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Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans (Gelesen 254450 mal)

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Moderator: cydorian

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cydorian
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #615 am:

Bei dieser dauernden feuchten Wärme dieses Jahr siehts wieder ganz nach "Überraschung" aus, früher bis extrem früher Entwicklungsfortschritt. Wahrscheinlich wird dafür der April wieder mal kühler und frostiger wie der Januar, brrr...

Es bringt bei der Peressigsäure-Methode nichts, auf irgendwas zu warten. Es wird schliesslich das Sprossmyzel angegriffen und nicht die Sporen auf den Knospen. Stimmen die Bedingungen, dann baldmöglichst nach Blattfall behandeln. Wenn die Blätter wegen irgendwelcher besonderer Faktoren hängen bleiben (das bestrifft sicher kaum den ganzen Baum), dann abreissen und behandeln. Hier nochmal der ganze Ablauf. Ist ja aus dem Thread schon bekannt.

Ich hab schon mal Anfang November mal am kleineren Baum gerüttelt, die restlichen Blätter segelten runter, gleich behandelt. Besser wie das bange warten im Dezember oder noch später nach geeignetem Wetter.
Dromidier
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Dromidier » Antwort #616 am:

Hallo Pfirsichfreunde,

wirklich ein toller, informationsreicher Thread.

Das mit der Peressigsäure hört sich tatsächlich sehr interessant an und ich habe es gestern mal gemacht, nachdem mein "Benedicte" trotz angeblicher Toleranz und Anwendung des Neudorff Pflanzenstärkungsmittel (wollte im ersten Jahr erstmal testen, was ohne richtige Behandlung geht) ordentlich gekräuselt hat.

Ich denke aber, dass es mittlerweile schon ein bisschen zu spät für die Peressigsäure war. Die Knospen schwellen bei mir wohl schon deutlich, man sieht sogar grüne Blattspitzen. Ist ja bei dem milden Winter auch kein Wunder. Bin mir bei der Einordnung aber nicht sonderlich sicher, habe mal ein Foto angehängt.

Da ich wirklich gar keine Lust habe, dass Benedikt dieses Jahr schon wieder vor sich hin kräuselt und keinen richtigen Ertrag bringt, muss ich wohl oder übel etwas tun. Eigentlich widerstrebt es mir, ein Breitbandfungizid zu spritzen (Duaxo Wirkstoff: Difenoconazol), wo ich am Ende zusätzlich auch nicht wirklich über Rückstände in der Frucht sicher sein kann.

Meint ihr die PES zeigt noch Wirkung oder sollte ich zusätzlich das Fungizid spritzen?

LG Dromidier
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cydorian
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #617 am:

Nachdem du die Zeit nicht zurückdrehen kannst, kannst du nur noch hoffen, dass es was gebracht hat. Ich würde jetzt kein weiteres Mittel mehr anwenden, weil Benedicte zwar auch kräuselt, aber selten so stark dass es wirklich schädigt. Somit hat du bereits zwei verbesserte Chancen: Weniger Schaden durch Sorte und weniger Schaden durch eine gewisse Chance, dass die Peressigsäurebehandlung noch nutzte.

Das Bild zeigt noch keine geschwollenen Knospen, soweit ich das sehe. Wenn du also doch noch ein Fungizid anwenden willst, geht das noch. Sieh dir die Knospen genau an: Knospenschwellen zeigt sich an den Knospenschuppen. Die braunen Schuppen beginnen, sich auseinanderzuziehen. Zwischen Knospenspitze und den nächsten beiden Knospenschuppen erscheint ein grünlich-heller Streifen. Das Erscheinen dieses Streifens ist das Signal. Jetzt schnell! Ab dann liegen erste Blatt-Teile offen, angeschwemmte Pilzsporen können sprossen und die Knospen befallen. Dann kann man mit Mitteln behandeln, die die Sporen angreifen. Bekanntlich greift man mit Peressigsäure nicht die Sporen, sondern das Sprossmyzel an, das zu diesem Zeitpunkt bereits zerfallen ist. Zu spät dafür.

Das ist einer der grossen Vorteile von Peressigsäure: Die Glotzerei auf die Knospen entfällt und die Fragerei "ist das nun Knospenschwellen oder nicht?" Das ist alles irrelevant. Bei passendem Wetter irgendwann im November oder Dezember behandeln, fertig.
bristlecone

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

bristlecone » Antwort #618 am:

Über Wirkungen etwaiger Rückstände von Duaxo in den Pfirsichen musst du dir jedenfalls keine Sorgen machen.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Dromidier » Antwort #619 am:

Herzlichen Dank!

Ich werde wohl noch eine PES-Spritzung unternehmen und dann mal hoffen.

Hat jemand zufällig Erfahrungen mit der Sorte "Flamingo", deren Blüten wohl relativ unempfindlich gegenüber Spätfrösten sein sollen? Finde nämlich, dass Spätfröste mittlerweile schon fast zu einem größeren Problem werden als die KK.


LG Dromidier
Azubi
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Azubi » Antwort #620 am:

Ich habe 3%ige Wasserstoffperoxid-Lösung gekauft und bin jetzt etwas verunsichert. Als Stabilisator enthält sie 10% Phosphorsäure. Die Lösung müsste somit einen pH-Wert von ca. 3 haben. Ist das nicht ein bißchen sauer für ein Pfirsichbäumchen? Wie viel Phosphorsäure ist in eurer H2O2-Lösung enthalten??
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cydorian
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #621 am:

Steht nichts auf der Packung. Allerdings kommt ja auch Essig dazu, sauer ist es dann sowieso. Im blattlosen Zustand ist die Verträglichkeit erstklassig.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Azubi » Antwort #622 am:

Da es vermutlich nicht viele Hersteller gibt, gehe ich mal davon aus, dass wir alle die gleiche Lösung haben.
Trotzdem wäre es interessant, wenn noch jemand auf seiner Flasche nachsehen könnte.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Wurmkönig » Antwort #623 am:

Auf den kleinen 3% Fläschchen die du in Drogeriemärkten kriegst ist das in der Regel drin. Das reicht natürlich nicht wenn man ganze Bäume damit behandeln will bzw. wird ziemlich teuer. Bei den höher konzentrierten Produkten, die man runterverdünnen muss sind andere Stabilisatoren enthalten.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Azubi » Antwort #624 am:

Danke für eure Antworten.
Dass eine H2O2-Lösung stabilisiert werden muss, ist mir schon klar, ich wundere mich nur über die hohe Konzentration der Phosphorsäure. So ganz geheuer ist mir das nicht (die große Konzentration an Phosphorsäure, nicht die Methode mit Peressigsäure gegen die Kräuselkrankheit ). Vielleicht teste ich die Lösung erst mal an einem Triebende, das ohnehin geschnitten wird.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Rib-2BW » Antwort #625 am:

Azubi hat geschrieben: 15. Okt 2018, 19:25
Als Stabilisator enthält sie 10% Phosphorsäure. Die Lösung müsste somit einen pH-Wert von ca. 3 haben.


Ich komme da auf einen anderen pH-Wert:

c : Stoffmengenkonzentration [mol/L]
Konz : Konzentration [%]
d : Dichte [kg/L] (Wurde hier einfachheitshalber mit 1Kg/L gesetzt)
M : Molmasse der Phosphorsäure [g/mol]

c = (10 * Konc * d) / M
= (10 * 10% * 1kg/L) / 97,99g/mol
= 1,02mol/L

pH = (pKs - -log c) / 2
= (2,12 - -log 1,02) / 2
= (2,12 - -0,01) / 2
= 1,07

Bedenke, dass man hier nur rel. kleine Mengen am Ast verwendet. Der Ast liegt also nicht stundenlang in dieser Lösung. Daher wird dieser Wert nicht die Wirkung entfalten, die man sich bei einer stark sauren Lösung vorstellt. Soll heißen: Keine Sorge

Schutzbrille anziehen!
Die Lösung hält nur 1 Jahr (Manchmal wird 3 Jahre angegeben).
Kühl und dunkel lagern.
Das ist ein theoretischer sowie ungenauer Wert. Eine Messung kann einen anderen Wert ergeben.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

thuja thujon » Antwort #626 am:

Azubi hat geschrieben: 15. Okt 2018, 19:25Ich habe 3%ige Wasserstoffperoxid-Lösung gekauft und bin jetzt etwas verunsichert. Als Stabilisator enthält sie 10% Phosphorsäure.
Das möchte ich bezweifeln. Enthält sie vielleicht 10%ige Phosphorsäure als `Zutat´? Wobei unbekannt ist, wieviel %ig die Phosphorsäure in der fertigen Lösung ist?
Etiketten kann man ja so und so lesen.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

haweha » Antwort #627 am:

10% Phosphorsäure,
zu 5 gramm pro Liter Lösung!
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

thuja thujon » Antwort #628 am:

Also c H3PO4 = 0,5g/L

Das ist verdünnt.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #629 am:

Cola hat 0,5 bis 0,7g E338 (Phosphorsäure) pro Liter...
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