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Suche Info übers Heu machen (Gelesen 32954 mal)

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Katrin
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Re:Suche Info übers Heu machen

Katrin » Antwort #15 am:

Hallo Ismene,ich komme aus der selben Richtung wie Brennnessel, nur in einem Tal und ein Stück weiter südlich. Es gibt schon relativ steile Hänge hier und wo jetzt Mischwald ist, war früher überall Bergwiese, die meine Großeltern mühsamst bearbeiten mussten. Aber bevor wir in Romantik abschweifen, noch ein paar 'anschauliche' Dinge über's Heuen.Das Problem, dass es zu regnen beginnt oder zumindest über den Bergen donnert, kennt jeder, der schon mal eine Wiese voller Heu hatte. (Wir haben übrigens noch eine 2., ziemlich große Wiese oberhalb unserer Grundstückes, die ca. 7000 m³ hat und mit Traktoren gemäht wird, da geht alles viel schneller als bei den 1000m² gegenüber von uns, die wir mit Balkenmäher bearbeiten oder es getan haben, mittlerweile helfen wir nur mehr 'so' mit). Was aber kein Grund zur Panik ist, man kann das Heu immer noch zu Zeilen zusammenraffen und verliert dadurch vielleicht einen halben Tag an Trockenzeit. Man kann das natürlich auch mit Folie abdecken, was aber nur für ganz kurz und wirklich nur bei Gewitterschauern zu empfehlen ist, die Plane muss sofort wieder weg, ist aber praktisch, wenn man kleinere Flächen mäht.Die Hiefel kenne ich auch gut. Im Dachboden meiner Großeltern gab es ein großes Lager von ihnen, die schönsten stehen nun als Gurkenrankgerüste im Gemüseacker. Hiefel zu bilden habe ich leider nie gelernt, es muss auch niemand mehr wissen, aber wo wir früher wohnten, machte es der Nachbar mit seiner Hangwiese immer und wir Kids spielten dann verstecken und fangen. Ismene, du möchtest also mit der Sense mähen? Ich finde es immer spannend, wie schnell das geht, wenn man mal den Schwung raus hat. Ich meine damit die routinierten Senser, nicht mich, die ich immer wieder mit der Spitze in die Erde fahre, in Mauslöchern hängenbleibe und in Angst bin, einmal ein Wespennest aufzustechen. Aber dieses Gefühl, einen Schwung in genau der richtigen Höhe und Weite ausgeführt zu haben, sodass das Gras wirklich richtig fällt, das ist schon schön ;).Das für uns Kinder Schönste was aber immer, am Heuwagen (so ein alter Anhänger, bei dem man das Heu raufwerfen muss) oben zusammenzutreten und dann im Heu oben bis zum Stadl zu fahren. Dieser Duft! Und die roten Striche und Punkte an den Beinen und die Heublumen in der Unterwäsche ;) Grummet bzw. Groamahd ist hier sehr geläufig und dürfte in wohl allen Heugebieten vom Alpenvorland bis zu den nördlichen Hochgebirgen und ins Bayrische verbreitet sein. Was willst du noch so wissen, Ismene? Über Heu schreiben ist schön :) VLG, Katrin
"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."

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Nina
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Re:Suche Info übers Heu machen

Nina » Antwort #16 am:

Über Heu schreiben ist schön :)
Ja, das merkt man! :D
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Kristina
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Re:Suche Info übers Heu machen

Kristina » Antwort #17 am:

Super, danke für den Thread, ich stehe auch grad vor meinen ersten Sensenerfahrungen, da ich seit kurzem eine kleine Koppel übernommen habe und einen großen Heuboden und ein Pferd hab, hab ich mir gedacht ich probier das mal aus.Leider lachen mich die Leute (vorallem die Älteren) nach der Reihe aus, wenn ich ihnen was von einer Sense und Heu erzähle. Ich schaue zwar jung aus, aber wenn ich mir mal was in den Kopf gesetzt habe...Hab noch eine Frage:Ihr habt geschrieben, dass es nicht so schlimm ist wenn mal ein kleines Sommergewitter runterkommt, wann richtet denn das am wenigsten an? Tag nach dem Schnitt, selben Tag oder am Besten doch auf die ultimativen Sommertage warten. Wegen der Nährstoffe?Ich bin Berufstätig/Angestellt und damit ist es noch schwieriger die Arbeit und das Wetter miteinzuplanen.lgKristina von Wagrain
brennnessel

Re:Suche Info übers Heu machen

brennnessel » Antwort #18 am:

Hallo Kristina, ist ja toll, was du da vor hast ;) - und herzlich willkommen hier im Forum ! Kannst du schon mit der Sense mähen? Das müsste dir jemand praktisch zeigen. Theroetisch kann man das nicht erklären. Vielleicht hast du eh hilfreiche Nachbarsleute - frag einfach einmal! Dann musst du noch gezeigt bekommen, wie du die Sense zwischendurch immer wieder schärfen kannst! Gutes Werkzeug ist die halbe Arbeit ;) !Du sollst unbedingt nur mähen, wenn das Gras noch nass ist (am frühen Morgen), sonst schneidet es die Sense nicht und du musst dich noch mehr plagen ::) ! Das Mähen ist das Anstrengste vom Ganzen!Ist der Grund eben? Kann ich mir im wunderschönen Wagrain eher nicht so vorstellen.... Sonst könntest du, bis du das Mähen richtig kannst, ja jemanden bitten, dir den Fleck mit einem Motormäher oder Traktor zu mähen und du hättest nur noch die Arbeit mit dem Trocknen. Ich sehe dich jedenfalls schon werken " ...im Schweiße deines Angesichtes ...." 8) !LG Lisl
sarastro

Re:Suche Info übers Heu machen

sarastro » Antwort #19 am:

Ihr schreibt herrlich über das Heumachen, genau so, wie ich es auch kennenlernte. Sprich jedoch einmal mit einem Bauern, die stöhnen alle über das Heuen, obgleich ich finde, dass es auf einem Bauernhof wesentlich härtere Arbeiten gibt. Wer macht heute noch Heu? Die überwiegende Anzahl der Landwirte siliert.
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Landpomeranze †
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Re:Suche Info übers Heu machen

Landpomeranze † » Antwort #20 am:

Ihr schreibt herrlich über das Heumachen, genau so, wie ich es auch kennenlernte. Sprich jedoch einmal mit einem Bauern, die stöhnen alle über das Heuen, obgleich ich finde, dass es auf einem Bauernhof wesentlich härtere Arbeiten gibt. Wer macht heute noch Heu? Die überwiegende Anzahl der Landwirte siliert.
Hier wird das Heu der ersten Mahd meistens eingelagert, erst das der zweiten Mahd wird siliert, aus welchen Gründen immer. Auf dem Bild seht ihr meine abgemähte Wiese, geziert von Heurollen ;Dlg, Patricia
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fakesurfer
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Re:Suche Info übers Heu machen

fakesurfer » Antwort #21 am:

hier gibt's zum beispiel bewirtschaftungsrichtlinien für heuwiesen - so mal ein bisschen was zu schnittzeitpunkt, wiesentypen, etc.http://www.ag.ch/natur2001/alg/pages/natur/programme/mehrjahresprogramm/Oekoausgleich/Fromentalwiese.htmes gibt spezielle wiesenmischungen (z.b. extensiv-magerwiesen, fettwiesen, etc.) für heuproduktion. für die "heuwerbung" braucht's eine gute sense (inkl. wetzstein), eine heugabel und einen heurechen und genügend lagerraum im trockenen. vor dem schnitt sollte man vor allem den wetterbericht studieren - es gibt nichts ärgerlicheres, als wenn man fast getrocknetes heu in einer "feuerwehraktion" unter dach bringen muss!globularia
hab heute gesenst... ca. 100m2. resultat: 6 schwielen pro hand,sonnenbrand, aber happy! jetzt daumen drücken & teller aufessen, daß das wetter gut bleibt...gruß, marc
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kvafaen
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Re:Suche Info übers Heu machen

kvafaen » Antwort #22 am:

Wo hier soviele regionale Methoden des Heumachens beschrieben wurden, da möchte ich gerne was zu beisteuern. Ich wohne ja in Norwegen, genauer gesagt im Vestland. Ich habe einen ganzen Sommer auf einem Hof gearbeitet, der traditionell bewirtschaftet wird. Der Hof ist ein Museum, aber eben auch hinter den Kulissen. Es ist wirklich Knochenarbeit und kein Schummeln.Dies ist derHof.Ich habe also einen ganzen Sommer gesenst, sowohl mit Sense als auch Sichel. Es waren sehr steile Hänge auf dem Hof (wie hier im ganzen Vestland), und am Anfang habe ich diese Hänge gehasst. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass Hanglage durchaus Arbeitsersparnis bedeutet. Aufwärts schnitt man mit der Sichel und konnte somit rückensparend aufrecht arbeiten. Abwärts mit der Sense, und auch hier die rückensparende aufrechte Arbeitshaltung. Ich bin im Vergleich zu den damaligen Kollegen absolut kein guter Senser, aber ich kriege es so einigermassen hin. Wie gut der Schnitt ist hängt von verschiedenen Faktoren ab. Natürlich muss das Blatt total scharf sein. Im Gegensatz zu dem deutschen Raum wird die Sense hier in Norwegen nicht durch draufschlagen geschärft, sondern am Schleifstein. Im Prinzip schleift man so, dass eine ganz ganz dünne Spitze entsteht. Im Profil wäre dass dann ein sehr sehr spitzes und langes Dreieck, wenn ihr versteht was ich meine.Wenn man von oben auf die Spitze draufschaut darf man man kein Glänzen sehen. Glänzen bedeutet, dass Licht reflektiert wird, und Licht wird nur von einer Fläche reflektiert, nicht jedoch von einer perfekten Spitze. Das Schleifen ist eine eigene Wissenschaft, bei der ich es nie zu Ruhm gebracht habe. Wenn eine Sense richtig geschliffen ist kann man sich damit die Haare vom Arm rasieren.Einen guten Schnitt erkennt man daran, dass die Halme der Wiese nicht abgefranst zurückbleiben. Man erkennt den Könner auch daran, dass er das Geschnittene von einer Bewegung fein säuberlich und wie von alleine im Schwung mittransportiert, und man nur eine Linie von Häufchen rechen muss, nicht jedoch die ganze Wiese. Natürlich erkennt man den Könner auch an seinem Tempo und an seiner körperlichen Verfassung am Abend. Wenn man es kann erfordert Sensen fast keine Muskelkraft, es ist eine Sache des Schwungs. Der Nichtkönner ist abends total erledigt und hat am nächsten Tag Muskelkater.Da das Vestland in Norwegen sehr nasse Sommer hat gibt es hier das, was "hesjing" genannt wird.Bei google habe ich einFotogefunden:.Das Gras wird in solche Zäune gehängt und trocknet dort. Der Regen perlt an der äussersten Schicht des Grases ab, läuft runter. Unter dieser äussersten Schicht trocknet das Heu. Man muss auch dieses Aufhängen in die Zäune lernen, es hat eine spezielle Technik wie das Gras zu hängen hat. Ich könnte euch das jetzt zeigen, aber beschreiben ist schwer.Da es bei diesen regenreichen Sommern selten möglich ist knochentrockenes Heu ins Haus zu bringen haben sich die vestländischen Bauern auch hier eine Lösung.Eine traditionelle Heuscheune sieht so.aus.Wie man sieht, hat es (mindestens) eine Wand, die aus einem "Gewebe" aus Wachholderzweigen besteht. .Wieder läuft der Regen an den Wachholderzweigen runter, jedoch ist eine natürliche Ventilation durch die Zweige möglich. Heu, welches den Pfanzensaft durch Trocknen verloren hat und nur regennass ist, das entzündet sich nicht selbst. Nur wenn die Nässe aus Pflanzensaft im Gras kommt, dann kann ein Heubrand entstehen.Regennasses Heu wird auf besondere Art und Weise in der Scheune gestapelt, so dass es auch im Haus noch nachtrocknen kann. Die natürliche Ventilation durch die Wachholderzweige machen es möglich. Diese Art Wand nennt man "brakjekledning". Übrigens hält eine solche Wand ein Mannsalter bevor man ausbessern muss.Hier wurde mehrmals der Zeitpunkt der Mahden angesprochen. Verallgemeinert kann man sagen, dass im jungen Gras mehr für das Tier verwertbare Nahrungsstoffe zu finden sind. Je älter das Gras wird, desto mehr Cellulose, ist ja klar. Der Schnitt von jungem Gras ergibt weniger Heu insgesamt als der Schnitt von älterem Gras, dass ja länger ist. Der Zeitpunkt der ersten Mahd ergibt sich aus dem Futterplan des Bauern. Je nachdem wie er das Heu einzusetzen gedenkt, wird er eher auf Cellulose und Menge Heu spekulieren oder auf sehr nahrungsreiches aber in der Menge wenigerem Heu.Hier in Norwegen hat es 2 Mahden, dann ist Schluss (mit kleinen regionalen Ausnahmen).Grüsse aus Norwegen!
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