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Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme (Gelesen 1659 mal)

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Monti
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Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

Monti »

Ich habe ein paar Probleme mit meinem Tomatenbeet, auf dem im Prinzip nichts anderes als Tomaten angebaut werden. Auf Beet Nr. 1 seit vermutlich seit ca. 10 Jahren, vielleicht auch länger. Auf Beet Nr. 2 seit etwa 6 Jahren.
Die Beete befinden sich an einer Scheunenwand bzw. Bretterwand, südausrichtung überdacht mit transparenten Wellplatten. Boden ist lehmiger Sand, sehr humos, unterhalb 15 cm viele Steine, vielleicht auch schutt von vor 70 Jahren. Der Oberboden wurde unregelmäßig mit umgebender Erde ausgetauscht. Im Winter wurde das Beet oft als Unterstand von den Hühnern genutzt.

Folgende/s Problem/e habe ich mit den Tomaten:
nach dem Pflanzen im frühjahr wächst alles zunächst sehr zufriedenstellen. Später, vor allem wenn es richtig warm wird, welken die Pflanzen gerne. Selbst wenn ich am Vorabend gieße und der Boden noch Nass ist, lassen sie bei warmen wetter die Köpfe hängen.

Weiter kommt hinzu, dass Soten die zu Blütenendfäule neigen, diese auch oft bekommen. Von mancher Sorte konnte ich letztes Jahr kaum eine gesunde Tomate ernten. Einige davon sahen auch so aus:

Außerdem werden teils Blüten abgeworfen.

Ich hatte, bedingt durch die lange anbaudauer, vor allem Auf Beet Nr. 1 Nematoden im Sinn. Die Wurzeln sehen jedoch nicht gerade ungesund aus für meinen Begriff:


Blütenendfäule deutet ja immer auf Calcium-Mangel hin, also habe ich dieses Jahr eine Bodenprobe von jedem Beet genommen und analysieren lassen. Hier die Ergebnisse:

Beet Nr. 1:
pH: 6,8
P2O5: 1370 mg/kg
K2O: 980 mg/kg
Mg: 320 mg/kg
B: 0,7 mg/kg
Zn: 35,5 mg/kg
Cu: 2,3 mg/kg
Mn: 66,2 mg/kg
Salzgehalt: 1850 mg/kg

Beet Nr. 2:
pH: 6,8
P2O5: 1360 mg/kg
K2O: 980 mg/kg
Mg: 300 mg/kg
B: 0,65 mg/kg
Zn: 34,2 mg/kg
Cu: 3,8 mg/kg
Mn: 38,3 mg/kg
Salzgehalt: 1600 mg/kg

Calcium scheint nach dem pH-Wert nicht das Problem zu sein. Allerdings sind alle Hauptnährstoffe im Überfluss vorhanden, darauf deutet ja auch der hohe Salzgehalt hin. Ich habe gelesen, dass ein Kali-Überschuss die Calciumaufnahme hemmen kann.

Was denken die Fachleute, kann der Nährstoffüberschuss das Problem sein?
Hat jemand Richtwerte, die für Tomaten noch vertretbar sind? Oder Analysen vom eigenen Boden die man als Vergleich heranziehen kann?

Mein Plan für dieses Jahr ist, mit Tomaten zu pausieren und irgendetwas zu sähen/pflazen, was möglichst viele Nährstoffe, vor allem Kali herauszieht. Vielleicht noch Tagetes/Ölrettich rein proforma...

Hat jemand sonst noch Gedanken/Vorschläge dazu?
Ich weiß, Tomaten immer auf dem selben Fleck, es gibt besseres. Kübel taugen mir aber nicht und sonst habe ich kaum andere Möglichkeiten.
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thuja thujon
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Re: Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

thuja thujon » Antwort #1 am:

Ich würde mal veredelte probieren, auf verticilliumresistenter Unterlage. Vielleicht bringts was. Nematoden an den Wurzeln muss man nicht sehen.
Für mich sind das Nachbauschäden, keine Düngeschäden. Tomaten kommen mit viel Salz noch halbwegs klar.
Die Bodenanalyse, ok, Phosphorgehalt sticht raus. In anderen Gärten wächst es mit ähnlichen Bodenwerten auch noch.

Blütenendfäule, kein Wunder wenn der Wassertransport eingeschränkt ist.
Ansonsten zählt Calciumcarbonat nicht so wirklich zum verfügbaren Calcium.

2 Fliegen mit einer Klappe kannst du mit Kalkstickstoff schlagen. Lösliches Calcium und der nötige Stickstoff um die C/N-Sperre durch den hohen Humusgehalt aufzuheben.
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Gartenoma
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Re: Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

Gartenoma » Antwort #2 am:

Monti hat geschrieben: 8. Apr 2018, 19:28
Blütenendfäule deutet ja immer auf Calcium-Mangel hin, also habe ich dieses Jahr eine Bodenprobe von jedem Beet genommen und analysieren lassen. Hier die Ergebnisse:

Beet Nr. 1:
pH: 6,8
P2O5: 1370 mg/kg
K2O: 980 mg/kg
Mg: 320 mg/kg
B: 0,7 mg/kg
Zn: 35,5 mg/kg
Cu: 2,3 mg/kg
Mn: 66,2 mg/kg
Salzgehalt: 1850 mg/kg

Beet Nr. 2:
pH: 6,8
P2O5: 1360 mg/kg
K2O: 980 mg/kg
Mg: 300 mg/kg
B: 0,65 mg/kg
Zn: 34,2 mg/kg
Cu: 3,8 mg/kg
Mn: 38,3 mg/kg
Salzgehalt: 1600 mg/kg[/quote]

Für sich allein sagen diese Werte nicht viel. Wie sind denn die Werte eines "guten" Bodens? Nur durch diesen Vergleich kannst du feststellen, ob ein Wert zu hoch oder zu niedrig ist.

Ich habe mal die Wertetabelle herausgesucht, die ich 2005 zusammen mit meiner Bodenanalyse vom Hessischen Landeslabor bekommen habe. Für P2O5 und K2O ist dort jeweils ein Maximalwert von 340 mg/kg angegeben, für Mg 130 mg/kg. Da hast du schon die Übeltäter.

[quote author=Monti link=topic=62763.msg3062134#msg3062134 date=1523208498]
Calcium scheint nach dem pH-Wert nicht das Problem zu sein.

Wie kommst du darauf? Kalium erhöht den pH-Wert stärker als Calcium. Kalium und Calcium ziehen den pH-Wert hoch, Phosphat runter. Dein Wert kann also allein auf dem erhöhten Kalium-Gehalt beruhen und mit Calcium nichts zu tun haben.

Wenn dort zeitweise Hühner gehalten werden, ist mit Stickstoffüberschuss zu rechnen, denn Hühner haben bis zu 40% Harnstoff im Kot, der im Boden zu Nitrat/Nitrit umgesetzt wird.

Aber grundsätzlich: Nur wenn du durch Vergleichswerte feststellst, welcher Nährstoff im Überschuss vorhanden ist und welcher fehlt, kannst du dir einer gute Strategie überlegen. Wenn man hier in Hessen beim Landwirtschaftsamt eine Bodenanalyse machen lässt, bekommt man gleich eine solche Aussage und Empfehlung mit.
Gibt es da, wo du wohnst, keinen solchen Service?

Gruß
Gartenoma
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Monti
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Re: Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

Monti » Antwort #3 am:

Ja, veredelung wäre mal ein Versuch wert. Löst allerdings nicht das Grundproblem.
Stickstoff sollte jede menge vorhanden sein, zumindest wenn ich die Stängeldurchmesser anschaue bzw. die Blattfarbe sehe. Seltsamerweise sind bei einigen Pflanzen manchmal die jungen Blätter in der Blattrosette der Triebspitze deutlich heller...

@Gartenoma:
Die Werte sind nach VDLUFA klassifiziert. A ist geringste Klasse, E höchste. C ist anstrebenswert, sprich nur was entzogen wird, soll auch gedüngt werden. Bspw. werden Böden mit K2O Werten zwischen 130 bis 180 mg/kg mit C bewertet.
Meine Böden bei den Tomaten haben bei allen Grundnährstoffen, Salzgehalt und pH alle Klasse E (sehr hoch, für K2O Werte über 310 mg/kg.bei meinem Boden, keine Düngung erforderlich).
Kalkbedarf: Ich hab mich auf die Empfehlung des Bodenlabors bezogen. Hab nun mal ein wenig zum Kalkbedarf nach VDLUFA erkundigt. Das vorhandensein anderer basisch wirksamer Bestandteile wird wohl nicht berücksichtigt. Auf normal versorgten Böden mag es funktionieren.
Letztea jahr hatte ich mal mit Kalkmilch gegossen (Calciumhydroxid), keine Ahnung ob das gut war...
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Nemesia Elfensp.
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Re: Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

Nemesia Elfensp. » Antwort #4 am:

Monti hat geschrieben: 11. Apr 2018, 10:09
................. das Grundproblem.
ich versuche mal - für mein Verständnis - das Problem einzugrenzen:
Grundproblem = für Tomaten ist anderwo kein Platz? also müssen sie dort bleiben?
Grundproblem = die Hühner brauchen den Platz zwingend als Winterauslauf?
Grundproblem = der Boden kann nicht getauscht oder geändert werden?

Könnte dort statt der Tomaten z.B. Kürbis oder andere Starkzehrer gepflanzt werden?

Wir haben nur dieses eine Leben.
Cepha
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Re: Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

Cepha » Antwort #5 am:

Meine Einschätzung als Laie ist eine erhebliche Überdüngung des Bodens. Bei Phosphor ist extreme Überdüngung in Kleingärten ja leider üblich, aber bei Dir scheint es ein breites Spektrum zu betreffen.
Über die Verfügbarkeit von Calcium sagt das hingegen nichts aus, auch nicht der pH Wert. Ja nachdem ob z.B. Calcium als Oxid, Hydroxid, Phosphat oder Carbonat vorliegt ändert sich auch der pH Wert.

Sehr kritisch sehe ich auch die Bodendicke von nur 15cm. Im Hochsommer erscheint mir das deutlich zu wenig zu sein, ich vermute, dass die großen Pflanzen schlichtweg austrocknen, es sei denn Du gießt an heißen Tagen tatsächlich mehrmals pro Tag. Wahrscheinlich(!) ist der hohe Salzgehalt auch nicht förderlich für die Wasseraufnahme.

Mein Vorschlag zum Testen wäre, weiter 15cm möglichst Nährstoff und salzarmen Boden hinzu zu fügen und mit den jetzigen 15cm zu vermischen und nur etwas Calcium hinzu zu geben und ansonsten dieses Jahr nur sehr wenig bis garnicht düngen, es sei denn man erkennt einen Mangel. Außerdem mulchen, um die Verdunstung zu reduzieren.

MfG
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Re: Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

thuja thujon » Antwort #6 am:

Die Nährstoffe würde ich ziemlich außer acht lassen. Da ist nix wirklich problematisch.

Wenn Verticillium die Leitungsbahnen verstopft oder aus anderen Gründen nicht genug oben ankommt, ist der Calciumgehalt im Boden recht egal.

Woher kommen eigentlich die Samen, sind die garantiert virusfrei?
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Re: Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

Gartenoma » Antwort #7 am:

Ist mit Salzgehalt eigentlich Kochsalz gemeint oder die Summe der Mineralstoffe, die als Salze im Boden vorliegen?

Gruß
Gartenoma
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Re: Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

thuja thujon » Antwort #8 am:

Weder noch.
Es wird die elektrische Leitfähigkeit gemessen und dieser Wert in Gramm Kaliumchlorid umgerechnet.

Der Wert spiegelt also nicht den tatsächlichen Gesamtsalzgehalt wieder.
Man kann bei unbekannten Salzgemischen oder auch Säure/Basengemischen mit dem Leitwert nicht auf die Menge der enthaltenen Salze schließen. Das ist in der unterschiedlichen Leitfähigkeit unterschiedlicher Salze oder Säuren/Basen begründet.
Es dient mehr als grober Überblick, wieviel von der `wässrigen Kraft des Wasser´ wegfällt, weil es durch Salze verbraucht wird. Gießt man Pflanzen mit Schnaps stehen sie unter Wasserstress, weil das Wasser im Schnaps verdünnt vorliegt, sie bekommen nicht genug. So kann man das auch für Salzlösungen sehen und dafür reicht dieser Hausnummernwert aus der Bodenprobe als grober Anhaltspunkt.

Auch die Summe der gravimetrischen Nährstoffangaben (Wägeform P2O5 statt HPO4²- zB) ist weit entfernt vom tatsächlichen Salzgehalt der Probe.
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Monti
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Re: Welkende Tomatenpflazen - Bodenprobleme

Monti » Antwort #9 am:

@Nemi: Du hast recht, ich sollte das mal konkretisieren.
Das Problem ist dass ich die Fläche nur bedingt wechseln kann. Für dieses Jahr hab ich mich dazu durchgerungen weniger Tomaten zu pflanzen um diese Flächen frei zu machen für Tagetes oder irgendwas. Dafür das Gewächshaus voll und nix anderes. Zusätzlich noch eine Fläche unter einem Vordach für 5 Pflanzen, die übrigens auch nur wenig Boden hat und wo im Winter auch die Hühner drauf sind.
Die problematischen Flächen habe ich für die Hühner nun gesperrt.
Boden Tauschen, eher schwierig. Und ob das was bringt? Wenn ja, wie tief?
Boden ändern: ich könnte noch etwas auffüllen mit unbelasteter Erde... Würde nur helfen, wenn die Ursache tatsächlich der Nährstoffüberschuss ist.

@cepha: 15 cm hört sich nach wenig an. Unterboden ist wie gesagt sehr steinig an der Stelle. In den Zwischenräumen ist sandiger lehm. Wenn Bodenschluss da ist, ist die Wasserversorgung i.d.r. kein Problem. Ist ja auch jahrelang fut gegangen. Gegossen wird übrigens regelmäßig (wenn nötig täglich) mit Regenwasser.

Verticillium: Also abgestorben ist keine pflanze komplett. Wird auf der Seite der gartenakademie.rlp beschrieben. Fusarium würde eher passen. Aber braun verfärbte Gefäße im Stängel wären mir auch noch nicht aufgefallen.

Saatgut: Ich bin dabei mehr auf professionelle Vermehrer umzusteigen. Geht aber nicht immer.

Die Angabe vom Salzgehalt in g KCl ist denke ich zweckmäßig. Tiefgehendere Analyen, die alle Ionen berücksichtigen wären deutlich teurer. Für eine Einordnung und einen Vergleich von Böden ist es meiner Meinung nach ausreichend. Die eingeschränkte Wasseraufnahme bei hohen Salzgehalten im Boden hat doch was mit der Osmose zu tun, oder?

Wie wird es eigentlich im Bio Tomatenanbau gemacht? Gibt es da auch schon Hydrokultur? Wenn klassisch angebaut wird, wie machen die das mit der Fruchtfolge? Gurken ok aber was, gerade bei kleineren Gärtereien, noch im Gewächshaus?
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