
Gartenpraxis ... Da ist ein Garten von Smith porträtiert. Das erste Bild davon: Wow! Das ist es für mich. Und es hat nichts mit "Prärie" zu tun. Das drückt für mich eine Dynamik, eine Entfesselung, eine Lust an Natur aus.



[quote author=RosaRot link=topic=62529.msg3037850#msg3037850 date=1519911701]
Und nein, dass dieser Garten, Apolda, hier nicht als schön empfunden wird, liegt nicht nur am Geschmack. Das ist eine Bildungsfrage.


ohoh, was willst du damit sagen?
Nur wer doof ist, findet diesen Garten schön??

[quote author=RosaRot link=topic=62529.msg3037850#msg3037850 date=1519911701]
In England hat mir der Sinn für Qualität und aus der Tradition gewachsener Qualität imponiert. Ich habe deswegen z.B. verschiedene alte Blumentöpfe gekauft - schlichtes funktionales Design, gelegentlich Verzierung, nicht in modernen Hochbrandöfen gebrannt - dadurch ergibt sich eine Qualität, die z.B. diesem Apolda-Garten in seiner Sterilität völlig abgeht.
(Auch wenn man nicht Äpfel mit Birnen oder Perlen mit Säuen vergleichen sollte.. ;D btw. die Säue in Coton Manor waren aber auch schön... ;).)
...

Welche Tradition sollte ein Schaugarten bitteschön mitbringen?
Genauso, wie du bei Coton Manor auf den Kontext pochtest, muss man das hier auch in die Beurteilung einfliessen lassen.
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

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Piccolina
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Piccolina » Antwort #112 am:

Eigentlich finde ich diesen Faden sehr interessant.
Aber bei manchem Beitrag kommt mir doch folgender Spruch in den Sinn:

"Niveau ist keine Plattform von der man auf andere herabsehen sollte."
Bei jedem Schritt in die Natur bekommt man weit mehr als man sucht. (John Muir)
neo

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

neo » Antwort #113 am:

[quote author=Gartenplaner link=topic=62529.msg3037882#msg3037882 date=1519914603
Mit der natürlich jeder Reihenhausgarten aufwarten kann....
Hausgärtchen
[/quote]

:o (Es hat mir grad die Sprache verschlagen. ;))
hymenocallis

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

hymenocallis » Antwort #114 am:

neo hat geschrieben: 1. Mär 2018, 16:25
[quote author=Gartenplaner link=topic=62529.msg3037882#msg3037882 date=1519914603
Mit der natürlich jeder Reihenhausgarten aufwarten kann....
Hausgärtchen
[/quote]

:o (Es hat mir grad die Sprache verschlagen. ;))


Ein sehr plakatives Beispiel - Effekthascherei auf höchstem Niveau bei geringstmöglicher Funktionalität.
Der Garten als Bild, das man am besten durch die großen Glasfronten bestaunt - wie ein Terrarium oder Aquarium, aber dort dürfen in der Regel wenigstens Tiere leben.

Wirkt auf mich wie ein seltsamer 'Pflanzenzoo' - fehlt nur noch das Schild 'Betreten verboten' - Bewohner würden die Szenerie ja sofort verderben ;)

Ich würde mir als Besitzer sofort einen der beiden animierten Velociraptoren aus dem Natural History Museum in London zulegen - dann ist das Rausschauen nicht mehr so fad https://www.youtube.com/watch?v=XoOc255spGI

;D ;D ;D
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

RosaRot » Antwort #115 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Nun, welche Inspiration möchtest du denn bei einem Schaugarten?
Dir ist schon klar, dass das eine vorgegebene Grundfläche "auf der grünen Wiese" ist, vielleicht mit etwas Glück mit einem Motto wie "moderner Hausgarten" ausgeschrieben?
Es gibt keinen Kontext, keine Nachbarschaft, ja nichtmal ein Haus, auf den der Garten bezug nehmen kann.
[/quote]

Schaugärten sind als Anregung für eigene Gestaltungen der die Schau besuchenden Besucher gedacht. Richtig?
Das Thema für diesen Schaugarten war: "Ein Wohnzimmer im Grünen". Als Inspiration erwarte ich bei diesem Thema tatsächlich, dass sich die Gestalter von "Wohnen im Grünen" durch " Grün" an sich inspirieren lassen. Grün als bewusster Gegensatz zum daneben zu denkenden Haus- so auf einer der Seiten zu diesem Thema, wahrscheinlich hier. zu erfahren.
Zitat daraus in Bezug auf diesen Garten: "Bei den Besuchern beliebt war die Freifläche, die sich auf das Wesentliche beschränkte und die, so wie es Berufstätige mit wenig Freizeit heute oft wünschen, möglichst pflegeleicht ist."
Okay. Mehr braucht es heute nicht an Grün und wir diskutieren hier über Insektensterben etc.... Noch Fragen?

Auf der Website der Landesgartenschau in Apolda, [url =http://apolda2017.de/de/gartenschau/gruene-schaubeitraege/schaugaerten.html]hier[/url] sind ja durchaus auch andere Beiträge zu finden. Das ausgerechnet dieser den ersten Preis bekam erscheint mir symptomatisch für Entfremdung. Der wesentliche Aspekt für die Bewertung ist Sauberkeit - nicht Schönheit, Vielfalt der Pflanzen, eine grüne Gartenlaube oder was auch immer ... Pflegeleicht ist nur eine Umschreibung für einen Sauberkeitswahn - wir wissen, das solche Gärten nur auf den ersten Blick "pflegeleicht" erscheinen, es aber nicht sind. Gartengestalter sollten dies wissen.

[quote]
Zitat von: RosaRot am Heute um 14:41:41
Und nein, dass dieser Garten, Apolda, hier nicht als schön empfunden wird, liegt nicht nur am Geschmack. Das ist eine Bildungsfrage.

ohoh, was willst du damit sagen?
Nur wer doof ist, findet diesen Garten schön??


Bildung hat mit "Doofheit" nichts zu tun. "Doofheit" ist überhaupt keine Kategorie. Ich meine eine Art von Bildung die jeder erwerben kann, sie braucht keinerlei Intellektualität.
Verbundenheit mit der Natur durch Kenntnis derselben, durch Vertrautsein. Kinder die ihre Kindheit im Gestrüpp spielend verbringen lernen das durch das einfache Dasein. Eine solche Kindheit ist heute ein Privileg. dafür haben die Kids Computer und Fernseher im Kinderzimmer.
In meiner Jugend hatten wir jahrelang Schulgartenunterricht, außerdem gab es heimatkundliche Angebote in denen ausführlich die Umgebung erkundet wurde und zu dem eine Arbeitsgemeinschaft (also ein außerschulisches Angebot) in dem die Fauna und Flora detaillierter erkundet wurden. Jeder der wollte konnte daran teilnehmen. Findest du heute solche Angebote in jeder staatlichen Schule? Sie wären nötiger denn je.
Ein Thema was man sehr viel weiter ausführen und diskutieren könnte.

Zum Vorwurf des Herabsehens auf andere: solches liegt mir völlig fern.

Aber: ich bin ein strikter Gegner einer solchen Art der Verwahrlosung, wie sie sich in der Mode der "pflegeleichten" (zubetonierten) Kiesgärten ausdrückt.

Genug von mir! Diskutiert Ihr weiter! :D


Viele Grüße von
RosaRot
hymenocallis

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

hymenocallis » Antwort #116 am:

Gartenplaner hat geschrieben: 1. Mär 2018, 15:30
Nun, welche Inspiration möchtest du denn bei einem Schaugarten?
Dir ist schon klar, dass das eine vorgegebene Grundfläche "auf der grünen Wiese" ist, vielleicht mit etwas Glück mit einem Motto wie "moderner Hausgarten" ausgeschrieben?


In einem gelungenen Schaugarten möchte ich mich (vielleicht mit einem Buch) hinsetzen und mich wohlfühlen - ganz unabhängig vom gewählten Gartenstil und der Größe befriedigt ein gut gemachter Garten psychologische Grundbedürfnisse.

Sieht man in jeder Parkanlage - Bänke falsch platziert werden nicht benutzt, Flächen, die Unbehagen erzeugen, schnell überquert, etc.
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Gartenplaner » Antwort #117 am:

hemerocallis hat geschrieben: 1. Mär 2018, 17:11
neo hat geschrieben: 1. Mär 2018, 16:25
Gartenplaner hat geschrieben: 1. Mär 2018, 15:30
Mit der natürlich jeder Reihenhausgarten aufwarten kann....
Hausgärtchen
[/quote]

:o (Es hat mir grad die Sprache verschlagen. ;))


Ein sehr plakatives Beispiel - Effekthascherei auf höchstem Niveau bei geringstmöglicher Funktionalität.
Der Garten als Bild, das man am besten durch die großen Glasfronten bestaunt
...

Ohja - auch das darf ein Garten sein.
Was die Funktionalität angeht - Hakonechloa ist unkompliziert und pflegeleicht, ob der Buchs in England so pilz- und zünslergefährdet ist wie hierzulande, entzieht sich meiner Kenntnis.
Einzig die Baumfarne sind wirklich ein Wagnis und ein Knackpunkt dieser Gestaltung, die gerade auch durch sie lebt.
Überstehen sie schlecht oder nicht einen Winter, wirds problematisch.

[quote author=hemerocallis link=topic=62529.msg3037940#msg3037940 date=1519920678]
- wie ein Terrarium oder Aquarium, aber dort dürfen in der Regel wenigstens Tiere leben.

Wirkt auf mich wie ein seltsamer 'Pflanzenzoo' - fehlt nur noch das Schild 'Betreten verboten' - Bewohner würden die Szenerie ja sofort verderben ;)

Ich würde mir als Besitzer sofort einen der beiden animierten Velociraptoren aus dem Natural History Museum in London zulegen - dann ist das rausschauen nicht mehr so fad https://www.youtube.com/watch?v=XoOc255spGI

;D ;D ;D


Ich empfinde diesen Garten als wunderbar meditatives Bild, als Ruhepol - sehr passend zur ähnlich minimalistischen Wohnung.
Und genau das soll er meinem Empfinden nach sein - mit den Baumfarnen als Twist, der die Ruhe etwas aufmischt.
Und ist wahrscheinlich auch genauso von den Besitzern gewollt, die zuhause Ruhe wollen, keine Animation. :)

Die Proportionen sind gut, das Verhältnis von Fläche zu Vertikalen, der Höhe der Baumfarne zu den umgebenden Mauern, der Rhythmus der Buchskugeln, die sowohl von der scheinbaren Flächigkeit des Grases schon in die Höhe leiten zu den Baumfarnen, als auch die Kurven des überhängenden Grases wieder aufnehmen.
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

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“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

hymenocallis » Antwort #118 am:

Gartenplaner hat geschrieben: 1. Mär 2018, 17:41
Ohja - auch das darf ein Garten sein.
Was die Funktionalität angeht - Hakonechloa ist unkompliziert und pflegeleicht, ob der Buchs in England so pilz- und zünslergefährdet ist wie hierzulande, entzieht sich meiner Kenntnis.
Einzig die Baumfarne sind wirklich ein Wagnis und ein Knackpunkt dieser Gestaltung, die gerade auch durch sie lebt.
Überstehen sie schlecht oder nicht einen Winter, wirds problematisch.[/quote]
Der Garten hat keine Funktion - er wird nicht betreten/benutzt - ist wie ein dreidimensionales Teppichbeet - noch dazu bleibt er übers Jahr über immer gleich - statisch - unbelebt - unverändert.

[quote author=Gartenplaner link=topic=62529.msg3037962#msg3037962 date=1519922497]
Ich empfinde diesen Garten als wunderbar meditatives Bild, als Ruhepol - sehr passend zur ähnlich minimalistischen Wohnung.
Und genau das soll er meinem Empfinden nach sein - mit den Baumfarnen als Twist, der die Ruhe etwas aufmischt.
Und ist wahrscheinlich auch genauso von den Besitzern gewollt, die zuhause Ruhe wollen, keine Animation. :)

Die Proportionen sind gut, das Verhältnis von Fläche zu Vertikalen, der Höhe der Baumfarne zu den umgebenden Mauern, der Rhythmus der Buchskugeln, die sowohl von der scheinbaren Flächigkeit des Grases schon in die Höhe leiten zu den Baumfarnen, als auch die Kurven des überhängenden Grases wieder aufnehmen.


Alles korrekt - aber ich wette mit Dir, daß dieses statische Bild schon nach kurzer Zeit nicht mehr wahrgenommen wird. Mehr als Bühnenbild kann dieser Garten nicht leisten - allerdings fehlen die Akteure auf der Bühne und das sorgt alleine schon durch die Gewöhnung für größtmögliche Langeweile.

Aber dann kann man ja die nächste Inszenierung bestellen ;)
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Gartenplaner
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Gartenplaner » Antwort #119 am:

Der Garten hat die Funktion, betrachtet zu werden und ein Ruhepol fürs Auge zu sein.

Der Garten ist nicht für dich entworfen worden - ich kann mir gut vorstellen, dass die Besitzer sehr glücklich und zufrieden damit sind und auch lange sein werden (wenn die Baumfarne nicht ausfallen....)
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
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