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Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage. (Gelesen 2740 mal)
Moderator: AndreasR
Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Wie hart sind manche Gehölze?Wir hatten die widersprüchlichen Beispiele Prunus lusitanica und Ulex europaeus.Hier ein anderer Kandidat, der gemeinhin als zum Tode verurteilt gilt, wenn er hier ausgepflanzt wird: Cupressus sempervirens, diese unvergleichlichen Zypressen des Mittelmeerraums. Im BoGa Marburg, absolut kein mildes Fleckchen Erde, hält sie sich offenbar.
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Ich denke, dass es eine Reihe von Gehölzen gibt, die sich als härter erweisen, als man früher vermutet und geschrieben hat. Das mag u.a. daran gelegen haben, dass viele Gehölze früher schwieriger zu beschaffen waren und die "Experimentierfreudigkeit" demgemäß begrenzt war. Wer will schon ein kostbares Pflänzchen opfern? Das gilt m.E. etwa für Kamelien, aber auch für Magnolia grandiflora und andere.Einerseits.Andererseits ist "winterhart" ein dehnbarer Begriff. Eine Pflanze ist ja nicht schon "winterhart", wenn sie ein paar Winter im Freiland überstanden hat, die zufällig recht milde waren. Und nicht allzu große Pflanzen kann man in kalten Wintern noch gut schützen, bei größeren geht das nicht mehr.Im BoGa Mainz stand über mehr als 20 Jahre eine Cupressus lusitanica im Freiland, eine Art, die bei uns ganz und gar nicht als winterhart angesehen wird. Mitte der 90er ist sie dann in einem extremeren Winter als mehrere Meter hohes Exemplar sang und klanglos erfroren. Ist die nun winterhart oder nicht?Experimentierfreudige Gehölzliebhaber (zähle mich selbst auch dazu) neigen dazu, eine Art schon dann als winterhart anzusehen, wenn sie bei ihm einige Winter überlebt hat. Für kommerzielle Anbieter, vor allem aber für Gärtner von öffentlichen Anlagen dürfte die Sache schon ganz anders aussehen.
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Stimme mit dir völlig überein, Bristlecone.Magnolia grandiflora kann z.B. inzwischen als völlig winterhart gelten, wenn man die richtige Sorte erwischt hat. In einem Nachbardorf steht eine seit etlichen Jahren, ist inzwischen ein ca. 5 m hohes Bäumchen und hat so manchen harschen Winter überlebt. Ob einem die richtige Sorte verkauft wurde, merkt man allerdings erst, wenn sie das Zeitliche gesegnet hat. Die Experimentierfreude des Gärtners fördert allerdings auch die Ex-und-Hopp-Mentalität. Gerade die Kamelien sind hierfür ein Beispiel. Vor einiger Zeit schrieb hier mal eine Dame, es sei doch egal, ob die Pflanze überlebe, dann kaufe sie eben eine neue. Die Verfügbarkeit ist inzwischen halt grenzenlos.
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
hallo fars,Ich mache schon seit über 15 Jahren Auspflanzversuche mit Cuperssus sempervirens. Aber länger als 5 Jahre hat noch keine überlegt. Bei Cupressus sempervirens sind es weniger tiefe Temperaturen die sie zum Absterben bringt(-18° überlebt sie spielend). sondern viel Sonnenschein im Februar bei noch gefrorenem Boden. Cupressus sempervirens benötigt viel Wasser und verdunstet bei Sonnensbestrahlung auch dementsprechend viel. Wenn nun der Boden gefroren ist kann sie das benötigte Wasser nicht ziehen, sie vertrocknet ganz einfach.Man spricht dann von Frosttrocknis. Kann man bei anderen immergrünen auch beobachten, selbst bei völlig winterharten.Schöne Zypressen gibt es bei uns auf lange Sicht nur, wenn sie als Kübelpflanzen gehalten werden.Es kleiner Tip von mir wie ich meine Cupressus Kübelpflanzen schon seit vielen Jahren erfolgreich überwintere:Gegen Ende November werden die Pflanzen einfach wagrecht auf den Boden gelegt.Mit Jutesäcken abgedeckt. Und nun kannst du die Pflanzen ganz einfach bis zum Frühjahr vergessen.Warten bis der Schnee geschmolzen ist, Abdeckung abnehmen, die Pflanzen wieder aufrichten. fertig. :)lgcupressus
Liebe Grüße
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Eine ähnliche Überwinterungsmethode ist auch bei Fuchsien bekannt. Allerdings gräbt man sie ein, um einen Kältepuffer zu schaffen.Das Bedauerliche ist nur, Cupressus, dass diese Maßnahme nur ein paar Jahre durchgeführt werden kann, so lange die Bäume für eine Person noch transportfähig sind. Wie auch andere Bäume, so entwickelt sich die wahre Schönheit der C. sempervirens erst nach etlichen Jahren. Das schränkt die Kübelkultur ein.Wenn du allerdings der Überzeugung bist, die Frosttrocknis sei der eigentliche Winterkiller dieser Cypressenart, dann müsste es doch genügen, die Cypresse an die Nordseite des Hauses oder in den Schatten anderer Nadelgehölze zu pflanzen.
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Von Cupressus sempervirens habe ich im Garten meiner Eltern im milden Südbaden vor mehr als 25 Jahren ein Exemplar ausgepflanzt, welches ursprünglich von unserem damaligen Hausarzt aus Südamerika mitgebracht wurde. Es kamen allerdings auch Winter mit minus 20 Grad, hat ihr aber nichts ausgemacht. Eine gewisse Größe und Stärke der Exemplare hilft sehr, was bei all den Grenzfällen auch zu berücksichtigen ist (dto bei Paulownia und anderen!). Denn am Anfang hatte ich meine C.sempervirens im Topf gezogen. Erst mit einer Größe von 150 cm wurde sie dann an einer südseitigen Hauswand ausgepflanzt. Liebend gerne würde ich mir wieder eine zulegen, ist sie doch der malerischste Mittelmeerbaum, den es gibt. Diese Stimmung kann auch keine Säulenform Chamaecyparis erreichen. Es sollte aber ein halbwegs harter Klon sein oder eine Herkunft aus Samen, die Härte verspricht. Denn da ist ein Unterschied, ob man Herkünfte aus dem Hinterland Kroatiens oder Bosniens pflanzt oder aus der heißen Ebene Andalusiens oder Siziliens. Wir haben immer schon bei der Durchreise nach Baumschulen Ausschau gehalten, aber nie eine entdeckt, die Mittelmeerzypressen führt.
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
@fars,der einzige Winterkiller, ist natürlich nicht allein die Ausdrockung, auch die Minmimaltemperatur, Dauer der Frostperioden und noch viele andere Faktoren spielen hier eine Rolle. 14 Tage mit andauernd -14° schaden mehr als 1 Tag mit -20°. Ein im Winter schattiger Standort hätte, wie du richtig bemerkt hast, die gleiche Wirkung. Allerdings sind diese Plätze, jedenfalls bei mir , auch im Sommer sehr schattig.Die Zypresse benötigt damit sie sich gut entwickeln kann viel Sonne.Meine Kübelzypressen sind jetzt ca. 6m hoch. So müssen gott sei Dank nicht transportiert werden, sondern werden an Ort und Stelle umgelegt und abgedeckt.
Liebe Grüße
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
@ sarostro,bin ganz deiner Meinung. Es gibt keinen Ersatz für C. Sempervirens. Juniperus skyrocket wird oft als Zypressenersatz genannt. Ist leider keine Zypresse. Dunkle Benadelung, die schönen Kugelzapfen, das bietet nur die echte Mittelmehrzypresse.In Rumänen sollte es einen Klon geben der schon Temperaturen bis -25° überstanden hat. Wie ist denn deine Zypresse. welche du vor 25 Jahren gepflanzt hast 'zu Tode gekommen'?
Liebe Grüße
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Hier in der Gegend gibts eine ganze Reihe noch junger Säulenzypressen, die in den letzten 5-10 Jahren gepflanzt wurden. Winterschäden halten sich in Grenzen, aber die Pflanzen leiden bei Schneefall unter Nassschnee, fallen auseinander und sehen dann eher struppig aus. Wächst sich aber in vielen Fällen wieder hin.
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Nein, die Zypresse steht munter und lebendig bei meinen Eltern im Garten! Sie ist inzwischen 10 m hoch.
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Hallo Cupressus!Überwinterung von Topfpflanzen ist für mich ein sehr interessantes Thema. Was ich bei deinem o.a. Text allerdings nicht verstehe:Warum legst du die Pflanzen waagrecht?Frieren die am Boden aufliegenden Pflanzenteile dann nicht an?Verformen sich die unten liegenden Äste, die doch einige Monate den Druck der obenaufliegenden abbekommen, nicht? Wieso benötigen die Pflanzen waagrecht liegend keine Wassergaben während des Winters? Wenn die Juteabdeckung längere Zeit nass ist (Regen, Schnee) besteht doch Fäulnisgefahr? Schon mal herzlichen Dank im voraus für die Beantwortung meiner Fragen!Liebe Grüße Barbara (sehr neugierig!)Gegen Ende November werden die Pflanzen einfach wagrecht auf den Boden gelegt.Mit Jutesäcken abgedeckt. Und nun kannst du die Pflanzen ganz einfach bis zum Frühjahr vergessen.Warten bis der Schnee geschmolzen ist, Abdeckung abnehmen, die Pflanzen wieder aufrichten. fertig.
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Ich antworte schon mal an Cupressus Stelle:Durch die Lagerung ergeben sich durch die auch im Winter aufsteigende Bodenwärme deutlich geringere Frostgrade. Da diese Zypressenart ohnehin schlankwüchsig ist, unterstützt das Liegen diesen Wuchs sogar. Die wenigen Wochen reichen nicht aus, die Zweige auf Dauer eng an den Stamm zu drücken, da ja kein Wachstum stattfindet. Man kennt den Effekt beim eingenetzten Weihnachtsbaum, dessen Zweige nach Befreiung ja auch nicht lange brauchen, um wieder in ihre Ursprungsstellung zurückzufinden. Auch eine Fäulnis kann bei einer derart luftigen Abdeckung nicht eintreten. Wer z.B. Tannenzweige, die der Abdeckung dienen, mal durch Erdanhäufungen verbuddelt hat, weiß, wie lange diese ihr frisches Grün behalten.Nein, diese Art der Lagerung dürfte recht problemlos sein. Nur, die Bäume werden eines Tagess so groß, dass sie ein logistisches Problem darstellen. Damen könnten sich einen Hausfreund anlachen, aber die Herren?
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
hallo barbara,die meisten Fragen hat fars schon treffend beantwortet. Ergänzen möchte ich noch, daß die Zypresse bevor der Ballen durchzufrieren beginnt noch kräftig gegossen werden muß. (gilt für alle immergünen).Da die Pflanzen ja abgedeckt sind ist die Verdunstung sehr gering, hier genügt die aufsteigende Bodenfeuchtigkeit um den Wasserdedarf zu decken.Zum 'logistischen Problem'. Wenn du die Möglichkeit hast, die Cupressus dierekt am Sommerstandort zu überwintern brauchst du sie nur umzukippen, dazu braucht es nicht viel Kraft. Wenn sie transportiert werden muß ist eine Sackkarre sehr hilfreich. (verwende ich für andere schwere Kübelplanzen die ich in der Garage überwintere, Oleander, Olive, Hanfpalme, Quercus ilex). Also dann wünsche ich viel Glück bei der ÜberwinterunglgCupressus
Liebe Grüße
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
Hier ist es ähnlich. Jungpflanzen, selbst einjährige Sämlinge überwintern ohne Probleme egal wie der Winter ist. Sobald die Exemplare höher als zwei Meter werden wird es kritisch. Da reicht dann ein normaler Winter aus um die Pflanze zum absterben zu bringen.Magnolia grandiflora mag zwar bei Fars hart genug sein, aber hier mit den kontinentalen Wintern ist da nix zu machen. Fast alle grenzwertigen Gehölze die wintergrün sind haben keine Chance, da der meist über Wochen tiefgefrorene Boden jede Wasseraufnahme unterbindet. Selbst bei Ilex kann es Probleme geben. Andere wie Pauwlonien sind dagegen unproblematisch, da laubabwerfend. Es kommt immer auf den Winterverlauf und nicht so auf die Kältespitzen an. In den stark atlantisch geprägten Gebieten Dtl. ist manches problemlos hart, was in den kontinentaleren Gebieten komplett versagt.Ich mache schon seit über 15 Jahren Auspflanzversuche mit Cuperssus sempervirens. Aber länger als 5 Jahre hat noch keine überlegt.
plantaholic
Re:Hart oder nicht hart? Das ist hier die Frage.
@Fars und Cupressus: vielen herzlichen Dank für eure Antworten.
Ihr habt das so wunderbar erklärt, dass es mir nun völlig logisch erscheint.Nun überlege ich, ob eine waagrechte Lagerung während Frostperioden wohl auch für getopften Buchs sinnvoll wäre? ???Liebe Grüße, Barbara
