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Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken (Gelesen 21340 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Amur
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Amur » Antwort #150 am:

Die Plantage am Bodman ist eine Plantage mit größeren Abständen und größerer Baumform. Hat mit einer Streuobstwiese nix aber schon gar nix zu tun. Über Bio steht da auch nix drin also wird ziemlich sicher gespritzt wie in anderen Plantagen auch. Vermutlich etwas weniger gegen "optische" Fehler wie eben Schorf. Ob diese Zwischenpflanzung evtl. zum Abgreifen von Zuschüssen ist, weis ich nicht, aber da gibts ja die tollsten Konstellationen.
Interventionsobst hiess es früher, das gibts am Bodensee im Hinterland ja schon Jahrzehnte. Die Plantagen hatten nie die Absicht Tafelobst auf den Markt zu bringen, sondern einfach durch die Regelung der EU ihr Obst abzuliefern als Preisstützungsmassnahme um die Obstmenge auf dem Markt zu reduzieren. Mehr oder weniger nix anderes als Subventionsbetrug.

Die Kalkulation oben enthält mal keine Kosten für den Grund (Pacht, Steuer) und ich sag man kann damit seine Arbeit ein bisschen bezahlt sehen.
Die Zeiten fürs Schneiden halte ich für deutlich zu nieder. Wenn ich meine kräftig wachsenen jetzt 35 Jährigen Hochstämme ansehe, könnte man vielleicht ein Jahr aussetzen, aber nie 5 Jahre. Da würden die total zuwuchern und in einem Jahr wie diesem zusammenbrechen wenn sie nicht zufällig im Winter davor mit dem Schnitt dran gewesen wären.
Also wirklich Gewinn kann ich da keinen sehen, aber einen kleinen Ausgleich. Gut als Ansporn fürs Hobby aber mit Sicherheit kein Grund hier wieder gewerblich mit so was anzufangen.
Da wird es auf solche Plantagen wie am Bodman rauslaufen.

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frauenschuh
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

frauenschuh » Antwort #151 am:

Mit der Esskastanie auf der Wiese kann ich mich noch nicht recht anfreunden. Auch wenn es wunderschöne Bäume werden. Wir hatten bei der Nachpflanzung im Frühjahr kess eine Zwetsche im Traufbereich des alten Apfelbaumveterans gepflanzt. Man mag es nicht glauben, aber der Bruch des Apfelbaum ereignete sich säuberlich um den jungen Baum drumherum. Glück gehabt. Die Zwetsche steht erstaunlich gut da für die Konkurrenz um Licht - aber daran war wohl dieses Jahr kein Mangel. Und gegossen... wir haben Glück, dass ein produktiver Bach am Grundstück entlang läuft. Die Giesskanne wurde so manches mal bedient. Auch auf anderen Flächen, auf denen wir einzelne Bäume ersetzt oder neu gepflanzt haben, wurden ab und an mit Wasser beglückt.
So manches mal habe ich mir Gedanken gemacht, dass Neupflanzungen von diesem Jahr bei anderen vermutlich großflächig eingegangen sind.

Meine studentische Tochter (wir haben diese Wiese mit dem gebrochenen Apfelbaum letztes Jahr dazu gekauft) war gestern zu Besuch und hat mit mir eine Pickup-Ladung gepflückt. "Lohnen" im finanziellen Sinne.... hihi, sicher nicht. Aber ich fand es für sie ganz wertvoll, da sie seit diesem Jahr endgültig auf dem Selbstversorgertrip ist (so weit es ihre Zeit zulässt, aber ich staune immer wieder was sie da alles "produziert". Von Leberwurst bis Mirabellensaft). Demnächst organisiert sie ein "Nachhaltigkeitsfrühstück" einer Gruppe an der Uni. Da konnte sie dann gleich Apfelsaft für den Termin mitnehmen. Klar, nicht den von unserer Wiese, aber es ist schon verdammt praktisch 2 Orte weiter einen Betrieb zu haben, der vor Ort annimmt und dort auch produziert. Der Betrieb arbeitet auch mit einem Mostmobil zusammen. Immer wieder werden Termine für Lohnmosterei angeboten. Früher haben wir noch mit Spindel und Co gepresst - da waren es auch nicht so viele Bäume. Irgendwann fehlte die Zeit dafür und so hat meine Tochter diese Zeiten gar nicht mehr bewusst erlebt. So war das gestern die "moderne" Variante der Verwertung. Unser derzeitiger "Obstdealer" ist somit dieser https://creydt-fruchtsaft.de/
Für mich bestand indes der "Lohn" der gestrigen Aktion definitiv in der Entlastung der Bäume. Das war jetzt zwar nur "unten rum" frei gepflückt - aber oben rum werden mein Mann und ich am Wochenende nachlegen. :-X Oder Anfang der Woche?! Gestern war es total angenehm der einzige Anlieferer zu sein. Kaum regnet´s drei Tropfen, werden die Menschen zu Stubentigern ;D
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Staudo
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Staudo » Antwort #152 am:

Damit es auch künftig alte Streuobstwiesen gibt, müssen jetzt neue gepflanzt werden. Diese pflanzte ich als Ausgleichsmaßnahme für eine Windkraftanlage. Erfreulicherweise wurden fünf Jahre Pflege gleich mit beauflagt. Derzeit bin ich im vierten Jahr. Was danach kommt, weiß derzeit niemand. Die Fläche ist kommunal.
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cydorian
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

cydorian » Antwort #153 am:

Was danach bei Ausgleichflächen-Pflanzungen kommt, kann man in den Gemeinden live erleben. Ich schätze mal, die Quote verlotterter Bäume bzw. Baumruinen liegt langfristig bei 90%. Langfristig funktionierende Modelle gibt es, aber haben sich nicht verbreitet. Dazu müssen mehrere Dinge Hand in Hand gehen, meistens fehlt ein Punkt, dann bricht alles zusammen.

Beispiel von hier bei einem dieser Projekte: Pflanzung funktioniert (machte Nabu), Ernte funktioniert (Ernte wird versteigert). Pflege ein eigenens Thema, lassen wir mal weg. Mittlerweile ein Dritte Ausfälle, weil die Fläche im Auftrag der Gemeinde gemäht wird. Und das macht der übliche "gute Freund einiger Gemeinderäte und der Bürgermeisters", der zufälligerweise einen Maschinenpark betreibt, aber sonst keine Ahnung hat. Er ist preisgünstig, denn wie in ganz Deutschland hat er unqualifizierte rumänische Arbeitssklaven für Billigstlohn an der Hand, die auf seinen Mähgeräten sitzen. Der mäht alles in der Gemeinde. Kleinere Bussgelder wegen Einsatz dafür illegaler Geräte (z.B. einen Forstschredder) steckt er weg. Diese geballte Expertenkompetenz (Vorsicht, Ironie) hat an fast allen Bäumen abgerissene Rinde und angesägte Stammfüsse verursacht. Das wars dann.
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Staudo
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Staudo » Antwort #154 am:

Hier mähe ich die Baumscheiben frei. Damit dabei nichts passiert, habe ich (auf eigene Kosten) die Baumschutzmanschetten angebracht. Gemäht wird mit einem großen Traktor. Der Fahrer wird jedesmal freundlich eingewiesen, etwas Platz zu lassen. Die Baumscheiben sind ja schon frei. ;)
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

frauenschuh » Antwort #155 am:

Ich kann die Wut bestens nachvollziehen. Gerade bei Ersatzmaßnahmen stellt es einem immer wieder die Haare. Wenn es solche wie Peter nicht gibt, wird konsequent zu Tode gepflegt. Dazu haben wir eine Ersatzmaßnahme, in der Erlen und Weiden als Ersatz für eine Umgehungsstraße gepflanzt wurden. Oh pardon. Und kapitale Eschen. Die Weiden und Erlen wurden zwischen Straße und Fußweg gequetscht. Das ist eine zurechtgestutzte Hecke unter Brusthöhe geworden. Handtuchschmal. Und die Eschen - Vorsicht, Sarkasmus an - … völlig unerwartet kam doch da der Eschenpilz des Wegs, so dass jetzt Gott sei Dank, ach pardon, bedauerlicherweise ein Baum nach dem anderen - selbstverständlich ersatzlos - entnommen werden muss. :P

Für eine andere Ersatzmaßnahme sollte auch eine Streuobstwiese erstellt werden. Auf meine Stellungnahme hin hörte ich nie eine Silbe Resonanz.

Die lächerliche Einrichtung solcher Ersatzmaßnahmen führte mit dazu, dass ich der Meinung bin, wir sind ein Volk von Heuchlern. Wir sind soooo grün, soooo umweltbewusst - im Traum oder auf dem Papier. Die Wahrheit ist: Vor unseren Augen geht täglich unglaublich viel kaputt. Und keiner macht was. Respektive wenn man was macht, verliert es sich im Sande der Bürokratie
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

cydorian » Antwort #156 am:

Staudo hat geschrieben: 14. Sep 2018, 12:29
Hier mähe ich die Baumscheiben frei. Damit dabei nichts passiert, habe ich (auf eigene Kosten) die Baumschutzmanschetten angebracht.


Applaus, aber leider nicht die Regel.
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Roeschen1 » Antwort #157 am:

Amur hat geschrieben: 14. Sep 2018, 07:43
Die Plantage am Bodman ist eine Plantage mit größeren Abständen und größerer Baumform. Hat mit einer Streuobstwiese nix aber schon gar nix zu tun. Über Bio steht da auch nix drin also wird ziemlich sicher gespritzt wie in anderen Plantagen auch. Vermutlich etwas weniger gegen "optische" Fehler wie eben Schorf. Ob diese Zwischenpflanzung evtl. zum Abgreifen von Zuschüssen ist, weis ich nicht, aber da gibts ja die tollsten Konstellationen.
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Daß es keine Streuobstanlage ist klar, hat auch niemand geschrieben.
Aber alles Obst wird nach Demeterbedingungen angebaut, siehe hier:
https://www.bodman.de/obst-und-wein.html
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

frauenschuh » Antwort #158 am:

das ist eine von den Wildobstwiesen, die wir gerade geentert haben
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Amur » Antwort #159 am:

Wird der Farn von euren Tieren gefressen?
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

frauenschuh » Antwort #160 am:

Die würden den fressen - dürfen ihn aber nicht. In diesen Bereichen kreiselt der Balkenmäher ::)
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

frauenschuh » Antwort #161 am:

Die Fichten holen wir im Winter raus
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