Wo hier soviele regionale Methoden des Heumachens beschrieben wurden, da möchte ich gerne was zu beisteuern. Ich wohne ja in Norwegen, genauer gesagt im Vestland. Ich habe einen ganzen Sommer auf einem Hof gearbeitet, der traditionell bewirtschaftet wird. Der Hof ist ein Museum, aber eben auch hinter den Kulissen. Es ist wirklich Knochenarbeit und kein Schummeln.Dies ist der
Hof.Ich habe also einen ganzen Sommer gesenst, sowohl mit Sense als auch Sichel. Es waren sehr steile Hänge auf dem Hof (wie hier im ganzen Vestland), und am Anfang habe ich diese Hänge gehasst. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass Hanglage durchaus Arbeitsersparnis bedeutet. Aufwärts schnitt man mit der Sichel und konnte somit rückensparend aufrecht arbeiten. Abwärts mit der Sense, und auch hier die rückensparende aufrechte Arbeitshaltung. Ich bin im Vergleich zu den damaligen Kollegen absolut kein guter Senser, aber ich kriege es so einigermassen hin. Wie gut der Schnitt ist hängt von verschiedenen Faktoren ab. Natürlich muss das Blatt total scharf sein. Im Gegensatz zu dem deutschen Raum wird die Sense hier in Norwegen nicht durch draufschlagen geschärft, sondern am Schleifstein. Im Prinzip schleift man so, dass eine ganz ganz dünne Spitze entsteht. Im Profil wäre dass dann ein sehr sehr spitzes und langes Dreieck, wenn ihr versteht was ich meine.Wenn man von oben auf die Spitze draufschaut darf man man kein Glänzen sehen. Glänzen bedeutet, dass Licht reflektiert wird, und Licht wird nur von einer Fläche reflektiert, nicht jedoch von einer perfekten Spitze. Das Schleifen ist eine eigene Wissenschaft, bei der ich es nie zu Ruhm gebracht habe. Wenn eine Sense richtig geschliffen ist kann man sich damit die Haare vom Arm rasieren.Einen guten Schnitt erkennt man daran, dass die Halme der Wiese nicht abgefranst zurückbleiben. Man erkennt den Könner auch daran, dass er das Geschnittene von einer Bewegung fein säuberlich und wie von alleine im Schwung mittransportiert, und man nur eine Linie von Häufchen rechen muss, nicht jedoch die ganze Wiese. Natürlich erkennt man den Könner auch an seinem Tempo und an seiner körperlichen Verfassung am Abend. Wenn man es kann erfordert Sensen fast keine Muskelkraft, es ist eine Sache des Schwungs. Der Nichtkönner ist abends total erledigt und hat am nächsten Tag Muskelkater.Da das Vestland in Norwegen sehr nasse Sommer hat gibt es hier das, was "hesjing" genannt wird.Bei google habe ich ein
Fotogefunden:.Das Gras wird in solche Zäune gehängt und trocknet dort. Der Regen perlt an der äussersten Schicht des Grases ab, läuft runter. Unter dieser äussersten Schicht trocknet das Heu. Man muss auch dieses Aufhängen in die Zäune lernen, es hat eine spezielle Technik wie das Gras zu hängen hat. Ich könnte euch das jetzt zeigen, aber beschreiben ist schwer.Da es bei diesen regenreichen Sommern selten möglich ist knochentrockenes Heu ins Haus zu bringen haben sich die vestländischen Bauern auch hier eine Lösung.Eine traditionelle Heuscheune sieht
so.aus.Wie man sieht, hat es (mindestens) eine Wand, die aus einem "Gewebe" aus
Wachholderzweigen besteht. .Wieder läuft der Regen an den Wachholderzweigen runter, jedoch ist eine natürliche Ventilation durch die Zweige möglich. Heu, welches den Pfanzensaft durch Trocknen verloren hat und nur regennass ist, das entzündet sich nicht selbst. Nur wenn die Nässe aus Pflanzensaft im Gras kommt, dann kann ein Heubrand entstehen.Regennasses Heu wird auf besondere Art und Weise in der Scheune gestapelt, so dass es auch im Haus noch nachtrocknen kann. Die natürliche Ventilation durch die Wachholderzweige machen es möglich. Diese Art Wand nennt man "brakjekledning". Übrigens hält eine solche Wand ein Mannsalter bevor man ausbessern muss.Hier wurde mehrmals der Zeitpunkt der Mahden angesprochen. Verallgemeinert kann man sagen, dass im jungen Gras mehr für das Tier verwertbare Nahrungsstoffe zu finden sind. Je älter das Gras wird, desto mehr Cellulose, ist ja klar. Der Schnitt von jungem Gras ergibt weniger Heu insgesamt als der Schnitt von älterem Gras, dass ja länger ist. Der Zeitpunkt der ersten Mahd ergibt sich aus dem Futterplan des Bauern. Je nachdem wie er das Heu einzusetzen gedenkt, wird er eher auf Cellulose und Menge Heu spekulieren oder auf sehr nahrungsreiches aber in der Menge wenigerem Heu.Hier in Norwegen hat es 2 Mahden, dann ist Schluss (mit kleinen regionalen Ausnahmen).Grüsse aus Norwegen!