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Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt? (Gelesen 1919 mal)

Tiere beobachten, schützen und erkennen

Moderator: partisanengärtner

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Wurzelpit
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Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt?

Wurzelpit »

Ich frage mich, wieviele Pflanzen, z. B. Glockenblumen man anpflanzen muss, damit eine darauf spezialisierte Bienenart am Standort überlebt? Mit einer Pflanze ist es ja sicherlich nicht getan, auch weil wohl unterschiedliche Bienen daran Nektar und Pollen sammeln. Dann stellt sich auch die Frage, ob jemals eine spezialisierte Biene meinen Garten findet, falls davon keine im Umkreis leben? Bei den Glockenblumen wäre ich da optimistisch, weil es davon schon in den Nachbargärten welche gibt.

Bei welchen eher seltenen Bienen besteht denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese sich auch im Garten einfinden? Mit welchen Pflanzen und in welcher Stückzahl wären denen am besten geholfen?
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Roeschen1
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Re: Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt?

Roeschen1 » Antwort #1 am:

Ich habe reichlich Glockenblumen im Garten, wo sich immer verschiedene Wildbienen einfinden,
Geschätzt 1 m2.
Sie finden auch Blüten im 5. Stock bei meiner Mutter.
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oile
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Re: Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt?

oile » Antwort #2 am:

Soviel ich weiß, fliegen die nicht allzu weit. Es müssten also Brutbedingungen und Futterpflanzen stimmen und ortsüblich sein.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

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Natternkopf
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Re: Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt?

Natternkopf » Antwort #3 am:

Habe mal versucht zu überlegen. Müssten dazu nicht folgende Fragen geklärt sein?

- Was wird unter selten Bienen verstanden?
a) Selten allgemein
b) Selten regional spezifisch
- Gibt es überhaupt eine oligolektische Bienenart, von der ihr Nahrungspektrum bekannt ist.
- Zu welchen Zeitpunkt wird welches Pollen und Nektarangebot benötigt.
Hypothese: Es braucht Vielfalt/Abwechslung in der Nahrungsaufnahme nach Alter des Insekt dem Larvenstadium des Nachwuchses und der Wetterlage.
- Ist die Grösse des Fluggebiet wichtig unter der Annahme: Das Nahrungsangebot ist in dem Bereich überall gleich spezifisch durchmischt und es wäre auch im kleineren Fluggebiet genug vorhanden.

Oile bringt es für mich auf den Punkt, kurz und knackig.
oile hat geschrieben: 24. Jun 2018, 17:06
Es müssten also Brutbedingungen und Futterpflanzen stimmen und ortsüblich sein.


Grüsse Natternkopf
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Chica
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Re: Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt?

Chica » Antwort #4 am:

Die Frage ist echt schwierig zu beantworten Wurzelpit. Welche Pflanzen auch immer Du für oligolektische Bienenarten anpflanzt, polylektische Bienenarten werden sie ebenfalls nutzen, bei mir hier fliegen z. B. auf den ersten Blick allein 4 Hummelarten. Für meinen Sonnigen Saum habe ich einfach auf Paul Westrichs Wildblumenmischung zurückgegriffen. Wenn er nicht weiß, was nottut dann gibt es niemanden. Zum Zusammenhang zwischen Nahrungs- und Nistplätzen hier seine Erläuterungen. Ich habe Flugdistanzen von maximal 150 m bei kleineren und 300 bis 500 m bei größeren Wildbienenarten im Hinterkopf. Wobei mit der Entfernung von Nahrungsplatz zu Nistplatz immer der Bruterfolg abnimmt, weil höherer Verschleiß, kürzeres Leben, höhere Parasitierungsrate usw... In der Schweiz ist das an drei oligolektischen Bienenarten untersucht worden, diese Untersuchungen finde ich extrem interessant.

Natternkopf hat geschrieben: 24. Jun 2018, 19:10
- Gibt es überhaupt eine oligolektische Bienenart, von der ihr Nahrungspektrum bekannt ist.
[/quote]

Von allen oligolektischen Wildbienenarten ist das Spektrum der Pflanzen für die Pollengewinnung, sprich Fortpflanzung, bekannt. Wildbienen werden so lange unter polylektischen Arten geführt bis der Nachweis von oligolektischer Fortpflanzung erbracht ist. Zur Verwendung von Nektar, sprich Ernährung, greifen oligolektische Arten oft auch ausschließlich auf ihre Pollenpflanzen zurück, es gibt auch Ausnahmen.

[quote author=Natternkopf link=topic=63325.msg3112218#msg3112218 date=1529860244]
- Zu welchen Zeitpunkt wird welches Pollen und Nektarangebot benötigt.
Hypothese: Es braucht Vielfalt/Abwechslung in der Nahrungsaufnahme nach Alter des Insekt dem Larvenstadium des Nachwuchses und der Wetterlage.


Die Frage stellt sich nicht, da die Flugzeiten oligolektischer Wildbienenarten mit der Blüte "ihrer" Pflanzen übereinstimmt. Das Alter des Insektes, der Imago, ist irrelevant, eine frisch geschlüpfte Biene nutzt die gleichen Pollen- und Nektarquellen wie eine abgeflogene.

;)
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Natternkopf
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Re: Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt?

Natternkopf » Antwort #5 am:

Danke Chica 🌷 🐝
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Wurzelpit
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Re: Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt?

Wurzelpit » Antwort #6 am:

Chica hat geschrieben: 24. Jun 2018, 20:11
Für meinen Sonnigen Saum habe ich einfach auf Paul Westrichs Wildblumenmischung zurückgegriffen.


Dein sonniger Saum gefällt mir sehr gut!

Paul Westrichs Wildblumenmischung ist sicherlich sehr interessant, für mich leider nicht mehr relevant. Ich hab bei mir einen vermoosten Rasen in eine Blumenwiese mit Obstbäumen umgemodelt und möchte diese ungern wieder umgraben und neu anlegen. Ich will stattdessen weitere Pflanzen gezielt in der Wiese einpflanzen – daher die Frage nach Art und Menge, wobei es niedrig wachsende sein sollen. Aktuell gibt es bei mir je nach Jahreszeit reichlich kriechender Günsel, kleine Braunelle, Butterblume, Habichtskraut (gelb und orange), Weissklee, Vergissmeinnicht, Quendel, Gänseblümchen, aber auch Bärlauch im schattigen Bereich.

Ach so, die genannten Blumen kamen von alleine, nachdem das Moos aus dem Rasen verschwunden war :D

Welche Bienen letztendlich den Weg in den Garten finden, bleibt abzuwarten. Ich hab den Eindruck, dass die kleineren Bienen überwiegend in der Blumenwiese Nektar und Pollen sammeln und die größeren Bienen und Hummeln am Lavendel, Stauden etc. Die von Sandbiene identifizierte Furchenbiene sehe ich z. B. nur am Habichtskraut.
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RosaRot
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Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt?

RosaRot » Antwort #7 am:

Funktioniert es, durch Neuanpflanzung beispielsweise von Glockenblumen (ich habe diverse ausgesät und z.T. bereist gepflanzt) weitere Bienenarten anzuziehen?
Viele Grüße von
RosaRot
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chris78
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Re: Wieviele Pflanzen, damit eine oligolektische Bienenart überlebt?

chris78 » Antwort #8 am:

Es funktioniert definitiv. Oft überleben erstaulich viele Arten in kleinen Populationen irgendwo. Wenn dann ein Garten so gestaltet wird, dass die Bedingungen wieder passen, erobern sie rasch den neuen Lebensraum.
Arten der Extremstandorte die in der Umgebung nicht vorkommen werden natürlich kaum auftauchen.
Unser Vorgarten war vor 8 Jahren noch Friedhofsgrün, mittlerweile leben auf den etwa 25 qm geschätzt 20 Bienenarten. Einige brüten dort auch, andere sammeln bur Nektar und Pollen.

Gruß chris
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