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Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag (Gelesen 4111 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Wiggi
Beiträge: 7
Registriert: 6. Jul 2018, 20:56

Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Wiggi »

Hallo,

Ich bin auf der Suche nach einem Apfelbaum für den Garten. Die Sorte sollte natürlich ein paar Bedingungen erfüllen. Ich habe lange im Internet nach passenden Sorten gesucht und auch ein paar gefunden. Allerdings gibt es dabei eine Sache die ich nicht verstehe, evtl. kann mir das jemand erklären. Folgendes:

Soweit ich es verstanden habe, sind Apfelbäume (einer bestimmten Sorte) immer veredelt. Es gibt also die Edelsorte und die Unterlage. Nun findet man aber bei beidem Angaben über den benötigten Boden und den Ertragsbeginn (ist das der richtige Terminus? Ich meine die Anzahl von Jahren die es dauert bis der Baum zum ersten mal Äpfel trägt). Wovon sind diese beiden Eigenschaften also abhängig von der Unterlage oder der Edelsorte, oder irgenwie beidem?

Wenn ich nun also einen Baum kaufen würde bei dem die Edelsorte feuchten und schweren Boden bräuchte die Unterlage aber für alle Böden geht (z.B: mm 111), welchen Boden würde der Baum dann benötigen?
Das selbe Problem habe ich mit dem Ertragsbeginn. Wenn die Edelsorte späten Ertragsbeginn hätte die Unterlage aber frühen, was würde dann herauskommen?

Kann mir das jemand erklären?

MfG
Ludwig
Sternrenette

Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Sternrenette » Antwort #1 am:

Für den Boden ist eher die Unterlage wichtig, die hat ja die Wurzeln. Die Edelsorte sollte zum Klima passen.

Der Ertragsbeginn ist abhängig von Unterlage und Edelsorte. Ein Buschbaum trägt vielleicht nach 3 Jahren, ein Hochstamm eher nach 7-10 Jahren. Letzterer wird dafür wesentlich älter und größer.
b-hoernchen
Beiträge: 3747
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

b-hoernchen » Antwort #2 am:

Die Eigenschaften des Baums sind in der Tat eine Kombination aus beidem - den Eigenschaften der Unterlage und den Eigenschaften der Edelsorte, wobei die Unterlage bezüglich Wuchs und Ertragsbeginn schon sehr bestimmend sein kann.

MM111 soll übrigens eher leichtere Böden bevorzugen.

Der Ertragsbeginn ist grob gesagt um so früher, je schwachwüchsiger die Unterlage ist, aber das gilt nur grob. Auf MM111 sollen die Bäume früher fruchten als auf M7 - ich würde da aber eher einen Unterschied von ca. einem Jahr erwarten - also Ertrag ab ca. drittem bis vierten Jahr (ab Veredelung gerechnet) auf MM111, habe auch schon erlebt, dass eine sehr fruchtbare Sorte bereits (ausnahmsweise) an einjährigem Holz im Jahr nach der Veredlung getragen hat. Auf Sämlingsunterlagen können spät fruchtende Sorten durchaus mal 10 Jahre auf den Ertrag warten lassen.

Zu bedenken möchte ich geben, dass bei vielen Baumschulen ein totales Sorten- und Unterlagenlotto besteht. Bei einigen Internet-Gartenshops kann die Wahrscheinlichkeit die gewünschte Sorte auf der gewünschten Unterlage zu bekommen auf unter 10% sinken - ich sprech' da aus Erfahrung!

Fragen wir mal anders herum - welche Sorte möchtest du denn setzen, bzw. was soll sie leisten (Sommerapfel, Herbstapfel, Winterapfel, Geschmackspräferenz, Verwendungszweck?), wie groß soll der Baum werden - und was sind deine Standortbedingungen?
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
Wiggi
Beiträge: 7
Registriert: 6. Jul 2018, 20:56

Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Wiggi » Antwort #3 am:

Dass der Boden von der Unterlage abhängig ist, hatte ich auch vermutet. Ich habe mich nur gewundert, dass so häufig bei der Edelsorte der Boden mit angegeben ist. Da sich eine bestimmte Sorte ausschließlich durch Veredelung vermehren lässt, müsste die Angabe des Bodens der Edelsorte in jedem Fall unwichtig sein - trotzdem ist sie häufig abgegeben.

Würde also z.B. ein Zuccalmaglio Renette Halbstamm früher tragen als ein Rheinischer Bohnapfel Halbstamm? Wenn ja, wieviel würde das denn ausmachen (1-2 Jährchen oder eher 10 Jahre?)?

Folgendes wäre schön wenn der Baum erfüllen würde:

  • Der Baum würde ca. 4 m vom Haus entfernt stehen, die anderen drei Seiten sind frei. Hochstamm wäre vermutlich zu groß, Halbstamm sollte passen.

  • Sollte ein alte Sorte sein, keine moderne Züchtung.

  • Sollte schon min. 2-3 Monate lagerbar sein (also Herbst- oder Winterapfel).

  • Ich will die Äpfel aber auch direkt frisch vom Baum essen können.

  • Sollte halbwegs robust gegen Krankheiten sein. Ich will nicht ständig mir irgendwelchen Pflanzenschutzmitteln ankommen müssen, nur damit der Baum nicht ständig krank ist.

  • Steht an einer etwas windigen Position. Die Äpfel sollten also windfest sein.

  • Würde auf leichtem Boden in Oberbayern stehen.

  • Hauptsächlich Tafelapfel. Wäre ganz nett wenn man auch guten Saft daraus machen könnte, ist aber kein Muss.

  • Sollte nicht all zu spät tragen, maximal 4-5 Jahre nach Einpflanzen. Je früher umso besser.

  • Die Blüten sollten frosthart sein

  • Äpfel sollten auch halbwegs gut schmecken, bin da allerdings nicht all zu anspruchsvoll.



Es sind also schon einige Punkte :)

Es gibt ein paar Sorten die (soweit ich es recherchieren konnte) die Punkte weitestgehend erfüllen würden: Wettringer Taubenapfel, Zuccalmaglios Renette, Siebenschläfer, Schöner von Herrnhut, Edelborsdorfer

Auch viele andere die meine Punkte zumindest großteils erfüllen: Batullenapfel, Blauacher Wädenswil, Finkenwerder Herbstprinz, Heuchelheimer Schneeapfel, Lausitzer Nelkenapfel, Rheinischer Bohnapfel

Bin noch relativ unentschlossen
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555Nase
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

555Nase » Antwort #4 am:

Deine komplexen Fragen kann man zusammengefasst nicht beantworten. Manches geht, vieles nicht und am Ende kommt meißt was ganz anderes raus. Pflanze einfach alle dir interessanten Sorten und selektiere bis auf den besten "Wurf". 8)
Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
Wiggi
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Wiggi » Antwort #5 am:

Alles klar, verstehe. Hätte ja sein können, dass Leute die sich auskennen das relativ genau vorhersagen konnen und eben nur ich nicht. Aber dann ist das anscheinend keine exakte Wissenschaft :)
Danke für die Info
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thuja thujon
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

thuja thujon » Antwort #6 am:

Die Angaben bei den Sorten zum Boden sind schon sinnvoll. Eine Cox Orangenrenette braucht feuchteren Boden bzw wird auf eher trockenem Boden und dann vielelicht noch ordentlich Wärme nix. Das geht meistens zu Lasten der Fruchtqualität, der Baum stirbt deswegen nicht unbedingt ab.

4m vom Haus weg, da könnte ein zum Halbstamm aufgeasteter Buschbaum auf MM106 gerade noch gehen. Aber nur wegen dem leichten Boden, auf fettem Boden würde er schon breiter werden.

PS: die Höhe der ersten Seitenäste (Buschbaum, Knipbaum/ Halbstamm/ Hochstamm) sagt nix über die Wuchsstärke bzw besser Endgröße. Ein Halbstamm auf Sämling wird größer als ein Hochstamm auf Sämling. Ein Hochstamm auf M9 wächst fast garnicht mehr, als Knipbaum mit 60cm gehts gerade noch.
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Sternrenette

Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Sternrenette » Antwort #7 am:

Ich hab hier einen schönen Jonathan, der sowohl frisch gut schmeckt als auch sich gut lagern läßt. Der könnte auch was für Dich sein. Wenn er in Bayrisch Schwaben wächst, dann sollte er auch in Oberbayern klarkommen.
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JörgHSK
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

JörgHSK » Antwort #8 am:

Zu Zuccalmaglio kann ich sagen, er braucht einen starkwüchsigen Wurzelpartner, weil die Sorte selber eher schwachwüchsig ist. Sorte ist gesund und schmackhaft, lagerbar, neigt aber zu Kleinfrüchtigkeit, sollte deshalb ausgedünnt werden und braucht regelmäßige Schnittpflege. Von Herrnhut kann ich ungefähr das gleiche sagen, neigt zu Kleinfrüchtigkeit, schmeckt aber lange nicht so gut wie Zuccalmaglio.
Siebenschläfer nehme ich an der andere Name für Roter Bellefleur? Den muss man als Tafelapfel auch nicht unbedingt im Garten haben.

Wenn du beim Edelborsdorfer die Sortenlotterie mitmachst, wer kann von sich behaupten den echten zu haben? Jedenfalls bekommst du hier überall Fromms Goldrenette(ehm. als Edelborsdorfer bestimmt). Die Sorte trägt gut und schmeckt. Hier gibt es auch irgendwo eine Diskussion drüber.

Rheinischer Bohnapfel ist starkwachsend und gesund, aber Tafelapfel nicht unbedingt..

Finkenwerder Prinzenapfel, mein Favorit, schmeckt gut, sowohl frisch vom Baum als auch gelagert. Auf jeden Fall als Halb- oder Hochstamm, die Sorte hat leicht überhängenden Wuchs. Er blüht am Ende eines Langtriebes.

Zu den anderen Sorten kann ich nicht unbedingt was sagen.
b-hoernchen
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

b-hoernchen » Antwort #9 am:

Zuccalmagliorenette ist meiner meiner Meinung nach nicht für windige Standorte geeignet. Ich hab' eine auf starkwüchsiger Unterlage (Graham's Jubilee) und eine auf MM111 (vermutlich stimmt das mal sogar) - die Sorte nervt mich tierisch, weil den ganzen Somme rüber die Äpfel runterprasseln und zur Erntezeit kaum mehr was übrig ist.

Ein Halbstamm auf starkwüchsiger (Sämlings-)Unterlage wird kaum kleiner als ein Hochstamm. Deshalb würd' ich dir schon zu einer mittelstarken Unterlage wie MM111 oder M7 raten (MM106 nur, wenn nicht anders zu bekommen - soll ja sehr kragenfäuleanfällig sein).
Wenn du nicht spritzen willst, achte unbedingt auf Marssoninaresistenz! Die französischen Renetten sollen darin sehr robust sein - mein Tip wäre Patte de Loup (windfest), evtl. Orleansrenette (letztere habe ich noch nicht verkostet).
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Wiggi
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Wiggi » Antwort #10 am:

[quote author=b-hoernchen]
... den ganzen Somme rüber die Äpfel runterprasseln und zur Erntezeit kaum mehr was übrig ist.
[/quote]

Genau das will ich möglichst nicht, wäre sogar einer der wichtigsten Punkte für mich. Danke für die Info damit ist die Zuccalmaglio schon mal raus.
Eine Sämlingsunterlage hätte ich soweiso nicht genommen (dachte mir bereits, dass die zu groß wird), aber von Marssoninaresistenz hab ich noch nie was gehört. Werd mich mal schlau machen.

Über den Finkenwerder Prinzenapfel hab ich auch schon viel Gutes gelesen, dass er windfest ist aber noch nichts. Das ist er wohl eher nicht, oder? Hat den wer?
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Secret Garden
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Secret Garden » Antwort #11 am:

Mein junger 'Finkenwerder Herbstprinz'-Hochstamm macht mir etwas Probleme. Er trägt Massen riesiger Äpfel und obwohl ich den Behang ausgedünnt hatte, wurden die Zweige so stark nach unten gezogen, dass es nicht eine etwas überhängende Wuchsform, sonder eher eine Trauerweide war. Ich habe im vergangenen Jahr stark zurückgeschnitten und entferne die Früchte, bis die Äste stärker geworden sind.

Die großen Äpfel sind lecker und saftig. Besondere Windanfälligkeit kann ich nicht feststellen, der Baum steht aber auch nicht in windexponierter Lage.

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Ayamo
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Ayamo » Antwort #12 am:

Finkenwerder Herbstprinz mag es etwas humoser/feuchter, wie es in Finkenwerder bei Hamburg nun mal so ist. Vielleicht liefert die Unterlage für den Hochstamm bei dir genügend Feuchtigkeit?
Ich habe ihn in Brandenburg auf Sandboden auch nicht mehr, aber mal als Veredelung probiert. Die Äpfel fielen in unseren trockenen Sommern ab.
Ansonsten kein ausgesprochener Lagerapfel, eher Herbst bis Weihnachten.

Aber lecker, ich stimme da voll zu. Ich esse ihn, wenn ich bei meinen Eltern zu besuch bin (vom Markt).

Noch nciht angesprochen wurde das Thema Apfelwickler (neben Schorf und zukünftig Marssonina).
Sorgt meist für 50-90% Fallobst. Hast du dafür eine Lösung in Aussicht?

Gruß
Ayamo
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Secret Garden » Antwort #13 am:

Sehe grad, Wiggi schreibt oben von leichtem Boden und das Klima in Oberbayern ist auch wärmer als bei uns - das ist für den 'Finkenwerder Herbstprinz' sicher nicht optimal. :-\

Bei mir ist schwerer nahrhafter Boden und (wenn man von diesem trockenen Sommer absieht >:() haben wir auch reichlich Niederschlag und Luftfeuchte, da funktionieren norddeutsche Regionalsorten gut.
Wiggi
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Re: Veredelter Apfelbaum: Allegmeine Verständnisfragen zu Boden und Ertrag

Wiggi » Antwort #14 am:

Daher habe ich oben auch wegen dem Boden gefagt. Es gibt auch Unterlagen die für leichte Böden geeignet sind und mit Trockenheit gut zurecht kommen (z.B. MM 111). Das sollte dann, soweit ich es verstenden habe, doch eigentlich kein Problem sein, selbst wenn die Edelsorte ein Finkenwerder ist, oder?

Und wegen dem Wickler habe ich gelesen, dass der alle Sorten befallen kann. Daher kann man durch die Wahl einer geeigneten Sorte dem Wickler ohnehin nicht vorbeugen (vermute ich). Deshlab denke ich, dass ich micht jetzt noch nicht damit befassen muss, sondern erst in ein paar Jahren wenn der Baum dann tatsächlich mal Äpfel hat und die auch befallen sind.
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