News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten! | garten-pur unterstützen mit einer Spende oder über das Partnerprogramm!

Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum (Gelesen 3105 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

Antworten
b-hoernchen
Beiträge: 3747
Registriert: 10. Mai 2013, 19:07

Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

b-hoernchen »

Die folgenden Bilder einer Veredelung von Seestermüher Zitronenapfel auf M26 (aus dem Frühjahr 2017) zeigen ein bei mir häufiges Problem:
Die Stammverlängerung (Austrieb aus oberster Knospe des Edelreises) entwickelt sich schwächer als ein Seitentrieb darunter.

Der Baum soll eigentlich ein Buschbaum/eine Spindel werden - möglichst niedrig zu beernten . Da wäre der nach links abgehende Seitentrieb mit nur 30cm über dem Boden zwar relativ tief, aber doch annehmbar?

Meine Sorge ist, dass der gut entwickelte Seitentrieb (im Beispiel nach links abgehend) immer eine starke Konkurrenz zum Mitteltrieb (im Beispiel rechts, an den Bambusstab angelehnt) bleibt und sich letzterer nie deutlich dominant entwickelt - ist das begründet?
Würde ich nun allerdings den Mitteltrieb entfernen und den Seitentrieb als neuen Haupttrieb zu ziehen versuchen, bleibt im Baum ein hässlicher "Schlenzer" zu Seite von mindestens 15 cm, da der Seitentrieb an der Basis schon ziemlich steif geworden ist.

Wie würdet ihr vorgehen?
a1) Die jetzige Stammverlängerung zu Gunsten des Seitentriebs entfernen und - Schlenzer hin oder her - den Seitentrieb zum Haupttrieb machen? (Danach anschneiden, um Seitenäste zu erhalten).
a2) Den Seitentrieb zum Haupttrieb machen und von der jetzigen Stammverlängerung einen Stummel als Basis für einen tiefen Seitentrieb behalten.
b) Den erstarkten Seitentrieb ganz rausnehmen (auf Astring schneiden) und durch Rüchschnitt des derzeitigen Haupttriebs auf neue, weniger starke Seitentriebe hoffen?
c) Den erstarkten Seitentrieb stark zurückschneiden (auf Stummel, vielleicht 20cm lang), somit als untersten Seitenast eines zukünftigen Buschbaums erhalten und hoffen, dass ihn der Rückschnitt genügend "degradiert", um der jetzigen Stammverlängerung die erhoffte Dominanz zu geben?

Die Knospen im unteren Bereich der Stammverlängerung machen mir den Eindruck, als könnten sie schon Blütenknospen sein

Bild 1:


Dateianhänge
IMG_5333.JPG
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
b-hoernchen
Beiträge: 3747
Registriert: 10. Mai 2013, 19:07

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

b-hoernchen » Antwort #1 am:

Bild 2:
Dateianhänge
IMG_5334.JPG
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
b-hoernchen
Beiträge: 3747
Registriert: 10. Mai 2013, 19:07

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

b-hoernchen » Antwort #2 am:

Bild 3:
Dateianhänge
IMG_5336.JPG
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
b-hoernchen
Beiträge: 3747
Registriert: 10. Mai 2013, 19:07

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

b-hoernchen » Antwort #3 am:

Bild 4:
Dateianhänge
IMG_5338.JPG
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21466
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

thuja thujon » Antwort #4 am:

Der Seitentrieb ist schon deutlich dominanter wie die Stammverlängerung. Die ist praktisch schon abgehängt. Schau dir den Querschnitt an der Basis, dort wo die 2 Triebe rauskommen, an. Da siehst du wieviel mehr Saft der hat als die Stammverlängerung, fast doppelt so viel. Ich würde definitv den Seitentrieb weiterziehen und den Rest komplett entfernen. Das stört die Physiologie bzw den Saftfluss im Baum am wenigsten und hinterlässt auch die kleinste Wunde.
Mich würde der Knick nicht stören, der wächst sich raus.
30cm tiefe Seitenäste sind zu tief, wenn die 30cm lang sind und ein Apfel dranhängt, fault der auf dem Boden liegend. 60cm ist fast die untere Grenze dass die Früchte im höheren Baumalter nicht aufliegen, abhängig von der Intensität des Schnitts natürlich, also wie lange Seitenäste überhaupt werden dürfen.

PS: wenn du damals gepfropft hast, kannst du kurz nach dem Austrieb vom Edelreis alle unnötigen Triebe ausbrechen. Das obere Auge treibt oft recht schwach wenn man keinen kleinen Zapfen über dem Auge stehen lässt. Mindestens 1,5cm sollten bleiben, finde ich.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
Waldgärtner
Beiträge: 756
Registriert: 26. Jan 2014, 15:32
Kontaktdaten:

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

Waldgärtner » Antwort #5 am:

thuja hat geschrieben: 1. Jan 2019, 18:11
Ich würde definitv den Seitentrieb weiterziehen und den Rest komplett entfernen.


Sehe ich genauso!
Wenn du diese neue Mitte mittig fixierst, verwächst sich das schnell.
b-hoernchen
Beiträge: 3747
Registriert: 10. Mai 2013, 19:07

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

b-hoernchen » Antwort #6 am:

Hmm - bin noch nicht restlos überzeugt (auch weil ich an einem Piros sehe, wie hartnäckig hässlich sich solche Schlenzer halten).

Was wäre denn die Konsequenz von Lösung b - den Seitentrieb auf Astring entfernen? Müsste der Baum denn nicht dann die ganze Kraft in die jetzt noch schwache Stammverlängerung stecken? Oder meint ihr, der Baum würde dann nur mehr zu Kümmerwuchs neigen?
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
Benutzeravatar
dmks
Beiträge: 4329
Registriert: 18. Jul 2011, 08:45
Wohnort: bei Forst/Lausitz
Region: 24 Einwohner/km² (Ortslage)
Höhe über NHN: 67m
Bodenart: sandiger Lehm und lehmiger Sand

Staatlich anerkannter Steuerzahler

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

dmks » Antwort #7 am:

b hat geschrieben: 2. Jan 2019, 21:03
Was wäre denn die Konsequenz von Lösung b - den Seitentrieb auf Astring entfernen?


Du hättest die größere Schnittfläche :-\
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
b-hoernchen
Beiträge: 3747
Registriert: 10. Mai 2013, 19:07

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

b-hoernchen » Antwort #8 am:

Na ja, das steckt so ein junger Baum doch mit links weg... .
Ich meinte, was wäre denn die Konsequenz für das weitere Wachstum des Baumes?
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
Benutzeravatar
dmks
Beiträge: 4329
Registriert: 18. Jul 2011, 08:45
Wohnort: bei Forst/Lausitz
Region: 24 Einwohner/km² (Ortslage)
Höhe über NHN: 67m
Bodenart: sandiger Lehm und lehmiger Sand

Staatlich anerkannter Steuerzahler

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

dmks » Antwort #9 am:

Das war wegen Deiner Sorge um die zu verwachsende Schnittwunde 8)
Aber auch für die künftige Entwicklung des Baumes ist die linke Seite, also der untere Austrieb günstiger.
Die Gründe dafür wurden hier schon beschrieben.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21466
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

thuja thujon » Antwort #10 am:

b hat geschrieben: 2. Jan 2019, 21:03Was wäre denn die Konsequenz von Lösung b - den Seitentrieb auf Astring entfernen? Müsste der Baum denn nicht dann die ganze Kraft in die jetzt noch schwache Stammverlängerung stecken?
Der Baum hat schon deutlich mehr Leitungsbahnen in den linken Ast investiert, der rechte hat den Kampf verloren, Fruchtholz, keine Stammverlängerung. Entfernt man die Triebe, die `den Wuchs aufnehmen´, provoziert sowas bei größeren Bäumen Alarmtriebe oder Wasserschosser. Es bringt unter Umständen den ganzen Aufbau durcheinander. Der rechte Ast ist also nicht gezwungen weiterzuwachsen, er wurde bereits abgehängt. Hättest du eine Unterlage die Wurzelschosse machen kann, würde ich auf jeden Fall mit welchen rechnen. Das wäre für den Baum einfacher als den Verlust seiner 3/4sen Krone.

Die Natur des Baumes spricht einfach gegen den rechten Trieb behalten. So schön der auch als Fruchtholz ist. Früchte will aber keiner im Kindergarten/Baumschule.

gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
b-hoernchen
Beiträge: 3747
Registriert: 10. Mai 2013, 19:07

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

b-hoernchen » Antwort #11 am:

thuja hat geschrieben: 2. Jan 2019, 23:01
... Früchte will aber keiner im Kindergarten/Baumschule.

Ihr seid so vernünftig und ich bin so unvernünftig... das muss ich erst mal sacken lassen. Zumal ich nicht weiß, wie lange ich noch da bin, um Äpfel zu ernten oder der rasch verlaufende Klimawandel es noch gestattet, welche anzubauen.
Hatte mich schon so auf die ersten Probierfrüchte auf M26 gefreut - das tut weh, sowas zu akzeptieren.
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
Wühlmaus
Beiträge: 9813
Registriert: 8. Apr 2015, 19:47
Kontaktdaten:

Raue Ostalb, 6b, Tallage 500m üNN

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

Wühlmaus » Antwort #12 am:

Bin ja nur autodidaktischer schneidender Laie 8) Aber abgesehen davon, dass es mich wundert, dass dieser "Paralelwuchs" zugelassen wurde, würde ich auch den ursprünglich als Mitteltrieb gedachten Teil komplett raus nehmen.
Der wirkt auf mich wie ein falsch plazierter (junger) Tragast, den man sowieso in spätestens zwei Jahren entfernen/verjüngen müsste. Für mich sieht er so aus, als ob er wohl heuer blühen aber keine kräftigen Seitentriebe bilden will.
WühlmausGrüße

"Das Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Aber dafür wurde es nicht gebaut." Paulo Coelho
Benutzeravatar
dmks
Beiträge: 4329
Registriert: 18. Jul 2011, 08:45
Wohnort: bei Forst/Lausitz
Region: 24 Einwohner/km² (Ortslage)
Höhe über NHN: 67m
Bodenart: sandiger Lehm und lehmiger Sand

Staatlich anerkannter Steuerzahler

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

dmks » Antwort #13 am:

Auf Bild 3 ist übrigens zu sehen: das identische Problem taucht weiter oben nochmals auf ;)
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21466
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Frage zum Erziehungsschnitt beim Apfelbaum

thuja thujon » Antwort #14 am:

Ich habs auch lernen müssen.
Okuliere das nächste mal einen Baum extra, dann kannst du eine Probierfrucht ernten und den Baum entsorgen. Aber denke dran, Erstlingsfrüchte sind nicht typisch. Es fehlt die eingelagerte Energie im Holz und deswegen verhungern durch die zu frühen Früchte auch die Bäume.

Die Blüten von den Okulationen unten habe ich jede einzeln mit der Küchenschere entfernt.

Auf Bild 3 weiter oben denke ich hat die Spitzenknospe was abbekommen. Die beiden Nachtriebe sind auffallend oft recht gleichwüchsig. Ich habe heute einen Baum geschnitten, der war voll mit sowas.
Dateianhänge
Ananasrenette M9.jpg
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Antworten